Wolf Hirth
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Wolf Hirth (* 28. Februar 1900 in Stuttgart; † 25. Juli 1959 in Nabern/Teck) war ein deutscher Diplom-Ingenieur, Segelflugpionier und Träger des silbernen Segelflugabzeichens Nr.1. Er ist zweifacher Gewinner des Hindenburg-Pokal, war Motorradrennfahrer und erster Präsident des Deutschen Aero Clubs nach dem Zweiten Weltkrieg.
[Bearbeiten] Kurzer Lebenslauf
- 1911 Erster Flug mit seinem Bruder Hellmuth
- 1918 Notabitur
- 1919 Praktikant bei Junghans in Schramberg und Daimler-Benz in Stuttgart
- 1920 Teilnahme am 1. Rhönwettbewerb 1924 Achtfacher Sieger bei Motorradrennen
- 1928 Abschluss des Studiums mit Dipl.-Ing., Techn. Berater beim Württ. Luftfahrtverband
- 1931 Segelflug über New York
- 1935 Gründung der Firma Schempp-Hirth
- 1950 Präsident des Deutschen Aero-Clubs
- 1958 Verleihung der Lilienthal-Medaille der Föderation Aeronautique Internationale
[Bearbeiten] Biographie
Der am 28. Februar 1900 in Stuttgart geborene Wolfram Hirth ist der Sohn des technisch begabten und in Erziehungsproblemen fortschrittlichen Albert Hirth, der ihm schon in der Jugend die Freude an der Luftfahrt aufzeigte. Sein 14 Jahre älterer Bruder ist der Flugpionier Hellmuth. Am 12. Mai 1911 bei einem Schaufliegen vor dem König von Württemberg auf dem Cannstatter Wasen durfte er sich den Passagiersitz der „Taube “ mit Ernst Heinkel teilen. Unter den Zuschauern waren Robert Bosch und sein Vater Albert Hirth. Wolfram Hirth wurde Mitbegründer des Aero-Modellclubs, baute Modelle und veranstaltete Anfang des Jahres 1914 einen großen Modellflug-Wettbewerb, bei dem sein eigenes Modell 56 Meter weit flog. Er beschäftigte sich neben seinem Schulbesuch mit theoretischen Kenntnissen des Fliegens, versuchte sich am Bau eines Gleitflugzeugs und legte 1918 das Notabitur ab. Dann ging er kurze Zeit als Praktikant zur Uhrenfabrik Junghans nach Schramberg, in der schon sein Vater tätig war, und anschließend zu Daimler-Benz in Stuttgart.
Da Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg keine Motorflugzeuge mehr bauen durfte, hatten sich wenige unentwegte Pioniere dem Segelflug verschrieben. Zentrum der Segelfliegerei wurde die günstig gelegene Rhön. 1920 nahm der nun zwanzigjährige Wolf an dem 1. Rhönwettbewerb für Gleitflugzeuge teil und baute innerhalb von nur fünf Tagen mit Freunden ein Gleitflugzeug, das beim Wettbewerb einen Trostpreis von 300 Mark erhielt.
Wolf Hirth fehlte bei fast keinem Rhönwettbewerb. Da die Segelflugzeuge immer größer und leistungsfähiger wurden, nahm auch die Gefahr zu. Das sollte Wolf Hirth bald am eigenen Leib erfahren, als er sich in Folge eines Absturzes eine Kehlkopfverletzung und einen schweren Beckenbruch mit Nervenentzündung zuzog, wodurch der rechte Fuß für zwei Jahre gelähmt und dann bleibend verkürzt war. Da Wolf Hirth mit dem Motorrad zur Rhön fuhr und dabei des öfteren Pannen hatte, lernte er die Motoren ausgiebig kennen. So verschrieb er sich auch dem Motorsport und errang mit Motoren seines Bruders Hellmuth im Jahr 1924 bei zehn Rennen acht Siege. 1925 erlitt er einen Motorradunfall, bei dem er sich so schwer verletzt, dass ihm das linke Bein amputiert werden musste. Dieses Schicksal konnte ihn nicht in seinem Tatendrang bremsen. Noch auf dem Krankenbett gründete er die noch heute bestehende „Akademische Fliegergruppe Stuttgart“ (Akaflieg). 1928 beendete er sein Ingenieurstudium mit dem Diplom-Ingenieur und nahm anschließend an einem Segelflugwettbewerb in Vauville/Frankreich teil, wo er einen vierfachen Sieg davontrug. Während dieses Streckenrekordfluges beobachtete Wolf Hirth eine Bäuerin auf dem Felde, die einen Jungen ganz gehörig mit dem Stock verdrosch. Mitleidig rief er ein kräftiges Hallo hinunter, worauf die Frau erschrocken von ihrem Opfer ließ. Zu dieser Zeit wandte er sich auch wieder dem Motorflug zu und errang neben anderen Preisen auch den Hindenburgpokal. 1930 unternahm er mit einer Klemm-Maschine einen Motorflug, der ihn mit Zwischenstationen in England, den Orkney-Inseln, Island, Grönland, Labrador und Quebec nach Nordamerika führte. Nach einem einwandfreien Flug - unter anderem fast tausend Kilometer über offenem Meer - kam er in Island an und erfuhr dort, dass die dänische Regierung entgegen früherer Zusagen auf einem Landegeld von zehntausend Kronen für Grönland bestand. Da Wolf Hirth diese nicht aufbringen konnte, musste er seinen Plan aufgeben. Er ist der erste Flieger, der mit einem Landflugzeug Island erreichte.
1930 ging Hirth als Botschafter des Segelflugs in die USA und machte dort diesen Sport populär. In den USA entdeckt er die Gesetze der Thermik. Durch das sogenannte „Steilkreisen“, welches Wolf zwei Raubvögeln abgeschaut hat, gelang ihm der erste Thermikstreckenflug in der Geschichte des Segelfluges. Nach mühsamen Verhandlungen mit den New Yorker Behörden erhielt er die Genehmigung zu einem Segelflug über New York und startete am 10. März 1931 von einem winzigen Platz am Hudson-River. Da nach vierzigminütigem Flug über der Stadt die Schaulustigen die Straßen verstopfen und sich ein Verkehrschaos anbahnte, wurde er durch Signale zum Landen aufgefordert. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm Wolf Hirth die Leitung der Segelflugschule in Grunau und konstruierte mit Edmund Schneider zusammen das berühmt gewordene Segelflugzeug „Grunau-Baby“. Im gleichen Jahr wurde ihm das Internationale Silberne Segelflugabzeichen Nr. 1 und ein Jahr später -1932 - für seine wissenschaftlichen und sportlichen Leistungen im Segelflug der Hindenburgpokal verliehen. Damit ist Wolf Hirth der einzige Flieger, der diesen Pokal sowohl für den Motor- wie für den Segelflug erhielt. Er fehlte fast bei keinem Rhönwettbewerb und erflog Welt- und sonstige Rekorde. Beim 14. Rhönwettbewerb gelang ihm ein Streckenflug von 352 Kilometer, der ihn von der Rhön bis nach Görlitz trug.
Dass Hirth bei seiner großen Praxis im Segelflug immer neue Methoden erprobte und einführte, um diesen von ihm so geliebten Sport noch leistungsfähiger und attraktiver zu machen, verwundert kaum. So unternahm er bereits 1930 Versuche mit dem Autowindenschlepp und demonstrierte auf einer Reise durch Pommern den Segelflug in der Ebene. Auch beim Schlepp des Segelflugzeugs durch Motorflugzeuge leistete er Pionierarbeit. Im März 1933 wurde von Wolf Hirth und Hans Deutschmann am Rande des Riesengebirges als weitere Aufwindart die "Lange Welle", auch als "Moazagotl-Welle" bezeichnet, entdeckt. Noch 1933 baute Hirth das Segelflugzeug „Moazagotl“, das dann 1934 auf seiner Südamerikareise, an der auch Walter Georgii, Heini Dittmar, Peter Riedel und Hanna Reitsch teilnahmen, in den argentinischen Anden seine Bewährungsprobe bestand. Ein Jahr später - 1935 - betätigte sich Wolf Hirth dann in Japan als Segelfluglehrer und riss mit seiner berühmten Gö-3 Minimoa - dem ersten in Serie gebauten Segelflugzeug der Welt - die Japaner zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Diese Maschine stammte aus der von Wolf Hirth zusammen mit Martin Schempp gegründeten Firma, die auch den Typ »Wolf« baute. Da Hirth schon lange die Idee eines Volksflugzeugs verfolgte, baute er den Motorsegler „Hi 20 MoSe“ nach seinem 1935 eingereichten Patent. Dieses Segelflugzeug mit schwenkbarem Hilfstriebwerk wurde zum Ahnherrn eines neuen Flugzeugtyps. Alle Entwicklungen wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abrupt beendet. Nach Ende des Krieges überbrückte Hirth die Zeit, bis die Nachfrage nach Segelflugzeugen wieder aufkam mit der Produktion von Kunststoffschüsseln, Kinderwagen, Sesseln, Kücheneinrichtungen und Wohnwagen. 1950 wurde der Deutsche Aeroclub gegründet, dessen erster Präsident Wolf Hirth wird. Bereits 1951 nahm er die Produktion des Segelflugzeugs „Goevier“ wieder auf. In der Folge setzt er sich für den Gedanken des Flugsports ein, was durch die Verleihung der Lilienthalmedaille durch die Federation Aeronautique Internationale im Jahre 1958 volle Anerkennung fand. Dieser so aktive und durch keine Schicksalsschläge zu bremsende Pionier des Flugsports stürzte am 25. Juli 1959 mit dem Segelflugzeug Lo 150 ab und erlitt den Fliegertod. Das Flugzeug war nur leicht beschädigt und er selbst ohne nennenswerte Verletzung. Es war also kein tödlicher Absturz im herkömmlichen Sinne. Die Presse berichtete damals, dass er wahrscheinlich in der Luft gestorben ist und das Flugzeug im Gleitflug selbsttätig „landete“.
[Bearbeiten] Ehrungen
In zahlreichen Ortschaften Württembergs wurden Straßen nach Wolf Hirth benannt. Unter anderem in Gersfeld(Rhön),Böblingen, Bartholomä, Leonberg, Kirchheim/Teck, Bettringen und Leinzell gibt es eine Wolf-Hirth-Straße.
Personendaten | |
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NAME | Hirth, Wolf |
ALTERNATIVNAMEN | Wolfram Hirth |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Segelflieger |
GEBURTSDATUM | 28. Februar 1900 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 25. Juli 1959 |
STERBEORT | Nabern /Teck |