William Joynson-Hicks
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William Joynson-Hicks, 1st Viscount Brentford (* 23. Juni 1865; † 8. Juni 1932), genannt Jix, war ein britischer Politiker (Conservative Party) und britischer Innenminister (1924-29). Joynson-Hicks ist heute vor allem noch aufgrund seines strikten Autoritarismus bekannt. 1919 wurde Joynson-Hicks zum Baronet ernannt, 1929 zum 1st Viscount Brentford.
[Bearbeiten] Leben und Karriere
[Bearbeiten] Politische Anfänge
William Joynson-Hicks wurde 1865 als Willam Hicks, als Sohn von Henry Hicks und Grace Lynn geboren. Seinen Nachnamen änderte er 1886 in Joynson-Hicks.
Joynson-Hicks wurde an der Marchant Taylors’ School ausgebildet und begann danach als Anwalt zu arbeiten. In den Unterhauswahlen von 1900 und 1906 kandidierte er erfolglos für einen Sitz im Unterhaus in einem der sechs Wahlkreise im Bezirk Manchester. In einer Nachwahl 1908 gelang es ihm schließlich ein Mandat für den Wahlkreis Manchester North West zu erringen und ins Parlament einzuziehen.
Sein Kontrahent bei dieser Wahl – der Hicks in einem der härtesten Wahlkämpfe der britischen Parlamentsgeschichte unterlag – war Winston Churchill, der kurz zuvor zum Handelsminister der liberalen Regierung Asquith ernannt worden war und gemäß dem Ministers of the Crown Act nach dazu verpflichtet war seinen Parlamentssitz anlässlich seines Einzuges ins Kabinett von der Wählerschaft in einer erneuten Wahl bestätigen zu lassen.
Joynson-Hicks Wahlsieg über Churchill, der zu jener Zeit aufgrund seines Wechsels zur Liberalen Partei 1906 der Konservativen Partei als Parteiverräter und Überläufer galt, verschaffte ihm große Popularität innerhalb der Partei. Churchill konnte schließlich, wenige Wochen später, bei einer Nachwahl in Dundee ein neues Mandat erringen und erneut ins Unterhaus einziehen und seinen Sitz im Kabinett antreten.
Joynson-Hicks verlor seinen Sitz im Unterhaus erneut bei den Wahlen von 1910, konnte jedoch 1911 als Abgeordneter für Twickenham erneut ins Parlament einziehen.
[Bearbeiten] Karriere als Minister
Im Parlament fiel Hicks vor allem als Vertreter der äußeren rechten Flügels seiner Partei auf und galt 1922 schließlich als einer der „die hards“, der extremen Reaktionäre der Konservativen Partei. In diesem Jahr trat er als einer der prononciertesten Gegner der Beteiligung der Konservativen an der Koalitionsregierung unter David Lloyd George auf und trug so im Herbst dieses Jahres mit dazu bei die Koalition zu Fall zu bringen und eine konservative Alleinregierung zu etablieren.
In der neuen, fünfzehn Monate währenden, konservativen Regierung unter Andrew Bonar Law und später unter Stanley Baldwin, wurde er zunächst Minister für den Überseehandel sowie kommissarischer Finanzsekretär im Schatzamt im Range eines Kabinettsministers und dann in schneller Abfolge Generalzahlmeister, Generalpostmeister und schließlich Gesundheitsminister.
In seiner Funktion als Finanzsekretär machte Joynson-Hicks a, 19 Juli 1923 das sogenannte Hansard Statement, das besagte dass der Staat Steuerhinterzieher nicht verfolgen würde die ein volles Geständnis ablegen würden und die ausstehenden Steuern, Zinsen oder Bußen verrichten würden. Während der kurzen Oppositionszeit der Konservativen zwischen Januar und November 1924 fungierte Joynson-Hicks als einer der Führer der Opposition.
In der neuen Regierung unter Baldwin wurde Joynson-Hicks Innenminister (Home Secretary). In diesem Amt verfocht er eine Linie äußerster Strenge, die der britische Politiker und politische Biograf Roy Jenkins – ein späterer Nachfolger von Hicks in dessen Amt als Innenminister – als einen Kurs von „mürrischem Obskurantismus“ („course of dour obscurantism“) bezeichnete, von dem zu erholen, das britische Innenministerium „drei bis vier Jahrzehnte“ gebraucht habe (Jenkins: Baldwin, London 1987; S. 86). Joynson-Hicks ließ die Arbeiten von Autoren die er als „pornographisch“ erachtete, wie D.H. Lawrence oder Radcliffe, gnadenlos verfolgen und war bestrebt Nachtklubs und andere „Auswüchse“ der „Goldenen 20er“ beizukommen. Zu seinen konstruktiveren Leistungen zählte die umfassende Motorisierung der britischen Polizeikräfte.
Während des Generalstreiks von 1926 trat er als einer der Falken der britischen Regierung in Erscheinung, also als ein Verfechter jener „harten“ Linie, die wünschte dem Streik mit einer konfrontative, in letzter Konsequenz gewaltsamen Politik beizukommen.
1927 tat er sich als ein Gegner einer Überarbeitung des Book of Common Prayer, dem Gebetsbuch der anglikanischen Kirche hervor, da er meinte, eine solche Änderung würde die protestantischen Wurzeln der anglikanischen Kirche überdecken.
Joynson-Hicks sorgte ebenfalls für Aufsehen, als er ohne Absprache mit dem Premierminister öffentlich verkündete, dass die Konservativen das Wahlrecht auf alle Frauen (Frauenwahlrecht) über 21 ausweiten würden (zuvor waren nur alleinstehende Frauen über dreißig wahlberechtigt gewesen): unter Zugzwang geraten mussten die Konservativen dieses Versprechen 1928 einlösen.
Nach dem konservativen Machtverlust in den Wahlen von 1929 akzeptierte Joynson-Hicks die Peers-Würde als Viscount Brentford. Er blieb in der Folge zwar eine führende Figur seiner Partei, wurde aber aufgrund seiner schwindenden Gesundheit nicht dazu aufgefordert in die Nationalregierungen vom August und vom November 1931 einzutreten.
Personendaten | |
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NAME | Joynson-Hicks, William |
ALTERNATIVNAMEN | Jix; 1st Viscount Brentford |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Politiker (Conservative Party) |
GEBURTSDATUM | 23. Juni 1865 |
STERBEDATUM | 8. Juni 1932 |