Trollinger
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Der Trollinger, auch Blauer Trollinger, ist eine rote Rebsorte. Der Name ist vermutlich aus „Tirolinger“ entstanden, da die zugrunde liegende Traube die Südtiroler Rebsorte Vernatsch (nicht zu verwechseln mit dem italienischen Vernaccia) ist. Varianten des Trollinger sind Großvernatsch (italienisch Schiava Grossa), Edelvernatsch (italienisch Schiava Gentile).
Weitere Synonyme sind: Fleischtraube, Bocksauge, Bockstraube, Troller, Hammelshoden, Frankenthaler, Malvasier...
Diese Rebsorte wurde schon von den Römern an den Rhein gebracht, von wo aus sie sich auch ins Neckartal weiterverbreitet hat. Die Hauptanbaugebiete liegen heute in Südtirol (Norditalien) und Württemberg. Kleine, aber zunehmende Anbauflächen liegen im angrenzenden Kraichgau (Weinbaugebiet Baden).
Trollinger ist im Weinbaugebiet Württemberg die meist angebaute Rebsorte. Der ertragsstarke Trollinger verlangt beste Lagen und reift spät. Daher wird diese Rebsorte üblicherweise in Hanglage angebaut. Zur Qualitätsverbesserung wird der Traubenansatz im unreifen zunehmend reduziert, was als "Ausdünnen" oder "grüne Lese" bezeichnet wird. Die Rebsorte ist insgesamt sehr wuchsfreudig und empfindlich gegen Krankheiten, Schädlinge und Frost, wohl aufgrund der relativ weichen Blätter und Triebe. Die Trauben sind sehr großbeerig, mit einer eher dünnen Beerenhaut. Sie finden, während die Rebsorte zur Weingewinnung fast nur in Südtirol und Württemberg genutzt wird, weltweit starke Verwendung als Tafeltraube unter der Bezeichnung Black Hamburg.
Gute Trollingerweine sind rubinrot und werden mit den Attributen "frisch" und "saftig" beschrieben, sie benötigen keine langen Lagerzeiten und sind meist innerhalb eines Jahres trinkreif. Trollinger-Weine werden selten als Prädikatsweine ausgebaut, ein Großteil wird mit Lemberger-Weinen verschnitten, entweder als Trollinger mit Lemberger oder seltener als Lemberger mit Trollinger, die jeweils erstgenannte Rebsorte macht den größeren Anteil des Verschnitts aus. Hell gekeltert ergeben sie einen lachsfarbenen Weißherbst, einen aus roten Trauben durch direktes Abpressen erzeugten hellen Wein.
Der Trollinger wird in Württemberg meist zu eher schwächeren Weinen verarbeitet, weil der Ertrag zu hoch ist und der Wein mittels Maischeerhitzung behandelt wird. Der größte Teil des Württemberger Trollingers wird auf diese Weise hergestellt.Quelle fehlt
Als eigenständige Sorte wird seltener der Muskat-Trollinger angebaut, der noch später reift und ertragsunsicher ist. Er weist ein zartes Muskat-Aroma auf und bringt in guten Jahren hervorragende Weine hervor.
Der Trollinger ist der Inbegriff des schwäbischen Vierteles-Weins - und damit Ausdruck einer bodenständigen Weinkultur im Württembergischen; der Wertschätzung, die er in seinem Hauptanbaugebiet erfährt, steht außerhalb davon weitgehende Ablehnung entgegen.
Die Anbaufläche in Deutschland (Stand: 1. März 2004) umfasst 2.607 ha (= 2,5 % der Rebfläche) davon im Anbaugebiet Württemberg: 2.597 ha (= 23,3 %).
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Literatur
- C.u.F. Lange: Das Weinlexikon, Fischer Verlag 2003, ISBN 3-596-15867-2