Two-Spirit
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Two Spirit (original: niizh manidoowag) ist die aus der Ojibwa Sprachengruppe ins englische übersetzte Bezeichnung für ein drittes bzw. viertes Geschlecht, welches es im von der westlichen Kultur abweichenden Geschlechtermodell bei vielen alten nordamerikanischen Indianerstämmen gegeben hat. Two-Spirit bedeutet, dass zwei Seelen in einem Körper vereint sind.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Als die Europäer nach Amerika kamen mussten sie zu ihrer großen Überraschung feststellen, dass die dort lebenden Ureinwohner eine vollkommen andere Kultur hatten. Besonders in der Geschlechterrolle war sie stark verschieden. Dies bestärkte die Weißen nur noch mehr in ihrer Auffassung, dass die Indianer "minderwertig" seien, und sie hatten so einen Grund mehr, die Indianer zu verfolgen und nahezu auszurotten. Es war der größte Massenmord in der Geschichte seit Menschengedenken. Aber selbst wenn die Indianer sofort die Kultur der Weißen angenommen hätten, hätten die Europäer die Indianer nicht verschont. Trotz der großen Unterdrückung und Verfolgung der Indiander durch die Weißen, nahmen die Indiander nach und nach die Kultur und die Denkweisen der Weißen an. So dass die letzten Two-Spirit People nach den zweiten Weltkrieg selbst von ihren eigenen Leuten isoliert und verachtet in den Reservaten starben. Über das Leben der Two-Spirit und die damalige nordamerikanische Kultur der Indiander ist nur wenig bekannt, da die meisten Berichte darüber oft nur ihre Verabscheuung über Männer, die in Frauenkleidung herumliefen, und Frauen, die Krieger waren, zum Ausdruck brachten. Die Weißen machten auch keinen Halt davor, kurz nach der Entdeckung solcher Menschen diese den Hunden vorzuwerfen oder ähnliche Greueltaten an ihnen zu verüben.
[Bearbeiten] Kultur
Es war dort üblich, Jungen oder Mädchen (meist noch vor der Pubertät), die in ihrem Verhalten und ihren Fähigkeiten zu dem anderen als ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht neigten, als Two-Spirits anzusehen. Das Geschlecht, dem man sich zugehörig fühlte und von welchem Geschlecht man sich angezogen fühlte, also mit welchem Geschlecht man Sex haben mochte, waren zwei voneinander getrennte Dinge in der damaligen indianischen Kultur. Damit war eine Frau, die sich anzog und verhielt wie ein Mann oder umgekehrt, nicht mit einem Mann bzw. einer Frau im üblichen Sinne gleichzusetzen, sondern nahmen eine besondere Stellung in der indianischen Gesellschaft ein. Sie wurden oft als Menschen mit besonderen Kräften und Fähigkeiten verehrt. So waren Two-Sprits mit einem von Geburt an männlichen Körper oft Heiler und Two-Spirits mit einem von Geburt an weiblichen Körper oft Krieger oder sogar Häuptling. Sie gingen auch in der Regel mit dem gleichen wie ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht eine Partnerschaft ein. Trotzdem sind sie im herkömmlichen Sinne nicht als schwul oder lesbisch zu betrachten, weil sie nicht ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht beibehielten und es auch nicht tauschten, wie es bei Transsexuellen der Fall ist, sondern nach indianischer Auffassung das dritte bzw. vierte Geschlecht hatten. So waren in der indianischen Kultur Männer die mit einem als Mann geborenen Two-Spirit geschlechtlichen Verkehr hatten, auch deshalb nicht als schwul anzusehen. Denn die als Mann geborene Two-Spirit nahm beim Geschlechtsverkehr die passive Rolle und nicht die für den Mann typische aktive Rolle an.
[Bearbeiten] Heute
Trotz der Bemühungen vieler lesbischer, schwuler, transgender, intersexueller oder transsexueller Indianer, die damalige indianische Kultur mit ihrem Geschlechterverständniss wieder aufleben zu lassen, war dies nicht möglich. Die heutigen Indianer haben die Normen und Werte der Europäer verinnerlicht. So gibt es die Two-Spirit heute nicht mehr. Sie sind mit der Besiedlung Amerikas und der Unterdrückung der Indianer verschwunden. An ihre Stelle ist ein in der westlichen Kultur übliches Verständnis von nur zwei Geschlechtern, dass man auch als Heteronormativität bezeichnet, gerückt.
[Bearbeiten] Literatur
- Cameron, Michelle. (2005). Two-spirited Aboriginal people: Continuing cultural appropriation by non-Aboriginal society. Canadian Women Studies, 24 (2/3), 123-127.
- Conley, Craig. Oracle of the two-fold deities.
- Jacobs, Sue-Ellen; Wesley Thomas, and Sabine Lang (Eds.). (1997). Two-spirit people: Native American gender identity, sexuality, and spirituality. Urbana: University of Illinois Press. ISBN 0252023447, ISBN 0252066456. *
- Lang, Sabine. (1998). Men as women, women as men: Changing gender in Native American cultures. Austin, TX: University of Texas Press. ISBN 0292747004, ISBN 0292747012. *
- Medicine, Beatrice. (1997). Changing Native American roles in an urban context and changing Native American sex roles in an urban context. In S.-E. Jacobs, W. Thomas, & S. Lang (Eds.) (pp. 145-148). *
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- Roscoe, Will. (1998). Changing ones: Third and fourth genders in native North America. New York: St. Martin's Press. ISBN 0312175396. *
- Roscoe, Will; & Gay American Indians. (1988). Living the spirit: A gay American Indian anthology. New York: St. Martin's Press. ISBN 0312018991.
- Rowe, J. Spencer (2005). "The Last of the Dodo's:Voice of the Two Spirit". USA: Lulu Publishing. ISBN 1411623584
- Schaeffer, Claude E. (1965). The Kutenai female berdache. Ethnohistory, 12 (3), 193-236.
- Schultz, James W. (1916). Blackfeet tales of Glacier National Park. Boston: Houghton Mifflin Co.
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- Spanbauer, Tom. (1991). The man who fell in love with the moon: A novel. New York: Atlantic Monthly Press. ISBN 0871134683.
- Trexler, Richard C. (1995). Sex and conquest: Gendered violence, political order, and the European conquest of the Americas. Ithaca, NY: Cornell University Press. ISBN 0801432243. *
- Williams, Walter L. (1986). The spirit and the flesh: Sexual diversity in American Indian cultures. Boston: Beacon Press. ISBN 0807046027.
- Wolf, Rope. Two-spirit: Belonging [Film]
[* = besonders empfehlenswert]
[Bearbeiten] Weblinks
- wienerzeitung.at - EXTRA-Lexikon: Peter F. N. Hörz: Berdaches und Two Spirit People, 16. Mai 2003
- LSVD: Gibt es überall Schwule und Lesben? - Andere Länder, Andere Sitten, gesehen am 4. Dezember 2006