Anschauung
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Anschauung ist ein erkenntnistheoretischer Begriff, der in seiner heutigen Verwendung meist auf Immanuel Kant bezogen ist. Mit ihm wird auf den sinnlich-rezeptiven Anteil in der Erkenntnis Bezug genommen. Der Begriff wurde allerdings auch schon vor Kant in der Philosophie verwendet, etwa bei Notker (althochdeutsch anascouunga) und Meister Eckhart (mittelhochdeutsch anschauunge), bei denen der Begriff primär eine religiöse Bedeutung hatte. In der heutigen Erkenntnistheorie werden jedoch meist die verwandten Begriffe "Wahrnehmung" und "Erfahrung" verwendet.
Kants in der Kritik der reinen Vernunft entwickelte Erkenntnistheorie unterscheidet zwischen empirischen Anschauungen, die uns durch Sinnesorgane gegeben werden, und reinen Anschauungen, die a priori vor jeder Erfahrung gegeben sind. Die beiden von Kant angenommenen reinen Anschauungen sind Raum und Zeit.
Kant geht zudem davon aus, dass jede Erkenntnis auf das Zusammenspiel von Anschauungen und Begriffen angewiesen ist. "Das Mannigfaltige", das in der Anschauung gegeben werde, brauche einer begrifflichen Ordnung, um zu Erkenntnis führen zu können. Andererseits bräuchten Begriffe Anschauungen, um nicht vollkommen leer zu sein. Begriffsverwendungen ohne Anschauungsmaterial führten zu den sinnlosen Spekulationen der traditionellen Metaphysik, die Kant in der transzendentalen Dialektik widerlegen möchte. Dennoch ist nach Kant reine apriorische Erkenntnis im Wechselspiel von reinen Anschauungen und reinen Begriffen möglich.
[Bearbeiten] Zitat
"Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind" Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, S. B75, A51