Altarabische Gottheiten
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Unter altarabischen Gottheiten versteht man Götter und Göttinnen der altarabischen Religion, die von den arabischen Stämmen verehrt wurden, bevor sie sich zum Islam bekannten. Nach islamischer Tradition waren die ersten Araber zur Zeit von Ibrahim und seines Sohnes Ismail Monotheisten. Später aber hätten sie dem wahren Gott andere Götter beigestellt (schirk شرك "Beigesellung, Polytheismus") und begonnen diese zu verehren und ihnen zu opfern.
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[Bearbeiten] Die Quellen
Über diese vorislamischen Gottheiten der gibt es heute nur wenige archäologisch und epigraphisch verwertbare Zeugnisse. Die Primärquellen zur Dokumentation altarabischer Gottheiten auf der Arabischen Halbinsel sind die Materialsammlungen der arabischen Epigraphik, die die Namen vieler Gottheiten verzeichnen, ohne aber über ihre Funktion und Stellung im religiösen Leben der Araber verwertbares auszusagen. Viele der Funde - meistens Felsinschtriften - enthalten bildliche Darstellungen, wie die Zusammenstellung der Inschriften von F.V. Winnett zeigt [1].
Das älteste Zeugnis altarabischer Religion ist ein assyrischer Text des Königs Assurhaddon (681-669 v.Chr), wonach Ḥazaʾil, König der arabischen Qedar, den assyrischen König bittet, ihm seine Götterbilder zurückzusenden, die die Assyrer im Kriege erbeutet hatten. Die Götter sind Atarsamain, Dai, Nuhai, Ruldaiu, Abirilu und Atarquruma. Nur drei dieser Gottheiten tauchen in späteren Quellen auf, so in Inschriften aus Duma in der Triade h-rḍw w-nhy w-ʾtrsm (Ruḍā und Nuhay und ʿAttarsamāʾ). Der griechische Historiker Herodot († 625 v.Chr.) nennt die arabischen Gottheiten Orotalt und Alilat.
[Bearbeiten] Das „Götzenbuch“ von Ibn al-Kalbi
Der wichtigste Autor auf dem Gebiet der vorislamische Religion und Idolatrie (Götzenkult) der Araber ist der Historiker und Genealoge Ibn al-Kalbi Hischam ibn Mohammed ibn as-Sa'ib al-Kalbi (geb.737; gest. 821), der in seinem Kitab al-Asnam / كتاب الأصنام / kitābu l-ʾaṣnām /„Das Götzenbuch“ die altarabischen Gottheiten und die mit ihnen verbundenen Sitten beschreibt. Das Buch galt bis zum 20. Jahrhundert als verschollen. Es ist aber bis in das 13. Jahrhundert hinein von mehreren muslimischen Gelehrten ausgewertet und - wenn auch nur paraphrasiert - zitiert worden. Der Geograph und Literaturhistoriker Yaqut (gest. 1229) übertrug den größten Teil des „Götzenbuches“ von Ibn al-Kalbi in sein geographisches Wörterbuch, verteilt auf die einzelnen Götternamen in der alphabetischen Anordnung seines Werkes.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang es dem ägyptischen Forscher Ahmad Zaki Pascha auf die bis heute einzige Handschrift von Ibn al-Kalbis „Götzenbuch“ in einer Privatsammlung zu stoßen, sie durch Kauf zu erwerben und in einer sorgfältigen Edition herauszugeben: Ibn el Kalbi: Le livre des idoles (Kitab el Asnam). Kairo 1924. Eine originalgetreue Neuausgabe als Nachdruck dieses Werkes besorgte die Orientalistin Rosa Klinke-Rosenberger mit einer deutschen Übersetzung und einem reichhaltigen Kommentar: Das Götzenbuch. Kitāb al-aṣnām des Ibn al-Kalbī. Leipzig 1941. Diesem Werk wurden auch die untenstehenden Zitate al-Kalbis entnommen [2].
Der deutsche Orientalist Julius Wellhausen hat in seinem heute noch maßgeblichen Werk „Reste arabischen Heidentums“ die von Yaqut nach Ibn al-Kalbi zitierten Angaben zum vorislamischen Götzenkult ausgewertet und damit eine wertvolle Monographie über die altarabischen Gottheiten der vorislamischen Zeit vorgelegt.
Zweifelsfrei stellt das Götzenbuch des Ibn al-Kalbi eine religionsgeschichtlich wertvolle Quelle dar. In der historisch bedeutsamen Epoche des Übergangs von der Dschahiliya zum Islam im 7. Jahrhundert hat es „bei dem Problem des Religionswechsels ein ganz gewichtiges Wort mitzureden“ [3]. Die Darstellungen werden von zahlreichen Gedichten über die Gottheiten begleitet, deren Ursprünge nach dem heutigen Forschungsstand weit in die vorislamische Zeit zurückreichen.
[Bearbeiten] Die Prophetenbiographie von Ibn Ishaq
Dieses grundlegende Werk zur Erforschung des Lebens von Mohammed enthält zahlreiche Informationen vor allem über die vorislamischen Idole der Mekkaner, die in und außerhalb des Heiligtums der Kaaba in Mekka aufgestellt und in der gesamten mekkanischen Periode der Prophetie - und dann bis zur Eroberung Mekkas im Jahre 630 durch die Muslime der medinensischen Gemeinde - von den Polytheisten verehrt worden sind. Diese Berichte konzentrieren sich auf die Erzählungen über die Vernichtung vorislamischer Gottheiten in Mekka und dessen Umgebung.
[Bearbeiten] Die islamische Universalgeschichte
Vor allem at-Tabari in seiner berühmten und umfassenden annalistischen Geschichte des Islams zitiert Nachrichten in der Überlieferung seiner Vorgänger über den Götzenkult der vorislamischen Araber. Sein Werk liegt heute in englischer Übersetzung vor: Band 39 Biographies of the Prophet's Companions and Their Successors [4]. Andere Kompilatoren des 3. und 4. muslimischen Jahrhunderts wie al-Baladhuri und Ibn 'Asakir haben zu den alten Inhalten nichts neues beigetragen.
[Bearbeiten] Allgemeines
Diesen Idolen wurden heilige Bezirke (arab. ḥimā), wo sich oft eine Quelle oder ein Brunnen befand, geweiht, in denen kein Baum gefällt und kein Tier getötet werden durfte. Tiere, die in einem solchen Bezirk weideten, verfielen der Gottheit. Noch heute gibt es im Asir und in der Tihama solche Hima, die nur beschränkt bewirtschaftet werden dürfen (z.B. Bienenzucht). Obwohl ihnen kaum noch religiöse Bedeutung zukommt, bilden sie in der hochempfindlichen arabischen Vegetation eine Art Schutzreservat, die zum Überleben des Stammes wichtig sind. Sie werden mittlerweilen auch von der Regierung als Naturreservate akzeptiert. [5].
Die Araber besassen keine Götterbilder, sondern verehrten heilige Steine (Baityl), die meist unverarbeitet blieben. Diese „Idole“ (ṣanam) wurden berührt, geküsst und umkreist, wie dies im Islam mit dem schwarzen Stein in der Kaaba ebenfalls der Fall ist. Bei den Kultsteinen wurden Tiere geopfert und jener mit dem Blut besprengt oder bestrichen. Die Kaˤba (الكعبة) in Mekka – nach islamischem Glaube von Ibrahim errichtet – war bereits in vorislamischer Zeit ein bedeutendes Heiligtum. Innerhalb des heiligen Bezirkes befand sich nicht nur der berühmte schwarze Stein, sondern auch die Figur des Hubal aus rotem Karneol und der heilige Brunnen Zamzam.
Nicht nur Steine und außergewöhnliche Felsenformationen, sondern auch Bäume und Quellen genossen bei den vorislamischen Arabern besondere Verehrung. Die Göttin al-ʿUzzā lebte in drei Samura-Bäumen. Eine heilige Dattelpalme stand in Nağran und wurde mit Kleidern behängt, so auch ein anderer Baum bei Mekka. Einige Idole in Form imposanter Bäume wurden geschmückt und mit Waffen, Straussenvogeleiern oder bunten Stoffresten behängt. Man nannte sie Dhāt Anwāt: Baum, den man behängt [6].
Während der politischen Unruhen in Mekka im Jahre 1979 verschanzte sich eine Gruppe von Rebellen in der Kaaba, die mit Hilfe französischer Spezialeinheiten überwältigt werden konnte. Bei der Explosion einer Bombe ist der Boden des Baus aufgerissen worden; darunter kamen mehrere Idole zum Vorschein, die die saudischen Behörden schnell beseitigten [7].
[Bearbeiten] Vorislamische Gottheiten
- Allāh (الله), auch ʾIlāh und Lāh „(der) Gott"“. Hauptgott bei den vorislamischen Arabern.
- Allāt (اللات, اللت), auch ʾIlāt' und Lāt „(die) Göttin“. Bereits bei Herodot erscheint diese Göttin als Alilat (Άλιλάτ), die mit Urania verglichen wurde. Der palmyrenische Herrscher Vaballathus (arab. وهب اللات Wahb Allāt "Gabe der Allat") nannte sich auf griechisch Athenodoros "Gabe der Athene", was eine Gleichsetzung beider Göttinnen gleichkommt. Der Allat war ein weisser Granitblock in al-Ṭāʾif geweiht. Der Name taucht auch in altnordarabischen Inschriften mehrfach auf. Ibn al-Kalbi schreibt: „Al-Lāt befand sich in in at-Ta'if. Sie ist jünger als Manāt. Al-Lāt war ein viereckiger Felsblock, bei dem ein Jude Grütze zu zerstoßen pflegte. Ihre Hüter waren die Banū 'Attāb ibn Mālik vom Stamme Thaqif. Sie hatten über ihr einen Bau errichtet. Die Quraisch und alle Araber verehrten sie ... Die Anbetung von al-Lāt blieb bestehen, bis der Stamm Thaqif sich zum Islam bekehrte. Der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und gebe ihm Heil) sandte al-Mughira ibn Schu'ba; er zerstörte sie und verbrannte sie mit Feuer“ [8]. Entsprechend nannten die Araber den Juden, der bei der Gottheit Grütze zu zerstoßen pflegte, al-Lātt und stellten damit eine Verbindung zum Namen des Idols her (Part.Akt. von arab.laṯṯa لث , لت /„Getreide zerkleinern/mahlen“).
- Zwar wurde das Idol der Göttin nach der Einnahme Mekkas durch Mohammed und seine Anhänger zerstört, vergessen hat man sie aber nicht. Denn der britische Forschungsreisende und Orientalist Charles Montagu Doughty berichtet im späten 19. Jahrhundert in seinem berühmten Buch: Travels in Arabia Deserta (Bd. II.511 und 515-516) über Felsblöcke bei at-Ta'if, welche die Bewohner damals al-'Uzzā, al-Lāt und Hubal nannten und bei denen sie in Krankheitsfällen heimlich Hilfe suchten [9].
- al-ˤUzzā (العزّى, „die Stärkste“). Sie wurde in einer nabatäisch-griechischen Inschrift auf der Insel Kos mit Aphrodite verglichen [10]. Ihr Heiligtum in Suqām im Wadi Ḥurāḍ bestand aus drei Samura-Bäumen (Schirmakazie) und einem heiligen Stein mit einer Höhle, in die das Blut der Opfertiere gegossen wurde, worüber noch Ibn Hischam in seiner Prophetenbiographie (sira) nach Ibn Ishaq zu berichten weiß. Bei den Lachmiden von Hira wurde sie ebenfalls verehrt. König Mundhir IV schwörte bei ihr, sein Vorgänger Mundhir III opferte ihr vierhundert gefangene Nonnen und bei einer anderen Gelegenheit den Sohn seines Gegners, den er gefangen genommen hatte. Ibn al-Kalbi schreibt: „Sie ist jünger als al-Lāt und Manāt. ... Die Araber und die Quraisch benannten (ihre Kinder) mit den Namen 'Abd al-'Uzzā. Sie war das höchste Idol bei den Quraisch. Sie pflegten sie zu besuchen, ihr Geschenke zu bringen und bei ihr zu opfern. Wir haben gehört, daß der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und gebe ihm Heil) sie eines Tages erwähnte; er sagte: 'Ich habe al-'Uzzā ein rötlich weißes Schaf dargebracht, zur Zeit da ich mich noch zum Kulte meines Volkes bekannte'. Die Quraisch pflegten die Kaaba zu umkreisen, indem sie sagten: " Bei al-Lāt und bei al-'Uzzā und bei Manāt, der dritten, der anderen! Sie sind die allerhöchsten Schwäne und auf ihre Fürbitte (bei Gott) darf man hoffen". Die Quraisch hatten ihr ein himā geschaffen, in einer Bergschlucht des Wadi Hurād, namens Suqām. Sie schufen damit ein Seitenstück zum Haram, dem heiligen Bezirke der Kaaba ... al-'Uzzā besaß einen Schlachtplatz, auf dem ihre Opfer geschlachtet wurden; er hieß al-Ghabghab“ [11]. Nach der Eroberung Mekkas verschwand ihr Kult ebenso, wie die mit 'Uzzā gebildeten Eigennamen. Reste ihrer Verehrung sind aber noch im 19. Jahrhundert bei al-Ta'if beobachtet worden (siehe oben: al-Lāt).
- Manawat, Manāt (منوة, مناة, „Schicksal“). In der Antike wurde sie mit Tyche und Nemesis gleichgestellt. Ein ihr geweihter grosser schwarzer Stein befand sich an der Küste bei Qudayd (zw. Medina und Mekka). Ibn al-Kalbi schreibt: „Als 'Amr ibn Luhayy den Götzendienst eingeführt hatte, da bekannten sich nun die Araber zum Kultus der Idole. Sie dienten ihnen und nahmen sie sich zu Göttern. Das älteste von ihnen allen war Manāt. Die Araber pflegten die Namen 'Abd Manāt und Zaid Manāt zugeben“ [12].
- Hubal (هبل) Er wurde von den nordarabischen Nabatäern verehrt, wie eine Inschrift bezeugt, in der er mit zwei anderen nordarabischen Gottheiten genannt wird [13]. Auch die islamischen Historiker verweisen auf den nordarabischen Urspung von Hubal. In Mekka wurde er in der Kaaba verehrt und er war der Herr der dortigen sieben Orakelpfeilen. Ibn al-Kalbi schreibt: „Soviel ich gehört habe, war Hubal von rotem Karneol, in Menschengestalt, mit einer zerbrochenen Rechten. Die Quraisch hatten ihn dergestalt bekommen; aber sie verfertigtem ihm nun eine Hand aus Gold. Er befand sich im Innern der Kaaba““ [14].
- Isāf und Nāʾila (إساف ونائلة). Vorislamisches Pilgerpaar, das in der Kaaba Unzucht trieb und deshalb versteinert wurde. Ibn al-Kalbi schreibt:„Sie kamen als Pilger nach Mekka und fanden eine einsame Stelle im Tempel und wurden von den Leuten nicht beachtet. Da trieb er Unzucht mit ihr im heiligen Hause, worauf sie in zwei Steine verwandelt wurden“ [15]. Ein Stein wurde beim Brunnen Zamzam, der andere an der Kaaba aufgestellt und verehrt. Die Quraisch haben dort Opfergaben dargebracht. Der mekkanische Lokalhistoriker al-Azraqi (gest. 837) berichtet in seinem Achbar Makka أخبار مكة / aḫbār Makka /„Die Geschichte der Stadt Mekka“ folgendes:„Sie sind dann aus der Kaaba entfernt worden. Den einen stellte man bei (den Hügeln) as-Safa, den anderen bei al-Marwa auf. Man stellte sie darum dort auf, damit die Leute sich ihrer erinnern und davon abgehalten werden (zu tun), was diese zwei begangen haben und damit sie sehen, was aus ihnen geworden ist. Nach einiger Zeit wurden sie angefaßt; wer bei as-Safa und al-Marwa (während der Wallfahrtszeremonien) Station machte, berührte sie. So wurden sie zu Götzen, die man verehrte“ [16]. Das Haus von Al-Arqam ibn Abi 'l- Arqam, in dem Mohammed während der mekkanischen Periode der Prophetie Zuflucht fand, stand in der Nähe von Isāf bei as-Safā. Nach der Entfernung der Idole blieben die beiden Hügel auch im Islam Ziele der Pilgerfahrt. Denn as-Safa und al-Marwa الصفا والمروة / aṣ-Ṣafā wa-ʾl-Marwa,verbunden mit dem vorislamischen Brauch, zwischen den beiden Hügeln, wo die Götzen standen, zu laufen, haben im islamischen Ritus der Wallfahrt ihren festen, ja, durch die Offenbarung sanktionierten Platz bekommen [17]. In Sure 2, Vers 158, der sich auf Bedenken der Muslime bezieht, den althergebrachten Lauf zwischen den beiden Hügeln im islamischen Wallfahrtsritual weiterhin mitzumachen [18] heißt es:
- „as-Safā und al-Marwa gehören zu den Kultsymbolen Gottes. Wenn einer die (große) Wallfahrt zum Hause (der Ka'ba) oder die Besuchsfahrt ('Umra) vollzieht, ist es für ihn keine Sünde, bei ihnen den Umgang zu machen.“
- Die Koranexegese sieht in diesem Vers die Ergänzung zum Gebot des Umgangs um die Kaaba in Sure 22, Vers 29:
- ...und den Umgang um das alt(ehrwürdig)e Haus machen.
- Das von den Koranexegeten und Traditionariern überlieferte Bedenken der Muslime gegen die weitere Ausübung der allgemein praktizierten vorislamischen Sitte, den Lauf bzw. den Umlauf an den beiden Hügeln zu machen, ist somit durch den obigen Koranvers ausgeräumt worden. Auch Mohammed hat diese vorislamische Sitte durch seine eigenen Worte als Teil der Wallfahrtszeremonien, als Sunna, bekräftigt: „Gott betrachtet weder eure Pilgerfahrt noch eure kleine Wallfahrt ('umra) als vollständig, solange ihr den Umlauf um die beiden (Hügel) nicht macht“ [19]. Der Islam bezieht das kultische Hinundhergehen zwischen den Beiden Hügeln auf Haǧar, der Mutter von Ismail, die verzweifelt Wasser gesucht hätte und schliesslich den Brunnen Zamzam fand.
- Manāf (مناف) Eine griechischen Inschrift ruft den Gott Zeus Manaphe (Ζεῦ Μαναφε) an. Er soll, gemäß at-Tabari, der vornehmste Gott in Mekka gewesen sein. Die Quraisch bildeten damit theophore Namen, wie 'Abd Manāf; er war der Ururgroßvater des Religionsgründers Mohammed. Seine Verehrung wird auch in nordarabischen Inschriften dokumentiert“ [20].
- Quzaḥ (قزح) Donnergott, dessen Namen im arab. Wort qaus quzaḥ (قوس قزح, „Regenbogen“) erhalten ist. Er wurde auf dem gleichnamigen Berg bei al-Muzdalifa verehrt, wo ein ständiges Feuer brannte. Der Berg hat noch heute in der Wallfahrt eine Bedeutung. Heute steht eine hell erleuchtete Moschee auf dem Berg.
- Nuhay Šams (شمس, „Sonne“). Sonnengott. In thamudischen Inschriften wird er mit nhy šms ʿly (Nuhay, hohe Sonne) angerufen. Der Gott wird in assyrischen Texten Nuḫāi genannt.
- Saʿd (سعد, „Glück“). Ihm war ein grosser Fels in der Küstengegend von Jidda, der Hafenstadt von Mekka, geweiht.
- Sūwāˤ (سواع) Er hatte ein Heiligtum bei Yanbuˤ, dem Hafen von Medina.
- al-Fals (الفلس) Ein menschenähnlicher roter Fels in Südarabien war ihm geweiht und ein König von Ġassān soll ihn mit den beiden Schwertern Miḫḏam und Rasūb umgürtet haben.
- Ruḍā (رضى, „Gunst“). Gott der Banu Rabīˤa. Möglicherweise wurde er bereits bei Herodot Orotalt (Όροτάλτ) genannt, der ihn mit Dionysos verglich. Bekannt war er auch bei den Assyrern, die die arabische Gottheit Ruldāiu nannten. In Thamud erhielt die Gottheit, deren Geschlecht nicht klar ist, Erstloingsopfer und wurde um Regen angefleht.
- ḏū-l-Šarā (ذو الشرى, „der von Šarā“). Nabatäischer Gott, der mit Dionysos gleichgesetzt wurde.
- ḏū-l-Ḫalaṣa (ذو الخلصة) Er wurde als ein weisser Stein bei Tabāla, zwischen Mekka und dem Jemen, verehrt. Auf dem Stein war eine Art Krone eingemeißelt. Ibn al-Kalbi schreibt: „Einer von ihnen (d.i. von seinen Verehrern) sprach: ' Wenn du, o Ḏū ʾl-Ḫalaṣa, der zu einer Blutrachte verpflichtete wärest, gleich mir, und wenn dein Vater der Begrabene wäre, dann hättest du dich nicht in Falschheit das Töten der Feinde verboten'. - Der Vater dieses Mannes war getötet worden. Er wollte nun sein Verlangen nach Rache befriedigen, deshalb kam er zu Ḏū ʾl-Ḫalaṣa und schüttelte vor ihm die Orakelpfeile, aber er zog den verbietenden Lospfeil. Da dichtete er die erwähnten Verse“. [21] Der berühmte vorislamische Dichter Imraʾal-Qais (gest. vor 550), der Sohn eines Fürsten des Stammes Kinda [22], der Rache für die Ermordung seines Vaters nehmen wollte und das Ereignis in einem bekannten Gedicht besang, befragte die Lospfeile bei diesem Idol. Als er aber den Pfeil mit dem Verbot (an-nahy) zog, zerbrach er ihn und rüstete sich weiterhin auf die Blutrache. Ibn al-Kalbi schreibt: „Jedesmal zog er den 'verbietenden' Pfeil. Da zebrach er alle drei und schlug damit dem Götzen ins Gesicht, indem er sagte: ' Mögest du das Glied deines Vaters beißen! Wenn dein Vater getötet worden wäre, dann hättest du mich nicht zurückgehalten“ [23]. Das Heiligtum nannte man, nach einem Bericht von Ibn Sa'd, einem Schüler von al-Waqidi als die Ka'ba al-yamāniyya (die jemenitische/südliche Ka'ba), um sie von der Ka'ba asch-schāmiya (die syrische/nördliche) Ka'ba zu unterscheiden. Zur Zeit des Ibn al-Kalbi bildete der Stein dieses Idols die Türschwelle der Moschee von Tabāla [24] .
- Wadd (ود, „Freund“). Sabäischer Gott, der auch von den Arabern verehrt wurde.
- Nasr (نسر, „Adler“). Sabäischer Gott, der auch von den Arabern verehrt wurde.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Im Allgemeinen siehe: Corpus Inscriptionum Semiticarum. Paris 1887ff
- ↑ Über das Buch des Ibn al-Kalbi, einschließlich Rezensionen zur Edition, siehe: Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifftums. Bd. 1. S.270. Brill, Leiden 1967
- ↑ H.S. Nyberg: Bemerkungen zum Buch der Götzenbilder. In: Le Monde Oriental. Jahrgang 1939. S. 366: Klinke - Rosenberger, S. 26-27
- ↑ The History of al-Tabari. Bd. 39. Übers. von Ella Landau-Tessaron. State University of New Yor Press 1998
- ↑ Walter Dostal (Hg.), Andre Gingrich et al.: Tribale Gesellschaften der südwestlichen Regionen des Königreiches Saudi Arabien : sozialanthropologische Untersuchungen; Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (2006); ISBN: 3-7001-3598-X
- ↑ Willima Robertson Smith: Lectures on the Religion of the Semites. The fundamental institutions. 3. Aufl. London 1927. S. 185
- ↑ The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 9, S. 5
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.37-38. Über al-Lāt siehe: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 5. S.692; J.Wellhausen: Reste arabischen Heidentums, S.32; W.Robertson Smith: Lectures..., S.201. Anm. 1
- ↑ Siehe auch: A.J.Wensinck und J.H. Kramers: Handwörterbuch des Islam. S.363. Brill, Leiden 1941
- ↑ Franz Rosenthal: Die aramaistische Forschung seit Theodor Nöldeke's Veröffentlichungen. Brill, Leiden 1939. S.86
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.38-40. Über al-'Uzza siehe: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 10. S. 967; Wellhausen: Reste arabischen Heidentums, S.39; 44-45
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.36. Über Manat siehe: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 6. S. 373
- ↑ Corpus inscriptionum semiticarum. Bd. II. Nr. 198
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.44. Über Hubal siehe: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 3. S. 536; T. Fahd: Une pratique cléromantique à la Ka'ba préislamique. In: Semitica 8 (1958), S. 58 ff. und 73-76; A.J. Wensinck und J.H.Kramers (Hrsg.): Handwörterbuch des Islam. Brill, Leiden 1941. S. 175
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.34.
- ↑ al-Azraqi: Achbar Makka. (Mekka 1352 H.), Bd. 1. S. 67. Übersetzung: Benutzer:Orientalist. Über diese Götzen siehe: T. Fahd: Le Panthéon de l'Arabie centrale à la veille de l'hégire. Paris 1968, S. 103-107; The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 4. S. 91
- ↑ Julius Wellhausen: Reste arabischen Heidentums, S.77; M. Gaudefroy-Demombynes: Le pélerinage à la Mekke. Étude d'histoire religieuse. Paris 1923, S. 225-234
- ↑ Theodor Nöldeke: Geschichte des Korans. Leipzig 1909. Bd. I. S. 177-178 mit seinem Verweis auf die Hadithliteratur
- ↑ al-Buchari: Sahih, K. al-Ḥaǧǧ, 79; K. al-'Umra 10; bei Ibn Hadschar al-'Asqalani : Fath al-bari, Bd. 3. S.498-502; S.614-615 (mit Kommentar)
- ↑ The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 6. S.349
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.48.
- ↑ Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifftums.Brill, Leiden 1975 Bd. II.S.122-126
- ↑ Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.55.
- ↑ Julius Wellhausen: Reste arabischen Heidetums. Berlin 1897. S.45-48; The Encyclopaedia of Islam. New Edition.Bd. 2, S.241
[Bearbeiten] Literatur
- Das Götzenbuch Kitāb al-aṣnãm des Ibn al-Kalbī. Übersetzung mit Einleitung u. Kommentar von Rosa Klinke-Rosenberger. Harrassowitz, Leipzig 1941
- H. W. Haussig et al.: Götter und Mythen im vorderen Orient. Stuttgart 1965
- Julius Wellhausen: Reste arabischen Heidentums. de Gruyter, Berlin 1961