Backlash
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Als Backlash (dt. „Gegenreaktion“) bezeichnet man die Rückkehr konservativer oder revisionistischer Wertvorstellungen und die erneute Einflussgewinnung von an solchen Werten orientierten Kräften.
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[Bearbeiten] Geschichte
Nachdem in den USA in den 1960er Jahren ein white Backlash gegen die Bürgerrechtsbewegung einsetzte, manifestierte sich der Backlash Anfang der 1980er Jahre in den USA durch das Erstarken der Neo-Konservativen oder New Right, die im Verlauf der letzten 20 Jahre eine erhebliche Definitionsmacht in der gesamten US-amerikanischen Gesellschaft erreichen konnten.
[Bearbeiten] Anti-"PC"-Kampagne
Die markanteste und wirkungsvollste Strategie des US-amerikanischen conservative backlash war ihre „Political Correctness“-Kampagne zu Beginn der 1990er Jahre. Die Erfolge um eine Reformierung der Gesellschaft seitens emanzipatorischer Bewegungen für eine Öffnung der Gesellschaft sollten damit zurückgedrängt werden. Zentral richtet sich der Widerstand gegen eine Multikulturelle Gesellschaft. Mit der Kampagne wurde eine Furcht vor einer Unterhöhlung, „Balkanisierung“ und letztlich Auflösung der „gemeinsamen“ amerikanischen Kultur als Folge der Forderung nach einer größeren kulturellen Vielfalt geweckt. Es ging dabei darum, was als nationale Norm angesehen werden soll. Als politische Strategie eignete man sich dabei mittels des Konstruktes „PC“ linke Begrifflichkeiten an, deren Bedeutungen man entleerte und mit eigenen Normvorstellungen versehen gegen alles wendete, was den traditionellen Vorstellungen vom Melting pot, dem „Western Canon“ und den für Weiße vertrauten Erzählungen widersprach. Alles, was nicht den tradierten Vorstellungen vom „amerikanischen weißen Mann“ entspricht, galt als "pc", un-amerikanisch und un-demokratisch. Wer an diesen „amerikanischen“ Normen deutelte oder diese verändern wollte, galt als „intolerant“, „gleichmacherisch“, übt „Zensur“ aus, infiziert die amerikanische Gesellschaft mit „PC/MC“, verhält sich wie die „Sturmtruppen“. Die „PC“-Kampagne steht in einer Geschichte von Kämpfen um dessen, was „amerikanisch“ sein soll, was nationale Identität ausmacht. Die Kampagne galt als ein Ausdruck der Krise der Identität der Amerikanischen Gesellschaft. Die Motivation und die Heftigkeit dieser Meinungs-Kampagne entsprang diesem Kampf um nationale Identität.
Siehe auch: Conservative Correctness
[Bearbeiten] Wege und Themen
Der Kampf um die Definitionsmacht erfolgt über den Versuch, kulturelle, vor allem popkultuerelle gesellschaftliche Werte mit alten Bedeutungen (scheinbar) neu zu besetzen. So bedient sich die Neue Rechte in Deutschland Theorien aus der Konservativen Revolution, traditionelle Familien- und Geschlechterbilder werden wieder als erstrebenswert dargestellt etc.
[Bearbeiten] Literatur
- Faludi, Susan: Backlash (1991) engl. (deutsch: Backlash. Die Männer schlagen zurück. Reinbek 1993. ISBN 3-499-19760-X)
- Grossberg, Lawrence: Gotta Get Out of this Place (1991) engl.
- Diedrich Diederichsen: Politische Korrekturen. Kiepenheuer & Witsch, 1996. ISBN 3-462-02551-1
- Ariane Manske (2002): „Political Correctness“ und Normalität. Die amerikanische PC-Kontroverse im kulturgeschichtlichen Kontext. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2002. ISBN 3935025335
- Annelie Buntenbach, Helmut Kellershohn, Dirk Kretschmer (Hg.): Ruck-wärts in die Zukunft. Politik und Ideologie des Neokonservatismus. ISBN 3-927388-64-5
- Mechtild M. Jansen; Sigrid Baringhorst; Martina Ritter: Frauen in der Defensive? Zur backlash-Debatte in Deutschland. Bd. 3, 1996, ISBN 3-8258-2695-3
- Karsta Frank: PC-Diskurs und neuer Antifeminismus in der Bundesrepublik, in: Das Argument, Heft 1/1996 zum Thema Political Correctness.