Universitätsbibliothek Heidelberg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Universitätsbibliothek Heidelberg ist die zentrale Bibliothek der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Sie befindet sich am südwestlichen Ende des Uniplatzes an der Ecke Grabengasse/Plöck.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die heutige Universitätsbibliothek datiert ihren Anfang auf die Anschaffung einer Urkunden-Kiste durch den ersten Rektor, Marsilius von Inghen, 1388. Diese Kiste wurde in der Heiliggeistkirche untergebracht.
Verschiedene, seit der Gründung der Universität aufgebaute Büchersammlungen wurden im 16. Jahrhundert vom Kurfürsten Ottheinrich zur Bibliotheca Palatina vereinigt und ausgebaut. Ganz wichtig waren vererbte Bestände der Fugger (Augsburg, Ulrich Fugger d. Ä.). Der größte Teil dieser seinerzeit berühmte Bibliothek wurde 1622 im Dreißigjährigen Krieg als Kriegsbeute an den Vatikan in Rom verschenkt. Damit war wissenschaftliches Arbeiten zunächst unmöglich geworden.
Im 19. Jahrhundert entstand eine neue Universitätsbibliothek, in die auch Teile der Bibliotheca Palatina zurückkehrten. Die Bibliotheken der 1804 säkularisierten Klöster Salem und Petershausen bildeten den Grundstock des Wiederaufbaus.
Karl Zangemeister (1837-1902) wurde der erste hauptberufliche Leiter der Universitätsbibliothek.
1901 bis 1905 wurde von Josef Durm aus rotem Sandstein ein neues Gebäude für die Universitätsbibliothek errichtet, das sich gegenüber der Peterskirche befindet. Seine Bauart spiegelt den Renaissance-Stil des Schlosses wieder und weist auch Einflüsse des Jugendstils auf. Die Fassaden sind durch viele Fenster zur Naturbeleuchtung durchbrochen. Dieses Gebäude wurde vielfach erweitert. Zuletzt um Kellergeschosse im Hof der Universität.
In der Universitätsbibliothek befindet sich auch ihr Museums mit wertvollen Einzelstücken. Das Archiv der Universität wurde zwischenzeitlich in ein separates Universitätsmuseum (im Gebäude Alte Universität) ausgegliedert.
Jacob Wille wurde 1912 Bibliotheksdirektor.
Die Universitätsbibliothek ist heute die Zentralbibliothek der Universität. Die Zentralbibliothek und die dezentralen Fachbibliotheken der Universitätinstitute bilden ein einheitliches Bibliothekssystem unter Leitung des Direktors der Universitätsbibliothek.
Seit 1978 versorgt eine Zweigstelle der Universitätsbibliothek im Neuenheimer Feld die dortigen naturwissenschaftlichen und medizinischen Institute.
Die UB hat ca. 170 Personalstellen (in Wirklichkeit sind es viele Personen mehr durch Teilzeitstellen).
[Bearbeiten] Bestand
Heute verfügt die Bibliothek über einen Bestand von 3,13 Millionen Bänden, davon etwa 980.000 Bände Altbestand mit Erscheinungsjahren bis 1900. In 83 dezentrale Bibliotheken (davon 11 Bibliotheken mit über 100.000 Bänden) stehen weitere 3,5 Mio. Bände.
Unter den etwa 6600 Handschriften ragt der Codex Manesse (Große Heidelberger Liederhandschrift) heraus.
Die Universitätsbibliothek Heidelberg betreut mehrere Sondersammelgebiete (Ägyptologie, Klassische Archäologie, Mittlere und Neuere Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft allgemein, Südasien). Virtuelle Fachbibliotheken für diese Fächer befinden sich im Aufbau.
Jährlich greifen 34.500 aktive Benutzer mit rund 1,4 Millionen Ausleihen auf ihre Bestände zurück (Zahlen von 2005). Das konventionelle Bücherangebot wird längst durch zahlreiche elektronische Serviceleistungen ergänzt. Rund 3.000 kommerzielle wissenschaftliche Zeitschriften der 10.732 laufend gehaltene Zeitschriften und Zeitungen können von Universitätsangehörigen elektronisch genutzt werden (vgl. e-Book, Elektronische Zeitschriften). Die einzelnen Universiätsinstitute können damit Lehrenden und Studenten über ihre im Haus befindliche Institutsbibliothek hinaus Zugriff auf weit größere Bestände ermöglichen.
[Bearbeiten] Ausstellungen
Zu sehen sind u. a. der restaurierte Erdglobus des Kurfürsten Karl Theodor, ein nachempfundenes Skriptorium (Schreibstube; Vorläufer heutiger Kopiermaschinen)
- Die Romantik in Heidelberg. Die Ausstellung ‚Ein Knab auf schnellem Roß' ist der Beitrag der Universitätsbibliothek zum Literatursommer Baden-Württemberg 2006. Zur Ausstellung sind auch einzelne Exponate online.
- Ein virtuelle Ausstellung "Juden an der Universität Heidelberg", 2002 real entstanden, wird auf der Homepage jederzeit gezeigt:
Ihre Gliederung:
- A. Die ersten vier Jahrhunderte (1386 bis 1800)
- u. a. erster Gebäudebesitz durch die Vertreibung der Heidelberger Juden, Hebräische Studien, Handschriften der Bibliotheca Palatina; Der Eintritt der Juden in die Universität bis 1800
- B. Emanzipation und der liberale Geist Heidelbergs (1800 bis 1918, Jüdische Dozenten und Studenten im Großherzogtum Baden )
- C. Blüte und Gefährdung in der Weimarer Republik (1919 bis 1933)
- D. Ausgrenzung und Vertreibung in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945)
- E. Neuanfang (nach 1945)
[Bearbeiten] Literatur
- Richard Henk: Heidelberg. Heidelberg, Brausdruck 1980. ISBN 3-9215-2446-6
- Aus den Tresoren der ältesten deutschen Universitätsbibliothek. Baugeschichte der Bibliothek, Heidelberg in alten Stadtansichten, Faksimilia, Originalhandschriften und Drucke. Eine Ausstellung aus Anlaß des 90jährigen Bestehens des Durmschen Bibliotheksgebäudes in der Plöck in Verbindung mit der 800-Jahrfeier der Stadt Heidelberg. Begleitheft zur Ausstellung vom 07.11.1995 bis 31.08.1996. Heidelberg 1995. (Heidelberger Bibliotheksschriften, 51) ISBN 3-927705-20-9
- H. Krabusch: Das Archiv der Universität Heidelberg. Geschichte und Bedeutung, in: Aus der Geschichte der Universität Heidelberg und ihrer Fakultäten. Sonderbd. der Ruperto Carola, hrsg. von G. Hinz (1961), S. 82-111;
- Hildegard Müller: Die Universitätsbibliothek Heidelberg im Dritten Reich. In: Ingo Toussaint (Hrsg.): Die Universitätsbibliotheken Heidelberg, Jena und Köln unter dem Nationalsozialismus. Saur, München 1989. (Beiträge zur Bibliothekstheorie und Bibliotheksgeschichte, 3) S. 11-89. ISBN 3-598-10858-3
- H. Weisert, Das Universitätsarchiv Heidelberg und seine Bestände, in: Ruperto Carola, H. 52 (1973), S. 21-25;
- Zur Ausstellung Die Romantik in Heidelberg. Ein Knab auf schnellem Roß ist ein Katalog erschienen. Bearbeitet von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. Heidelberg, Winter, 2006. - 128 S. ISBN 3-8253-5202-1
[Bearbeiten] Weblinks
- Universitätsbibliothek Heidelberg
- Geschichte der Universitätsbibliothek Heidelberg
- Teil des virtuellen Museums der Universitätsbibliothek - "Den Neubau einer Universitätsbibliothek betreffend ..." Josef Durm und die Universitätsbibliothek Heidelberg 1905-2005 mit einem 360° Foto der UB und der gegenüberliegenden Peterskirche (Univ.kirche).
Koordinaten: 49° 24' 35" N, 8° 42' 21" O