Blackfoot
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Blackfoot (Englisch "Schwarzfuß", Übersetzung des Stammesnamens Siksika, Eigenbezeichnung Nitsitapii, "wahre Menschen" oder Ni'tsiitapikoaiksi "ausgeglichene Menschen") sind ein Indianerstamm der Algonkin-Sprachfamilie. Sie unterteilen sich in die eigentlichen Blackfoot (Siksika), die Kainai (auch Kainah oder Blood) und die Piegan (auch Pekuni oder Pikanii). Mit ihnen verbündet waren die Sarcee und die Gros Ventre.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lebensraum
Der Lebensraum zur Zeit des ersten Kontaktes mit den Weißen umfasste Teile des Aspen Parklandes, der nordwestlichen Plains, sowie der Rocky Mountains von der Gegend um Edmonton (Kanada) im Norden bis zum Gebiet des heutigen Yellowstone-Nationalparkes (USA) im Süden. Die Gesamtbevölkerung der Blackfoot dürfte damals ca. 15.000 Menschen betragen haben.
[Bearbeiten] Kultur
Beim ersten Kontakt mit den Weißen waren die Blackfoot nomadische Jäger und Sammler. Sie wohnten in kleinen Gruppen in Tipis aus Bisonfellen. Zu Jagdzügen schlossen sich manchmal einige Gruppen oder gar ein ganzer Unterstamm zusammen. Die Gruppen waren kaum organisiert, außer dass sie von Häuptlingen geführt wurden. Umfangreichere Gruppen hatten zusätzliche Unterhäuptlinge. In Kriegszeiten übernahm zuweilen ein erfahrener Krieger als Kriegshäuptling die Führung. Die Blackfoot konnten die Gruppe beliebig wechseln.
Die Alltagsgegenstände wurden vorwiegend aus Knochen, Stein und Holz hergestellt. Die Krieger waren mit Pfeil und Bogen, Lanzen, Schilden und Keulen bewaffnet. Zu Kämpfen mit feindlichen Stammesgruppen kam es vor allem, wenn die Blackfoot oder ihre Feinde zur Jagd in das gegenerische Territorium vordrangen.
Die Bisons waren die wichtigste Nahrungsquelle. Nebst dem Fleisch der Bisons verwerteten die Blackfoot auch beinahe alle übrigen Teile. Daneben jagten sie weiteres Großwild wie Grizzly- und Schwarzbären, Hirsche, Wapitis, Gabelböcke, Wildschafe und Schneeziegen, zuweilen auch Kleinwild wie Hasen und Streifenhörnchen und Vögel wie Schwäne, Gänse, Enten und Präriehühner. Fische und Hunde aßen sie nur im Notfall. Ergänzend sammelten sie Beeren, besonders Felsenbirnen und Traubenkirschen.
Die Blackfoot beteten die Sonne als höchste Gottheit, den Mond als seine Frau und den Morgenstern als beider Sohn an. Der Donner galt als mächtiger Geist. Adler, Raben und anderen Vögeln sprachen sie besondere Macht zu.
[Bearbeiten] Geschichte
Nach 1730 gelangten die Blackfoot zu ihren ersten Pferden. Etwa gleichzeitig tauschten sie bei den Plains Cree europäische Feuerwaffen ein. Diese beiden Errungenschaften brachten sie im Vergleich zu den Nachbarstämmen, mit denen sie meist verfeindet waren, in Vorteil. Pferde waren bei den Stämmen der Plains sehr bedeutend, sowohl im Krieg als auch zur Jagd. Die Stämme führten regelmäßig Raubzüge gegeneinander durch, um möglichst viele Pferde zu erlangen. Etwa ab 1780 handelten die Blackfoot direkt mit den britischen Kolonisten.
Im frühen 19. Jahrhundert begannen immer mehr Plains Cree und Assiniboine von Norden und Osten in das Territorium der Blackfoot vorzudringen. Die Piegan wichen in die Region des Missouri Rivers aus, die Blood an den Bow River und Belly River, einzig die eigentlichen Blackfoot konnten ihre Heimat am Red Deer River verteidigen.
Die Blackfoot begegneten den britischen Händlern im Norden zwar freundlich, den amerikanischen Trappern und Händlern, die von Süden den Missouri River hinauf kamen, hingegen feindlich. Diese feindliche Haltung ging auf die Expedition von Lewis und Clark im Jahre 1806 zurück, bei der die Expeditions-Teilnehmer zwei Piegan getötet hatten. Ein zweiter Grund war die unterschiedliche Strategie der Amerikaner, zu Pelzen zu gelangen. Die Briten bauten Forts und erhandelten sich dort Pelze von den Indianern; die Amerikaner jagten die Pelztiere selbst. Die Konflikte spitzten sich zu, als die Amerikaner bei Three Forks, am Rande des Blackfoot-Territoriums, Fort Lisa errichteten. 1831 errichtete die American Fur Company am Missouri River Fort Piegan und nutzte dieses zum Handel mit den Blackfoot. Dies führte zu einer leichten Entspannung. In der Folge erzielten die Blackfoot gute Preise für ihre Ware; sie konnten die Briten gegen die Amerikaner ausspielen und umgekehrt. Für amerikanische Fallensteller blieb es weiterhin gefährlich, in das Gebiet der Blackfoot einzudringen.
1855 schlossen die Blackfoot, Gros Ventre, Flathead, Nez Percé und Plains Cree einen Friedensvertrag mit den USA ab, in dem diese Stämme den USA erlaubten, eine Eisenbahnlinie, Straßen, Telegraphenlinien und Militärposten in ihrem Gebiet zu bauen. Im Gegenzug wurde den Indianern ein exklusives Jagdrecht in ihren Territorien, fortan Reservation genannt, und jährliche Zahlungen zugesichert.
Wenig später begannen vermehrt weiße Siedler in das Gebiet des heutigen US-Bundesstaates Montana vorzudringen. Deshalb konnte die Regierung der USA die Einhaltung des Vertrages nicht durchsetzen und es gab ab 1864 vereinzelte Übergriffe verbitterter Krieger. 1865 und 1869 schlossen die Blackfoot weitere Verträge mit den USA ab, die zu einer Verkleinerung der Reservation führte. Die Reservation wurde 1873, 1874, 1888 und 1895 erneut verkleinert.
1870 vergalt die US-Armee die Übergriffe der Blackfoot mit einem Massaker an einer Gruppe der Piegan, bei dem über 173 Blackfoot starben, drei Viertel davon Frauen und Kinder. Daraufhin wurden die übrigen Blackfoot auf dem US-Gebiet in eine Indianerreservation im nördlichen Montana umgesiedelt.
An den Kriegen gegen die Weißen waren die Blackfoot nicht beteiligt, doch erlitten sie riesige Verluste durch die Blatternepedemien von 1780 bis 1858. Außerdem verkauften weiße Händler den Blackfoot Alkohol in großen Mengen, dies wurde durch die US-kanadische Grenze vereinfacht.
Zwischen 1868 und 1873 starb rund ein Viertel der Blackfoot an übermäßigem Alkoholkonsum. 1874 sorgte die North West Mounted Police in Kanada für ein Ende der Alkoholverkäufe. Die Zahl der Blackfoot sank von geschätzten 15.000 Menschen im Jahre 1780 bis auf 4635 im Jahre 1909.
1877 schlossen die kanadischen Blackfoot mit der kanadischen Regierung den als Treaty No. 7 bekannten Vertrag mit dem sie ihre 160 km² (50.000 Quadratmeilen) großen Jagdgründe in Kanada übergaben und stattdessen Reservate erhielten mit der Größe von einer Quadratmeile (2,59 km²) pro fünf Personen sowie jährliche Zahlungen.
Um 1880 lebten die Blackfoot in vier getrennten Gebieten: Die südlichen Piegan – künftig als Blackfeet bekannt – in einer Reservation im US-Bundesstaat Montana und die nördlichen Piegan, Blood und eigentlichen Blackfoot in je einem Reservat in Kanada.
[Bearbeiten] Heutige Lebenssituation
Die heutige Gesamtbevölkerung umfasst wieder ca. 15.000 Menschen. Davon sprechen aber insgesamt nur noch ca. 5100 Personen die Blackfoot-Sprache, und zwar 5000 in Kanada und 100 in den USA. Ihr Territorium ist auf drei Reservate in Alberta, Kanada und eine Reservation in Montana, USA beschränkt. Allerdings leben und/oder arbeiten viele Blackfoot auch außerhalb ihres Territoriums. Die Blackfoot ersetzten das nomadische Jäger- und Sammlertum durch sesshaften Ackerbau und Viehzucht und ihre mobilen Tipis durch feste Hütten.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Raymond J. DeMallie: Handbook of North American Indians. Volume 13: Plains. Smithsonian Institution (Hg.), Washington, 2001, ISBN 0-16-050400-7
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Karl Bodmer – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Ausführliche Beschreibung der Blackfoot-Stämme (englisch)
- Website der Blackfeet (engl.) (derzeit inaktiv 29. September 2006)
Wiktionary: Schwarzfußindianer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |