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Choresmien in der Antike - Wikipedia

Choresmien in der Antike

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das antike Choresmien war ein Staat, dessen Anfänge im Dunkeln liegen. Choresmien lag auf dem Gebiet der heutigen Staaten Turkmenistan und Usbekistan. Das antike Land wird auf der einen Seite von vielen Wüsten, auf der anderen Seite von Oasen und vor allem dem Amudarja dominiert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Die Oasen und das Flusstal sind dabei ausgesprochen fruchtbar. Die Grundlage für den Reichtum der Gegend war auch die hochentwickelte Bewässerungslandwirtschaft. Neben Baumwolle und Reis, Obst und Wein wurde Getreide angebaut. In der Bronzezeit existierte etwas südlicher die sogenannte Oasenkultur, die aber um 1700 verschwand. Aus der folgenden Zeit sind die Suyargan (um 1900 v. Chr.), Tazabag'yab (1500-1000 v. Chr.), and Amirabad-Kulturen (ca. 1000-800 v. Chr.) bekannt.

Das antike Choresmien ist bisher erst wenig erforscht. Es gab an einigen Orten Ausgrabungen, die uns ein relativ gutes Bild der materiellen Kultur liefern, aber schriftliche Quellen sind nicht sehr zahlreich und Choresmien wird auch selten bei antiken Autoren genannt. Aus späterer Zeit gibt es einige islamische Quellen, doch bereitet es große Schwierigkeiten die dort genannten Herrscher und Ereignisse mit den zeitgenössischen Quellen in Einklang zu bringen.

[Bearbeiten] Anfänge

Erste Nachrichten stammen aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.. Choresmien war ein frühes Zentrum der zoroastrischen Religion. Zoroaster missionierte 588 v. Chr. Vishtaspa, den aus anderen Quellen nicht bekannten König von Choresm. In der Avesta, dem heiligen Buch des Zoroastrismus wird Choresmien erwähnt. Für die folgenden Jahre fehlen weitere Quellen, doch war das Land zeitweise Provinz des Achämenidenreiches. Es wurde von Kyros II. mit anderen zentralasiatischen Gebieten erobert. Auch in einer Inschrift von Dareios I. zu dem Bau des Palastes von Susa wird auch Choresmien als Provinz aufgeführt. Ein Soldat aus Choresmien ist sogar vom anderen Ende des persischen Reiches bekannt und erscheint in einem Dokument, dass sich auf Elephantine an der südlichen Grenze von Ägypten fand. Aus dieser Zeit sind ca. 400 Siedlungen bekannt.

Kyuzeli-gyr ist teilweise ausgegraben und war ca. 25 ha groß mit einem eigenen Palast. Der Ort florierte im sechsten und frühen fünften Jahrhundert. In Kalaly-gyr konnte ein Palast aus der Zeit um 400 v. Chr. untersucht werden, der wohl für einen Satrapen bestimmt war. Der Bau wurde nie fertiggestellt und mag andeuten, dass vor der Fertigstellung Choresmien wieder dem Perserreich verlorenging.

[Bearbeiten] Von Alexander dem Großen bis ca. 250 n. Chr.

Im Jahr 329/328 v. Chr. erschien der choresmische König Pharasmanes bei Alexander dem Großen und bot ihm ein Bündnis an. Das Land wurde nicht von Alexander dem Großen erobert und blieb unabhängig. Aus dieser Zeit stammt eine große Anlage bei Koj-Krylgan-Kala, die eventuell als Mausoleum für die choresmischen Herrscher diente. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. lässt sich eine eigene Schriftsprache belegen, wobei choresmisch mit einer Abwandlung des aramäischen geschrieben wurde. In diese Zeit datieren auch diverse Zerstörungshorizonte in choresmischen Siedlungen. Aus anderen Quellen ist bekannt, dass der Ostiran, Nordindien und Baktrien von Nomadenvölkern der Yuezhi und Saken überrannt wurden. Schriftliche Quellen für Choresmien fehlen, aber die Zerstörungshorizonte scheinen die Ankunft der Nomaden auch hier deutlich zu belegen.

In der Zeit um Christi Geburt oder etwas früher beginnt die choresmische Münzprägung, die sich zunächst stark an baktrischen Vorbildern orientiert und dabei auch verderbte griechische Legenden zeigt. Wenig später erscheinen aber auch Inschriften in choresmisch, von deren Legenden die Namen zahlreicher Herrscher bekannt sind. Die Münzen orientieren sich jetzt im Stil an parthischen Vorbildern, zeigen aber auch einen eigenen Stil. Kurz vor der Zeitenwende scheint auch der Beginn einer eigenen choresmischen Ära zu liegen. Das bisher höchste bekannte Datum dieser Ära ist 753. Da nun davon auszugehen ist, dass mit der arabischen Eroberung um 712 der islamische Kalender eingeführt wurde, muss der choresmische also ca. 750 Jahre vor diesem Datum begonnen haben.

Im 2. Jahrhundert scheint das Reich von den Kuschan erobert worden zu sein, obwohl dies umstritten ist und nicht wirklich belegt werden kann. Immerhin fanden sich viele Kuschanmünzen in Choresmien, was aber auch auf intensive Handelsbeziehungen deuten mag, die generell gut belegt sind, so fanden sich viele Importgüter aus dem Mittelmeerraum.

[Bearbeiten] Die Afrigiden-Dynastie

In der Mitte des 3. Jahrhunderts setzt dann wieder eine eigene Münzprägung in Silber und Kupfer ein. Diese Münzen folgen im Stil nicht den Kuschan, sondern den eigenen Prägungen um Christi Geburt. Die Münzlegenden sind nun choresmisch. Die Kopfbedeckung der Könige wechselt von Herrscher zu Herrscher, was auf sassanidischen Einfluss schließen mag. Es wird vermutet, dass König Vazamar, bei dem es sich wohl um den bedeutendsten choresmischen Herrscher handelte, das Reich von der Kuschanherrschaft befreite. Von Vazamar scheint auch die Residenz bekannt zu sein. In Toprak-kala fanden sich Skulpturen deren Kopfschmuck identisch mit denen auf seinen Münzprägungen ist. Dieser Ort macht einen ausgesprochen durchorganisierten Eindruck und lässt auf eventuell griechisch-baktrischen Einfluss in der Stadtplnung schliessen. Die Innenräume, besonders der als Palast bezeichneten Anlagen, sind oftmals reich ausgestattet, wobei Wandmalereien neben Tonrelieds und Tonskulpturen belegt sind. Im Stil sind diese Werke schwer einzuornden und zeigen deutlich einen eigenen zentralasiatischen Stil. Skulpturen wirken oft sehr naturnah. Die Gesichter haben Potraitcharakter. Dies mag auf baktrisch-griechischen Einfluss zurückgehen, wobei Haarstracht, die langen Bärte und die eher iranische Kleidung mit langen Hosen diesen Werken ein ungriechisches Aussehen verleiht. In der Plastik ist daneben auch ein gewisser Hang zur Frontalität festzustellen, wie man ihn auch von den Parthern und der orientalischen Kunst her kennt. In der Malerei und im Relief werden die Figuren jedoch meist im Profil wiedergegeben, wobei Andeutungen von Räumlichkeit fehlen.

Nach dem moslemischen Historiker Abu Rayhan Biruni kam im Jahr 305 die Afrigen Dynastie an die Macht, doch bereitet es der modernen Forschung große Schwierigkeiten seine Angaben mit denen der antiken Quellen zu vereinbaren. Abu Rayhan Biruni überliefert die Namen zahlreicher Herrscher, doch ist kaum einer von ihnen mit den Namen, die auf zeitgenössischen Denkmälern und vor allem Münzen erscheinen, zu identifizieren.

Im vierten und fünften Jahrhundert hatte das Reich wohl mit einfallenden Nomaden zu kämpfen und war wohl auch zeitweise Teil des spätantiken Sassanidenreiches und konnte sich erst im sechsten Jahrhundert wieder erholen. Aus dieser Zeit stammen einige bedeutende Palastanlagen, die ergraben wurden. Sie waren stark befestigt und teilweise auch reich ausgestattet. Zentrum der Anlagen war meist ein Wohnturm. In dieser Zeit setzt auch eine bemerkenswerte Produktion von Silberschalen ein. Viele von diesen fanden sich nicht in Choresmien selbst, sondern im Gebiet des Ural.

Zu Beginn des achten Jahrhunderts (712) ist Choresmien von den Moslems erobert worden, doch kam es zu keiner dauerhaften Besetzung, und das Reich blieb für einige Zeit unabhängig. Für das Jahr 751 ist eine Delegation an den kaiserlichen Hof der Tang-Dynastie bezeugt, die um Hilfe gegen die Araber bat. Erst im dritten Viertel des neunten Jahrhunderts traten die Herrscher von Choresmien zum Islam über. Das Ende der Dynastie kam im Jahr 995 als die Afrighiden von einer rivalisierenden Familie angegriffen und vernichtet wurde.

[Bearbeiten] siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Boris J. Stawiskij: Die Völker Mittelasiens im Lichte ihrer Kunstdenkmäler. Bonn 1982, ISBN 3921591236.

[Bearbeiten] Weblinks

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