Umkehrdach
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Umkehrdach ist die Bezeichnung für eine Sonderform des als Warmdach (nicht belüftetes Dach) ausgeführten Flachdaches. Es wurde in den 50er Jahren in Amerika entwickelt.
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[Bearbeiten] Aufbau
Im Gegensatz zum konventionellen Flachdach ist das Umkehrdach gekennzeichnet durch eine umgekehrte Anordnung der Bauteilschichten. Entgegen dem üblichen Warmdachaufbau wird die Abdichtungsebene direkt auf die tragende Konstruktion (z.B. Stahlbetondecke) aufgebracht, die Dämmebene liegt auf der Abdichtung. In Folgenden werden anhand eines schematischen Aufbaues die einzelnen Bauteilschichten erläutert (von außen nach innen):
[Bearbeiten] Bekiesung
Die Bekiesung erfüllt zwei Funktionen. Zum einen erfüllt sie den UV-Schutz der Dämmebene, da XPS nicht UV-stabil ist. Zum anderen dient sie als Windsogsicherung für den üblicherweise lose verlegten Dachaufbau. Es gibt auch Varianten des Umkehrdaches welche statt der Bekiesung mit einem Substrataufbau (Gründach) oder einem Gehbelag (z.B. Betonplatten) versehen werden. Als Faustregel für die Auflast gelten etwa 120 kg/m².
[Bearbeiten] Schutz-/Filterschicht
Die Schutz-/Filterschicht hatte ursprünglich die Aufgabe die Dämmebene vor mechanischen Beanspruchungen zu schützen (Aufbringen der Bekiesung) und ein Einschwemmen von Sand und Erdteilen in die Dämmebene zu verhindern. Bei modernen Umkehrdächern wird durch diese Schicht bereits ein großer Teil des anfallenden Niederschlagwassers abgeführt ohne in die Dämmebene einzusickern. Es finden verschiedene Kunststoffvliese (z.B. Polypropylen) oder Gummigranulatmatten Anwendung.
[Bearbeiten] Dämmebene
Aufgrund der wetterexponierten Lage kommen für das Umkehrdach nur feuchtigkeitsunempfindliche Dämmstoffe zur Anwendung. Klassischerweise wird extrudiertes Polystyrol (XPS) verwendet. Es sind spezielle Dämmplatten mit Stufenfalz zu verwenden. Die Dämmung darf nur einlagig ausgeführt werden. Eine zweilagige, kreuzweise Verlegung ist nach derzeitigem Stand der Technik nicht zulässig.
[Bearbeiten] Abdichtungsebene
Die Abdichtung wird entweder direkt auf die tragende Dachkonstruktion oder auf zusätzlich auf der Dachkonstruktion eingebautem Gefällebeton (als Entwässerungsebene) aufgebracht. Es kommen Dachbahnen aus Kunststoff- oder Kautschukbasis genauso wie aufgeflämmte Bitumenabdichtungen zur Anwendung.
[Bearbeiten] Tragende Dachkonstruktion
Je nach Art der Ausführung kann dies eine Holzschalung, Stahlbetondecke, usw. sein.
[Bearbeiten] Vorteile
Die Abdichtungsbahn liegt in einer über das Jahr mehr oder weniger gleichbleibenden Temperaturzone. Die thermische Beanspruchung der Dachbahn über den Jahreszyklus ist wesentlich geringer als bei konventionellen Flachdächern, dementsprechend höher ist die Lebenerwartung. Dieser Aufbau benötigt keine Dampfbremse/-sperre. Nach erfolgtem Aufbringen der Dachabdichtung kann der restliche Dachaufbau witterungsunabhängig erfolgen (flexiblere Terminplanung). Aufgrund des einfachen Aufbaues ist das Risiko von Bauschäden infolge von Ausführungsfehlern deutlich reduziert. Außerdem bietet die lose Verlegung den Vorteil einer guten Zugänglichkeit aller Bauteilschichten für Wartung/Reparatur. Die aufwändigen Öffnungen und Wiederabdichtungen des Warmdaches entfallen, alle ausgebauten Baustoffe können nach Abschluss der Arbeiten wieder verwendet werden.
[Bearbeiten] Weblinks
Umfassendes Portal rund um das Umkehrdach mit sehr anschaulicher Animation zur Funktion und zur Bauphysik des Umkehrdaches.