Wiener Library

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Die in London beheimatete Wiener Library ist die weltweit älteste Holocaust-Forschungseinrichtung. Sie hat ihren Namen von Alfred Wiener und wurde 1933 gegründet, um Regierungen und jüdische Gemeinschaften weltweit über die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten zu informieren. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Library in ein Forschungsinstitut mit einer öffentlich zugänglichen Bibliothek umgewandelt. Der offizielle Name lautet heute "Institute of Contemporary History and Wiener Library, Ltd."

[Bearbeiten] Geschichte

Im Jahr 1933 emigrierte Alfred Wiener, ein deutscher Jude und Angestellter im "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" (eine Vorgängerorganisation der Reichsvertretung der Deutschen Juden), von Deutschland nach Amsterdam. Zusammen mit Prof. David Cohen gründete er dort das "Jewish Central Information Office", um Informationen über antisemitische Ereignisse in Deutschland zu sammeln und zu verbreiten.

1939 wurde die Sammlung des Informationszentrums nach London gebracht, von wo aus sie den britischen und anderen alliierten Geheimdiensten sowie der internationalen Presse - allen voran der BBC - zugänglich gemacht wurde. Alsbald wurde die Sammlung als "Dr. Wieners Bibliothek" bekannt.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges waren die Informationen bzw. Dokumente über den Nationalsozialismus und das Dritte Reich Grundlage für die Anklagen bei den Nürnberger Prozessen. Die erfolgreichste Publikationsreihe der Library war das von 1946 bis 1983 alle zwei Monate erscheinende "Wiener Library Bulletin".

Eine andere wichtige Aufgabe war die Sammlung von Berichten damaliger Augenzeugen. Die Sammlung wurde, beginnend unmittelbar nach Kriegsende, systematisch von Interviewern erstellt und ist heute eine wichtige und einzigartige Informationsquelle innerhalb der Bibliothek. Im Jahr 1964 wurde das "Institute of Contemporary History" eingerichtet, um die innerhalb der Arbeit der Wiener Library bestehende Lücke in der Erforschung der gesamthistorischen Entwicklung Europas zu füllen.

Nach Finanzierungsproblemen im Jahr 1974 wurde geplant, die Wiener Library nach Tel Aviv zu verlagern. Im Zuge dieser Umsiedlung wurde ein großer Teil der Sammlung auf Mikrofilm archiviert. Die Umsiedelung der Bestände wurde aber nicht vollendet, sodass heute eine separate Wiener Sammlung an der Bibliothek der Universität Tel Aviv existiert, die mehrheitlich über den damaligen Bücherbestand der Wiener Library verfügt, während sich die Kopien auf Mikrofilm im Besitz der Wiener Library in London befinden.

Heute ist das „Institute of Contemporary History and Wiener Library“ in London eine Forschungseinrichtung, die sich mit dem Studium des Holocaust, deutschem Judentum unter dem Nationalsozialismus sowie mit Antisemitismus und Neonazismus beschäftigt.

Seit Dezember 2006 kann in der Wiener Library an der FU Berlin im Lesesaal der Bibliothek sowie für angemeldete Nutzer auch online recherchiert werden. Diese digitale Sammlung enthält handschriftliche Aufzeichnungen und seltenes gedrucktes Material. Sie bietet Zugang zu persönlichen Zeugnissen des Lebens im Nazireich und gibt Einblicke in die Innenpolitik, sowie in das jüdische Leben in Deutschland seit 1933 bis in die Nachkriegszeit, das Leben in den Konzentrationslagern, im Untergrund und im Exil. Alle Quellen sind im Volltext recherchierbar. Der überwiegende Teil der Dokumente ist in deutscher Sprache.