Massenmord
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Unter Massenmord versteht man den Mord an einer großen Anzahl von Menschen durch einen Staat, eine Gruppe oder eine Einzelperson. Der Massenmord ist zu unterscheiden vom Serienmord, bei dem eine Mehrzahl von einzelnen Personen, oftmals mit ähnlichen Eigenschaften, in Zeitabständen ermordet werden. Im Gegensatz zum Völkermord erfolgt beim Massenmord die Auswahl der Opfer nicht in erster Linie nach einer ethnischen Gruppe oder einer Volkszugehörigkeit; Massenmord ist kein völkerrechtlicher Begriff. Ebenso wie beim Völkermord wird dieser Begriff oftmals von Interessengruppen mit dem Ziel benutzt, in der Öffentlichkeit eine Betroffenheit hervorzurufen und sie für ihr Anliegen zu sensibilisieren.
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[Bearbeiten] Massenmord durch Einzelpersonen
Das amerikanische Bureau of Justice Statistics definiert einen Massenmord als den Mord an mindestens vier Personen am selben Ort zur selben Zeit. Wenn ein Massenmord durch eine einzelne Person ohne politischen Hintergrund erfolgt, dann handelt es sich meist um Fälle eines erweiterten Suizids. Neben Amokläufern fallen auch Menschen mit psychischen Störungen als Täter auf.
[Bearbeiten] Massenmord durch Staat oder Kirche
- Christenverfolgung
- 843: Theodora II. befiehlt Massenhinrichtungen, denen mehr als 100.000 Paulikianer zum Opfer fallen.
- 1099: Im Ersten Kreuzzug weden nach der Belagerung von Jerusalem nahezu alle Einwohner (etwa 30000 bis 70000) getötet.
- 1209: Im Albigenserkreuzzug werden alle Einwohner der Stadt Béziers (etwa 20.000) getötet.
- 1226: Der choresmische Schah Jalal ud Din köpft in Tiflis rund 100.000 Georgier, die sich weigerten, ihre Ikonen mit Füßen zu treten und zu bespucken.
- 1474 - 1782: Im Rahmen der Hexenverfolgung werden nach Schätzungen etwa 40.000 bis 60.000 Menschen hingerichtet.
- 1572: In der Bartholomäusnacht werden zwischen 3.000 und 10.000 Hugenotten - aus angeblich religiösen Gründen - ermordet.
- 1894 – 96 und 1915 Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich; erst zur Schaffung eines "ethnisch homogenen Nationalstaats", später weil den vorwiegend christlichen Armeniern die Schuld an dem Scheitern türkischer Offensiven gegen das christliche Russland im Ersten Weltkrieg gegeben wurde. Schätzungen reichen von 600.000 - 1.500.000 ermordeten Armeniern.
- 1928–1953: Massenmorde zur Hoch-Zeit des stalinistischen Systems: Mehr als 20 Mio. Menschen fallen Säuberungsaktionen zum Opfer: Betroffene kommen aus der "normalen" Gesellschaft, sind aber auch deutsche Kriegsgefangene, heimgekehrte sowjetische Kriegsgefangene (als angebliche Kollaborateure) und ganze Volksgruppen.
- 1933 - 1945: In Deutschland, von Deutschland besetzten Gebieten und mit Deutschland verbündeten Staaten werden etwa 6 Millionen Juden und andere, vermeintlich nicht ins System passende Menschen ermordet - in KZs, bei Massenerschießungen, bei zumeist staatlich organisierten Pogromen und in Gaskammern.
- siehe auch: Holocaust, Vernichtungslager
- 1939 - 1945: In Deutschland wurde mit der sogenannten „Kindereuthanasie“ im Jahre 1939 die Tötung von erbkranken und kognitiv oder körperlich beeinträchtigten Säuglingen und Kindern begonnen, der mindestens 5.000 Kinder zum Opfer fielen. Die nach Sept. 1939 darauf folgende „Erwachseneneuthanasie“ (oder Krankenmord, Aktion T 4, Vernichtung lebensunwerten Lebens), mit der planmäßig wahrscheinlich über 70.000 Bewohner von Heil- und Pflegeanstalten umgebracht wurden, wurde nach ihrer offiziellen Einstellung im August 1941 dezentral in vielen Heil- und Krankenanstalten als Serientötungen bis zum Kriegsende weitergeführt.
- 1943 - 1976: Die Gewaltherrschaft Mao Zedongs in China fordert insgesamt das Leben von 70 Mio. Menschen, die hauptsächlich während der Kulturrevolution ihr Leben ließen.
- 1965 - 1966: Die Willkürherrschaft des Sukarno-Regimes in Indonesien provoziert einen angeblichen kommunistischen Umsturzversuch. Dieser scheitert an einem Gegenputsch der Armee, in dessen Verlauf zwischen 100.000 und einer Million Menschen umgebracht werden, vor allem tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der kommunistischen Partei Indonesiens (PKI). Die Vorgänge sind bis heute nur unzureichend untersucht, was die Unklarheit über die Opferzahl erklärt.
- 1975 - 1979: Über 2 Millionen Kambodschaner sterben bei Säuberungsaktionen und in Straflagern der Roten Khmer (siehe auch Killing Fields)
Als die drei größten Massenmörder der Geschichte können Mao Zedong, Josef Stalin und Adolf Hitler gesehen werden, die zur Durchsetzung ihrer unterschiedlichen Interessen insgesamt den Tod von ca. 140 Mio. Menschen verantworten.
[Bearbeiten] Massenmord im Krieg
Der Mord an Zivilisten oder Gefangenen im Krieg gilt als Kriegsverbrechen. Ein Massenmord im Krieg gilt sogar als Völkermord, wenn ein ethnischer Hintergrund erkennbar ist und die Absicht der Auslöschung der gesamten ethnischen Gruppe erkennbar ist. Massenmorde geschahen in nahezu allen Kriegen der Neuzeit. Die Opferzahlen der Massenmorde in den verschiedenen Kriegen ist meistens nicht abschätzbar, da in den Kriegswirren kaum eine Trennung der Zahlen von der Anzahl „regulärer Kriegstoten" möglich ist. Neben der Bezeichnung Massenmord gibt es auch noch den Begriff Massaker, der aus dem alt-französischen macacre für „Schlachthaus“ entlehnt ist. Beispiele solcher Massenmorde im Krieg sind:
- Das Massaker von Kraljevo und Kragujevac und das Massaker von Kondomari durch Einheiten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
- Das Massaker von Katyn und Charkow an 15.000 polnischen Generalen, Offizieren und Führungspersönlichkeiten durch NKWD-Einheiten im April 1940.
- Der Massenmord von Babyn Jar an der jüdischen Bevölkerung der Stadt Kiew im September/Oktober 1941
- Das Massaker von Nanking an der Bevölkerung in Nanking, insgesamt ca. 300.000 Tote um den 13. Dezember 1937
- Das Massaker von My Lai an der Bevölkerung eines südvietnamesischen Dorfes durch die US-Armee im Jahre 1968.
- Das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkrieges durch serbische Truppen im Jahre 1995.
[Bearbeiten] Massenmord durch Terroristen
In den vergangenen Jahren haben Terroristen immer wieder Massenmorde - meist in Form von Selbstmordattentatbegangen. Die bekanntesten Massenmorde mit terroristischer Absicht sind:
- 1980: Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna mit 85 Toten und 200 Verletzten. Die Tat wird erst linksextremen Terroristen zugeschrieben, später stellt sich heraus, dass die Geheimorganisation Gladio für die Tat verantwortlich ist. Die Gladio-Mitglieder und Rechtsextremisten Giusva Fioravanti und Francesca Mambro werden im Jahr 1995 vor Gericht gestellt und verurteilt.
- 1988: Pan-American-Flug 103 wird durch Terroristen zum Absturz gebracht. Die Zahl der Todesopfer liegt bei 270.
- 1995: Eine Autobombe rechtsgerichteter Milizionäre tötet beim Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City 168 Menschen.
- 2001: Die Anschläge des 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon durch islamische Terroristen. Die Anzahl der Toten wird auf 3.478 geschätzt.
- 2002: Der Terroranschlag auf der indonesischen Insel Bali fordert 202 Menschenleben, hauptsächlich Touristen.
- 2004: Die Madrider Zuganschläge am 11. März 2004, genau 30 Monate nach den Anschlägen in den USA. 191 Menschen sterben.
- 2004: Die Geiselnahme von Beslan mit etwa 400 Toten, die Hälfte davon Kinder.
- 2005: Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London
[Bearbeiten] Massenmord durch Bevölkerungsgruppen
- Pogrome: Bereits in der Antike gab es Hass auf Juden, besonders im Mittelalter während der Zeit der Kreuzzüge steigerte er sich zu Ausschreitungen und Verbrennungen von Juden. Auch Roma, Sinti und Jenische, Landstreicher und als "Hexen" verfolgte Frauen waren betroffen.
- Völkermord in Ruanda zwischen den Hutu und Tutsi 1994
[Bearbeiten] Siehe auch
Völkermord, Mord, Serienmord, Kriegsverbrechen, Massaker, Demozid, Holocaust, Amoklauf
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