Wir haben abgetrieben!
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Wir haben abgetrieben! war die Titelschlagzeile der Zeitschrift Stern am 6. Juni 1971. Dabei handelte es sich um eine Aktion, bei der sich 374 prominente und nicht prominente Frauen öffentlich zu ihrer Abtreibung bekannten. Damit gaben sie gleichzeitig zu, gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. 28 der Frauen waren auf dem Titelbild zu sehen. Die Aktion wurde von Alice Schwarzer initiiert, um gegen den § 218 des Strafgesetzbuchs anzukämpfen, der Schwangerschaftsabbrüche zu dieser Zeit strafbar machte.
Teilnehmerinnen der Aktion waren unter anderen Romy Schneider, Senta Berger, Carola Stern und Sabine Sinjen. Der Artikel gilt als ein Meilenstein der Frauenbewegung. Er erregte großes Aufsehen in Deutschland, weil er erstmals öffentlich mit dem Tabuthema Abtreibung brach, und die Gründung mehrerer feministischer Gruppen, die sich gegen den Paragrafen 218 engagierten, begünstigte.
Jahre später räumten einige der beteiligten Frauen ein, dass sie persönlich in Wahrheit gar keine Abtreibung hinter sich gehabt hatten - darunter auch Alice Schwarzer: „Aber das spielte keine Rolle. Wir hätten es getan, wenn wir ungewollt schwanger gewesen wären.“[1]
Ausschlaggebend war eine ähnliche Aktion, bei der 343 Französinnen 1970 in der Zeitschrift Le Nouvel Observateur öffentlich erklärten: „Ich habe abgetrieben. Und ich fordere dieses Recht für jede Frau.“ („Je me suis fait avorter.“). Darunter auch Simone de Beauvoir, die Schauspielerinnen Catherine Deneuve und Jeanne Moreau, die Schriftstellerinnen Marguerite Duras und Françoise Sagan sowie die Regisseurinnen Ariane Mnouchkine und Agnès Varda.