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Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster Teil ist ein Roman von Thomas Mann. Entstehung: 1909 - 1911 und 26. Dezember 1950 bis 16. April 1954.

Den Roman stellt Thomas Mann in die Tradition des europäischen Schelmen-Romans. «Es ist ein etwas leichtsinniges Buch, dessen Scherze man mir zugute halten mag» (Thomas Mann am 10.9.1954). Dennoch ist kein Roman Thomas Manns autobiographischer und bekenntnishafter als dieser (Helmut Koopmann).


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Konzeption

Geplant war der Hochstaplerroman als eine Parodie auf «Dichtung und Wahrheit».* Die Zusammenfassung der Kapitel in 'Bücher' analog zu Goethes Autobiographie trägt dieser Anspielung Rechnung. Vordergründig jedoch hat Thomas Mann eine travestierende Übertragung des Künstlertums ins Betrügerisch-Kriminelle angestrebt.* Der Künstler wird humoristisch in die Nähe des Hochstaplers gerückt.

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte

Begonnen wurde der Roman im Spätjahr 1909.* 1911 ließ Thomas Mann die Arbeit an dem Manuskript ruhen mit dem inneren Vorbehalt, sie später wieder aufzunehmen.* Andere Projekte schienen ihm dringlicher. Nach einer Pause von nahezu vier Jahrzehnten wurde 1950 bis 1954, in der zweiten Arbeitsphase, der «Der Memoiren erster Teil» abgeschlossen.* Beim ersten Teil des Romans ist es geblieben. Zur Weiterführung von Felix Krulls Lebensweg fragte sich der neunundsiebzig-jährige Thomas Mann: «Wie, wenn der Roman weit offen stehen bliebe? Es wäre kein Unglück meiner Meinung nach».*

[Bearbeiten] Inhalt

[Bearbeiten] Herkunft Felix Krulls

«Der Rheingau hat mich hervorgebracht». Felix Krull wird – an «einem Sonntage übrigens» - als Sohn eines Sektfabrikanten geboren. Ein Freund der Familie, der Kunstmaler Schimmmelpreester, der auch Felix´ Pate ist, wirft dem Vater vor: «Krull, Ihre Person in Ehren, aber Ihren Champagner sollte die Polizei verbieten. Vor acht Tagen habe ich mich verleiten lassen, eine halbe Flasche davon zu trinken, und noch heute hat meine Natur sich nicht von diesem Angriff erholt. Was für Krätzer verstechen Sie eigentlich zu diesem Gebräu?»

Die Eingangstür der Villa, in der Felix aufwächst, löste beim Schließen ein kleines Glockenspiel aus, das «den Anfang des Liedes ´Freut euch des Lebens´ spielte.» - Felix Krull schreibt rückblickend: «Ich stamme aus feinbürgerlichem, wenn auch liederlichem Hause.» ´Feinbürgerlich´ trägt Felix Krulls Unbildung Rechnung: Er meint ´gutbürgerlich´. ´Liederlich´ ist eine autobiographische Anspielung Thomas Manns. Der Hauptpastor Ranke von St. Marien in Lübeck, Thomas Manns Geburtsstadt, hatte nach dem Tod von Thomas Manns Vater über die verbliebenen Manns als «dieser verrotteten Familie» gesprochen.*

[Bearbeiten] Theater als vereinbarte Illusion

Nach einem Theaterbesuch durchschaut das Kind Felix Theater als eine einvernehmliche Täuschung.

Gegeben wurde eine nicht näher genannte Operette. Star und Publikumsliebling dieser Aufführung war Müller-Rosé. Er spielte einen Gesandtschaftsattaché, einen sympathischen jungen Schwerenöter und Schürzenjäger.

Mit Müller-Rosé war Felix´ Vater in seiner Pariser Zeit befreundet. Nach der Vorstellung besucht der Vater ihn in dessen Garderobe und nimmt den kleinen Felix mit. Auf respektvolles Anklopfen erfolgt eine unwillige, grobe Aufforderung einzutreten.

Ein Anblick von unvergesslicher Widerlichkeit bot sich dem Knaben dar. An einem schmutzigen Tisch und vor einem staubigen und beklecksten Spiegel saß Müller-Rosé, nichts weiter am Leibe als eine Unterhose aus grauem Trikot. Er ist dabei, seine fettige Schminke abzuwischen. Die eine Hälfte seines Gesichtes war noch bedeckt mit jener rosigen Schicht, die sein Antlitz vorhin so wächsern idealisch hatte erscheinen lassen, jetzt aber lächerlich rotgelb gegen die käsige Fahlheit der anderen, schon entfärbten Gesichtshälfte abstach. Da er die schön kastanienbraune Perücke mit durchgezogenem Scheitel […] abgelegt hatte, erkannte ich, dass er rothaarig war. Noch war sein eines Auge schwarz ummalt, und metallisch schwarz glänzender Staub haftete in den Wimpern, indes das andere nackt, wässerig, frech und vom Reiben entzündet den Besuchern entgegenblinzelte. Das alles jedoch hätte hingehen mögen, wenn nicht Brust, Schultern, Rücken und Oberarme Müller-Rosés mit Pickeln besät gewesen wären. Es waren abscheuliche Pickel, rot umrändert, mit Eiterköpfen versehen, auch blutend zum Teil. […] Dies also – so etwa gingen damals meine Gedanken -, dies verschmierte und aussätzige Individuum ist der Herzensdieb, zudem soeben die graue Menge sehnsüchtig emporträumte! Ihm war es gelungen, der Menge das Ideal ihres Herzens in seiner Person erblicken zu lassen und sie dadurch unendlich zu erbauen und zu beleben!

Was war Müller-Rosés wahre Erscheinung? Der widerwärtige Kerl in der Garderobe oder die Lichtgestalt auf der Bühne?

Und doch, meint der Memoirenschreiber Felix Krull, wieviel Bewunderung gebührt ihm nicht für das, was ihm heute gelang und offenbar täglich gelingt! Gebiete deinem Ekel und empfinde ganz, dass er es vermochte, sich in dem geheimen Bewusstsein und Gefühl dieser abscheulichen Pickel mit so betörender Selbstgefälligkeit vor der Menge zu bewegen, ja, unterstützt durch Licht und Fett, Musik und Entfernung, diese Menge das Ideal ihres Herzens in seiner Person erblicken zu lassen und sie dadurch unendlich zu erbauen und zu beleben. […] Welche Einmütigkeit in dem guten Willen, sich verführen zu lassen. […] Lediglich der Hang und Drang seines Herzens zu jener bedürftigen Menge hat ihn zu seinen Künsten geschickt gemacht; und wenn er ihr Lebensfreude spendet, sie ihn dafür mit Beifall sättigt, ist es nicht ein wechselseitiges Sich-Genüge-Tun, eine hochzeitliche Begegnung ihrer Begierden?

[Bearbeiten] Musterung

Ein Bravourstück liefert Felix Krull während der Musterung zum Militär. Er spielt Arzt und Kommission einen epileptischen Anfall vor, nachdem er zuvor die dazu passende Anamnese (Krankengeschichte) dem Mediziner angeboten bzw. sich hat abfragen lassen.

„Mein Gesicht verzerrte sich – aber damit ist wenig gesagt. Es verzerrte sich auf eine meiner Meinung nach völlig neue und schreckenerregende Art, so, wie keine menschliche Leidenschaft, sondern nur teuflischer Einfluss und Antrieb ein Menschenantlitz verzerren kann. Meine Züge wurden buchstäblich nach allen vier Seiten, nach oben und unten, rechts und links auseinandergesprengt, um gleich darauf wieder gegen die Mitte zusammenzuschrumpfen; ein abscheulich einseitiges Grinsen zerriss danach meine linke, dann meine rechte Wange …“

Der Militärarzt hält Felix Krull für einen Epileptiker und mustert ihn aus.

[Bearbeiten] Hotelkarriere

Felix Krulls Vater geht mit seiner minderwertigen Sektproduktion Bankrott und erschießt sich. Mit dem verschwenderischen Leben in der Villa ist es nun vorbei. Felix´ Mutter muss fortan den Rest der Familie mit dem Betrieb einer Pension unterhalten, die sie in Frankfurt eröffnet.

Als Berufswahl rät sein Pate Schimmelpreester dem herangewachsenen Felix, die «Hotelkarriere» einzuschlagen. Er kann ihm auch eine Anstellung in einem angesehenen Pariser Hotel vermitteln. Auf der Reise nach Paris steht Felix Krull während der Zollabfertigung neben einer Dame, die reich wirkt. Beider Gepäckinhalt liegt ausgebreitet auf dem Tisch der Zollstation. Die Schmuckkassette der Dame kommt dicht neben seinen Sachen zu liegen. Felix Krull stiehlt sie klammheimlich.

In dem luxuriösen Pariser Hotel beginnt Felix Krull zunächst als Liftboy. Im Fahrstuhl steht er eines Tages der Dame gegenüber, die er während der Zollabfertigung bestohlen hatte. Den Dieb erkennt die Dame in dem adretten Liftboy nicht. Dem charmanten Felix gelingt es, ein nächtliches Rendezvous mit ihr einzufädeln. Sie ist Schriftstellerin, publiziert ihre Werke unter dem Pseudonym Diane Philibert und ist mit einem Klosettschüssel-Fabrikanten verheiratet. Als ihr Felix gesteht, sie bestohlen zu haben, ist die reiche Frau entzückt. Ein Liebesabenteuer mit einem so hübschen Dieb! Mythologisch gebildet, sieht sie in Felix das Abbild des antiken Hermes, der unter anderem selbst ein Dieb war und so in der Antike zum Schutzgott der Diebe avancierte. Die Wonnekommentare der schon reiferen Frau über Felix´ Liebestüchtigkeit, als sie in seinen Armen liegt, sind ein erotisch-schriftstellerisches Meisterstück des 76jährigen Thomas Mann.

Felix Krull steigt zum Kellner auf, bald zum Oberkellner. In seiner Feizeit kann er sich mit dem Erlös aus dem Diebesgut einen dandyhaften Lebensstil leisten. Die «Hotelkarriere» will er aber nicht abbrechen. Sie soll ihn letztlich weiter bringen. Erst als er den jungen, reichen Marquis de Venosta durch seine Berufstätigkeit kennen lernt, gibt er die Arbeit im Hotel auf.

[Bearbeiten] Lord Kilmarnock

Gelegenheit, die Hotelkarriere aufzugeben, hat es für Felix Krull bereits zweimal gegeben.

Unter dem «polierten Pöbel», umschwänzelt und verpflegt von befrackten Kellnern, ist auch Mr. Twentyman, ein neureicher Industrieller aus Birmingham mit rotem Portweingesicht. Mit Gattin und Tochter nebst Zofe bewohnt er über Wochen eine Suite. Die Tochter Eleanor, «ein blondes Ding, hübsch nach Art eines Zickleins, mit den rührendsten Schlüsselbeinen der Welt» verliebt sich heftig in Felix Krull. Er hat seine liebe Not mit ihr und gibt sich alle Mühe, dem «Klein-Mädchen-Wildfang» ein gemeinsames Durchbrennen schonend auszureden.

Gleichzeitig wirbt «eine Persönlichkeit ernsteren Gewichts» um ihn, dessen Empfindungen «etwas wogen auf der Waage der Menschheit». Es ist Lord Kilmarnock, von schottischem Hochadel, «ein Mann von sichtlicher Vornehmheit, um die Fünfzig, mäßig hoch gewachsen, schlank, äußert akkurat gekleidet, mit noch ziemlich dichtem, eisenfarbig ergrautem Haar und einem gestutztem, ebenfalls leicht ergrautem Schnurrbart, der den bis zur Anmut fein geschwungenen Mund freigab.» Lord Kilmarnock muss seinem Autor recht ähnlich gesehen haben. «Sein Eintritt in den Saal war immer von einer Befangenheit, die bei einem so großen Herrn hätte befremden können, seinem Ansehen aber, wenigstens in meinen [Felix Krulls] Augen, keinen Abbruch tat.» Lord Kilmarnock möchte Felix Krull mit sich nehmen auf sein Schloss nach Schottland, als Kammerdiener. Sein Salär würde ein Vielfaches betragen als in seiner gegenwärtigen Stellung, seine Pflichten würden sich, da genügend Dienerschaft vorhanden sei, ganz auf die Betreuung Lord Kilmarnocks beschränken. Seine leise gesprochene Bitte: «Es ist der Wunsch eines einsamen Herzens».

Felix Krull widersteht Eleanor Twentyman und Lord Kilmarnock. Beide kann er mit gut gewählten Worten trösten. Der traurige Lord schenkt ihm zum Abschied seinen Ring, auf den ein sehr schöner Smaragd gearbeitet ist.

[Bearbeiten] Zirkusbesuch

Während eines Zirkusbesuches wird Felix Krull bewusst, dass er ebenfalls Künstler ist und kein gewöhnlicher Zuschauer. Die Darbietungen der Artisten, insbesondere der Trapezkünstlerin Andromache, sieht er wie jemand, der sich vom «Bau», vom Fach fühlt. «Nicht vom circensischem Fach, vom Salto-mortale-Fach, natürlich, konnte ich mich fühlen, aber vom Fach im allgemeineren, vom Fach der Wirkung, der Menschenbeglückung und –bezauberung.»

In den Artisten erkennt Felix Krull seinesgleichen. Er will bezaubern wie sie und geht damit, so sieht er es, ein vergleichbares Risiko ein wie die Trapezartisten unter der Zirkuskuppel.

[Bearbeiten] Die Begegnung

Felix Krull vertritt und spielt den etwa gleichaltrigen, reichen Marquis de Venosta, um ihm ein Alibi vor seinen strengen Eltern zu verschaffen. Der Marquis kann sich so ungestört seiner leichtsinnigen Pariser Liebschaft widmen. In der Rolle des reichen Marquis tritt Felix Krull eine Weltreise an.

Zunächst geht es im Nachtzug nach Lissabon. Im Speisewagen sitzt Felix Krull dem mitteilungsbedürftigen Professor Kuckuck gegenüber, dem der gut aussehende junge Marquis gefällt. Im Verlaufe der Unterhaltung kommt es zu einem kleinen Privatseminar. Professor Kuckuck plaudert über die Evolution. Zum Schluss verrät er, nachdem er sich vorsichtshalber noch einmal umgesehen hat, ein Geheimnis: Seine Sicht der Kosmogonie.

Es habe nicht eine, sondern drei „Urzeugungen“ gegeben: Die Entstehung des Seins aus dem Nichts, die Erweckung des Lebens aus dem Sein und das Hinzukommen von einem Dritten: Das Wissen von Anfang und Ende. Dieses, nur dem Homo sapiens gegebene Wissen, unterscheide ihn von aller Natur, der organischen und dem bloßen Sein. Die Begriffe „Geist“ und „abstraktes Denken“ für das Ergebnis der dritten Urzeugung vermeidet Thomas Mann aus künstlerischem Kalkül.

Thomas Mann legt diese Philosophie Professor Kuckuck in den Mund, dem er Schopenhauers «Sternenaugen» verliehen hat. Aber ein Jahr zuvor hatte er dieses Weltbild bereits unter eigenem Namen vorgestellt [«Lob der Vergänglichkeit»].

Professor Kuckuck hat seine innerste Weltsicht preisgegeben. Sehr bewegt muss er - um sich zu beruhigen - einen Schluck Wasser trinken. Aber der Zug auf seiner nächtlichen Fahrt macht einen Schlenker, Professor Kuckuck schweppert. Thomas Mann findet nach soviel Tiefgang wieder zurück in den humoristischen Ton dieses Romans.

[Bearbeiten] Liebesabenteuer in Lissabon

In Lissabon, der ersten Station seiner Weltreise, hat Felix Krull als Marquis de Venosta Anschluss an Professor Kuckucks Familie bekommen. Der Gelehrte stammt aus Deutschland, hat in Lissabon geheiratet und ist Vater einer sehr hübschen, aber schnippischen Tochter. Sie ist verlobt mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Professors. Seine Frau, Senhora Maria Pia gibt eine rassige Erscheinung ab, hoheitsvoll, mit «königlichem Busen». Ihre Oberlippe ziert ein kaum merklicher Bartflaum. Felix Krull ist von Tochter und Mutter gleichermaßen beeindruckt.

Der Tochter- sie heißt Zouzou - macht Felix hartnäckig den Hof. Nach dem Erlebnis eines Stierkampfes, gemeinschaftlich mit der Familie Kuckuck, trifft es sich, dass Felix endlich mit ihr allein ist. Er sieht sich am Ziel seiner Wünsche. Doch die Mutter tritt dazwischen, schickt Zouzou weg von «Busch und Bank» und fordert den verunsicherten Felix auf, ihr zu folgen, durch Salon, durch Speisezimmer und von da in einen «intimere[n] Raum».

Senhora Maria Pia schließt die Tür und setzt zu einer Strafpredigt an, kommt aber ziemlich schnell davon ab - und ermuntert Felix Krull, «nicht ungetröstet das Weite zu suchen».

«Maria!» rief ich. Und:

«Holé! Heho! Ahe!» rief sie mit mächtigem Jubel.[Das war wenig vorher Maria Pia entfahren, hingerissen vom Stierkampf.] Ein Wirbelsturm urtümlicher Kräfte trug mich ins Reich der Wonne. Und hoch, stürmischer als beim iberischen Blutspiel, sah ich unter meinen glühenden Zärtlichkeiten den königlichen Busen wogen.»

So endet «Der Memoiren erster Teil».

[Bearbeiten] Autobiographische Bezüge

Geplant war der Hochstaplerroman als parodistische Autobiographie. Unter den Gattungsbegriffen Autobiographie / Künstlerroman korrespondieren «Doktor Faustus» und «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull». Doch Felix Krull hat Thomas Mann mit einem heiteren Naturell ausgestattet - und damit eine Kontrastfigur geschaffen zu dem abweisenden Adrian Leverkühn in «Doktor Faustus» und dem melancholischen Tonio Kröger in der gleichnamigen Künstlernovelle.

In der Dichterin Diane Philbert und in Senhora Maria Pia mit dem kaum merklichen Bärtchen, beide mit ihrem Gefallen an der jünglingshafte Erscheinung Felix Krulls, steckt auch ein bisschen Thomas Mann, der sich ja ebenfalls von aparter Jungmännlichkeit hat beeindrucken lassen. Tochter Erika hatte das «Erz-Päderastische» der Liebesszene mit Diane Philbert sofort durchschaut (Thomas Mann am 31.12.1951 im Tagebuch).

Zitierenswert ist die Vorbereitung Felix Krulls auf die Täuschung der Militärersatzkommission: «[…], daß ich mit großer Genauigkeit, ja streng wissenschaftlich zu Werke ging und mich wohl hütete, die sich bietenden Schwierigkeiten für gering zu achten. Denn Dreinstolpern war nie meine Art, eine ernste Sache in Angriff zu nehmen; vielmehr habe ich stets dafür gehalten, dass ich gerade mit dem äußerstem, der gemeinen Menge unglaubhaftesten Wagemut kühlste Besonnenheit und zarteste Vorsicht zu verbinden habe, damit das Ende nicht Niederlage, Schande und Gelächter sei, und bin gut damit gefahren.» Mit gleicher Sorgfalt ist auch Thomas Mann an seine künstlerischen Produktionen herangegangen.

Seinen Narzissmus fasst Felix Krull in die Worte: «Ja, der Glaube an mein Glück und daß ich ein Vorzugskind des Himmels sei, ist in meinem Innersten stets lebendig geblieben, und ich kann sagen, dass er im ganzen nicht Lügen gestraft worden ist». Thomas Mann hat sich ebeso gesehen. Aus dem amerikanischen Exil, sein geglücktes Leben rechtfertigend, schreibt er einem Freund im Nachkriegsdeutschland: «Ich bin eben gnädig geführt worden von einem Schicksal, das es zwar streng, darunter aber immer grund-freundlich mit mir meinte.» Der Adressat, Hans Reisiger, ist in Doktor Faustus als Rüdiger Schildknapp porträtiert.

[Bearbeiten] Erstdrucke in Buchform

  • Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Buch der Kindheit. Wien, Leipzig, München: Rikola 1922, 65 S.
  • Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull [um 5 Kapitel erweitert]. Amsterdam: Querido 1937, 179 S.
  • Die Begegnung [Bibliophiler Vorabdruck des Eisenbahnkapitels]. Olten 1953, 73 S.
  • Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster Teil. Frankfurt am Main: S. Fischer 1954, 228 S.

[Bearbeiten] Literatur

  • Quellen (*) des Wikipedia-Artikels in: Zweideutigkeit als System. Thomas Manns Kunstdefinition. Kapitel [1.11]. [1]
  • Helmut Koopmann: „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, in: ders. (Hg.): Thomas-Mann-Handbuch, 3., aktualisierte Auflage, Stuttgart 2001, S. 516-533. (mit ausführlichen bibliographischen Angaben) ISBN 3520828030 (seitenidentische Taschenbuchausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3596166101)
  • Martin R. Dean: Der Flügelschlag eines brasilianischen Schmetterlings. Thomas Manns «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull» als Modell weltläufigen Erzählens. In: Neue Zürcher Zeitung, 9./10.12.2006 (online).

[Bearbeiten] Verfilmungen

Das Buch wurde 1981–82 als fünfteilige Fernsehserie verfilmt, Drehbuch und Regie Bernhard Sinkel. Auch eine 125-minütige Version wurde erstellt, die aber dem komplexen Werk Thomas Manns nicht gerecht wird. John Moulder-Brown verkörperte Felix Krull, Klaus Schwarzkopf seinen Vater.

Ein Klassiker ist Kurt Hoffmanns Verfilmung (1957) mit Horst Buchholz als Felix Krull. Diese Verfilmung weist jedoch ein von dem Buch abweichendes Ende auf. Das Drehbuch sowie die Idee zur Schlußlösung stammen von Robert Thoeren.

[Bearbeiten] Weblink, Originallesung von Thomas Mann

Es existiert außerdem eine weitere LP (Aritola-Athena) dieser Szene vom Fischer Verlag mit der Aufschrift: Thomas Mann liest die Musterungsszene aus seinem Roman "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" , Katalog-Nr. 70 066

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