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Stolberg (Rheinland)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Stolberg (Rhld.) [ʃtɔlbeʀk] ist ein Mittelzentrum und eine kreisangehörige Stadt im nordrhein-westfälischen Kreis Aachen. Der Name der Stadt stammt von der inmitten der Altstadt gelegenen Burg, bei der die Ursprünge des Ortes liegen. Stolbergs Beiname Kupferstadt weist auf die lange Tradition seiner metallverarbeitenden Industrie, die in der Vergangenheit Altlasten mit sich brachte. Überregionales Medieninteresse brachten der Stadt der Contergan-Skandal und rechtsextreme Aktivitäten. Das heutige Stadtgebiet verfügt über eine große geologische und biologische Vielfalt.

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Stolberg (Rheinland)
Stolberg (Rheinland)
Deutschlandkarte, Position von Stolberg (Rheinland) hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Aachen
Koordinaten: Koordinaten: 50° 46′ N, 6° 14′ O50° 46′ N, 6° 14′ O
Höhe: 260 m ü. NN
Fläche: 98,52 km²
Einwohner: 58.023 (31. Dez. 2005)
Bevölkerungsdichte: 589 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 52222, 52223, 52224 (alt: 5190)
Vorwahlen: 02402, 02408 (Venwegen), 02409 (Gressenich/Schevenhütte)
Kfz-Kennzeichen: AC
Gemeindeschlüssel: 05 3 54 032
Gemeindegliederung: 17 Stadtteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstraße 11–13
52222 Stolberg
Webpräsenz:
Bürgermeister: Ferdinand Gatzweiler (SPD)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Lage

Die Stadt Stolberg liegt in der Voreifel in einem vom Vichtbach durchflossenen Tal. Die Talsohle des Vichtbachs ist zwischen Hammerberg und Bauschenberg nur 300 m breit, zwischen dem Donnerberg, einer 287 m hohen Anhöhe zwischen Stolberg und dem Eschweiler Stadtwald sowie Burgstüttgen gar nur 250 m. Von der Talsohle, die 180 bis 200 m über NN liegt, beträgt der Anstieg bis zu den Höhenstadtteilen Donnerberg im Osten und Münsterbusch im Westen rund 90 m.

Nach Simmerath ist Stolberg die flächenmäßig zweitgrößte Gemeinde des Kreises.

[Bearbeiten] Aufschlüsselung der Fläche

  • Gesamtfläche 9.831 ha, davon:
    • Landwirtschaftlich genutzte Flächen 2.622 ha
    • Waldflächen 4.822 ha
    • Wasserflächen 130 ha
    • Gebäude- und Freiflächen 1.404 ha
    • Verkehrsflächen 414 ha
    • Flächen anderer Nutzung 439 ha
  • Größte Nord-Süd-Ausdehnung 13,35 km
  • Größte Ost-West-Ausdehnung 13,50 km
  • Höchster Punkt 483 m über NN (Stadtgrenze Stadt Stolberg - Gemeinde Hürtgenwald bis Raffelsbrand)
  • Tiefster Punkt 160 m über NN (Kläranlage Steinfurt)

[Bearbeiten] Erhebungen

  1. bei Zweifall: Hedchensknepp (335 m über NN) (bewaldet)
  2. bei Vicht: Burgberg (333 m über NN) (bewaldet)
  3. bei Vicht: Großer Kranzberg (300 m über NN) (teilweise bewaldet)
  4. bei Gressenich: Triffelsberg (292 m über NN) (bewaldet)
  5. bei Donnerberg: Donnerberg (287 m über NN)
  6. bei Venwegen: Schlaberg (285 m über NN)
  7. bei Venwegen: Brauneberg (284 m über NN)
  8. bei Breinigerberg: Schlangenberg (276 m über NN)
  9. bei Mausbach: Weißenkopf (273 m über NN)

[Bearbeiten] Gewässer

Die bedeutendsten Fließgewässer Stolbergs sind der Vichtbach und die Inde. Der Vichtbach durchfließt das Stadtgebiet von Süden nach Norden und mündet beim Stadtteil Steinfurt-Velau in die Inde. Die Inde umfließt nach dem Eintritt auf das Stadtgebiet hinter Aachen-Freund den Stolberger Stadtteil Münsterbusch, fließt durch die Stadtteile Kohlbusch und Hamm und gelangt bei der Steinfurter Kläranlage auf Eschweiler Stadtgebiet. Sie heißt ausschließlich auf Stolberger Gebiet auch Münsterbach, da die von ihr durchflossenen Gebiete zum nach der Abtei Kornelimünster benannten Münsterländchen gehörten. Weitere Fließgewässer sind der Omerbach, der durch Gressenich fließt, der Saubach bei Steinfurt, und der Mausbach, der durch Mausbach fließt, und der Wehebach, der nach seinem Austritt aus der gleichnamigen Talsperre durch Schevenhütte fließt. Die Wehebachtalsperre, deren Staumauer sich auf Stolberger Gebiet befindet, bildet das größte Standgewässer. Daneben gibt es noch künstliche Teiche am Vichtbach aus der Zeit der frühneuzeitlichen Metallverarbeitung.

[Bearbeiten] Geologie

Siehe Hauptartikel Geologie in Stolberg (Rhld.)

Stolberg liegt am Rande des Rheinischen Schiefergebirges in der Niederrheinischen bzw. Kölner Bucht, einem von drei Haupterdbebengebieten in Deutschland. Das Stadtgebiet bietet von Südosten nach Nordwesten einen Aufriss durch die Erdgeschichte vom Tonschiefer des Kambrium über die „bunten Schiefern“ aus dem Unterdevon, den Massenkalk und Dolomit von der Wende vom Mittel- zum Oberdevon bis zum Famenne-Schiefer und Condroz-Sandstein vom Ende des Devons, die dreimal aufgrund einer Faltung mit den mächtigen Kohlenkalk-Steinbänken wechseln, die im Unterkarbon angelegt wurden. Die letzte Schicht bilden die Oberen und Unteren Stolberger Schichten, die im Ober-Karbon entstanden und sich von Münsterbusch über Oberstolberg bis zum Donnerberg erstrecken.

[Bearbeiten] Biotope und Naturschutz

Galmeiveilchen
Galmeiveilchen

80% des Freiraums stehen unter Landschafts- oder Naturschutz. Die Hälfte des Stadtgebiets ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. 1979 wies der Botaniker E. Savelsbergh 370 verschiedene höhere Pflanzen nach. W. Vorbrüggen identifizierte 1981 rund 300 unterschiedliche Tag- und Nachtschmetterlinge. Viele der gefundenen Arten stehen auf der „Roten Liste“. Diesen Reichtum versucht die öffentliche Hand seit dem ausgehenden 20. Jhdt. zu schützen. 1979 gab es erst ein Naturschutzgebiet in Stolberg (Werther Heide), zehn Jahre später bereits 18 Naturschutzgebiete oder geschützte Landschaftsbestandteile. Die beiden wichtigsten Pedobiome in Stolberg sind die Galmeifluren, eine Pflanzengesellschaft, die nach dem Gelben Galmeiveilchen benannt ist, und deren Hauptverbreitung auf dem Schwermetallrasen um Stolberg ist. Daneben beherbergen die Kalkgebiete eine seltene Flora und Fauna. Sie unterscheiden sich in Orchideen-Buchenwälder und Trockenrasengebiete.

Für ausführliche Informationen siehe den Hauptartikel Natur in Stolberg (Rhld.)

[Bearbeiten] Klima

Stolberg liegt in der kühl gemäßigten bis ozeanischen Klimazone, in der außerhalb des Vichttales feuchte Winde aus westlichen und südwestlichen Richtungen von der Nordsee vorherrschen. Hier fallen zu allen Jahreszeiten Niederschläge. Die Winter sind vergleichsweise mild und die Sommer verhältnismäßig kühl. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8 bis 10 °C. Die Durchschnittstemperatur im Januar beträgt 1,8 °C, im Juli 17,8 °C [1]. In Stolberg gibt es eine größere Häufigkeit von Nordost-, Ost- und vor allem Südostwinden. Letztere sind am Südosteingang des Stolberger Talraums besonders häufig. Als weitere Besonderheit ist die Windgeschwindigkeit im Stolberger Tal stark verlangsamt. Sie beträgt im Durchschnitt im Zentrum nur 0,7 m/s und in Stolberg-Süd 1,2 m/s gegenüber 2,8 m/s in Aachen. Im Unterlauf des engen Vichttals kann es deshalb im Sommer zu einer drückenden Schwüle kommen, während die Wintertemperaturen im eifelnäheren Süden tiefer liegen. Mehrgeschossige Bebauung führt im Vichtbachtal dazu, dass sich gerade im Bereich der Innenstadt bei austauscharmen Wetterlagen ein Kaltluftsee bildet, der Emissionen festhält. Die Höhen und die Stadtränder sind dagegen gut durchlüftet.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Stolberg befindet sich in der Nähe zum Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande bei Aachen. Im Süden grenzt das Stadtgebiet an Simmerath und Roetgen, im Westen an Aachen und im Norden und Nordosten an Eschweiler sowie im Osten an Langerwehe und Hürtgenwald (beide Kreis Düren).

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Stolberg ist unterteilt in die 17 Stadtteile Atsch, Breinig, Breinigerberg, Büsbach, Donnerberg, Dorff, Gressenich, Mausbach, Münsterbusch, Oberstolberg, Schevenhütte, Unterstolberg, Venwegen, Vicht, Vicht-Breinigerberg, Werth und Zweifall.

Keine offiziellen Stadtteile sind Mühle (der frühere Name des größten Teils von Unterstolberg), die Velau, Steinfurt, Duffenter und Birkengang am Donnerberg, die Hamm und Kohlbusch bei Atsch sowie Ortsteile von Stadtteilen (die Liester zwischen Büsbach und Münsterbusch; in Büsbach der Bauschenberg; Breinigerheide in Breinig; in Gressenich Buschhausen; in Mausbach Fleuth, Krewinkel und Diepenlinchen; Münsterau und Stollenwerk in Vicht; Finsterau in Zweifall).

[Bearbeiten] Einwohnerstand

Stolberg ist seit der Kommunalen Neugliederung 1972 die einwohnermäßig größte Kommune des Kreises Aachen. Ihre 58.023 Einwohner verteilen sich wie folgt auf die 17 Stadtteile (Stand: 31. Dezember 2005):

Ortsteil Einwohner
Atsch 4.090
Breinig 4.987
Breinigerberg  971
Büsbach 7.192
Donnerberg 5.610
Dorff  611
Gressenich 2.566
Mausbach 4.657
Münsterbusch 6.948
Oberstolberg 7.608
Schevenhütte  706
Unterstolberg 5.579
Venwegen 1.491
Vicht 1.879
Vicht / Breinigerberg  41
Werth 1.032
Zweifall 2.055

[Bearbeiten] Geschichte

Stolbergs Geschichte ist durch die Lage in der Voreifel im engen Tal des Vichtbachs und seiner Bodenschätze geprägt. Politisch beschränkte sich Stolberg bis ins 20. Jhdt. auf das untere Vichttal, während weite Teil des heutigen Stadtgebiets zur Abtei Kornelimünster, zu Eschweiler oder später auch zu den selbständigen Gemeinden Büsbach und Gressenich gehörten. Die Geschichte dieser Gebiete wird hier nur insoweit berücksichtigt, als sie für Stolbergs Gesamtentwicklung von Belang ist.

Für ausführliche Informationen siehe den Hauptartikel Wirtschaftsgeschichte der Stadt Stolberg (Rheinland).

[Bearbeiten] Vorgeschichte, Kelten und Römer

Älteste Spuren menschlicher Besiedlung wurden um 1965 bei Büsbach auf dem waldfreien Brockenberg gefunden. Dort wurde eine Kulturschicht mit Kleingeräten der frühen Mittelsteinzeit (etwa um 10.000 v. Chr.) entdeckt. Weitere Funde am Brockenberg und bei Gut Tannenbusch stammen aus der Jungsteinzeit (um 5.000 bis 1.900 v. Chr.). Auch in Zweifall und Schevenhütte lassen Funde auf steinzeitliche Verweilplätze schließen. Aus dem Keltischen stammen in Stolberg die Gewässernamen Inde, Vicht und Wehe. In der Nähe der Staumauer der Wehebachtalsperre bei Schevenhütte wurden Reste einer keltischen Fliehburg aus der Eisenzeit gefunden. Funde lassen auf einen Ursprung der Messing- und Eisenindustrie auf dem heutigen Stadtgebiet in der Kelten- und Römerzeit schließen. In Atsch wurde in der Nähe des vermutlichen Schlachtfeldes eine Eisenschmelze ausgegraben. Wahrscheinlich betrieben die Römer die Anlagen mit keltischen Arbeitern weiter und übernahmen von den Kelten auch das Verfahren, aus Kupfer und Galmei das goldglänzende Messing herzustellen. Ausgedehnte Schlackehalden am Breinigerberg und zwischen Diepenlinchen und dem Römerfeld in der Mausbacher Heide lassen auf Metallverhüttung bereits in der Römerzeit schließen. Die bei Cuxhaven in einem germanischen Gräberfeld aus dem 2. und 3. Jhdt. gefundenen Hemmoorer Eimer wurden vermutlich in der Gegend um Gressenich gefertigt und heißen deshalb auch „Gressenicher Eimer“. Am Brockenberg-Hassenberg wurden Siedlungsspuren aus der Römerzeit, und zwar aus dem 1. bis 3. Jhdt. n. Chr., gefunden. Eine Nebenstrecke der Römerstraße von Bavay (Nordfrankreich) über Kornelimünster nach Köln verlief über Dorff und Hassenberg südöstlich von Büsbach in Richtung Jülich. Auf dem heutigen Burgfelsen vermutet man eine römische Straßenwarte.

[Bearbeiten] Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit

Älteste überlieferte Darstellung der Burg Stolberg aus dem 16. Jahrhundert
Älteste überlieferte Darstellung der Burg Stolberg aus dem 16. Jahrhundert

Stolberg wird urkundlich erstmals 1118 erwähnt, als Reinardus von Staelburg die Gründungsurkunde des St. Georgs-Stifts zu Wassenberg mitzeichnet. Der Sitz der Herren von Stalburg war die Burg Stolberg. Burgherren waren im 13. und 14. Jhdt. eine Linie des Geschlechts von Salm-Reifferscheid und dann Reinhard II. von Schönforst aus dem heutigen Aachener Stadtteil Forst. Stolberg kam Anfang des 15. Jhdts zum Herzogtum Jülich. Die Herzöge belehnten im 15. Jhdt. das Geschlecht der von Nesselrode, im 16. und 17. Jhdt. das Geschlecht der von Efferen mit der Unterherrschaft Stolberg. Gemäß J. Fabricius war Stolberg im Jülicher Herzogtum „ursprünglich eine Burg und ein Rittersitz im Amt Eschweiler an der Grenze zum Amt Wilhelmstein und dem jenseits des Vichtbaches gelegenen Gebiet der Reichsabtei Kornelimünster“. Die Grenze der beiden Ämter markierte ein kleiner, in den Vichtbach mündender Wassergraben. Der zum Amt Wilhelmstein gehörige Teil hieß 'Berger Seite' und unterstand dem Gericht Nothberg. Er umfasste den Finkenberg. Am 28. Februar 1644 wurde dem Burgherrn erneut nach 1629 und diesmal definitiv die Jurisdiktion auf der Berger Seite nach jahrelangen Kompetenzstreitigkeiten mit dem Amt Wilhelmstein und dem Gericht Nothberg verliehen. Nur die Steuern sollten nach wie vor an das Amt Wilhelmstein gezahlt werden. 1777 wird die Berger Seite aufgrund eines kurfürstlichen Edikts vollständig in die Herrlichkeit Stolberg eingegliedert. Bis 1789 blieb die Herrlichkeit Stolberg in den verschwägerten Linien der Familien von Frentz und Von Beissel und bildete eine eigene Unterherrschaft im Oberamt Jülich bzw. Herzogtum Jülich, die nur von Binsfeldhammer bis zum Zusammenfluss von Inde und Vichtbach am Schnorrenfeld reichte und sich über ein Territorium von 318 ha erstreckte. Nördlich lag das jülische Amt Eschweiler, das später im Amt Wilhelmstein aufging, und östlich die jülischen Ämter Wilhelmstein und Wehrmeisterei, das die heutigen Stadtteile Schevenhütte und Zweifall umfasste (östlich von Vicht und Hasselbach, der übrige Teil des Ortes gehört zum Amt Montjoie) und sich Gressenich und teilweise Vicht und Mausbach mit der Reichsabtei Kornelimünster teilte, die sich westlich und südlich der Unterherrschaft Stolberg erstreckte und außerdem die heutigen Stolberger Stadtteile Münsterbusch, Büsbach, Breinig, Dorff und Venwegen umfasste.

1324 wird erstmals das „dorf Staylburg“ erwähnt, dessen jährlicher Zins sich auf 58 Kapaune und 8 Hühner belief. Im Schatten der Burg siedeln sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Handwerker an, die Eisen, Kupfer, Blei, Gold und Silber verhütten. Im Jahre 1496 soll der Ort Stolberg nur aus zwei bis drei Häusern bestanden und selbst 1569 nur elf bis zwölf Häuser umfasst haben. Die farbige Karte, welche der Künstler Egidius Waschaple im Jahre für einen Rechtsstreit des Burgherrn mit dem Abt von Kornelimünster anfertigte, zeigt ebenfalls nur zwölf Häuser und drei Mühlen. Neben der Unterherrschaft entwickelte sich – wohl getragen durch das Selbstbewusstsein der Kupfermeister - bis zum Ende des 17. Jhdt. eine Ortsgemeinde mit Bürgermeister,[2] die als Anfang der kommunalen Selbstverwaltung in Stolberg angesehen werden können. Aus dem Jahre 1738 liegt das erste Protokoll einer Bürgermeisterwahl vor. Die Straßen und Gassen des Ortes waren Ende des 18. Jhdts die Hauptstraße (heute Burgstraße), die Katzhecke und die Enkerei.

Um 1600 gestattete der Burgherr von Effern protestantischen Kupfermeistern aus Aachen, die teilweise dorthin Mitte des 15. Jhdt. aus dem belgischen Dinant gekommen waren, die Übersiedlung in sein Gebiet. Konfessionelle Spannungen und Zunftzwänge in der katholischen Reichsstadt Aachen, aber auch günstige Standortfaktoren in Stolberg bewogen sie zu diesem Schritt. Sie brachten Kenntnisse der Messingherstellung mit, bei der Kupfer mit dem örtlichen Galmei bzw. Zinkblende legiert und unter Ausnutzung der Wasserkraft des Vichtbachs weiter verarbeitet wurde. Da man sich noch nicht über die Rolle des Zinks im Klaren war, das erst Anfang des 19. Jahrhunderts als Element erkannt wurde, nannte man Messing auch „gelbes Kupfer“. Daher rühren die bis heute gebräuchlichen Bezeichnungen „Kupfermeister“ und „Kupferstadt“.

evangelische (lutherische) Vogelsangkirche
evangelische (lutherische) Vogelsangkirche

Am Oberlauf des Vichtbachs und am Wehebach in Schevenhütte betrieben die Reitmeister (von „(zu)bereiten“) in der frühen Neuzeit auf dem heutigen Stolberger Stadtgebiet Eisengewinnung und -verarbeitung. Ihre Produktionsstätten, die Reitwerke, sind teilweise noch heute erhalten (Junkershammer, Neuenhammer, Platenhammer), wobei die nördlicher gelegenen aus Holzkohlemangel im 18. Jhdt. zu Kupfermühlen umgebaut wurden (Bernardshammer). Ein Spross der bedeutendsten Reitmeisterfamilie des Vichttals, der Hoesch, gelangte über Düren ins Ruhrgebiet und begründete dort den gleichnamigen Stahlkonzern.

Durch die Kupfermeister und Reitmeister wurde ein wirtschaftlicher Aufschwung eingeleitet. Stolberg war eines von wenigen Zentren der Messingherstellung weltweit und hatte in Europa nahezu eine Monopolstellung. Vor diesem Hintergrund nennt sich Stolberg heute gerne „älteste Messingstadt der Welt“. Von dieser Blütezeit der Frühindustrialisierung künden noch heute zahlreiche Baudenkmäler wie die Kupferhöfe. Sie dienten nicht nur als Produktionsstätten und in unruhigen Zeiten als kleine Burgen, sondern belegen den aristokratischen Repräsentationswillen der Kupfermeistergeschlechter, der sich außerdem in Familienwappen äußert. Ferner wurde in Stolberg 1647 die Vogelsangkirche als erste linksrheinische lutherische Kirche errichtet, während auf dem Finkenberg eine calvinistische Kirche entstand. Bei ihr befindet sich der sog. Kupfermeisterfriedhof mit zahlreichen herrschaftlichen Gräbern.

Stolberg um 1800 (Blick vom Kranensterz in Büsbach)
Stolberg um 1800 (Blick vom Kranensterz in Büsbach)

[Bearbeiten] Franzosenzeit

Nach der Besetzung Aachens durch die französischen Generäle Desforest und Stengel hielt ein Truppenteil unter Fregeville Stolberg besetzt. Die Franzosen wurden zwar von den Österreichern in der Schlacht von Aldenhoven bis zur französischen Grenze zurückgedrängt, rückten dann aber 1794 erneut über Münsterbusch in Stolberg ein. Die Franzosen ernannten den „Bürger“ Hermann Peltzer zum General-Administrator. Im Namen der Zentralverwaltung in Aachen setzte er die beiden Bürgermeister Johann Peter Schmitz und Heinrich Beckers samt acht Beigordneten ab. Später wurde Johann Adam Schleicher zum „Maire“ ernannt und die vier „Bürger“ Laurenz Lynen Sohn, Johann Wilhelm Scheibler, Johann Graff und Johann Wilhelm Dahmen zu Bürgerräten. Doch schon 1795 bestimmte man Dahmen zum Maire und ernannte Johann Haahs und Jakob Braun zu Beisitzern. Während der Zugehörigkeit des linksrheinischen Gebiets zu Frankreich von 1794 bis 1815 bildete Stolberg eine Mairie, die – wie die Mairien Gressenich und Büsbach – zum Kanton Eschweiler im 1801 gegründeten Département de la Roer gehörte. Die französische Munizipalverfassung von 1800 war streng zentralistisch und beseitigte alte Formen der kommunalen Selbstverwaltung. Der Gemeinde- bzw. Munizipalrat hatte nur beratende Funktion gegenüber dem vom Staat eingesetzten Maire. Die Kontinentalsperre verhalf der seit der zweiten Hälfte des 18. Jhdt.s angeschlagenen Stolberger Messingindustrie zu einer Atempause und letzten Blüte.

[Bearbeiten] Preußen und Kaiserzeit

Ehemalige Fabrik an der Zweifaller Str.
Ehemalige Fabrik an der Zweifaller Str.
Jugendstilhaus (Kaesmacher)
Jugendstilhaus (Kaesmacher)

1815 fiel Stolberg nach dem Sturz Napoleons an Preußen und wurde 1816 eine Bürgermeisterei. Erster Bürgermeister wurde Conrad Esajas Michels. Stolberg war mit knapp 2600 Einwohnern in 334 Häusern die kleinste Gemeinde im Kreis Aachen, dem Stolberg seither angehört. Außerdem wurde der Kreis dem Regierungsbezirk Aachen zugeordnet, dessen Teil er bis zu dessen Eingliederung in den Regierungsbezirk Köln 1972 war. Der Regierungsbezirk Aachen und damit auch Stolberg kamen zuerst zur preußischen Provinz Niederrhein, die 1822 mit Jülich-Kleve-Berg zur Rheinprovinz vereinigt wurde. Die beiden protestantischen Gemeinden vollzogen den vom preußischen König 1817 empfohlenen Zusammenschluss zu einer reformierten Gemeinde in Stolberg erst 1860.

1823 erhält Stolberg von Eschweiler den Stadtteil Mühle. Am heutigen Kaiserplatz wird 1837 ein neues Rathaus im klassizistischen Stil errichtet. Aufgrund der Rheinischen Städteordnung erhielt Stolberg, obwohl es zwar nicht die geforderten 10.000 Einwohner aufweisen konnte, 1856 auf Antrag die preußischen Stadtrechte, weil es wegen seiner gewerblichen Struktur Mitglied des Provinziallandtags wurde.[3]

Durch den Anschluss an Preußen verlor die Stolberger Metallindustrie ihre französischen Absatzmärkte und geriet in eine schwierige Randlage, die jedoch durch den Einsatz moderner Techniken wie der Dampfmaschine und der neu entwickelten Zinkverarbeitung überwunden werden konnte. Blei und v.a. Zink lösten Messing als wichtigste Metalle der Stolberger Wirtschaft ab. Neben der Blei- und Zinkindustrie setzten die Glasindustrie und chemische Industrie die Diversifizierung der Wirtschaft fort, die bereits 1719 Mathias v. Asten mit dem Beginn von Tuchherstellung im Knautzenhof eingeleitet hatte. Im Rahmen dieses Strukturwandels wurden aus den Kupfermeisterfamilien Fabrikanten. Die Produktion verlagerte sich aus den Kupferhöfen, die aus Bruchstein gebaut waren, in ziegelgemauerte Fabriken. Die Industrialisierung wurde entscheidend durch die Gebrüder John und v.a. James Cockerill vorangetrieben. Man plante für Stolberg ein „zweites Seraing“. In Münsterbusch und Mühle entstand im Rahmen des Aachener Reviers eine der ersten Industrielandschaften Deutschlands.

1841 wird Stolberg mit Eröffnung der Talbahnlinie ans Eisenbahnnetz angeschlossen und erhält einen eigenen Haltepunkt auf Eilendorfer Gebiet („Station Stolberg“). Durch den Bau der Stolberger Talbahn im Vichtbachtal 1867, 1881 und 1889 wird die Eisenbahnanbindung der Stolberger Firmen verbessert und Anschluss an die Vennbahn hergestellt. 1888 wird ein Bahnhof mit Namen „Stolberg Bf.“ (später „Stolberg Hbf.“) auf Eschweiler Territorium errichtet.

Ehemaliges Amtsgericht am Kaiserplatz
Ehemaliges Amtsgericht am Kaiserplatz
Ehemaliges Goethe-Gymnasium am Kaiserplatz
Ehemaliges Goethe-Gymnasium am Kaiserplatz

Der Aufschwung der Industrialisierung schlug sich auch im Stadtbild nieder. Im Steinweg und der Rathausstraße entstanden gründerzeitliche Bürgerhäuser und Villen der Fabrikbesitzer, während in den heruntergekommenen Teilen der Altstadt wie z.B. Vogelsang die Unterschicht und die Fabrikarbeiter lebten. In der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. bemühten sich der evangelische, von Preußen eingesetzte Bürgermeister und Leutnant a.D. Friedrich von Werner und der katholische Pfarrer von St. Lucia Roland Ritzefeld, die sozialen Folgen der Industrialisierung abzumildern und die Modernisierung Stolbergs außerhalb der Wirtschaft voranzutreiben. Auf Betreiben Ritzefelds richtete die Pfarre St. Lucia 1866 im ehemaligen Kupferhof Steinfeld das Bethlehem-Krankenhaus ein. Um die Jahrhundertwende wurden am Kaiserplatz ein Amtsgericht, eine Hauptpost und das Goethe-Gymnasium errichtet, ferner in unmittelbarer Nähe die Volksschule Grüntal. Ein Standbild des Kaisers Wilhelm I. aus dem Jahre 1897, das dem Kaiserplatz bis heute seinen Namen gab, wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Im Stadtteil Mühle entstanden die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt und die Volksschule an der Herrmannstraße. 1913 kamen von der Gemeinde Büsbach die Gebiete Schneidmühle und Jordansberg zu Stolberg.

[Bearbeiten] Weimarer Republik: Demokratisierung

Infolge des Versailler Vertrags war Stolberg von 1919 bis 1929 von Alliierten besetzt (Belgier und Franzosen). Wie dem übrigen Rheinland blieben ihm so die bürgerkriegsähnlichen Wirren zu Beginn der Weimarer Demokratie erspart. In Büsbach beendete die Bevölkerung ein separatistisches Intermezzo. Die Gründung der Weimarer Republik brachte es mit sich, dass die Bürgermeister nicht mehr von oben eingesetzt, sondern vom Stadtrat gewählt wurden. Das preußische Dreiklassenwahlrecht wurde zugunsten des gleichen Wahlrechts aufgegeben, das erstmals auch Frauen aktiv wie passiv ausüben konnten. Doch die Not ist drückend. In der Inflationszeit gibt die Stadt zusammen mit der benachbarten Stadt Eschweiler Notgeld heraus.

50 Billionen Mark - Der höchste Wert, der von den Städten Eschweiler und Stolberg ausgegeben wurde. (Ausgabe am 11. November 1923)
50 Billionen Mark - Der höchste Wert, der von den Städten Eschweiler und Stolberg ausgegeben wurde. (Ausgabe am 11. November 1923)

Mitte der 1920er Jahre sind in Stolberg von ca. 17.000 Einwohner 1.800 erwerbslos. Die Stadt sucht mit Arbeiterwohnungsbau am Stadtrand Arbeit zu beschaffen. 1920 wurden von der Gemeinde Hastenrath das Gebiet Hammerberg und 1932 der Burgholzer Hof, Niederhof, Hochweger Hof und Steffenshof eingemeindet (sog. „Hastenrather Zipfel“). 1930 kann das Stadtbad in der Grüntalstraße eingeweiht werden.

[Bearbeiten] NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

  • Der Weg ins „Dritte Reich“: Die KPD, die im Vogelsang die meisten Stimmen bekam und deren Treffpunkt das ehemalige Hotel Scheufen war, wurde bei der Kommunalwahl 1929 mit sechs Sitzen im Stadtrat doppelt so stark wie die SPD. Der NSDAP gelang nicht der Sprung in den Stadtrat. Erst der Beginn der Weltwirtschaftskrise verschaffte ihr Zulauf. Ende 1931 wurde Stolberg aufgrund einer Anordnung der Gauleitung Köln-Aachen Sitz der NSDAP-Kreisleitung für den Kreis Aachen, während in den umliegenden Städten Ortsgruppen verblieben. An der Ecke Schellerweg/Rathausstraße (Rathausstr. 49) stand das sog. Braune Haus, das Haus Metropol wurde der Sitz des „Westdeutschen Beobachters“. Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 erzielte bei einer Wahlbeteiligung von 74,4 % das Zentrum 10 Sitze (minus 2), die NSDAP 9 Sitze (plus 9), KPD 4 (minus 2), SPD 3 (unverändert), die Kampffront Schwarz-weiß-rot 1, und die Prehlerpartei (ein Zusammenschluss kleiner Einzelhändler und Handwerker) 1. Sieben Zentrumsstadtverordnete sowie die Mandatsträger der Kampffront Schwarz-weiß-rot und der Prehlerpartei treten der NSDAP als Hospitanten bei; die Zentrumsabgeordnete Christine Büngens nahm die Wahl nicht an, ebenso die beiden KPD-Abgeordneten Reinhard Schirbach und Juliane Decker. Für sie durften nach dem Runderlass des Ministers des Inneren vom 20. März 1933 keine Ersatzmitglieder nachrücken. Dieser Runderlaß verhinderte auch, dass die gewählten Ratsherren Peter Winterich und Jakob Radermacher für die KPD ihre Mandate antraten. Bis zum 14. Juli legen ihre Stadtratmandate der Sozialdemokrat August Meurer und die Zentrumsabgeordneten Claus Robert, Matthias Souren und Louis Hülsen nieder. Ludwig Lude von der SPD darf aufgrund eines Runderlasses des Innenministers vom 23. Juni nicht nachrücken, die übrigen Sozialdemokraten ihre Mandate gar nicht antreten. Hochrangige Vertreter des Zentrums verloren in der Stadtverwaltung und im Schulwesen ihre Stelle. Der Leiter der Stadtbücherei entfernte unaufgefordert dem Regime missliebige Literatur. Die HJ verbrannte öffentlich Bücher. Am 1. April 1933 rief die SA auch in Stolberg zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. Am 1. Mai 1933 beschloss der Stadtrat umfangreiche Namensänderungen: Das Goethe-Gymnasium hieß fortan „Städtisches Langemarck-Gymnasium“ (1945 rückgängig gemacht), die Neustraße (heutige Salmstraße) Hindenburgstraße, die Oststraße Bismarckstraße, die Hastenrather Straße Horst-Wessel-Straße. Der Steinweg und Teile der Aachener Straße wurden in Adolf-Hitler-Straße umbenannt, dem neuen Reichskanzler und dem greisen Reichspräsidenten Hindenburg sowie Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft verliehen. Walther Dobbelmann (DNVP), Bürgermeister 1906-1934, beantragte auf Druck der NSDAP seine Pensionierung, die am 1. Oktober 1934 erfolgt. Anton Braun, Leiter der Gaurevisionsabteilung, fungiert als Bürgermeister in Stolberg. Dr. Engelbert Regh (NSDAP), nach 1945 bis 1955 für die FDP in Stadtrat und Kreistag, wird am 25. Februar 1935 mit Genehmigung des Gauleiters Grohé von Regierungspräsident Eggert Reeder als Bürgermeister eingeführt. Der Stadtrat verlor nach der deutschen Gemeindeordnung seine Entscheidungskompetenzen an den Bürgermeister, die Ratsherren wurden für sechs Jahre ernannt.
  • Kommunale Neugliederung 1935: Stolbergs Einwohnerdichte pro 100 ha war seit 1825 von 967 über 1.401 im Jahre 1849 und 3.721 im Jahre 1885 auf 4.705 kurz nach der Jahrhundertwende gestiegen (1905). Dies war die höchste Einwohnerdichte, „… die zwischen 1825 und 1925 von einer Gemeinde im Regierungsbezirk Aachen eingenommen wurde. Der Siedlungsraum Stolberg war unnatürlich klein im Verhältnis zu der reichen Industrie der Stadt“, so eine 1933 bei der TH Aachen eingereichte Dissertation [4]. Vor diesem Hintergrund fand 1935 eine Erweiterung des Stadtgebiets statt, welche auch die Einwohnerzahl um 11.000 wachsen ließ: Von Eschweiler erhielt Stolberg die Ortsteile Donnerberg, Duffenter, Birkengang, Velau, Steinfurt mit dem Hauptbahnhof Stolberg aus dem Jahre 1888 sowie den Südwesten des Propsteier Waldes (Steinbachshochwald). Dies waren rund 500 Hektar Gebiet mit rund 1.400 Einwohnern, zwei stillgelegten Zinkhütten und diversen Halden. Ferner erhielt Stolberg im Westen Atsch von Eilendorf und die Gemeinde Büsbach, die 9.000 Einwohner zählte und die Ortsteile Büsbach, Dorff, Münsterbusch und Kohlbusch umfasste.
  • Verfolgung und Widerstand: In Stolberg wurde 1938 die Pogromnacht der Nachbarorte organisiert, und am 9. November 1938 verwüsteten SA und SS, die sich am Alten Markt gesammelt hatten, die beiden verbliebenen jüdischen Geschäfte in Stolberg: die Schuhgeschäfte Bernhard Wächter und Sigmund Zinader. Juden wurde in der Folge durch eine städtische Anordnung der Besuch von Stadtbad und Stadtbücherei und die Benutzung öffentlicher Parkbänke untersagt. Der Betsaal hinter Haus Steinweg 78, wo heute Garagen stehen, wurde Anfang 1939 aufgelöst. Jüdische Geschäfte, so das Textilgeschäft von Berthold Wolff im Steinweg, wurden „arisiert“. Durch Flucht und Deportation löste sich die kleine jüdische Gemeinde vollständig auf, die 1933 noch 76 Gläubige gehabt hatte. Zwei nichtjüdische Männer retten ihren jüdischen Frauen das Leben, weil sie sich nicht scheiden ließen (Hubert Faber, Amalia Faber, geb. Breuer, starb 24. September 1959, letzte jüdische Bestattung auf dem jüdischen Friedhof „Trockener Weiher“; Bock, verheiratet mit Else Bock, geb. Randerath). Nach dem Entzug der Lebensmittelkarten 1942 wurden sie von Stolbergern wie Ludwig Lude mitversorgt. Nachweislich sind unter der NS-Herrschaft mindestens 19 Stolberger Juden ermordet worden oder im Umfeld der sog. „Vernichtungslager“ im Osten verschollen. Am 28. Februar 1933 sollten nach dem Reichstagsbrand im Rosenmontagstrubel Kommunisten verhaftet werden: Matthias Bonny, Josef Henges, Peter Wilms, Leo und Anna Offermanns. Arnold Janz, Hubert König und Christian S. rechtzeitig gewarnt und konnten im närrischen Treiben untertauchen. Reinhard Schirbach und Leo Offermanns überlebten ihre Inhaftierung im KZ 1944. Im KZ kamen die Kommunisten Matthias Dolfen, der kommunistische Widerstandskämpfer Jakob Radermacher ums Leben, ferner Oskar Pongartz. Ein Herr Radermacher aus Münsterbusch ohne feste weltanschauliche Zugehörigkeit bezahlte seine Kritik am Nationalsozialismus 1944 mit dem Leben. Er kam in einem Lager in Frankreich um. Der Widerstand von SPD, KPD, „Kampfbund gegen den Faschismus“ und Reichbanner „war in Stolberg keineswegs die Sache einer Minorität.“ [5] Illegale SPD-Parteizellen organisierten der Sozialdemokrat Ludwig Philipp Lude, der parteilose Gewerkschafter Mathieu Wilms sowie Peter Spiegelmacher und Paul Arentsen. Widerstand kam auch aus dem katholischen Milieu durch Pastor Fritz Keller und den Kaplan Dunkel.
  • Zwangsarbeit und Deportation: Die metallverarbeitende Industrie, v.a. die Firmen Prym und Stolberger Metallwerke, stellte im Zweiten Weltkrieg auf Rüstungsproduktion um. Zwangsarbeiter, die produktionsnah in Baracken untergebracht wurden, ersetzten nicht nur die eingezogenen Arbeitskräfte der Industrie, sondern sicherten auch die Erfüllung von Großaufträgen für die Rüstung. Nach dem EBV war die Stolberger Industrie mit ca. 2.500 Zwangsarbeitern (davon 600 Kriegsgefangene) der größte Einsatzort für Zwangsarbeiter im Kreis Aachen. Im Juni 1944, drei Monate vor der Ankunft der US-amerikanischen Truppen in Stolberg, erreichte die Zwangsarbeiterbeschäftigung mit über 2.200 Zwangsarbeitern und 800 Kriegsgefangenen ihren Zenit. Der Anteil ausländischer Arbeiter in den industriellen und handwerklichen Berufen lag in Stolberg damals bei 40 % (Reichsdurchschnitt 29 %). Insgesamt gab es mindestens 38 größere Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager im gesamten Stadtgebiet. Im November 1941 errichtete die Gestapo auf dem Gelände der Kali Chemie AG an der Rhenaniastraße ein Lager für 121 jüdische Zwangsarbeiter, die bis Juni 1942 in den benachbarten Fabriken 12 Stunden pro Tag Zwangsarbeit verrichten mussten und Schikanen der Aufseher ausgesetzt waren. Im Sommer 1942 existierte ein Durchgangslager in RAD-Baracken in Mausbach, in dem ca. 300 Juden unter unmenschlichen Bedingungen auf ihre Deportation warten mussten. William Prym beschäftigte während des Zweiten Weltkrieges rund 500 Insassen der Gefängnisse Köln und Aachen in sogenannter Heimarbeit. Im Sommer 1942 wurden der Stolberger Industrie osteuropäische Zwangsarbeiter in großer Zahl zugewiesen. Eine Auflistung des Zwangsarbeitereinsatzes in den einzelnen Unternehmen findet sich hier. Die Betriebsfeuerwehr galt wegen der von ihr verübten Misshandlungen als „Werks-SS“. Am 25. April 1944 wurden drei polnische Jugendliche in der Nähe ihres Lagers am Stolberger Bahnhof vor den Augen zahlreicher deutscher Zeugen und Gäste sowie hunderter polnischer Zwangsarbeiter von der Aachener Gestapo hingerichtet, weil sie einige Lebensmittel aus einem Waggon am Aachener Westbahnhof entwendet haben sollten. Insgesamt kamen in Stolberg 52 Zwangsarbeiter zu Tode, davon einer von sechs Landarbeitern im damaligen Stadtgebiet, der 16. Dezember 1942 auf einem Bauernhof in Büsbach - ganz in Einklang mit den Empfehlungen der Landesbauernschaft Rheinland - wegen angeblich mangelnder Arbeitsleistung durch Nahrungsverweigerung starb[6]. Am 2. März 1943 wurden fünf Roma-Familien (insgesamt 37 Menschen) von Stolberg nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Insgesamt haben 152 bis 177 Menschen infolge des NS-Regimes in Stolberg ihr Leben verloren.
  • Alliierte Eroberung und Besatzung: Stollen unter der Burg und an der Zweifallerstraße dienten dem Luftschutz. Noch vor der alliierten Eroberung Aachens am 21. Oktober 1944 drangen US-amerikanische Truppen am 12. September 1944 bis Stolberg und Schevenhütte vor. Die Kämpfe um diesen sog. „Stolberg-Korridor“ brachten Zerstörungen mit sich und erlegten der Zivilbevölkerung große Leiden auf. Evakuierungsbefehle der NS-Behörden wurden vom Bürgermeister weitgehend nicht befolgt. Etwa 10.000 Menschen blieben in Stolberg zurück. Ein Personenzug mit zahlreichen Evakuierten aus Stolberg geriet bei Jülich in einen britischen Tieffliegerangriff. Erst am 20. September wurde Stolberg nach heftigen Kämpfen ganz besetzt. Da die Front in der Nähe blieb, endeten die Beeinträchtigungen durch Kampfhandlungen erst nach dem Fall Eschweilers im November 1944. Die von den Amerikanern eingesetzte Stadtspitze (Bürgermeister Dr. Friedrich Deutzmann), insbesondere der stellvertretende Bürgermeister Ludwig Philipp Lude, begann mit der Entnazifizierung der Stadtverwaltung. Am Ende des Zweiten Weltkrieges kommt Marlene Dietrich mit den ersten US-amerikanischen Truppen wieder nach Deutschland und wird beim Stolberger Bahnhof von einer Deutschen erkannt und zu ihrer großen Überraschung mit Freude begrüßt.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Stolberg Teil der britischen Besatzungszone und gehört seit 1947 zum Land Nordrhein-Westfalen. Flüchtlinge und Vertriebene bauten mit teilweise selbst gebrochenen Steinen die Donnerberger Siedlung. Auch in der Velau entstand ein Neubaugebiet für Flüchtlinge und Vertriebene. 1956 wird der Neubau des Bethlehem-Krankenhauses eingeweiht und ein neues Berufsschulgebäude seiner Bestimmung übergeben. Die Trägerschaft der dort zusammengefassten verschiedenen Berufs-, Berufsfach- und Handelsschulen geht am 1. Januar 1970 gemäß den Bestimmungen des Schulverwaltungsgesetzes von der Stadt auf den Kreis über. Die Realschule (I), 1956 als erste Realschule des Kreises Aachen gegründet, zog 1962 aus dem ehemaligen Berufsschulgebäude in der Salmstraße auf die Liester um, wo sie 1970 einen Anbau erhielt. Am 1. September 1961 konnte das vormalige Lyzeum, der Mädchenzug des Goethe-Gymnasiums, einen Neubau an der Ritzefeldstraße beziehen und erhielt zum Schuljahr 1966/67 einen Anbau. Der Bau der Stadthalle (25. November 1961 offiziell eröffnet) und die funktionale Neubebauung des Areals um den Bastinsweiher, der auch der Kupferhof Ellermühle zum Opfer fiel, waren wichtige Etappen der innerstädtischen Entwicklung. Deutschlandweit in den Medien präsent war die Stadt in den 1960er Jahren durch das von der in Stolberg ansässigen Pharmafirma Chemie Grünenthal GmbH produzierte Medikament Contergan; die Anhörungen und Prozesse im sog. Contergan-Skandal jedoch fanden in Aachen und Alsdorf statt. Das Bekanntwerden von Gesundheitsschäden bei Stolberger Kindern, den sog. Bleikindern, und bei Weidevieh durch Schwermetalle, der sog. Gressenicher Krankheit, gab nach 1965 den Anstoß zu jahrzehntelangen erfolgreichen Umweltschutzbemühungen. Im Verlaufe der 1960er Jahre wuchs Stolberg in einer Art Kopf-an-Kopf-Rennen mit Eschweiler zur mit bevölkerungsreichsten Kommune im Kreis Aachen heran. Zeitweise wurde sogar die 40.000-Einwohnermarke überschritten.

[Bearbeiten] Nach der kommunalen Gebietsreform 1972

Ende der 1960er Jahre sind ein Viertel der Schüler des Goethe-Gymnasiums und ein Drittel der Schülerinnen des Mädchengymnasiums Auswärtige. Bei der kommunalen Gebietsreform 1972 erfährt das Stadtgebiet entsprechend den Wünschen der Verwaltung eine beträchtliche Erweiterung nach Südosten und kann sich abermals mehr als verdreifachen. Eingemeindet wurden die Gemeinde Gressenich, welche auch die Orte Vicht, Mausbach (mit Diepenlinchen), Werth und Schevenhütte umfasste, sowie die Orte Breinig, Venwegen (von Kornelimünster) und Zweifall (von Roetgen). Die Zuständigkeit für das Amtsgericht wurde am 1. April 1973 an das Amtsgericht Eschweiler abgegeben.

In den 1970er Jahren entstand das neue Rathaus in Form eines Hochhauses neben dem Alten Rathaus am Kaiserplatz, ferner das Stadion und Hallenbad Glashütterweiher. Auf der Liester und in Breinig wurden Neubaugebiete eingerichtet. Die Realschule II konnte 1978 aus dem ehemaligen Kupferhof Schardt in das Gebäude des Goethe-Gymnasiums am Kaiserplatz umziehen, das in einem Neubau auf der Liester ein neues Domizil fand. Das Mädchengymnasium Stolberg an der Ritzefeldstraße wurde 1980 nach Einführung der Koedukation in Ritzefeld-Gymnasium umbenannt.

In den 1980er Jahren konnten die Sanierung der Schwermetallhalden weitgehend abgeschlossen und die historische Altstadt in Oberstolberg restauriert werden. Im Steinweg siedelt sich ein Kaufhaus mit Läden an. Statt dem vierspurigen Ausbau der K 6 durch die Burgstraße die anliegenden historischen Häuser zu opfern, wie im politischen Raum diskutiert, schufen die Umgehungsstraße K 6n durch den Burgholzer Graben und die Rathausumgehung die Voraussetzung für die Verkehrberuhigung der Innenstadt: Der Steinweg wurde 1987 Fußgängerzone, die Salmstraße verkehrsberuhigt. Der ruhende Verkehr wurde vom Kaiserplatz in das Parkhaus Sonnental verlagert, auf dem Kaiserplatz ein steinerner Brunnen in Gestalt des Wappentiers der Stadt, des Löwen, angelegt. In der Innenstadt wurden viele Standbilder und Skulpturen unterschiedlicher Stile aufgestellt.

Museum Zinkhütter Hof
Museum Zinkhütter Hof
Dienstleistungszentrum Münsterbusch
Dienstleistungszentrum Münsterbusch

Die Anzahl der von der Stadt Stolberg zu versorgenden Asylbewerber schnellte 1990 von 131 im Vorjahre auf 562 hoch. In den 1990er Jahren wurde in Buschmühle ein neuer Zentralfriedhof eingerichtet und 1996 das Museum Zinkhütter Hof eröffnet. Ferner wurde die L 238n fertiggestellt und unter dem Namen „Europastraße“ eingeweiht. Das Dienstleistungszentrum Münsterbusch und das Gewerbegebiet Steinfurt wurden ihrer Bestimmung übergeben. Auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs siedeln sich Einkaufsmärkte an. Im umgebauten Gebäude der Brauerei Ketschenburg zieht 1998 die Verwaltung der EWV ein. Die Realschule II wird schrittweise vom Kaiserplatz nach Mausbach in das Gebäude der geschlossenen Hauptschule verlagert. In der geschlossenen Hauptschule Breinigerberg zieht der Jugendclub „Remember“ ein.

[Bearbeiten] Einundzwanzigstes Jahrhundert

Im Jahre 2001 geht die euregiobahn mit neuen und umbenannten Haltepunkten in Betrieb. 2004 kauft Stolberg ein südliches Stück des Propsteier Waldes der Stadt Eschweiler ab, um dort auf dem ehemaligen Militärgelände Camp Astrid ein neues Gewerbegebiet für Kleinbetriebe anzusiedeln. Die Stadt feiert im September 2006 150 Jahre Verleihung der Stadtrechte und 888 Jahre urkundliche Ersterwähnung. Aus diesem Anlass wurde auch von der Sparkasse Aachen eine Gedenkmedaille aus Silber geprägt.

[Bearbeiten] Überblick über die Gebietsentwicklung

  • Frühe Neuzeit: Herrlichkeit, Marie und Bürgermeisterei Stolberg 318 ha
  • 1823 Eingemeindung des Stadtteils Mühle (heute Unterstolberg) von Eschweiler
  • 1913 Schneidmühle und Jordansberg von der Gemeinde Büsbach
  • 1920 das Gebiet Hammerberg von der Gemeinde Hastenrath

1925 umfasst das Stadtgebiet 456 ha (bei ca. 17.000 Einwohnern).

[Bearbeiten] Entwicklung der Bevölkerung

Datum Quelle Einwohnerzahl
16. Jhdt. Schätzung ca. 150
1610 Zählung 78 „huldige Lehnsleut“
Ende 17. Jhdt. Schätzung ca. 600
1794 Zählung 1.540 in 270 Häusern
1800 Zählung im frz. Departement 1.900
1816 - 2.583
1825 - 3.076
1849 - 4.457
1856 - 6.581
1885 - 11.835
1905 - 14.963
1925 - ca. 17.000
1935 - 30.215
1939 Volkszählung 29.511
1950 Volkszählung 31.742
1. Januar 1956 - 35.512
1961 Volkszählung 37.462
31. Dezember 1971 vor der kommunalen Neugliederung 40.566
1. Januar 1972 nach der kommunalen Neugliederung 57.266
1987 Volkszählung 55.747
1. Januar 2002 Stadtverwaltung 60.286
31. Dezember 2005 Stadtverwaltung 58.023


[Bearbeiten] Historische Erinnerung und Vergangenheitsbewältigung

Denkmal am Zinkhütter Hof neben der Fabrikantenvilla
Denkmal am Zinkhütter Hof neben der Fabrikantenvilla

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Stolberg ein Ehrenmal für die Gefallenen in Form eines Eisernen Kreuzes auf einem Steinquader errichtet. Heute steht es unter einer Kastanie an der Ellermühlenstraße. 1932 wurde auf dem Friedhof Bergstraße ein Denkmal für die Weltkriegsgefallenen in Form eines überlebensgroßen nur mit einem Feigenblatt bekleideten Mannes mit der Inschrift „Ich hatt’ einen Kameraden“ (Künstler: Walther Wolff aus Berlin) dank einer privaten Spende aufgestellt. In seiner Nähe steht ein quaderförmiges Denkmal für die Opfer einer Explosion in der Düngemittelfabrik Schippan 1920.

Am 1. Mai 1933 wurden das Städtische Gymnasium und vier Straßen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie umbenannt. Die neu errichtete Mühlener Brücke wurde am 30. Oktober 1937 als „Heinrich Heimes-Brücke“ eingeweiht, benannt nach einem 1914 an der Ostfront gefallenen 17-jährigen Stolberger Gymnasiasten, der sich 16-jährig freiwillig gemeldet hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in manchen Stadtteilen wie in Zweifall und auf dem Donnerberg nahe der Kirche Gedenkstätten für die Opfer von Krieg und Gewalt errichtet.

Im Jahre 1988 wurde vor dem ehemaligen Betsaal der jüdischen Gemeinde im Steinweg aus Anlass der 50-jährigen Wiederkehr der Reichspogromnacht eine Gedenktafel in den Boden eingelassen. Eine Grünfläche an der Rhenaniastraße wurde zum Andenken an den namensgleichen jüdischen Textilhändler in Berthold Wolff-Park umbenannt. Katholische Widerstandskämpfer ehrt die Namensgebung des Kaplan Dunkel-Platzes hinter dem Kulturzentrum Frankenthal im Stadtteil Mühle und der Hauptschule Liester als Propst Grüber-Schule. Der Rathausvorplatz heißt nach dem sozialdemokratischen Widerstandskämpfer und späteren ersten Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Aachen nach dem Zweiten Weltkrieg Ludwig Philipp Lude-Platz.

Auf dem Gelände des ehemaligen Zinkhütter Hofs wurde am 20. Januar 2001 ein Denkmal in Form eines aus Stacheldraht geschmiedeten Hakenkreuzes eingeweiht, das der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt. Es wurde auf Initiative des ehemaligen SPD-Ratsherrn Matthias Breuer vom Kunstschmied Matthias Peters geschmiedet und durch Spenden von Privatleuten und Unternehmen finanziert. Die kunsthandwerkliche Arbeit gilt als umstritten, zumal sich Paul Spiegel bei einer Besichtigung zutiefst schockiert zeigte.

An der Ecke Rhenaniastraße/Münsterbachstraße wurde im Berthold Wolff-Park ein Gedenkstein mit einem Davidstern eingeweiht, der des Lagers an der Rhenaniastraße gedenkt und besonders die jüdischen Zwangsarbeiter erwähnt. Am Bahnhof steht ein Mahnmal in Form eines Rades mit der Inschrift „Vergesse nicht“ und „Mabister“ (auf Romanés), das an die Deportation der Sinti und Roma aus Stolberg erinnert und die Namen der Opfer nennt.

Auf Einladung der Stadt Stolberg kamen ehemalige Zwangsarbeiter aus Osteuropa 2000 nach Stolberg, wo sie u.a. an Schulen über ihre Erlebnisse berichteten und kleinere materielle Zuwendungen erhielten.

[Bearbeiten] Historische Legenden, Originale und Fabelwesen

Dass die heutige Burg auf ein Jagdschloss Karls des Großen zurückgehe, ist eine Legende, die der Nähe zu Karls Pfalz in Aachen entspringt. Ins Reich der Sage gehört auch, dass Napoleon bei seiner überstürzten Rückkehr nach Paris nach dem Ende der Großen Armee in Stolberg mit seinem Pferd gehalten habe.

Ein Alt-Stolberger Original war „Jumbo“, der mit einer Pauke auf dem Rücken, einer Mundharmonika vor dem Mund und anderen Musikinstrumenten in der Hand eine Ein-Mann-Combo bildete und auf seinem Mofa mit dieser Pauke auf dem Rücken zum Gaudi der Kinder von Kirmes zu Kirmes zog.

Eine Alt-Stolberger Figur ist der Vogelsänger, ursprünglich ein Bewohner des Viertels Vogelsang, dem das Zwitschern der Vögel am nahegelegenen Hammerberg den Namen gab (vgl. Finkenberg). Volksetymologisch wurde der Vogelsänger jedoch als jemand gedeutet, der mit Vögeln singt und auch in einem Standbild neben dem Rathaus so dargestellt. Auf die Sanges- und Lebensfreude des Vogelsängers spielt auch ein Lied an.

In den Gruben bei Gressenich und Mausbach-Diepenlinchen wurden die Quärrismännchen (von mittelhochdeutsch 'Querge' = Zwerg) oder Römermännchen angesiedelt, kleine Männchen, die der Sage nach in Stollen hausten und sich zu nächtlichen Feiern von den Menschen Geschirr ausliehen, das sie am nächsten Tag wieder sauber zurückbrachten. Sie sind Nachbarn der Killewittchen.

Eine Schöpfung der Museumspädagogik der 1990er Jahre ist Galminus, der, ebenfalls zur Zunft der Grubengeister gehörig, die Erkundung von Stolbergs geologischer und metallurgischer Vergangenheit begleitet.

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Administrative Zugehörigkeit

Stolberg gehört zum Regierungsbezirk Köln, zum Bezirk des Amtsgerichts Eschweiler, zum Forstamt Hürtgenwald sowie innerhalb der Polizeiinspektion Kreis Aachen zum Bezirksdienst Südkreis.

[Bearbeiten] Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat

  • 1946-1948 CDU
  • 1948-1952 CDU/SPD
  • 1952-1961 CDU/FDP
  • 1961-1964 CDU
  • 1964-1969 CDU/FDP
  • 1969-1972 CDU
  • 1972-1979 CDU/FDP
  • 1979-1984 SPD/FDP
  • 1984-1989 SPD/Grüne
  • 1989-1994 CDU/FDP
  • 1994-1997 SPD/UWG
  • 1997-1999 CDU/FDP/UWG
  • 1999-2004 CDU
  • 2004- keine feste Koalition, aber informelle Ampelkoalition

[Bearbeiten] Kommunalwahl 26. September 2004

  % Sitze im Stadtrat
CDU Stadtverband Stolberg 38,7 19
SPD Stadtverband Stolberg 36,8 18
FDP Stolberg  8,7  4
Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverband  6,9  3
UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft)  3,8  2
NPD Ortsverband  3,0  2
DVU Stadtverband  1,2  1
ABS (Alternative Bürgerliste Stolberg)  1,0  1

Bei der Wahl zum Bürgermeister setzte sich der Herausforderer Ferdinand Gatzweiler (SPD) mit 59 % der abgegebenen gültigen Stimmen gegen Amtsinhaber Hans-Josef Siebertz (CDU) durch.

[Bearbeiten] Rechtsextremismus

Stolberg ist seit den 1950er ein Schwerpunkt rechtsextremistischer Aktivitäten in der Aachener Region und besitzt neben Aachen als einzige weitere Gemeinde einen eigenständigen NPD-Ortsverband. Antifaschistische Gruppen bezeichnen Stolberg als „Hochburg der Rechten“. [7] Überregionale Aktivitäten und öffentliche Präsenz rechtsextremer Einzelpersonen und Gruppierungen führten zu landes- oder gar bundesweiter Medienaufmerksamkeit und zu auswärtiger Verstärkung der örtlichen Protestveranstaltungen, etwa als die NPD, die Stolberg zu einer ihrer Hochburgen ausbauen will, am 16. April 2005 mit Prominenz aus Bundes- und Landespartei in der Stadthalle Stolberg ihr 40-jähriges Bestehen feierte. Eine Anfrage der NPD für eine weitere Großveranstaltung wurde vom privaten Pächter der Stadthalle abschlägig beschieden. Ende 2003 wurde in Stolberg ein neuer „Kreisverband Aachen/Heinsberg“ der DVU gegründet.

Seit Anfang der 1950er Jahre arbeitete in Stolberg eine Gruppe der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, deren Mitglieder bei Wahlen bald für die FAP, bald für die DVU kandidierten und für die Hans Rantz, ein ehemaliger Waffen-SS-Mann, arbeitete und die Freilassung inhaftierter Kriegsverbrecher der SS betrieb. Von 1967 bis zu ihrem Umzug 1991 nach Berlin betrieben Wolfgang und später Wolfram Narath von ihrem Privathaus in Stolberg-Büsbach aus zusammen mit Sascha Wagner die Bundeszentrale der Wiking-Jugend.

Erstmals in der Nachkriegszeit schaffte nach dem Fall der 5%-Klausel bei der Kommunalwahl 1999 mit Willibert Kunkel für die DVU ein Vertreter rechtsextremer Parteien den Sprung in den Stadtrat. Kunkel wechselte im Laufe der Wahlperiode zur NPD. Am 29. August 2000 fasste der Rat der Stadt Stolberg eine Resolution gegen Rassismus und Diskriminierung. Bei den Kommunalwahlen im September 2004 zogen mit dem mittlerweile wegen Körperverletzung verurteilten Willibert Kunkel und Oliver Harf zwei NPD-Mitglieder sowie mit Rudi Motter ein Vertreter der DVU in den Stolberger Stadtrat ein. Die konstituierende Ratssitzung am 19. Oktober 2004 fand unter Polizeischutz statt, weil Kunkel, Harf und Motter in Begleitung von 20 KAL-Skinheads erschienen. Bei der Wahl zum Stolberger Bürgermeister erhielt Kunkel vier Stimmen, also auch eine aus dem nicht rechtsextremen Lager.

Als Reaktion auf den Einzug zweier rechtsextremer Parteien bei der Kommunalwahl 2004 in den Stadtrat änderten CDU, SPD, FDP und Grüne die Hauptsatzung dahingehend, dass Gruppen unterhalb der Fraktionsstärke an den Ausschüssen nur mit beratender Stimme teilnehmen, was jedoch auch die Listen UWG und ABS trifft.

[Bearbeiten] Bürgerinitiativen

Umweltverschmutzung, insbesondere Schwermetallbelastung mit den Folgen Bleikinder und Gressenicher Krankheit, führte in den 1970er Jahren zur „Aktion besorgter Bürger - Stolberg“, ebenso Konflikte zwischen Umwelt- und Landschaftsschutz einerseits und Ausbau der Infrastruktur und Wirtschaftsförderung andererseits wie der Neubau der L 238 in Stolberg-Oberstolberg und die Erweiterung der Steinbrüche bei Stolberg-Mausbach und Stolberg-Breinig.

Die in den 1980er Jahren gegründete Friedensinitiative wandelte sich in den 1990er Jahren in „Gruppe Z“ um. Das Anfang der 1990er Jahre aktive Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit wurde 2005 auf Anregung des Bürgermeisters Ferdinand Gatzweiler (SPD) wiederbelebt und nennt sich nun „Stolberger Bündnis gegen Radikalismus“.

[Bearbeiten] Bürgermeister

[Bearbeiten] Wappen und Stadtfarben

Das Stadtwappen zeigt einen roten mit 12 goldenen rechteckigen Steinen bestreuten Schild, darin einen aufgerichteten, nach rechts springenden silbernen Löwen mit ausgeschlagener goldener Zunge, der mit einem schwarzen fünflätzigen Turnierkragen überlegt ist.

Stolberg führt dieses Wappen seit 1880. Es wurde dem damaligen Bürgermeister Friedrich von Werner vom Stadtarchiv vorgeschlagen, der auf der Suche nach einem Wappen in alten Dokumenten auf das Siegel des herzöglich-jülichen Schöffengerichts in Stolberg gestoßen war. Es zeigte die Dreifaltigkeit, die früheren Patronin der Pfarrkirche St. Lucia, ein Motiv, das als modernes Stadtwappen unüblich war. Das heutige Stadtwappen geht auf das Siegel und Wappen der einstigen Burgherren, der Edelherren von Stolberg-Frenz-Setterich, zurück. Sie übernahmen, da vom Limburgischen Herzoghaus abstammend, den Limburger Löwen als Wappentier.

Die Stadtfarben sind in Anlehnung an die Grundfarben des städtischen Wappens rot und gelb.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

Euregiobahn beim Stolberger Rathaus
Euregiobahn beim Stolberger Rathaus

[Bearbeiten] Tourismus und Gastronomie

Stolberg verfügte im Jahr 2005 über 10 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt ca. 400 Betten.

[Bearbeiten] Medien

Im Ortsteil Donnerberg betreibt der Westdeutsche Rundfunk seit den 1950er Jahren eine Sendeanlage für MW, die heute UKW und Fernsehen ausstrahlt. Als Antennenträger dient ein 1993 errichteter 231 m hoher, abgespannter Stahlfachwerkmast mit einem Querschnitt von 1,76 m anstelle des alten runden und kleineren Sendemastes. Ein Teil des ehemaligen Senderschuppens ist auch heute noch vor dem Gerätehaus der „Löschgruppe Donnerberg“ zu sehen.

Die Stolberger Nachrichten und Stolberger Zeitung haben seit einigen Jahren einen gemeinsamen Lokalteil. Ferner werden im ganzen Stadtgebiet „Os Ziedung“, „SuperSonntag“ und „SuperMittwoch“ sowie in seinem östlichen Teil die Eschweiler Filmpost kostenlos verteilt.

[Bearbeiten] Öffentliche Einrichtungen

Verwaltungssitz der EWV
Verwaltungssitz der EWV

Der Verwaltungssitz der EWV ist seit 1998 auf dem Gelände der ehemaligen Ketschenburg-Brauerei untergebracht. Eine Geschäftsstelle der AOK Rheinland ist ebenso in Stolberg wie eine Nebenstelle der Agentur für Arbeit Aachen und der Sitz der EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH. In Stolberg befindet sich eine Stadthalle mit ca. 1.000 Plätzen, die ein privater Pächter betreibt. Der Zinkhütter Hof hat ebenfalls einen großen Versammlungssaal mit ca. 200 Plätzen, ebenso das Rolandshaus. Die Stadtteile Büsbach und Mausbach verfügen über Bürgerhäuser, die Stadtteile Atsch, Vicht und Breinig über Mehrzweckhallen.

[Bearbeiten] Energie, Versorgung und Entsorgung

Erdgas und Strom liefert die EWV, Trinkwasser die Gesellschaft enwor. Das aus ehemaligen Bergbaustollen im Kohlenkalk gewonnene Trinkwasser macht Stolberg als einzige Stadt des Kreises Aachen unabhängig von der Rurtalsperre. Eine Kläranlage befindet sich in im Stadtteil Steinfurt. Durch Stolberg verläuft die Ergasleitung TENP, die auf dem Stadtgebiet eine große Vedichtungsstation betreibt. Bei Werth befinden sich Windkraftanlagen.

[Bearbeiten] Sportstätten

Die Stadt Stolberg unterhält das Stadion und Hallenbad Glashütter Weiher und unterstützt oder trägt den Betrieb von über sieben Bolzplätzen, 13 Sportheimen, 19 Sport- und Turnhallen sowie 14 Sportplätzen, so den Rasenplatz in Venwegen sowie im Stolberger Stadtwald am Breinigerberg einen Trimm-Dich-Pfad. Privat finanziert und betrieben werden Fitneßstudios, eine Squashanlage im Gewerbegebiet Steinfurt, sechs Tennisanlagen, so Tennisplätze auf dem Hammerberg und der Liester, und Tennishallen nahe dem Museum Zinkhütter Hof. Dies gilt auch für einen Schießstand (DJV) im Hammerwald, eine Segelfluganlage und eine Bogenschießsportanlage in Mausbach sowie den Reitsportanlagen am Trockenen Weiher, in Schevenhütte, Süssendell (bei Mausbach), Gressenich und Büsbach.

[Bearbeiten] Gesundheit und Pflege

Bethlehem-Krankenhaus
Bethlehem-Krankenhaus

Das Bethlehem-Krankenhaus ist ein Krankenhaus der Regelversorgung und Akademisches Lehrkrankenhaus der RWTH Aachen. Träger ist die Katholische Kirchengemeinde St. Lucia. Es verfügt über 354 Betten, eine eigene Kapelle und eigene Hausgeistliche. Ihm angegliedert sind ein "Zentrum für ambulante Physiotherapie" (ZAP), ein "Zentrum für ambulante neurologische Komplextherapie" (ZANK) und die Franziska-Schervier-Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule mit ca. 175 Ausbildungsplätzen. Jährlich werden von ca. 700 Mitarbeitern ca. 12.000 stationäre und 24.000 ambulante Patienten behandelt[8]. Neben weltlichem Personal sind die Franziska-Schervier-Schwestern und seit 2001 die "Sisters of the Adoration of the Blessed Sacrament" (S.A.B.S) tätig.

Das Krankenhaus wurde 1866 von Roland Ritzefeld im ehemaligen Kupferhof Steinfeld eingerichtet. Erhalten sind der markante, vorspringende Eckturm und die angrenzenden Gebäude. Teile mussten dem am 25. Oktober 1956 eingeweihten Neubau weichen. Seither fanden verschiedene Umbauten und Erweiterungen statt.

Das Krankenhaus gliedert sich in die 8 Fachabteilungen Chirurgie (Priv.-Doz. Dr. Joachim W. Heise), Orthopädie (Prof. Dr. Dr. Klaus Bläsius)[9], Gynäkologie und Geburtshilfe (Dr. Gabriele Küpper), Innere Medizin (Prof. Dr. Boris Pfaffenbach), Anästhesie, Schmerztherapie und operative Intensivmedizin (Prof. Dr. Werner Krumholz), Pädiatrie mit Kinderintensivstation (Priv.-Doz. Dr. Heiner Kentrup), Radiologie, Nuklearmedizin (Dr. Dolores Hübner) und eine HNO-Belegabteilung mit 2 Betten.

Der Verein „Menschenskind“ widmet sich der Förderung, Betreuung und Beratung kranker Kinder und ihrer Familien. In Stolberg befindet sich außerdem ein Bildungs- und Gesundheitszentrum (BGZ) und ein Caritas-Pflegestations- und Servicezentrum (CPS). Altentagesstätten sind im Stadtteil Mühle das Altenheim „Heim des guten Samaritan“, am Kupferhof Rosenthal ein Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), auf der Liester das Senioren- und Sozialzentrum, in Venwegen das Seniorenheim „Haus Maria im Venn“, in Büsbach das „Marienheim“ und in Schevenhütte das Seniorenheim „Wehebachtal“.

[Bearbeiten] Soziales

Um die Linderung sozialer Notlagen bemühen sich die Arbeiterwohlfahrt, die Stolberger Tafel e.V., das Diakonisches Werk der evangelischen Kirchengemeinde sowie des Kirchenkreises Jülich, das Kirchliche Soziale Zentrum Rolandshaus mit TOT, die Sozialdienste kath. Frauen bzw. Männer e. V., die Sozialen Dienste für das Dekanat Stolberg-Nord bzw. -Süd, der Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband NW e.V., der Sozialverband VdK (Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer und deren Hinterbliebene, Behinderte und Rentner Deutschland) Ortsverbände Gressenich, Stolberg und Vicht sowie die Caritas-WABe-Fachberatungsstelle für Menschen in bes. sozialen Schwierigkeiten.

Stolberg ist der Sitz des Kreisverbandes Kreis Aachen e.V. des Deutschen Roten Kreuzes (in Mausbach).

[Bearbeiten] Kulturzentrum

Im Kulturzentrum Frankenthal, in dem früher das Waisenheim St. Vinzenz beheimatet war, wurden 1989 die Stadtbücherei, die Volkshochschule und eine Musikschule zusammengeführt, ferner finden in der umgebauten Kapelle des Waisenheims Konzerte, Kino- und Theateraufführungen statt. Die Stadtbücherei Stolberg bietet auf 1206 m² Publikumsfläche 62.375 Medien an und ist damit die größte Bibliothek im Kreis Aachen.

[Bearbeiten] Bildung

Das Betreuungsangebot der Kindergärten, davon sieben in städtischer, fünf in katholischer und einer in evangelischer Trägerschaft, wird ergänzt durch mehrere Kindertagesstätten, vorwiegend in städtischer Trägerschaft. Die Stadt unterhält außerdem 4 Jugendclubs und 8 Grundschulen. 2 katholische Grundschulen sind in Büsbach und Atsch. Die weiterführenden Schulen Goethe-Gymnasium, Ritzefeld-Gymnasium, Städtische Realschule 1, Realschule Mausbach, Ganztagshauptschule Kogelshäuserstraße und Gemeinschaftshauptschule Propst-Grüber-Schule sind alle in der Trägerschaft der Stadt. In der Trägerschaft des Kreises Aachen sind eine Schule für Sprachbehinderte, eine Schule für Lernbehinderte, eine Schule für Geistigbehinderte und ein Berufskolleg, das sich Stolberg mit Simmerath teilt. Ferner gibt es dieVolkshochschule im Kulturzentrum Frankenthal und die Familienbildungsstätte Helene-Weber-Haus.

Firma Peltzer
Firma Peltzer
Stolbergs „Bankenmeile“ in der Rathausstraße im Gründerzeitstil
Stolbergs „Bankenmeile“ in der Rathausstraße im Gründerzeitstil

[Bearbeiten] Banken

Die Sparkasse Aachen unterhält in Stolberg elf feste und drei fahrbare Geschäftsstellen. Die Hauptgeschäftsstelle ist in der Rathausstraße. Dort unterhalten auch die Deutsche Bank, die Postbank, die Volksbank, die Commerzbank, die Citibank und die Dresdner Bank Filialen.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Unternehmen

Die Wirtschaft ist von alters her eher mittelständisch-produzierend, während in den 1972 eingemeindeten Gebieten verstärkt Land- und Forstwirtschaft betrieben werden. Stolberg ist mit rund 16.000 Arbeitsplätzen der bedeutendste Industrieort im Kreis Aachen. Die Kaufkraftkennziffer lag im Jahr 2004 in Stolberg bei 99,6 % des Bundesdurchschnitts, die Zentralitätskennziffer dagegen nur bei 59 %, was bedeutet, dass das Geld, das in Stolberg verdient wird, dort kaum ausgegeben wird.

Werksgelände der Firma Prym an der Zweifaller Str.
Werksgelände der Firma Prym an der Zweifaller Str.
Vegla
Vegla

Allein wegen der beengten Tallage haben Unternehmensgründungen in Stolberg von alters her über die Stadtgrenzen hinausgeführt. So begann die Familie Hoesch als Reitmeister im heutigen Stadtteil Vicht, bevor ein Spross der Familie über Lendersdorf (heute Düren) ins Ruhrgebiet ging. Im Zuge der Globalisierung haben Stolberger Unternehmen im Ausland Produktionsstätten aufgebaut oder sind selbst Teil größerer Konzerne geworden.

  • Grünenthal
  • Prym
  • Mäurer & Wirtz / Dalli
  • Vegla
  • Stolberger Metallwerke
  • Peltzer Werke: Die 1861 von Johann Adolf Peltzer und Henry Walchenbach als Walchenbach & Peltzer gegründete Firma ist eine erfolgreiche Neugründung einer früheren Kupfermeister-Familie. Sie verlegte in den 1880er Jahren den Firmensitz vom Steinweg an den heutigen Standort in der Prattelsackstr. Außerdem stieg Moritz Kraus als Teilhaber in die Firma ein. Als Hersteller von Zinkornamentik genoss Kraus, Walchenbach & Peltzer jahrzehntlang weltbekannte Bekanntschaft. Im Jahre 1909, als die Gebrüder Julius, Karl und Ernst Peltzer alle Anteile von Henry Walchenbach und Moritz Kraus übernahmen, gelangte die Firma ganz in den Besitz der Familie Peltzer. Der drohende Konkurs konnte in den frühen 90er Jahren und nach erheblichen Investitionen und organisatorischen Veränderungen abgewendet werden. Mit unter 100 Beschäftigten und einem Jahrsumsatz unter 10 Mio. EUR zählt das Unternehmen zum mittelständischen Bereich. Heute bietet das Unternehmen vorwiegend auf dem deutschen Markt Formteile, Gehäuse und Schränke in Stahlblech und NE-Metalle und andere Produkte an.
  • Kerschgens Stahl: 1907 von Heinrich Kerschgens in der Kupfermeisterstr. gegründete Stahlbaufirma (heute befindet in der Atsch, am Rand des Atscher Waldes).
  • Kerpen Kabel
Stolberger Maschinenfabrik
Stolberger Maschinenfabrik
  • Die Stolberger Maschinenfabrik GmbH & Co. KG an der Zweifaller Str. bei Nachtigällchen firmiert seit der Übernahme im Jahr 2002 durch die „Wilms-Gruppe“ unter dem neuen Namen Stolberger KMB-Maschinenfabrik GmbH. Sie fertigt mit 10-19 Beschäftigten Maschinen für die Stahlseil- und Kabelindustrie.
  • Schwermetall GmbH & Co.KG (zwischen Breinigerberg und Nachtigällchen): Das 1971 von den Willian Prym Werken und den Kupfer- und Messingwerken Langenburg mit jeweils 50%ger Anteilsbeteiligung gegründete Unternehmen mit derzeit ca. 250 Mitarbeitern ist auf die Herstellung von NE-Metall Halbfertigprodukten (v.a. extrem dünn ausgewalzte Blechbänder) durch Rückgewinnung aus Buntmetallschrott spezialisiert.
Stolberger Feinmetall
Stolberger Feinmetall
  • Stolberger Feinmetall Bransch GmbH: Das in der Eschweilerstraße ansässige Unternehmen wurde 2002 (neu) gegründet und erzielt durch die Herstellung von Metallwaren (Regenrinnen und Fallrohre, Stehfalzbleche Kaminhauben, Zimmerbrunnen und Wetterfahnen) mit unter zehn Beschäftigten einen Umsatz von 500.000 - 2,5 Mio. EUR.
  • Vereinigte Kettenfabriken GmbH: Das 1907 von Hubert Kever, Jakob Münch und Werner Fleuster in der Schartstraße gegründete Unternehmen verlegte 1912 die Betriebsstätten an den heutigen Standort kurz unterhalb des Bernardshammers.
  • Berzelius Bleihütte Binsfeldhammer
  • Sägewerke Krings in Zweifall

Neben das traditionelle produzierende Gewerbe tritt in jüngster Zeit verstärkt der Dienstleistungssektor, so im Gewerbegebiet Steinfurt und im Dienstleistungszentrum in Münsterbusch.

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Straßenverkehr

Zu erreichen ist Stolberg mit dem Auto über die Autobahnanschlussstellen Eschweiler(-West), Eschweiler-Ost und Weisweiler (A 4) sowie Aachen-Brand (A 44). Die L 238 führt den Durchgangsverkehr in Nord-Süd-Richtung. Stolberg gehört dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) an. Der Mühlener Bahnhof ist ein Omnibusknotenpunkt.

[Bearbeiten] Schienenverkehr

Hauptbahnhof
Hauptbahnhof

Der Hbf. Stolberg liegt auf der Bahnlinie Aachen-Köln. Durch die RegionalBahn-Linie euregiobahn ist die Stadt seit dem 10. Juni 2001 mit Aachen, Eschweiler, Herzogenrath, Alsdorf und Heerlen verbunden.

1841 erhält Stolberg an der Bahnlinie Aachen-Köln den Haltepunkt „Station Stolberg“ auf Eilendorfer Gebiet. Am 11. Dezember 1867 eröffnet die Rheinische Eisenbahn nur für Güterverkehr eine Strecke Stolberg - Stolberg-Spiegelmanufaktur mit 1,4 km Läge. Sie wird am 15. September 1881 von der Preußischen Staatseisenbahn bis Stolberg-Hammer(2,4 km), am 21. Dezember 1889 bis Walheim verlängert (11 km), wo sie mit der am 1. Juli 1885 eingerichteten Strecke (Rothe-Erde) - Walheim - Raeren - (Monschau) zusammentrifft. 1880 wird die Strecke Stolberg - Stolberg-Spiegelmanufaktur verstaatlicht. 1888 wird der Bahnhof „Stolberg Rh. Bf.“ auf Eschweiler Territorium errichtet. Erst 1935 kommt er an Stolberg und heißt „Stolberg Hbf“. Am 31. Dezember 1962 wird der Personenverkehr Stolberg – Walheim und 1991 der Güterverkehr Stolberg-Hammer – Raeren eingestellt. Seit dem 30. April 1994 finden Fahrten mit der Vennbahn von Stolberg über Raeren bis Monschau statt. Die euregiobahn nahm am 10. Juni 2001 den Personenverkehr auf der Strecke Stolberg Hbf – Stolberg-Altstadt wieder auf.

Heute gibt es in Stolberg keine Straßenbahn mehr. Der ÖPNV wurde von der ASEAG und ihren Vorgängerinnen betrieben. Sie richtet am 20. Oktober 1881 als erste Strecke außerhalb von Aachen eine Pferdebahn von Stolberg (Rh. Bf) nach Stolberg-Hauptpost ein, die am 3. November 1881 bis Stolberg-Hammer auf eine Gesamtlänge von 4,4 km verlängert wird. Kurioserweise lag der Bahnhof Stolberg (Rh. Bf) übrigens noch bis 1935 auf Eschweiler Stadtgebiet. Am 11. September 1897 wird die Pferdebahn bei der Elektrifizierung bis Stolberg-Markt verlängert und im Norden an die Linie Eilendorf - Atsch Dreieck - Eschweiler-Aue angeschlossen. Zu den einzelnen Linien siehe Straßenbahn Aachen. Der Linienverkehr wird nunmehr mit Omnibussen vom Aachener Verkehrsverbund (AVV) und seinen angeschlossenen Unternehmen durchgeführt.

[Bearbeiten] Religion

[Bearbeiten] katholisch

Stolberg zählt 17 Pfarreien. 1925 wurde das Dekanat Stolberg eingerichtet. Erster Dechant wird der Pfarrer von St. Lucia Schmitz. Da der Eschweiler Bürgermeister gegen die Einbeziehung der Donnerberger Pfarre St. Josef protestiert, kommt sie erst 1935 nach der Eingemeindung des Stadtteils hinzu. Das Dekanat Stolberg wird 1973 nach der kommunalen Neugliederung in die Dekanate Stolberg-Nord und Stolberg-Süd innerhalb der Region Aachen-Land geteilt. Die Pfarrei Venwegen verbleibt jedoch im Dekanat Aachen-Kornelimünster in der Region Aachen-Stadt.

St. Luzia
St. Luzia

Das Dekanat Stolberg-Nord umfasst die Pfarreien des alten Stadtgebiets vor 1972: In Atsch St. Sebastian, in Büsbach St. Hubert, auf dem Donnerberg St. Josef, in Dorff St. Mariä Empfängnis, auf der Liester St.Hermann Josef, in Münsterbusch Herz Jesu, St. Lucia in Oberstolberg, St. Mariä Himmelfahrt auf der Mühle (Unterstolberg) und St. Franziskus in der Velau.

Das Dekanat-Stolberg-Süd umfasst die Pfarreien der 1972 hinzugekommenen Gebiete: In Breinig St.Barbara, in Mausbach St. Markus, in Gressenich St.Laurentius, in Vicht St. Johann Baptist, in Werth St. Josef, in Schevenhütte St. Josef und in Zweifall St. Rochus.

Das Bethlehem-Krankenhaus hat einen eigenen katholischen Seelsorger und eine eigene Kapelle. Am Bethlehem-Krankenhaus, dessen Träger seit 130 Jahren die Pfarre St. Lucia ist, sind Schwestern der Ordensgemeinschaft vom Hl. Franziskus Franziska-Schervier tätig, am Seniorenheim des Guten Samaritan, dessen Träger das Bistum Aachen ist, der Orden der Christenserinnen. Er betreibt auch das Kloster Haus Maria im Venn in Venwegen, seit dem 16. September 1973 das Mutterhaus des Ordens, an das ein Seniorenzentrum, ein Kindergarten und ein Hallenbad angegliedert sind. In Zweifall befindet sich ein Karmeliterkloster Maria Königin aus dem Jahre 1954/55, in dessen Hostienbäckerei die Hostien für das gesamte Bistum Aachen hergestellt werden.

[Bearbeiten] evangelisch

Die evangelische Gemeinde Stolberg, zu der auch Aachen-Brand gehört, verfügt neben den historischen Kirchen in Vogelsang und auf dem Finkenberg über ein Gemeindezentrum Frankenthal. 1965 wurde in Mausbach ein Gemeindehaus eingeweiht, nachdem der Zustrom von Vertriebenen ein starkes Anwachsen von Evangelischen in diesem Gebiet mit sich gebracht hatte.

Im Ortsteil Zweifall befindet sich eine weitere evangelische Gemeinde mit einem historischen Gotteshaus aus dem Jahre 1683. Auch diese erstreckt sich über das Stolberger Stadtgebiet hinaus bis in die Aachener Stadtteile Kornelimünster und Walheim.

[Bearbeiten] weitere

In Stolberg befinden sich eine neuapostolische Gemeinde, ein Königsreichsaal der Zeugen Jehovas sowie muslimische Vereine wie die DITIB -Türkisch Islamische Gemeinde zu Stolberg e.V.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Zahlreiche Gebäude, v.a. in der Stolberger Altstadt, aber auch der historische Straßenzug Alt-Breinig im Stadtteil Breinig mit seinen Bruchsteinhäusern stehen unter Denkmalschutz. Stolberg ist mit der Altstadt und Alt-Breinig Mitglied im Arbeitskreis historischer Stadtkerne Nordrhein-Westfalens.

[Bearbeiten] Altstadt

Blick auf den Vierungsturm der Stolberger Burg vom Steinweg
Blick auf den Vierungsturm der Stolberger Burg vom Steinweg

Die historische Altstadt reicht bis zu den Ursprüngen der Stadt zurück und ist ein lebendiger Spiegel der Stadtgeschichte. Sie wurde in den 1970er und 1980er Jahren mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen saniert. Heute zählt die Stolberger Altstadt neben Burg und Kirchen noch 110 Baudenkmäler. Zahlreiche Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Zahlreiche Skulpturen verschönern seit Ende der 1970er Jahre die Stolberger Altstadt. In der Altstadt liegen die ältesten Kupferhöfe. Gemäß eines Ratsbeschlusses sollte in den 1960er Jahren die Burgstraße autogerecht vierspurig ausgebaut und zu diesem Zweck die Bebauung rechtsseitig niedergelegt werden, was auch mit einigen Kupferhöfen geschah. Aus Geldmangel wurde das Projekt nicht zu Ende gebracht.

Die Burg Stolberg
Die Burg Stolberg
Die Burg Stolberg dominiert die Altstadt. Ihre Ursprünge sind im 12. Jahrhundert zu suchen und sie liegt auf einem Kalkfelsen und ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Stolberger Fabrikanten Moritz Kraus im damals modernen neuromantischen Burgen-Stil wieder aufgebaut, erweitert und der Stadt als unveräußerliches Eigentum geschenkt. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurden die historisch authentischen Gebäude weitgehend in den Originalzustand versetzt. Die dreischiffige katholische Kirche St. Lucia steht in unmittelbarer Nähe zur Burg. Im renaturierten Steinbruch Gehlen informiert ein Lehrpfad über die Kalkbrennerei.

Die lutherische Vogelsangkirche in der Burgstraße ist die älteste evangelische Kirche im Herzogtum Jülich. Sie wurde im Jahre 1647 errichtet, nachdem die Burgherrin Odilia von Efferen 1608 die Erlaubnis zur Nutzung der Burgkapelle widerrufen hatte, die ihr Vorgänger Jan von Efferen 1592 den Lutheranern erteilt hatte. Die calvinistische Kirche auf dem Finkenberg entstand 1688 (Turm) und 1725. In diesem Jahr wurde der Holzbau des Schiffs durch einen Steinbau von Tilmann Roland ersetzt, der auch den Kupferhof Rosenthal entwarf.

Die ältesten Straßen und Gassen entstanden in der Nähe der Burg. Es sind die Hauptstraße (heute Burgstraße), der Vogelsang, die Klatterstraße, die Katzhecke und die Enkerei. Nur wenige Fachwerkhäuser im spätgotischen Stil sind erhalten, es dominieren Bruchsteinhäuser aus Dolomitkalk, deren Fenster- und Türreinfassungen, Eckquader und sonstige Schmuckelemente aus Blaustein ausgeführt sind. Erst im 19. Jhdt. wurde Backstein für Neubauten und Aufstockung der Altbauten eingesetzt. In der Klatterstraße steht Stolbergs ältestes Haus aus dem Jahre 1529 und außerdem der Stammsitz der Seifensieder Mäurer & Wirtz. Stolbergs ältestes Steinhaus ist die Adler-Apotheke, die 1575 als erster Kupferhof von dem Kupfermeister Leonhard Schleicher erbaut wurde. Gegenüber der Vogelsangkirche liegt der Pley, ein kleines Plätzchen, weiter abwärts der Alte Markt, von dem ein Aufstieg zur Torburg der Burg und St. Lucia führt.

Die Altstadt inspirierte viele Künstler. Die älteste bildliche Darstellung Stolbergs ist eine farbige Karte des Vichttales, die der Maler und Zeichner Egidius von Walschaple in den Jahren 1546/48 anläßlich eines langjährigen Rechtsstreites um Landbesitz und Wasser- sowie sonstiger Nutzungsrechte zwischen den Herren von Stolberg und den Reichsäbten von Kornelimünster erstellte. Der bedeutendste ist wohl der Maler und Radierer Alfred Holler, der in den 1920er und 1930er Jahren viele Motive Stolbergs auf seinen Werken festhielt.

Impressionen aus der Altstadt:

Villa am Zinkhütter Hof
Villa am Zinkhütter Hof

[Bearbeiten] Museen

Torburg der Stolberger Burg
Torburg der Stolberger Burg

Das Museum Zinkhütter Hof - eine ehemalige Glashütte aus dem 19. Jahrhundert nebst Arbeitersiedlung - präsentiert Exponate zur Stolberger und teilweise Aachener Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Die Geschichte der Werkstoffe Messing und Zink sowie die Aachener Nadelproduktion bilden die Schwerpunkte der Dauerausstellung.

Die Burg Stolberg beherbergt das Museum in der Torburg, ein Heimat- und Handwerksmuseum, das von einem Verein betreiben wird. Auf vier Etagen sind Exponate zur Glas-, Kupfer-, Messing- und Seifenherstellung sowie Mineralien und Fossilien zu sehen. Außerdem beherbergt es einige historische Werkstätten wie Schusterei, Sattlerei oder Schmiede sowie eine Kaffeerösterei. Die Museumsbetreiber unterhalten im unteren, südlich gelegenen Burghof auch einen Kräutergarten, in dem für die Gegend typische Würz- und Heilkräuter angebaut werden.

Das Vennbahn-Museum in der Nähe des Stolberger Hbf präsentiert nicht nur die Dauerausstellung über die Geschichte der Vennbahn, sondern auch eine Sammlung der großen und kleinen Eisenbahn-Utensilien, Uniformen, Signale und historischen Urkunden.

[Bearbeiten] Kirchen und Friedhöfe

St. Lucia
St. Lucia

Die katholische Kirche St. Lucia steht in unmittelbarer Nähe zur Burg an der Stelle der einstigen Burgkapelle. Damals stand sie unter dem Patrozinium der Hl. Dreifaltigkeit, 1802 wechselte das Patrozinium ganz zu St. Lucia, einer Jungfrau aus Syrakus. Der Pfarrer von Eschweiler klagte 1550 wegen der eigenmächtigen Einsetzung eines Pfarrers in Stolberg durch den Burgherren Hieronymus von Efferen, der 1554 auch einen Friedhof anlegen lässt. Das sind die ersten urkundlich erwähnten Bestrebungen zur kirchlichen Unabhängigkeit. Bis 1745 war St. Lucia ein Vikariat der Eschweiler Kirche St. Peter und Paul, seither ist sie eine eigenständige Pfarre. 1888 wurde St. Mariä Himmelfahrt auf der Mühle als eigenständige Pfarre ausgegliedert. Bekannte Pfarrer sind Roland Ritzefeld, der in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts die Kirche erweiterte und für die Pfarre das nach ihm benannte Rolandshaus sowie das Bethlehem-Krankenhaus aufbaute, sowie Maximilian Goffart, der die Kirche mit einer konzertanten Orgel ausstattete und von 1978 bis zu seinem Tode 1980 Weihbischof in Aachen war. Bis 1945 hatte der Kirchturm St. Lucia einen Spitzturm, seither eine Zwiebelhaube.

evangelische (calvinistische) Finkenbergkirche in Stolberg
evangelische (calvinistische) Finkenbergkirche in Stolberg

In der Burgstraße steht die lutherische Vogelsangkirche, auf dem Finkenberg eine calvinistische Kirche.

Kupermeisterfriedhof
Kupermeisterfriedhof
Der Kupfermeisterfriedhof der lutherisch-reformierten Gemeinde wurde 1686 auf dem Finkenberg angelegt, nachdem eine gemeinsame Friedhofsnutzung mit den Katholiken zu vielen Streitigkeiten geführt hatte. Auf dem ältesten Teil des Bergfriedhofs unmittelbar an der Bergstraße sind Gräber von Fabrikanten und Großbürgern aus der Wende vom 19. zum 20. Jhdt. zu sehen. Im „Turmblick“, nahe des Steinbruchs Gehlen, befindet sich der kleine Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde mit Gräbern aus dem 19. und 20. Jahrhundert teils mit hebräischen Grabinschriften. Er wurde 1860 angelegt.

Das Gotteshaus der evangelischen Gemeinde in Zweifall aus dem Jahre 1683 zeichnet sich durch einen Kanzelaltar aus weißem Marmor und dunkelblau gestrichenem Holz sowie einen Posaunenengel auf dem Turm aus.

Hubertuskirche in Büsbach
Hubertuskirche in Büsbach

Die neugotische Kirche St. Hubertus im Stolberger Stadtteil Büsbach, 1846 erbaut, wird von den Bewohnern als „Dom der Voreifel“ bezeichnet.

Im „Turmblick“, nahe des Steinbruchs Gehlen, befindet sich der kleine Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde mit Gräbern aus dem 19. und 20. Jhrt. teils mit hebräischen Grabinschriften. Er wurde 1860 eingerichtet.

Der jüdische Friedhof „Am Bayerhaus“ vor der Grenze zu Aachen-Eilendorf ist geschlossen und wird von der Stadt Stolberg betreut.

[Bearbeiten] Kupferhöfe und andere historische Produktionsstätten

Auf Stolberger Stadtgebiet finden sich mehrere ehemalige Produktionsstätten von Messing, die sog. Kupferhöfe, wie Frankenthal (18. Jhdt.), Grünenthal, Rosenthal, Schardt, Sonnenthal, „Steinfeld“, „Weide“ und Rose; darunter auch die Adler-Apotheke, Stolbergs ältestes Steinhaus, das 1575 als erster Kupferhof von dem Kupfermeister Leonhard Schleicher erbaut wurde. In der Klatterstraße steht Stolbergs ältestes Haus aus dem Jahre 1529.

 Kupferhof Grünenthal
Kupferhof Grünenthal

Im renaturierten Steinbruch Gehlen informiert ein Lehrpfad über die Kalkbrennerei.

Die renovierten historischen Schmelzöfen des ehemaligen Kupferhofes Atscher Mühle, betrieben bis 1873, in der Rhenaniastraße sind Teil des historischen Wanderwegs von Atsch bis Elgermühle.

Zwischen Vicht und Zweifall liegen die historischen Schmelzöfen der Reitwerke Neuenhammer und Platenhammer aus dem 17. und 18. Jhdt.

Stolberg ist Mitglied im Ring der Europäischen Schmiedestädte, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionale Vielfalt des Schmiedehandwerks und der Metallgestaltung in Europa zu fördern.

[Bearbeiten] Skulpturen

Moderne Metallskulpturen, die auf Stolbergs Tradition als Industriestadt anspielen

  • Königswagen am Ende des Steinwegs, bestehend aus Teilen von Arnolds Mühle (Werk des niederländischen Künstlers Lo van der Linden 1987)
  • Kupferbrunnen des Stolberger Kunstschmiede Matthias Peters (1987) an der Ecke Steinweg/Stielsgasse
  • Bohrwerk in der Klatterstraße
  • Bespielbare bewegliche Skulptur „Die Masken“ vor dem Steinweg 76
  • Bespielbare bewegliche Skulptur des Künstlers Stefan Schilling aus Nürnberg auf dem Geschwister-Scholl-Platz (1990)
  • Walzgerüst der Prym-Werke vor dem Rathaus (1928-1982 in Betrieb)
  • Vogel-Mensch aus Edelstahl (1985 im Bastinsweiher aufgestellt, von Albert Sous aus Würselen)
  • Tanzende Quadrate des Künstlers Bergrath (1989-1992 in Stolberg-Mühle, seitdem am Fettberg)
  • Ständebaum (seit 2005 in Stolberg-Mühle)
  • Steinskulptur „Dachziegel/Ziegeldach“ der Künstlerin Susanne Gerhards aus Simmerath (1987 In der Schart aufgestellt)

Skulpturen in traditionellem Stil

  • Figurenbrunnen auf dem Alten Markt
  • Eselsreiterin im Steinweg, eine private Stiftung
  • Vogelsänger auf dem Platz rechts neben dem alten Rathaus, ein Werk von Prof. Hennig Seemann, 1979 von Bürgermeister Kuckelkorn gestiftet
  • Bareschesser aus Kupfer in Büsbach (1994)
  • Skulptur, die einen Zinkschmelzer beim Anstechen und Ausschleudern der Kokillen zeigt, 1991 aufgestellt in Münsterbusch, Künstler Prof. Hennig Seemann


[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten der Außenstadtteile

Altbreinig mit Barbarakirche
Altbreinig mit Barbarakirche
Zu den Außenstadtteilen siehe die entsprechenden Ortsartikel. Eine kleine Auswahl: das Gut Stockum in Breinig, die Schwarzenburg in Dorff, der Burghof in Gressenich, der Mausbacher Hof, die neugotische Kirche St. Hubertus in Büsbach, 1846 erbaut, die von den Bewohnern als „Dom der Voreifel“ bezeichnet wird, St. Barbara in Breinig und das Gotteshaus der evangelischen Gemeinde in Zweifall aus dem Jahre 1683, das sich durch einen Kanzelaltar aus weißem Marmor und dunkelblau gestrichenem Holz sowie einen Posaunenengel auf dem Turm auszeichnet. Der historische Straßenzug Alt-Breinig mit seinen Bruchsteinhäusern im Stadtteil Breinig steht unter Denkmalschutz.

[Bearbeiten] Parks, Naherholung und Naturerkundung

Der Schleicher-Park am Fettberg mit der mittelalterlich anmutenden Ummauerung fungiert wie das parkähnliche Gelände der renaturierten Halde Schlossberg und des ehemaligen Kupferhofs Blankenberg, der Friedhof Bergstraße und die renaturierten Steinbrüche Obersteinfeld und Gehlen grüne Lunge im engen Vichttal. Gleichzeitig dienen diese Gebiete der innerstädtischen Naherholung. Diese Funktion erfüllen auch der Wald, der über die Hälfte der Fläche Stolbergs bedeckt (51 von 98 ha), und die Wehebachtalsperre zwischen Schevenhütte und Langerwehe, deren Umgebung der Talsperre den hier angesiedelten Bibern, Mufflons und Uhus neue Lebensräume bietet. Auch auf dem Waldlehrpfad im Solchbach- bzw. richtiger Hasselbachtal bei Zweifall oder auf dem Naturlehrpfad Roggenläger zwischen Zweifall und Breinig lassen sich Naherholung und Naturbeobachtung verbinden. Bei Spaziergängen lässt sich die Vielfalt der an die Bodenverhältnisse angepassten, seltenen oder teils einzigartigen Flora und Fauna erkunden wie die Galmeifluren und die Orchideenarten der Kalk-Trockenrasengebieten.

Das Informationszentrum Schlangenberg in Breinig, in dem regelmäßig Führungen durchgeführt werden, bietet geologische und naturkundliche Einblicke in das Naturschutzgebiet.

Das Rundwanderwegenetz umfasst über 200 km. Hinzu kommen Radwege und Trimmpfade sowie über 60 km Reitwege.

[Bearbeiten] Naturdenkmäler

Eine Verordnung des Kreises Aachen als Untere Naturschutzbehörde vom 8. November 1973 schützt 19 Naturdenkmäler:

In Unterstolberg stehen eine Kastanie am Ellermühlenweiher, eine Blutbuche in der Ellermühlenstraße 7 und vor Haus Rosenthal zwei Kastanien unter Schutz, in Oberstolberg zwei Blutbuchen in der Zweifallerstraße vor dem Eingang zur Fa. Dalli, in Büsbach eine Eiche am Ehrenmal Bischofstraße, in Dorff eine Eiche und eine Linde „Am Hahnenkreuz“, in Breinig eine Lindengruppe auf dem Friedhof an der Neustraße.

In Venwegen stehen vier Naturdenkmäler: Ein Feldahorn 300 m nördlich des Hönigerhofs, eine Linde in der Vennstraße, eine Kastanie vor der Vennstraße 24 und eine Lindengruppe auf dem Friedhof.

In und um Zweifall sind eine Esche auf dem evangelischen Friedhof und eine Gruppe Lagerfichten am Ufer des Hasselbachs geschützt (Im Jagen 113).

In Mausbach stehen auf dem Essinger Platz in vier geschützte Kastanien und zwölf geschützte Linden, außerdem an der Ecke Gressenicher Straße / „Am Franzosenkreuz“ ein Weißdornstrauch.

Geschützt sind in Vicht die Felsformation Kluckensteine und in Werth am Hitzberg in der Nähe des Steinbruchs Vygen die Kalkfelsen „Römerstein“.

[Bearbeiten] Öffentliches und kulturelles Leben

Die Burg und die Kirchen der Altstadt sind viel genutzte Orte für Konzerte. Neben dem Westdeutschen Rundfunk, der über lange Jahre von dort seine ‚Kammerkonzerte-Reihe’ ausgestrahlt hat, haben zwei Stolberger Musiker in den 1980er Jahren das internationale Gitarrenfestival „Saiten-Klänge“ , den EUREGIO -Kompositionswettbewerb sowie das Klangkunst-Festival „ ... KLÄNGE“ organisiert. Musiziert wird in über drei Dutzend Vereinigungen, wie Kinder- und Kirchenchören, Männergesangvereinen, zwei Akkordeonorchestern, der Stolberger Sing- und Spielgemeinschaft e.V., der Stolberger Spielschar 64 e.V., einem Mandolinenorchester sowie Trommler-, Pfeifer- und Fanfarenkorps. Zwei Vereine spielen Theater. Der Verein „Burghaus '81 e.V.“ organisiert Dichterlesungen.

In der Burg, in der auch die Gemäldesammlung der Stadt eine Bleibe gefunden hat, werden Ausstellungen veranstaltet. Vornehmlich Künstler der Aachener Region wie Herbert Falken, Win Braun, Jupp Linssen, Karl Fred Dahmen und Emil Schumacher werden ausgestellt. Ateliers beherbergt der Kupferhof „Alter Markt“. Der Europäische Kunsthof Vicht zeigt Werke bekannter Künstler, so von Hartmut Ritzerfeld, Picasso und HAP Grieshaber. In Breinig fungiert ein ehemaliger Kuhstall in Win Brauns Bauernhof als Ausstellungs- und Veranstaltungsort.

Jeden Sommer wird die Stadtkirmes gefeiert. Im Spätsommer findet in der Altstadt ein Tag des offenen Ateliers mit vielen Ausstellungen statt. Die Stadt veranstaltet alljährlich ein Stadtfest mit einem Mittelaltermarkt auf dem Burgareal. Jedes Jahr findet in Stolberg ein Schülertheaterfestival statt. Die „Kupferstädter Weihnachtstage“ finden seit mehr als 20 Jahren statt.

[Bearbeiten] Sport- und brauchtumstreibende Vereine

Stolberg zählt mehr als 170 Vereine, darunter auch den Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e.V. und zahlreiche Sport-, Schützen- und Karnevalsvereine, welche die Tradition der Stadtteile wachhalten.

Die Sportvereine, wie der Stolberger SV, die Stolberger Turngemeinde oder der Stolberger Schachverein, stellen ein vielfältiges Angebot - auch in der Jugendarbeit - bereit, sehen sich jedoch in jüngster Zeit durch Nachwuchsmangel und den städtischen Druck zum Energiesparen zur Kooperation oder gar Fusion gezwungen. Insgesamt zählt Stolberg drei Angelvereine, vier Billardclubs, 16 Fußballvereine, vier Kampfsportvereine, fünf Motorsportvereine, drei Radsportvereine, zwei Reitvereine, vier Schwimm- und Tauchvereine, vier Tennisvereine, sechs Turnvereine, sechs Sportgemeinschaften, elf Betriebssportgemeinschaften sowie zehn sonstige Vereine. Seit einigen Jahren betreibt die Volleyballabteilung der Stolberger Turngemeinde ein eigenes Beachvolleyballfeld am Sportplatz Glashütter Weiher.

Stolberg ist über die EWV Sitz des Profiradsportteams Regiostrom-Senges. Die Mannschaft hat seit 2005 den Status eines Continental-Teams und geht aus dem Team ComNet-Senges hervor.

Zu den brauchtumstreibenden bzw. Wandervereinen zählen auch die Stolberger Hunnen und der Copper-City-Pioneers Country-Club Stolberg e. V. in Werth.

In Stolberg feiert man Karneval (Fasteloovend) auf rheinische Art. Viele Karnevalsvereine haben einen eigenen Kinderprinzen. Es gibt einen Stolberger Karnevalsprinzen. Der Narrengruß lautet „(Stolbersch) Alaaf!“. Die Prinzenproklamation findet im Rittersaal der Burg statt, die Schlüsselübergabe Fettdonnerstag auf dem Kaiserplatz vor dem Rathaus, ein Rosenmontagszug verläuft durch die Innenstadt, durch Mausbach, Zweifall und Breinig. Weitere Umzüge finden am Tulpensonntag durch Büsbach und Gressenich, Veilchendienstag in Münsterbusch und in Schevenhütte und am Nelkensamstag durch Werth statt. Der älteste von Stolbergs 17 Karnevalsvereinen ist die Schevenhütter Carnevals-Gesellschaft 1882 e.V. 1929 wurde die Oberstolberger Traditionsgesellschaft „Erste Große“ gegründet. Als deren Verulkung wurde in den 1980er Jahren die „Erste Kleine“ ins Leben gerufen. Die KG „Fidele Zunfthäre“ ist 1930 aus dem katholischen Umfeld der Kolping-Familie in Stolberg hervorgegangen. Viele Stadtteile verfügen über einen eigenen Karnevalsverein, so die „KG Mölle“ e.V. 1937 im Unterstolberger Stadtteil „Mühle“, die KG „Mönsterböscher Jonge“ e.V., die Karnevals-Gesellschaft 1935 Vicht e.V., die Karnevals-Gesellschaft Büsbach 1928 e.V., die KG Löstige Wolleklös Mausbach, die Karnevalsvereinigung „De Vennkatze“ 1949 e.V. in Venwegen und der KG „Lustige Atschinesen 1949 e.V.“. Sie nehmen mit ihrem Namen häufig Eigenheiten ihres Stadtteils aufs Korn: De Wenkbülle [Windbeutel] Donnerberg e.V. 1952 spielen auf den Windreichtum ihres hochgelegenen Stadtteils an, und die Fidele Bessemskriemer 1959 e.V.[Besenkrämer] beziehen sich auf den Gressenicher Besenhandel. In der zweiten Hälfte des 20. Jhdts wurde die IG Breiniger Kinderkarneval 1976, die Kinder-Karnevalsgesellschaft Fleuth, die KG „Teuflische Jecke“ 2005 e.V., die Narren- und Piratengarde 2000 Vicht e.V. und die Karnevalsgesellschaft Kupferstädter Kameraden e.V. gegründet.

Die ältesten von Stolbergs zwölf Schützenbruderschaften, die St. Hubertus-Schützenbruderschaften 1623 Büsbach bzw. Dorff, können ihre Ursprünge bis in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurückverfolgen. Sie dienten wie die St. Sebastianus-Schützen 1659 Stolberg-Stadtmitte dem Schutz der Bevölkerung in unruhigen Zeiten gegen militärische Aggressionen, Räuber und marodierende Soldaten. Die übrigen Schützenbruderschaften sind spätere Gründungen und stehen größtenteils unter dem Patrozinium des Hlg. Hubertus.

[Bearbeiten] Dialekt

Stolberjer Platt ist eine lokale Varietät der Ripuarischen Dialektgruppe. Es kann als Brückendialekt zwischen der Aachener und Kölner regionalen Großvarietäten mit deutlicher Tendenz zum Öcher Platt angesehen werden. Eine markante Eigenheit des Stolberjer Platt ist die Versicherungspartikel „ömme?“, verschmolzen aus öff net? = oder nicht?, während man in Aachen „wa?“ und in Eschweiler „ne?“ sagt. Der Dialekt des heutigen Stadtgebiets ist wegen seiner landmännischen Heterogenität keinesfalls einheitlich, sondern durch die lange politische Sonderentwicklung erst im 20. Jhrt. zu Stolberg gekommener Gebiete eher vielseitig. Das Wort für „Frau“ lautet etwa im Stolberjer Platt „Fromesch“ (Frau-Mensch), im Breiniger Dialekt, der dem Öcher Platt nähersteht, dagegen „Framinsch“. Seine Funktion als Umgangssprache hat der Dialekt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingebüßt. Anders als im Kölsch kürzt der Stolberger Dialekt Langvokale in Monosyllaba: Mach-et jott (Stolberg) vs. Mach-et joot (Köln) und lässt auslautendes n fort: fröi-isch misch (Stolberg) vs. fröin-isch misch (Köln). Die hochdeutsche Lautgruppe -cht erscheint als -t (Naat) statt wie in Köln als -ch (Naach). Bei dem Wortschatz bestehen gewisse Übereinstimmungen mit dem Öcher Platt gegen den Kölner Dialekt: „mulle“ für reden (Köln: kalle, schwade), „jejoldene“ für gekauft, aber auch in manchen Fällen gegen das Eischwiele Platt: Oamelseke „Ameise“ (Stolberg und Aachen) im Gegensatz zu „Sekoamel“ (Eschweiler). Typische Aquisgranismen fehlen häufig, eine Abweichung ist unverkennbar: Naatsbrasseler „Nachtschwärmer“ (Stolberg) im Gegensatz zu „Naatsbräggeler“ (Aachen).

Hochdeutsch Niederländisch Aachen Stolberg Köln
zwischen tussen tüsche(n) töösche(n) zwesche
von van van va(n) vun
alt oud au au aal
oder of öf öf od(e)r
Herz haart Hatz Hätz Hätz
ich habe ik heb isch hau isch han isch han
ich hatte ik had isch houe isch hott isch hott

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten] Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

[Bearbeiten] Ehrenbürger

  • 1893 Pastor Roland Ritzefeld (*1808, † 1900)
  • 1922 Fabrikant August Prym (*1843, † 1927)
  • 1933 Adolf Hitler (*1889, † 1945) − 1986 aberkannt
  • 1948 Josefine Wirtz (*1868, † 1957)
  • 1955 Generaldirektor Adam Lambertz (*1881, † 1973)
  • 1955 Fabrikant Hans Prym (*1875, † 1965)
  • 1988 Bernhard Kuckelkorn (*1913, † 1989), Bürgermeister 1952-1979

[Bearbeiten] Literatur

  • Bierganz, Manfred: Die Leidensgeschichte der Juden in Stolberg während der NS-Zeit, Stolberg 1989.
  • Geschichte der Stadt Stolberg in Daten, herausgegeben von Dr. August Brecher und dem Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e.V., Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 17, Aachen 1990. ISBN 3-89124-100-3
  • „… nach Auschwitz verzogen“ Stolberg: Stationen des Nazi-Terrors und der Verfolgung in einer rheinischen Kleinstadt. Eine Dokumentation der Gruppe Z – Zukunft ohne Fremdenhaß, Faschismus und Krieg.
  • Haese, Ulrich, Stolberg - Naturschutz in einer Industriestadt, Rheinische Landschaften 31, Neuss 1987.
  • Holtz, Friedrich und Birgit Engelen, Galmeiveilchen, ein Stückchen Heimat zart und angepaßt. Meyer & Meyer Verlag Aachen 2000. ISBN 3-89124-684-6
  • Krebs, Stefan: Zwangsarbeit in Stolberg/Rhld : eine erste Bestandsaufnahme. Burg-Verl. Gastinger, 2003. (Beiträge zur Stolberger Geschichte Bd. 26). ISBN 3-926830-17-4 [5]
  • Kutsch Franz, Stolberg, Rhld., 2. Aufl. Stolberg 1978.
  • Lohmann, Gustav, Schleicher, Kurt, Geschichte der evangelischen Kirchen in Stolberg und des Finkenberger Friedhofes, Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 10, Stolberg 1957.
  • Mätschke, Dieter, Stolberger Wanderungen. Bd. 1: Durch die Kupferstadt, Meyer & Meyer Verlag Aachen.
  • Mätschke, Dieter, Stolberger Wanderungen. Bd. 2: Im Naturpark Nordeifel, Meyer & Meyer Verlag Aachen 1991. ISBN 3-89124-105-4
  • Meyer, Christian, Unterwegs in Stolberg und Umgebung. Die schönsten Fahrradtouren. Eupen 2001. ISBN 90-5433-144-5
  • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (Hrsg.), Umweltprobleme durch Schwermetalle im Raum Stolberg, Düsseldorf 1983.
  • Nokixel (sprich: Nohkicksel – Anagramm von Lexikon) [6]: Nachschlagewerk zur Stolberger Mundart (Selbstverlag)
  • Rosenbrock, Gerd, Am Baum des Lebens – eine reformierte Gemeinde in Stolberg von 1571 bis zur Vereinigung mit der lutherischen Gemeinde im Jahr 1860, Beiträge zur Stolberger Geschichte Bd. 24, Stolberg 1999. ISBN 3-926830-14-x
  • Schauerte, Heinrich, Stolberg – Industriezentrum und Kulturstadt. Fotografie: Ursula Böhmer. Herausgegeben von Bettina und Wolfgang Krüpe. Heidelberg 1990.
  • Schleicher, Karl, Geschichte der Stolberger Messingindustrie, Stolberg 1956.
  • Schleicher, Karl, Feuersturm über Stolberg, die Leiden der Zivilbevölkerung von Anfang September bis Ende November 1944; nach Aufzeichnungen, Tagebüchern und persönlichen Erinnerungen, Beiträge zur Stolberger Geschichte Bd. 22, Stolberg 1994. ISBN 3-926830-09-3
  • Schleicher, Karl (Schriftleitung), Stolberg nach dem Kriege 1945-1949, Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 16, Stolberg 1988.
  • Stolberg, wie es einst war. Herausgeber Stadt Stolberg (Rhld) aus Anlaß des 125jährigen Jubiläums der Stadtwerdung 1981. Stolberg 1981.
  • Stolberg 1945-1970. Bericht über den Wiederaufbau. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1971.
  • Stolberg 1971-1977. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1978.
  • Stolberg 1978-1984. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1985.
  • Stolberg 1985-1991. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1991.
  • Stolberg 1992-1998. Herausgegeben von Rat und Verwaltung. Stolberg 1999.

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Aktuelle Daten bietet eine Internetseite vom Donnerberg: [1]
  2. Offergeld-Thelen, Beate, Die Entwicklung der Ortsgemeinde Stolberg unter Berücksichtigung des Verhältnisses zur Unterherrschaft Stolberg, Diss. Bonn 1983.
  3. Quelle für die Kommunalverfassungen: Birgitta Gruber, Stadterweiterung im Rheinland. Kommune, Bürger und Staat als Akteure im Entstehungsprozess der Bonner Südstadt 1855 bis 1890. Diss. Bonn 2001, S. 47-50 [2]
  4. Willems, Franz, Die geographischen und wirtschaftlichen Grundlagen der Volksdichte und Volksverschiebungen im Kreis Aachen von 1825-1925. 1934, S. 14f.
  5. Maria Hostert, Das Schicksal der Stolberger ‚Moorsoldaten’. Nazis machen Jagd auf ‚Rote’. Stolberger Nachrichten, 26. Februar 1986
  6. Zwangsarbeit in der Grenzzone. Der Kreis Aachen im Zweiten Weltkrieg. von Thomas Müller. Aachen 2003. Printversion einer vom Kreis Aachen in Auftrag gegebenen und finanzierten Studie an der RWTH Aachen: Zwangsarbeit im Kreis Aachen, bearbeitet von Thomas Müller, Aachen 2002. [3]
  7. Das Versagen der Anständigen bei heise.de vom 12. Mai 2006
  8. Siehe Qualitätsbericht 2005 [4] (PDF)
  9. Siehe http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-5193.html

[Bearbeiten] Weblinks

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