Zincirli
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Zincirli war eine späthethitische Stadt in der südöstlichen Türkei, 10 km nordöstlich von Islahiye und 70 Kilometer westlich von Gaziantep. Sie war die Hauptstadt des Kleinkönigreiches von Sam'al oder Ja'udi.
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[Bearbeiten] Name
Es findet sich auch die Schreibweise Sendschirli. Der antike Name ist Sam'al.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Stadt bestand schon in Groß-Hethitischer Zeit. Spuren aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. sind durch Funde belegt. 739 hatte sich in Zincirli ein Usurpator auf den Thron gesetzt, doch Tiglat-Pilesar III. (744-727 v. Chr.) eroberte die Stadt 738 und setzte Panammû II. wieder als Herrscher ein. Im späten 8. Jahrhundert vor Christus kam sie unter assyrische Herrschaft. Die Stele des Kilamuwa (um 830 v. Chr.) ist bereits auf Phönikisch verfasst, Inschriften des Panammuwa II. (um 750 v.Chr.) in einem Gemisch aus aramäisch und Phönikisch.
[Bearbeiten] Topographie
Die späthethitische Stadt ist sehr symmetrisch angelegt und durch eine doppelte, fast kreisrunde Stadtmauer mit 800 m Durchmesser geschützt. Oberhalb der Stadt lag eine Zitadelle von unregelmäßig ovalem Grundriss. Der Zugang wurde durch zwei hintereinanderliegende Zangentore geschützt. Auf der Zitadelle lagen mehrere Paläste in der aus Syrien stammenden Hilani-Bauweise, also mit einem mit hölzernen Säulen verzierten Eingang und querliegendem Hauptraum. Auf der Zitadelle befinden sich auch Paläste aus assyrischer Zeit (G, J, K, H 1-5) und Magazine.
Die drei Tore der Stadt, Kammertore zwischen zwei hohen Türmen, sind mit reliefierten Basaltplatten (Orthostaten) verziert, typisch für die späthethitische Zeit. Auch plastische Löwenfiguren wurden gefunden. Sie stammen aus dem 9. Jh. Auch eine Sphinx gehörte vermutlich zum figürlichen Schmuck des Tores. Eine Reihe von aramäischen Inschriften überliefert die Namen der Herrscher der Stadt. Ihre Namen sind überwiegend aramäisch.
[Bearbeiten] Kunst
Winfried Ortmann nimmt an, dass Sam'al Sitz einer eigenen Bildhauerschule war, die in seine Stilperiode späthethitisch II zu stellen ist. Sie stehen in luwischer/hethitischer Tradition. Im Verlauf des 8. Jahrhunderts wird der assyrische Einfluss immer stärker.
[Bearbeiten] Forschungsgeschichte
Carl Humann, dann Felix von Luschan, Walter Andrae, Felix Jacoby(?) und der Architekt Robert Koldewey führten hier seit 1882 für die Deutsche Orient-Gesellschaft Ausgrabungen durch. Es wurden vor allem die Tore und die Zitadelle erforscht.
[Bearbeiten] Wichtige Funde
Die Funde befinden sich in den Museen von Berlin, Istanbul und Gaziantep.
- Stele des Assurhaddon von 672. Sie zeigt, wie Assurhaddon die winzig kleinen Könige von Tyros und Ägypten an Seilen hält, die in den Nasenringen der Unterworfenen befestigt sind.
- Sphinx
- Dolerit-Statue des Hadad mit Inschrift des Panammuwa II.
[Bearbeiten] Liste der Stadtkönige
- Gabbar, zur Zeit von Salmanassar III. (858-824)
- Bamah, Sohn des Gabbar
- Chajan, Sohn des Bamah (vor 830)
- Kilamuwa, Sohn des Chajan um 830
- Panammuwa I.
- Qaral
- Panammuwa II., Sohn des Qaral (um 750)
- Barrakib
- Usurpator, bis 738
- Panammû II. († 732)
- Sohn Pammuhûs, 732-?
[Bearbeiten] Siehe auch
- 'Ain Dara, Syrien
- Karkemisch, Zentraltürkei
- Sakcegözü, Türkei
- Tell Tayinat, Hattay
- Karatepe, Asitawadi, bei Adana, Türkei
[Bearbeiten] Literatur
- W. Andrae: Ausgrabungen in Sendschirli. V. de Gruyter, Berlin 1943.
- Thomas Friedrich: Die Ausgrabungen von Sendschirli und das bit hillani. in: Beiträge zur Assyriologie und semitischen Sprachwissenschaft. Bd. 1-10. Hinrichs, Leipzig 1889-1913/27, 227ff.
- B. Landsberger: Sam'al. Druckerei der Türkischen Historischen Gesellschaft, Ankara 1948.
- Winfried Orthmann: Der alte Orient. Propyläen-Kunstgeschichte 18. Propyläen, Frankfurt 1985. ISBN 3-549-05666-4
- Felix von Luschan, R. Koldewey, C. Humann: Ausgrabungen in Sendschirli I-III. Orient-Comite, Berlin 1893ff.
- Felix von Luschan, Jacoby: Ausgrabungen in Sendschirli IV. Orient-Comite, Berlin 1911.
- Josef Tropper: Die Inschriften von Zincirli. Neue Edition und vergleichende Grammatik des phönizischen, sam'alischen und aramäischen Textkorpus. Ugarit, Münster 1993. ISBN 3-927120-14-6