Alpenpässe zu römischer Zeit
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die Alpenpässe im Wallis zu römischer Zeit
Im Römischen Reich war der Grosse St. Bernhard Pass (Summus Poeninus oder Penninus, 2469 m ü. NN) der wichtigste Alpenübergang zwischen Italien und den Nordprovinzen Gallia, Belgica. Zudem war es die direkteste Verbindung nach Britannien. Der Pass wurde von den Römern stark ausgebaut. Auf der Passhöhe errichteten sie einen kleinen Tempel zu Ehren Jupiters. Auf dem ältesten Meilenstein der Schweiz aus dem Jahre 47 n. Chr. der nördlich vom Forum Claudii Vallensuim auf der Passroute stand steht:
- Tiberius Claudius Drusi filius Caesar Augustus Germanicus pontifex maximus tribunicia potestate VII imperator XII pater patriae consul IIII Foro Claudii Augusti milia passuum XXI
Übersetzung:
- Der Kaiser Tiberius Claudius Caesar Germanicus, Sohn des Drusus, Oberpriester. Im 7. Jahr der tribunischen Gewalt, Imperator zum 12. Male, Vater des Vaterlandes, Consul zum 4. Male von Martigny (F. Claudii Augusti) 21 Meilen.
[Bearbeiten] Andere Passübergänge
Weitere wichtige Passstraßen, die Deutschland und Italien verbanden, waren:
- der Reschenpass, Teil der Via Claudia Augusta von Venedig nach Augsburg und
- der San Bernardino-Pass
Die sekundären Verbindungen über die Westalpen, die nachweislich von den Römern benutzt wurden, waren neben dem Summus Poeninus (Grosser Sankt Bernhard Pass) folgende Pässe:
Kleiner Sankt Bernhard, Verbindung zwischen Alpes Graiae Savoyen mit Italien. Ein Übergang, den schon der römische Feldherr Scipio kannte, der im Jahre 218 v. Chr. Hannibal im Zweiten Punischen Krieg hier erwartete. Dieser zog aber mit 50'000 Soldaten und 34 afrikanischen Kriegselefanten über einen südlicher liegenden Pass (Col de Clapier?).
[Bearbeiten] Verbindungen Vallis Poenina mit Italien
Theodulpass belegt durch frühkaiserliche Münzfunde, Monte Moro- und Antronapass belegt durch spätantike Münzfunde, Albrunpass belegt durch frühkaiserliche Münzfunde, Nufenenpass belegt durch spätantike Münzfunde. Der Simplonpass (Ital. Sempione) verbindet Novara mit dem Wallis, es die kürzeste Verbindung zwischen dem Wallis und Mailand. Da der Sankt Gotthardpass zur Römerzeit wahrscheinlich nicht benutzt wurde, war der Simplon via Grimsel- und Furkapass die schnellste Verbindung zu den Zentralalpen und an den oberen Rhein.
Zum Vergleich mit dem Grossen St. Bernhard Pass ist der Simplon Pass mit 2006 m ü. NN. über 400 Meter tiefer gelegen. Nachweislich wurde der Simplon im Jahre 195 n. Chr. unter Kaiser Septimius Severus für einen Betrag von 22600 Sesterzen ausgebaut und in Stand gestellt. Allerdings fehlen zurzeit Münzfunde auf der Passhöhe. Dokumentierte Überquerungen, sei es von Soldaten oder Händlern, sind nicht vorhanden, erst nach dem Untergang des Römischen Reiches im Jahre 489 n. Chr. soll der Burgundenkönig Gundobad mit seiner Horde den Simplon vom Wallis aus in Richtung Italien überquert haben.
Auf der Nordseite des Vallis Poenina sind folgende Pässe nachweislich von den Römern benutzt worden. Lötschpass und Gemmipass Verbindung mit dem Berner Oberland Germania Superior belegt durch frühkaiserliche Münzfunde. Der Lötschpass wurde vermutlich auch als Pilgerweg benutzt da sich in Thun-Allmendigen (Berner Oberland) ein bedeutendes römisches Heiligtum befand.
[Bearbeiten] Östliche Übergänge
Der wichtigste Pass der Römerzeit im östlichen Alpengebiet lag im Birnbaumer Wald, einem Plateau im heutigen Slowenien, das in der Antike den Julischen Alpen zugerechnet wurde. Der Pass verband Italien mit Mittel- bzw. Südosteuropa. Auf der Höhe des Passes entstand die Festung Ad Pirum (Beim Birnbaum), die das Zentrum eines Verteidigungssystems aus Mauern und Festungen bildete, der Claustra Alpium Iuliarum, um Italien gegen Eindringlinge zu schützen. Der Pass spielte vor allem in der Völkerwanderungszeit eine wichtige Rolle als Einfallstor germanischer Stämme wie der Westgoten, Ostgoten und Langobarden nach Italien.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerold Walser: Summus Poeninus. Beiträge zur Geschichte des Großen St. Bernhard-Passes in römischer Zeit. Steiner, Wiesbaden 1984 (Historia Einzelschriften, 46) ISBN 3-515-04183-4
- Gerold Walser: Via per Alpes Graias. Beiträge zur Geschichte des Kleinen St. Bernhard-Passes in römischer Zeit. Steiner, Stuttgart 1986 (Historia Einzelschriften, 48) ISBN 3-515-04541-4
- Gerold Walser: Studien zur Alpengeschichte in antiker Zeit. Steiner, Stuttgart 1994 (Historia Einzelschriften, 86) ISBN 3-515-06498-2
- Uwe A. Oster, Wege über die Alpen. Von der Frühzeit bis heute, 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-269-X