6. Sinfonie (Haydn)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Joseph Haydn schrieb die Sinfonie Nr. 6 D-dur „Le matin“ (Der Morgen) zusammen mit den Nummern 7 „Le midi“ (Der Mittag) und 8 „Le soir“ (Der Abend) im Jahr 1761. Es ist der einzige zusammenhängende Zyklus innerhalb seiner 104 Sinfonien und eine der wenigen Gelegenheiten, wo er eindeutig programmatische, außermusikalische Inhalte verarbeitet. Die Titel sind wahrscheinlich authentisch; zumindest für „Le midi“ gibt es einen Beleg in Haydns Handschrift auf einem Autograph.
Am 1. Mai 1761 unterzeichnete Haydn seinen Vertrag als Vize-Kapellmeister (später Kapellmeister) der Familie Esterházy, der nominell 48 Jahre lang - bis zu seinem Tod - bestand. Prinz Paul Anton gehörte zu einer der wohlhabendsten Familien der österreichisch-ungarischen Monarchie und verfügte über ein ausgezeichnetes Orchester. Die drei Sinfonien sind sehr wahrscheinlich die ersten Werke, die Haydn in seiner neuen Funktion komponierte, möglicherweise sogar auf ausdrücklichen Auftrag seines neuen Dienstherren. Sie unterscheiden sich wesentlich von seinen früher entstandenen Werken. Waren diese dreisätzig schnell – langsam – schnell, haben die neuen bereits die „klassische“ Satzfolge schnell – langsam – Menuett (mit Trio) – schnell. Auffällig ist auch die erweiterte Besetzung: hatte er bislang neben den Streichern und dem Continuo lediglich je zwei Oboen und Hörner verwendet, kommen nun auch Flöte und Fagott zum Einsatz (das Fagott war früher nur zur Verdoppelung der Continuostimme besetzt und in der Partitur nicht gesondert notiert). In allen drei Sinfonien sind zahlreiche Soli komponiert, was die Werke in der Nähe des barocken Concerto grosso rückt; allerdings ist die Trennung von Concertino und Ripieno nicht mehr sehr ausgeprägt. Es ist zu vermuten, dass der Komponist seine neuen Musikerkollegen mit den vielen Möglichkeiten, ihr technisches Können unter Beweis zu stellen, für sich einnehmen und gleichzeitig seinem Auftraggeber einen Beweis seiner Kreativität bieten konnte.
[Bearbeiten] Sätze
Der erste Satz von „Le matin“ in Sonatenhauptsatzform beginnt D-dur im 4/4-Takt, Adagio und pianissimo, mit einem langsam aufsteigenden Motiv in den Violinen, bevor im Crescendo bis zum Forte nacheinander die Bläser dazukommen; gut erkennbar wird hier der Sonnenaufgang am Morgen beschrieben. Die Exposition des anschließenden Allegros im 3/4-Takt eröffnet solistisch die Flöte mit einem tänzerischen Hauptthema, das von den Oboen aufgenommen wird und in ein lebhaftes Tutti mündet. Ein zweites Thema ist nicht eindeutig zu erkennen; vielmehr werden zahlreiche neue, kleine Elemente vorgestellt. In der Durchführung, traditionsgemäß in der Dominante A-dur, überrascht ein plötzliches Piano mit Streichertremoli und absteigenden Bassnoten, das in ein Fis-dur-Forte führt. Ein zweitaktiges Solo des ersten Horns leitet über in die Reprise.
Im zweiten Satz (G-dur) sind nur Streicher besetzt. Am Anfang im 4/4-Takt steht ein ein leises, fast zögerliches Adagio, das dem Konzertmeister erstmals die Möglichkeit zum Solo bietet. Nach 14 Takten wird der Satz in einem 3/4-Takt-Andante fortgesetzt, in dem der Konzertmeister in langen Triolenketten bis in sehr hohe Lagen brillieren kann, gelegentlich ergänzt durch ein Solocello. Am Ende wird das Anfangs-Adagio wiederaufgenommen; der Satz schließt mit zwei Pianissimo-Akkorden.
Im robusten D-dur-Menuett ist die Besetzung wieder vollständig. Wiederum tritt die Flöte solistisch auf. Besonders überraschend ist die Instrumentierung des Trios (d-moll): im ersten Teil spielt das Fagott zur Begleitung eines Solokontrabasses und leisen Streicherpizzicati ein charakteristisches Solo, im zweiten Teil wird es unterstützt vom Solocello und kurz sogar einer Solobratsche, später übernimmt wieder der Bass.
Das Finale (Allegro, G-dur, 2/4-Takt) eröffnet erneut die Flöte mit einer aufsteigenden Tonleiter über eine Oktav, die das charakteristische Element des Satzes bildet. Sie wird zuerst von der Solovioline, dann vom Tutti aufgenommen. Auch dieser Satz wird mehr durch die verschiedenen Soli von Violine, Cello und Flöte geprägt als durch motivische Arbeit.
Siehe auch: Sinfonien Joseph Haydns