Zinkhütte Birkengang
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Zinkhütte Birkengang oder Friedrich-Wilhelm-Hütte war eine Eschweiler Zinkhütte, welche von 1845 bis 1846 vom Eschweiler Bergwerksverein EBV und vom Stolberger Unternehmer Matthias Ludolph Schleicher am oberen Birkengang in unmittelbarer Nähe des Schachts „Christine“ der Grube Birkengang errichtet wurde. Zur gleichen Zeit steigerte die Grube Centrum ihre Steinkohlentagesförderung um 50 %. In den Eschweiler Hütten und der Stolberger Hütte wurde Zink nach dem Reduktionsverfahren gewonnen, wofür Kohle nötig war. Zur Zeit ihres Höchstbetriebs hatte die Zinkhütte Birkengang 36 Reduktionsöfen. Um die Kohlegewinnung auf hohem Niveau zu halten, wurden die Bergwerksanlagen zwangsläufig erweitert. Um die hierfür vermehrten Selbstkosten auszugleichen, wurde beschlossen, die Kohlepreise um 10 % zu erhöhen. Als dann die preußische Regierung den Einfuhrzoll für belgische Kohle auf ein Viertel senkte, führte dies den EBV in eine Finanzkrise.
Zur Überwindung dieser Krise verkaufte der EBV seine Blei- und Galmeiwerke, wodurch die Zinkhütten Birkengang und Velau 1848 in den Besitz der „Eschweiler Gesellschaft“ übergingen. Kurz nach der Fusion von Eschweiler Gesellschaft und Stolberger Gesellschaft wurden 1926 der Betrieb eingestellt, wenige Jahre später die Hüttengebäude abgerissen und 1935 der Ortsteil Birkengang von Eschweiler nach Stolberg ausgemeindet. Zur Zeit des Betriebs bestand eine Bahnverbindung über die Zinkhütte Steinfurt an die westliche Talbahnlinie.
[Bearbeiten] Birkengangofen
In der „Zinkhütte Birkengang“ wurde ein spezieller Schmelzofen nach dem Reduktionsverfahren entwickelt, dessen Beheizung mit einem Regenerativwärmekammersystem arbeitete, was eine sehr gute Wärmeausnutzung mit sich brachte. Diese Art Ofen wurde Birkengangofen (engl. Rhenish Furnace = Rheinischer Schmelzofen) genannt und gilt als modifizierter Typ des sog. Schlesischen Ofens. Über Eschweiler und Deutschland hinaus wurde er in Hütten eingesetzt. Da bei der chemischen Reduktion von Zinkoxid nach Zink, einem Metall mit einem relativ niedrigem Siedepunkt von 1180 K (907 °C), Zinkdampf anfällt, wird das Verfahren auch Destillation genannt (vgl. engl. destillation furnace).
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Bailly, Peter u. Holzapfel, Franz Josef: Eschweiler entdecken, Hrsg. Eifelverein Eschweiler 2002, S.21-27
- Bongart, Ferdinand: Die Schächte der Grube Centrum des EBV in Eschweiler in: Schriftenreihe des Eschweiler Geschichtsvereins, Bd. 11, S. 15ff, Eschweiler 1989
- Erdmann, Walter: Eschweiler Steinkohle schon zur Römerzeit? - Zur Geschichte des Steinkohlenabbaus in der Indemulde in: Schriftenreihe des Eschweiler Geschichtsvereins, Bd. 5, S. 27ff, Eschweiler 1983
- Kauling, Gregor u. Oediger, Hermann-Lambert: Kohle und Eisen im Inderevier - Das frühindustrielle Zentrum in Eschweiler, RWTH Aachen 1989
- Küpper, Simon: Der Eschweiler Kohlberg in: Schriftenreihe des Eschweiler Geschichtsvereins, Bd. 2, S. 14ff, Eschweiler 1979
- Willms, Christa: Eschweiler, ein Bergwerks- und Industrieort des 19. Jh., Wiss. Arbeit am Wirtschaftsgeographischen Institut, Universität Köln 1958