Christian Lehmann
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Christian Lehmann (* 11. November 1611 in Königswalde; † 11. Dezember 1688 in Scheibenberg) war Pfarrer und einer der bedeutendsten Chronisten des Erzgebirges.
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[Bearbeiten] Eltern
Sein Vater, Theodosius Lehmann hat 1608, mit 27 Jahren, eine Stelle als Pfarrer in Königswalde bei Annaberg-Buchholz angetreten. Seine Mutter ist Susanna Lehmann. Im Mai 1612 zogen sie nach Elterlein, da der Vater die dortige Pfarre übernahm. 1615 starb Susanna.
[Bearbeiten] Kindheit
Lehmann, seit seiner Kindheit vom 30-jährigen Krieg geprägt, besucht ab 1621 die Fürstenschule St. Afra in Meißen und ist auf Wunsch seines Vaters als Kurrendianer 1625 in Halle. Durch die Pest wird er aus Halle vertrieben und kam über Guben nach Stettin, wo er seine Schulbildung fortsetzte.
[Bearbeiten] Leben
Anschließend war er Hauslehrer im Pfarrhaus in Löcknitz. Kurz vor Ostern 1633 wird er als Hilfsgeistlicher zu seinen Vater nach Elterlein berufen. 1635 heiratet er die Tochter des Elterleiner Stadtrichters Euphorosyne Kreusel. 1638 tritt er die Stelle als Pfarrer in Scheibenberg an, erlebt hier Kriegsleid, flieht mehrmals mit der gesamten Gemeindein die Wälder, wo er auch Gottesdienste abhält, Kinder tauft und Ehen beschließt. Sein Sohn Theodosius wird 1640 geboren und sein Sohn Johann 1642. 1645 wurde sein Sohn Immanuel geboren. Nicht nur die Armee hinterließ in seiner Heimat Not und Elend, in den Jahren 1633, 1639 und 1680 starben allein über 100 Menschen an der Pest. 1667 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand so sehr, dass ihm ein Gehilfe bewilligt wurde, es war sein Sohn Johann, der 1668 die Stelle seines Vaters ganz übernahm. 1675 fühlte sich Christian wieder stark genug, um die Stelle nochmals zu besetzen. 1686 starb seine Frau und nach 51 Jahren Pastortätigkeit in Scheibenberg, starb er mit 77 Jahren auch dort. Einst auf dem Kirchhof bestattet, findet sich sein bedeutender Grabstein heute im Inneren der sehenswerten Scheibenberger Kirche
Als Seelsorger erlebt und überlebt er 32 Truppendurchzüge, 20 Einquartierungen und immerwiederkehrende Überfälle. Mit Mut, Glauben und Pflichtbewusstsein geht er den heranziehenden Landsknechten entgegen und versucht mit Bitten und Flehen das Morden und Plündern von seiner Gemeinde abzuwenden oder hält oft viele Wochen mit den, in den Wald geflüchteten, Bewohnern aus. In der verheerenden Pest scheut er sich nicht die Kranken zu besuchen und ihnen das Abendmahl zuteil werden zu lassen. Die Ereignisse des 30-jährigen Krieges, der aus den Nöten der Zeit wachsenden Aberglauben und seine zahllosen Naturbeobachtungen werden Teil seiner detailreichen Aufzeichnungen, die ihn dauerhaft mit dem Erzgebirge verbinden werden.
[Bearbeiten] Der Sammler, Zuhörer und Chronist Lehmann
In der Zeit der Spätrenaissance, als Fürsten und wohlhabende Bürger sich mit der aufkommenden Aufklärung mit einem Kuriositätenkabinett schmücken, nutzt der Gelehrte Lehmann jede sich ergebende freie Zeit für seine Forschung nach "merkwürdigen Ereignissen" in seiner Heimat. Er durchsuchte Manuskripte, alte Bücher, durchwanderte das (damals unsichere) Erzgebirge, erforscht die Natur, unterhielt sich mit Pfarrern, Hammerherren, Amtsleuten sowie einfachen Köhlern, Klöpplerinnen, Kräuterweibern und Bergleuten. Die Ergebnisse seiner rastlosen Suche zeichnet er in seinen Manuskripten auf, die er nie veröffentlicht, da er keinen Ruhm erstrebt. Einige Manuskripte werden erst von seinen Erben in Druck gebracht.
Seine Aufzeichnungen spiegeln Heimatverbundenheit, die Lust am Sammeln, das Interesse an Merkwürdigkeiten und die genaue Beobachtungsgabe Lehmanns wieder. Er erforscht sorgfältig und schreibt es so unverfälscht nieder, wie es ihm zugetragen wurde. Sie sind ein Spiegel des Erzgebirges, der Lebensverhältnisse, des Kriegsleids, des Aberglaubens und der Sagenwelt im Erzgebirge. Nicht zuletzt stellen sie die wichtigsten Chroniken des Erzgebirges dar. Einige dieser mystischen (nach Carl Maria von Weber sehr deutschen) Sagenmotive der Zeit bilden z.B. auch die Inspiration der ersten deutschen Volksoper Der Freischütz.
[Bearbeiten] Weiterbearbeitung seiner Werke
Am Buch Historischer Schauplatz haben alle seine Söhne bis zur Herausgabe von Johann Christian mitgewirkt. Dieses Werk muss als Familienwerk angesehen werden, da nicht nachvollziehbar ist, von welchem Lehmann die Textpassagen stammen. Es ist anzunehmen, dass auch seine anderen Werke von seinen Söhnen teilweise nachbearbeitet wurden.
[Bearbeiten] Werke
- Historischer Schauplatz derer natürlichen Merkwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober-Ertzgebirge, Leipzig 1699, 1747 erschien schon ein Nachdruck ohne Verfasserangabe (Ausführliche Beschreibung Des Meißnischen Ober=Ertzgebürges mit 1005 Seiten), Reprintausgabe Stuttgart 1988. Das einzige seiner Werke, dass vollständig in Druck ging.
- Kriegs=Chronik der Teutschen, teilweise als Erzgebirgische Kriegschronik veröffentlicht, Manuskript - Sächsische Landesbibliothek Dresden, Teilweise Herausgegeben 1911
- Land-Chronik des Erzgebirges (Historia Civilis et Topographica)
- Kirchenhistorie des Erzgebirges (Historia Ecclesiastica)
- Bergchronik (Historia Metallica), verschollen
- Moral- uns Sitten-Chronik (Historia Moralis)
- Collectanea autographa, Ungeordnetes Manuskript - Universitätsbibliothek Halle
- Hundert Teutsche Episteln, Sammlung von Briefen - Universitätsbibliothek Gießen
- Annales (Annalen von allerhand Sachen)
- Chronik von Scheibenberg (Chronicon Scheibenbergense), Universitätsbibliothek Halle
- Discriptio nigromontanus, 1732 (Gedicht über die Bergstadt Schwarzenberg im Erzgebirge)
- Nachrichten von Wahlen, wer sie gewesen, wo sie Golderz aufgesucht u.s.w, Frankfurt & Leipzig 1746
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Bönhoff: Das sächsische Erzgebirge im Kriegsleid. Erzgebirgische Kriegschronik, nach dem Original der "Deutschen Kriegschronik" Magister Christian Lehmanns
- Mitteilung des Vereines für Geschichte von Annaberg und Umgebung. 4. Band, Jb. XIV und XV, Annaberg 1916
- Ernst von Lehmann: Geschichte der Familie von Lehmann. Schwarzenberg o.J.
- Johannes Poeschel: Eine erzgebirgische Gelehrtenfamilie. Leipzig 1883
- Erzgebirgische Heimatblätter, Ausgabe 6/1988 vom Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt
- Lutz Mahnke: Christian Lehmann - der Chronist des Erzgebirges im 17. Jahrhundert, Untersuchungen zur Lyrik in seinen Werken. Diss. Pädagogische Hochschule Zwickau, 1992
- Conrad Rüger: Christian Lehmann d.Ä. - Pfarrer im Toben d. Dreißigjährigen Krieges; Selbstverlag, 1977
- Karl Hans Pollmer: Unter den Orgelpfeifen
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Lehmann, Christian |
KURZBESCHREIBUNG | Chronist Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 11. November 1611 |
GEBURTSORT | Königswalde |
STERBEDATUM | 11. Dezember 1688 |
STERBEORT | Scheibenberg |