Anthroposophische Architektur
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Anthroposophische Architektur hat mehrere Aspekte. Zuerst ist sie eine Architektur, die sich an den Lehren der Anthroposophie von Rudolf Steiner orientiert. In ihren Gestaltungsmitteln lassen sich daher zeitgebundene Elemente von Jugendstil und Expressionismus erkennen, die von den Vertretern der anthroposophischen Architektur allerdings als überzeitlich gültig angesehen werden. Sie zeigt weiter Überdeckungen mit dem naturnahen Bauen, organischem Baustil, der Lehmarchitektur und traditioneller Verwendung alter Baustoffe. Beton wird als Baustoff keineswegs abgelehnt, sondern als natürliches, zudem frei formbares Material geschätzt. Viele Bauten nach Anthroposophischer Architektur vermeiden, zu Teilen programmatisch, den rechten Winkel und bevorzugen den Kreisbogen, was sich jedoch in aller Regel als sehr kostentreibend erweist.
In der Gemeinde Bubikon im Zürcher Oberland gibt es eine Siedlung, die um 1980 herum nach anthroposophischen Prinzipien in Gemeinschaftsarbeit erbaut wurde. Ein Verein von zwölf Familien kaufte ein rechteckiges Grundstück und bebaute es mit sechs Doppelhäusern sowie einem mittig platzierten Gemeinschaftshaus, in dessen Keller eine gemeinschaftlich genutzte Heizung steht, die mittels Baumrindenstücken betrieben wird. Die Baumrinde wird in Gemeinschaftsarbeit aus den umliegenden Wäldern geholt. Die Wände der Häuser sind mit Tonziegeln erstellt und unverputzt. Es wurde keine weiße Keramik in Küchen und Bädern verbaut, verwendet wurde braune Keramik. Viel Holz für die Decken- und Dachkonstruktionen und wenig Fensterfläche geben den Häusern eine warme, "anheimelnde" Atmosphäre.
Die Häuser sind mit ihren Wohnräumen und Terrassen zueinander gewendet, auf die Gemeinschaftsfläche zu. Sie sind nicht vom Nachbarn mit Zäunen abgegrenzt. Ein unbeobachtetes Betreten der Siedlung ist fast nicht möglich. In der Mitte der Siedlung haben Kinder sowohl viel Spielfläche als auch optimalen Schutz. Für Autos gibt es in der Siedlung keinen Platz, ihnen sind Flächen um das Gelände herum zugewiesen. Die Bewohner organisieren im Gemeinschaftshaus mit monatlichen Treffen das Leben der kleinen Siedlung.