William Beckford
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William Thomas Beckford (* 1. Oktober 1760 in Fonthill, Wiltshire; † 2. Mai 1844 in Lansdowne Hill) war ein englischer Exzentriker, hauptsächlich bekannt als Schriftsteller und Baumeister. Darüber hinaus war er auch Kritiker, Sammler und Politiker. Zu den größten Verehrern seiner Schriften gehören H.P. Lovecraft und Lord Byron.
Beckford wurde in Fonthill, Wiltshire als einziger (anerkannter) Sohn von Lord William Beckford dem Älteren geboren. Sein Vater war zweimal Bürgermeister von London (1762 und 1769), seine Mutter war direkte Nachfahrin von Maria Stuart. Er galt als hochbegabtes Kind, seine Talente wurden von den Eltern früh gefördert und er wurde von angesehenen Lehrern in Kunst und Architektur unterrichtet. Früh kam es zu Legendenbildung, so habe der fünfjährige Beckford etwa von dem damals neun Jahre alten Wolfgang Amadeus Mozart Klavierunterricht bekommen.
Als Beckfords Vater 1770 starb, war er gerade zehn Jahre alt und nun Erbe eines großen Barvermöges von 1.000.000 £ sowie diverser Ländereien u.a. mehrere Zuckerrohrplantagen auf Jamaika (seit drei Generationen waren seine Vorfahren im Zuckeranbau auf Jamaika tätig). Unbelastet von Existenzsorgen konnte er sich so seinen Interessen Kunst, Architektur und dem Schreiben widmen. 1778 nach verschiedenen Reisen und Studien in Europa kehrte er nach England zurück. Hier traf er auch auf den damals 11-jährigen William Courtenay (später 9. Earl of Devon), zu welchem er sich stark hingezogen fühlte.
Nach seinem Studium bei Sir William Chambers und Alexander Cozens unternahm er 1782 eine Italienreise und schrieb darüber das Buch Dreams, Walking Thoughts and Incidents (1783). Im gleichen Jahr schrieb er in französisch in einer einzigen drei Tage und zwei Nächte dauernden Anstrengung sein bekanntestes und geheimnisvollste Buch, das Buch, auf welchem sich sein literarischer Ruhm ausschließlich gründet: Vathek. Die Geschichte des Kalifen Vathek, der einen so hohen Turm baut, dass er von dort aus alle Königreiche der Welt überwachen kann. Diese Entstehungsgeschichte wird oft als einer der Gründe gesehen, warum das Werk so fantasievoll, dicht und intensiv ist.
Der Kirchenvater der Horrorliteratur H. P. Lovecraft bezeichnet in seiner Literatur der Angst Vathek als den Schauerroman mit dem größten Einfluss auf sein eigenes Werk.
Am 5. Mai 1783 heiratete er Margaret Gordon. 1784, als er eigentlich erwartete Peer) zu werden, kam es zum Skandal, als ihm sexuelle Handlungen mit William Courtenay nachgesagt wurden. Obwohl er niemals für schuldig befunden wurde, ging er mit seiner Frau und seiner frisch geborenen Tochter ins Exil in die Schweiz. Hier starb seine Frau 1786 an Kindsbettfieber, nach der Geburt der zweiten Tochter. In dieser Zeit erfuhr Beckford auch, dass Vathek, welches er Samuel Henley zum übersetzen gegeben hatte, in England nicht unter seinem Namen veröffentlicht werden sollte. Es wurde schließlich anonym veröffentlicht und im Vorwort der Erstausgabe (1786) schrieb Samuel Henley, dass es aus dem Arabischen übersetzt worden wäre. Hierdurch bekam das Buch eine Authentizität, welche seine Wirkung noch verstärkte.
Andere Werke von ihm sind:
Das satirische Werk Memoirs of Extraordinary Painters.
Und nach seinen Spanien- und Portugalreisen, die er nach dem Tod seiner Frau unternahm (und wo er sich 1793 auch einige Zeit niederließ) Letters from Italy with Sketches of Spain and Portulal (veröffentlicht 1835).
Nach seiner Rückkehr nach England (1796) begann er ein riesiges neues Anwesen zusammen mit dem Architekten James Wyatt zu bauen: Fonthill Abbey. Die 18-jährige Bauzeit verschlang die damals enorme Summe von 273.000£. Beckford selbst überwachte die Planungen akribisch und es wurde eines der außergewöhnlichsten Anwesen Englands. Unter anderem gab es einen über 90 Meter hohen Hauptturm, der dem Turm aus Vathek geglichen haben soll. Die Eingangstüren waren über zehn Meter hoch, der Eingangsbereich war über 100 Meter lang, es gab zahlreiche Geheimtüren, die Allee der Parkanlage war über fünf Meilen lang. Im Herbst und im Winter brannten ständig über 60 Feuer, zur Einweihung waren im Jahre 1800 unter Anderen Benjamin West, Lord Nelson und seine Frau Emma Hamilton geladen.
Er erwarb die komplette Bibliothek von Edward Gibbon als Grundstock für eine eigene. Darüber hinaus sammelte er merkwürdige Möbelstücke und seltsame Kunstwerke, las in seiner Bibliothek und lebte weitgehend zurückgezogen mit seinen zahlreichen Dienern, „Zwergen", Musikern, Künstlern und Pferden, von seinen ausgesperrten Nachbarn wurde er als „Fool of Fonthill" bezeichnet.(Die Ausnahme seiner Abgeschiedenheit waren seine politischen Aktivitäten: Für Wells (von 1784 bis 1793) und für Hindon (von 1806 bis 1820) war er Mitglied im Parlament).
1807 brach der Hauptturm zusammen und musste neu aufgebaut werden. Aufgrund seiner kostspieligen Interessen musste Beckfort das Anwesen 1822 inklusive Bibliothek und Sammlungen an John Farquar verkaufen. (Später brach der Turm erneut zusammen und begrub auch Teile der übrigen Gebäude unter sich - nur der Nordflügel blieb erhalten).
In der Nähe von Bath erbaute er zusammen mit dem Architekten Henry Goodridge ein neues (bescheideneres) Anwesen: Lansdowne Hill. Auch hier wurde ein Hauptturm errichtet der mysteriöse Lansdowne Tower. Dieser Turm ist heute als Beckford’s Tower bekannt. In Lansdowne Hill starb er am 2. Mai 1844 mit 84 Jahren und wurde in dem von Ihm konstruierten Turm beerdigt. Er hinterließ seine zwei Töchter, von denen die Ältere mit dem 10. Duke of Hamilton verheiratet war. Von seinem Erbe waren noch ganze 80.000 £ übrig.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: William Thomas Beckford – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Commons: Fonthill Abbey – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Personendaten | |
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NAME | Beckford, William |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Exzentriker, bekannt als Schriftsteller und Baumeister |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 1760 |
GEBURTSORT | Fonthill, Wiltshire |
STERBEDATUM | 2. Mai 1844 |
STERBEORT | Lansdowne Hill |