Tironische Noten
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Die Tironischen Noten sind ein römisches Kurzschriftsystem, das insbesondere im ersten vorchristlichen Jahrhundert von Marcus Tullius Tiro, dem Privatsekretär Ciceros, zum Mitschreiben von Reden und Gerichtsverhandlungen entwickelt wurde und rund 4.000 Zeichen umfasste.
Das Zeichensystem besteht aus stark reduzierten Kapital-, teils aus Kursivbuchstaben. Die groß geschriebenem Hauptzeichen (Wortzeichen) stehen für ein ganzes Wort und werden ergänzt durch kleine Beizeichen (Auxiliar, titulus), das die Flexionsendung ausdrückt.
Tiro unterrichtete jugendliche Senatoren in seinen Noten, und diese zeichneten damit am 5. Dezember 63 v. Chr. die Anklagerede gegen Catilina nach dem Verfahren der Schreibrunde auf. Die Tironischen Noten waren in der Antike wichtiger Bestandteil der Schreibausbildung. Bis zum Ende des römischen Reiches hatte sich der Zeichenschaft mehr als verdoppelt. In den Commentarii Notarum Tironianarum, der im 5. Jahrhundert entstandenen Sammlung der tironischen Noten, die im Mittelalter die Hauptquelle ihrer Kenntnis bildete, sind 13.000 Zeichen zu finden.
Im Frankenreich wurden die tironischen Noten insbesondere von den Urkundenschreibern der fränkischen Herrscher verwendet. Seit dem 10. Jahrhundert sind sie aber nur vereinzelt verwendet worden. Einzelne Zeichen sind in den allgemeinen Schatz der Abkürzungen übergegangen, die hauptsächlich zur Raumersparnis verwendet wurden. Für den Alltagsgebrauch waren die Noten zu schwierig. In Deutschland sind aus dem hohen und späten Mittelalter besonders wenige Spuren ihrer Verwendung belegt.
Im Mittelalter wurden die tironischen Noten zum Korrigieren, Exzerpieren und Kommentieren von Handschriften verwendet. Einige Tironische Noten wurden bis ins 17. Jahrhundert in ganz Westeuropa verwendet.
Als einzige tironische Note wird das et (Unicode U+204A "⁊") heute noch verwendet, und zwar im Irischen statt &.
[Bearbeiten] Weblinks
- TypoAkademie München: Tironische Noten
- Karl Eberhard Henke: Über Tironische Noten Handschrift B 16 der Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica, ca. 1960