Wurmberg (Harz)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wurmberg | |
---|---|
Wurmberg mit Wurmbergschanze |
|
Höhe | 971 m ü. NN |
Lage | Niedersachsen, Deutschland |
Gebirge | Harz |
Geografische Lage | Koordinaten: 51° 45′ 24″ N, 10° 37′ 08″ O51° 45′ 24″ N, 10° 37′ 08″ O |
Erschließung | 1922 Skisprungschanze 1950er Gaststätte 1963/65 Wurmberg-Seilbahn 1972–1994 US-Aufklärungsturm |
Besonderheiten | höchster Berg Niedersachsens |
Der Wurmberg ist mit 971 m ü. NN der zweithöchste Berg des Harzes und der höchste Berg Niedersachsens (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Der Wurmberg liegt nördlich von Braunlage im Landkreis Goslar und westlich von Schierke. Der Gipfel befindet sich genau südlich des Brockens und etwa 400 m (Luftlinie) südlich der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Beide Berge werden vom Tal der Kalten Bode getrennt, das an dieser Stelle etwa 660 m tief ist.
Am Wurmberg sind zwei markante Klippen zu finden:
- Die kleine Wurmbergklippe befindet sich zwischen der Talstation und der Mittelstation der Wurmbergseilbahn etwa 100 m östlich der Seilbahntrasse im Fichtenwald.
- Die Große Wurmbergklippe ragt westlich der Seilbahntrasse zwischen der Mittelstation und der Bergstation auf, sie liegt nur wenig oberhalb des inzwischen zugeschütteten oberen Wurmberg-Steinbruchs.
[Bearbeiten] Geschichte
Schon im 13. Jahrhundert taucht der Name Wormberch in den Lehnbüchern und Güterverzeichnissen der Grafschaft Regenstein-Blankenburg in Verbindung mit dem Eisenbergbau auf. Im 19. Jahrhundert wurde der Berg noch Wormsberg oder Wormberg genannt, eine schlüssige Deutung des Namens liegt bislang nicht vor.
Um 1850 wurde auf dem Gipfel des Wurmbergs ein erstes Signal zur Vermessung des Harzes errichtet. Es wurde 1890 durch einen Holzturm für trigonometrische Messungen ersetzt, der bis 1930 bestand. Im Jahr 1922 wurde eine hölzerne Skisprungschanze mit einem 28 m hohem Anlaufturm erbaut, der auch als Aussichtsturm dient (s. u.). Seit den 1950er Jahren besteht neben dem Turm eine Gaststätte.
Zu Zeiten des Kalten Krieges befand sich auf dem Gipfelplateau eine Lauschstation. 1972 errichteten US-Geheimdienste auf den Wurmberg einen 81 m hohen Turm, den North Tower, zur Aufnahme der entsprechenden Abhörgeräte. Diese Station wurde am 22. August 1994 gesprengt und deren Reste beseitigt. (siehe auch: Aufklärungsturm auf dem benachbartem Stöberhai).
Seit 1963/65 führt von Braunlage aus die Wurmbergseilbahn zum Berg hinauf. Die Errichtung der Kabinenseilbahn erfolgte in zwei Bauabschnitten; im Jahr 1997 wurde die Seilbahn dann nochmals komplett erneuert.
Auf dem Gipfel befindet sich in einem Container eine von 25 Meßstellen des Lufthygienischen Überwachungssystemes Niedersachsen.
[Bearbeiten] Historische Steinanlagen
Der Gipfel des Wurmberges ist mit alten, eigenartigen Steinanlagen überzogen, die lange als Überreste einer vermeintlich Jahrtausende alten, vorchristlichen Kultstätte interpretiert wurden.
Eine lange, in gerader Linie geführte und aus unbehauenen Steinen gefügte Treppe beginnt etwa 90 Höhenmeter oberhalb des Bergbaureviers auf Eisenerz und unterhalb des Gipfels an der Ostflanke des Berges und mündet am Rand des Gipfelplateaus in einem Terrassenfeld mit Kanten aus gleichfalls unbehauenen Steinen. Im Volksmund nannte man diese Treppe im 19. Jahrhundert Heidentreppe, nach der Jahrhundertwende wurde der Name Hexentreppe gebräuchlich. Heinrich Pröhle berichtete 1856 in seinen Harzsagen, dass in Verlängerung der Treppe ein steinerner Weg auf dem Plateau zu einem runden Steinhaufen führt. Anlässlich seiner Sammlung der Sagen des Oberharzes wurde ihm 1851 durch Bewohner Braunlages berichtet, dass dort einst ein heidnischer Tempel gewesen wäre.
Zwischen 1949 und 1956 führte Walter Nowothnig (1907–1971) auf dem Wurmberg mehrere archäologische Grabungen durch. Die Sagensammlung Pröhles bestärkte in ihm den Verdacht, dass das Gerücht nicht länger haltbar war, wonach diese Treppe erst durch den, um 1825 in Braunlage lebenden, reitenden Förster Daubert angelegt worden wäre. Im Laufe dieser Grabungen wurde der steinerne Weg wiederentdeckt und schließlich am Ende des Weges eine kreisrunde Wallanlage von etwa 10 m Durchmesser freigelegt, welche die Reste eines quadratischen Steinbaus umschließt. Des weiteren wurden südlich des Weges die Fundamente eines kleinen Rundbaus entdeckt. 2006 wurde eine weitere größere Wallanlage am Westrand des Gipfelplateaus bekannt. Nowothnig fand keine Anhaltspunkte für die Datierung der Anlage, weshalb sie fortan als Prähistorische Kultstätte unbekannter Zeitrechnung geführt wurde.
Unwissenschaftliche Spekulationen machten aus den Steinsetzungen schnell eine keltische Kultanlage. Der quadratische Bau innerhalb der Wallanlage wurde zu einem Tempel, der Weg zu einer Prozessionsstraße, die Steinterrassen zu einem Kulttheater und die Reste des kleinen Rundbaus erhielten den Namen Hexenaltar.
Von 1999 bis 2000 wurden unter Leitung von Michael Geschwinde und Martin Oppermann erneut archäologische Untersuchungen auf dem Wurmberg durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Forschung sind reichlich ernüchternd. Die quadratische Formation erwies sich als Fundament einer von 1820 bis 1840 bestehenden Steinhütte, welche der Oberförster Daubert dort angelegt hatte. Die Reste dieser Hütte, eben jener bei Pröhle erwähnte Steinhaufen, wurden 1890 für die Errichtung des o. g. trigonometrischen Messturmes genutzt. Die kreisrunde Anlage entstand erst beim Bau dieses Turmes als Widerlager für Schrägpfosten, die den Turm allseits abstützten. Unterhalb einer der Steine der Hexentreppe wurde ein englischer Knopf aus der Zeit um 1800 gefunden, womit sich diese Treppe schließlich doch als ein Werk Dauberts erwies. Auch die große Wallanlage ist wahrscheinlich ein vom besagten Förster angelegtes Gehege gewesen. In dem runden Hexenaltar identifzierte man schließlich die Fundamente der alten Signalanlage von 1850. Einzig das Alter der steinernen Terrassenanlage konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden. Geschwindes Team hält eine, durch starke Erosion natürlich entstandene, geologische Formation für wahrscheinlich, die später von Menschenhand ausgebaut wurde.
Nowothnig scheint durch seine sagenhaften Funde so geblendet gewesen zu sein, dass er sowohl den Messturm, der erst zwanzig Jahre vor den Grabungen abgebrochen wurde, als auch das Signal, das ihm durch Pröhles Berichte bekannt war, nicht in seine Untersuchung einbezog. Der Förster Daubert und seine Tochter waren bekannt für ihre Gelage auf dem Berg und der Aberglaube Braunlager Einwohner scheint dahinter heidnische Handlungen vermutet zu haben. Aus ihren Erzählungen wurde in wenigen Jahrzehnten die Sage vom Heidentempel. Obschon mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass sich einst auf dem Berg eine prähistorische Kultanlage befand, wurde das Wurmbergplateau 2003 auf Grund seiner einzigartigen Spuren menschlicher Nutzung des Oberharzes in der frühen Neuzeit als archäologisches Schutzgebiet ausgewiesen.
[Bearbeiten] Wurmberg-Granitsteinbruch
Der Wurmbergsteinbruch wurde durch Herrmann Bachstein im Rahmen des Baus der Südharz-Eisenbahn ca. 1899 angelegt. Seit dem 1. September 1899 befand sich am Fuß des Wurmbergs am Brockenweg der Güterbahnhof Wurmberg (bis 1958). Dort wurden die Granitsteine des Wurmbergsteinbruchs verladen. Am Güterbahnhof befand sich seit 1925 auch der so genannte „Knacker“ – ein Schotterwerk.
Die Verladestation Wurmberg war zunächst mittels eines Bremsberges mit der weiter oben am Berg gelegenen unteren Steinbruchsohle verbunden. Auf diesem wurden die Steine in an Zugseilen befindlichen Loren transportiert. Der Damm, auf dem die Gleise dieser Transportanlage verlegt waren, ist heute noch in voller Länge erkennbar.
Später wurde auf dem Damm eine Lorenseilbahn errichtet, deren Pfeilerfundamente auch heute noch im Wald zu finden sind.
Das Ende des Steinbruchsbetriebes kam in den 1970er Jahren. Geblieben ist eine beachtlich hohe Gesteinswand im unteren Teil des Steinbruchs (Vogelschutzgebiet). Der obere Steinbruch wurde mit Abraum gefüllt, der beim Bau der Umgehungsstraße Braunlage (1. Bauabschnitt) anfiel.
[Bearbeiten] Wintersport
[Bearbeiten] Rodelhaus und Rodelbahn
Auf etwa halber Höhe des Südhangs befindet sich 100 m neben der Mittelstation der Wurmbergseilbahn das Rodelhaus. Es entstand aus einem einfachen Wirtschaftsgebäude am Anfang der 1908 eröffneten Rodelbahn, ist bis heute bewirtschaftet und den Braunlager Gästen ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Rodelbahn beginnt direkt neben dem Rodelhaus, führt bis ins Tal hinab und endet auf der Verlobungswiese in direkter Nähe zur Talstation der Wurmbergseilbahn.
[Bearbeiten] Skisprungschanzen am Wurmberg
Schanzenrekorde | |||
---|---|---|---|
K7 | 5,0 m | Hendrik Buchholz (WSV Braunlage) | 10. Mai 2003 |
Holger von Koseritz (SK Wernigerode) | 8. Mai 2005 | ||
Toni Jericke (SK Wernigerode) | 8. Mai 2005 | ||
K14 | 17,0 m | Stefan Keil (SK Wernigerode) | 21. Februar 2004 |
K40 | 44,5 m | Jan Pieper (SK Winterberg) | 7. September 1997 |
Franz Eppers (SK Wernigerode) | 12. Juni 1999 | ||
Sascha Kniss (WSV Braunlage) | 7. September 2003 | ||
Lukas Beyer (WSV Braunlage) | 4. September 2005 | ||
K58 | 63,5 m | Roman Koudelka (CZE) | 16. Oktober 2005 |
K70 | 75,0 m | Jörg Büttner (SV Klingenthal) | 27. Februar 1993 |
K90 | 101,0 m | Morten Solem (NOR) | 2. Februar 2003 |
Die Wurmbergschanze (K90 bzw. HS100) ist die größte Skisprungschanze im Harz und befindet sich auf dem Gipfel des Wurmbergs. Sie wurde 1922 als 40-m-Schanze erbaut. Auch während des Kalten Krieges fanden dort Skisprungveranstaltungen statt, obwohl sich die ehemaligen Grenzanlagen zur DDR nur wenige Meter hinter dem Auslauf befanden. Nach einigen Erweiterungen (K80, K83) wurde die Wurmbergschanze in den Jahren 2001/2002 komplett erneuert und zur K90-Schanze ausgebaut. Die neue Metallanlaufspur (beheizbar) mit Glas-Keramik-Beschichtung bietet allen Springern gleiche Verhältnisse in der Anfahrt. Seit 1996 finden dort alljährlich internationale Skispringen um den FIS Continental Cup statt.
Am Fuße des Wurmbergs befinden sich die Brockenwegschanzen. Dazu gehören zwei Schülerschanzen (K7 und K14), zwei Mattenschanzen (K40 und K58) und die verfallene Winterschanze (K70). Der WSV Braunlage richtet dort regionale und internationale Skispringen aus.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Walter Nowothnig: Der Wurmberg und seine Baureste. Ein Vorbericht über die bisherigen Untersuchungen. In: K. W. Sanders (Hrsg. für den Harz-Verein): Harz-Zeitschrift. 8. Jg., Bad Harzburg 1956
- Michael Geschwinde: Die Steinanlagen auf dem Wurmberg bei Braunlage nach den Untersuchungen 1999 bis 2000. In: Hans-Wilhelm Heine (Hrsg. für die Archäologische Kommission für Niedersachsen und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege): Nachrichten aus der Niedersächsischen Urgeschichte. Band 69, Stuttgart 2002