Computersucht
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Unter einer Computersucht versteht man den zwanghaften Drang, sich täglich (möglichst oft, meist stundenlang) mit dem Computer zu beschäftigen. Die Computersucht ist einer Internetsucht oder einer Spielsucht (Computerspiele) ähnlich und nicht von diesen Sonderformen zu trennen und gehört wie diese in den Bereich der Medienabhängigkeit.
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Symptome und Indikatoren
Es ist nicht leicht die Computersucht von der Internetsucht und der Spielsucht (Computerspiele) zu trennen, weshalb eine Vielzahl der Indikatoren für mehrere gültig ist. Zunehmend werden die Internetsucht und die Spielsucht als Spezialfälle der Computersucht begriffen. Des Weiteren führt ein häufige Nutzung des Computers nicht zwangsweise zu einer Sucht. Im Folgenden sind einige Indikatoren aufgeführt, die auf einen suchtähnlichen Zustand oder eine Sucht hindeuten können. Treffen folgende Indikatoren zu, sollte eine genauere Abklärung stattfinden. Hierbei sind nicht Einzelindikatoren isoliert zu werten, sondern deren Gesamtsumme. Nicht jeder Indikator tritt bei jedem/er auf.
- Der Computer wird nicht mehr abgeschaltet - häufig mit der Begründung die langen Bootzeiten zu reduzieren, um zu jeder Zeit den Computer nutzen zu können.
- "Reservedenken" - Die meisten Komponenten (z.B. Hardware) sind mehrfach vorhanden, um einen Ausfall sofort kompensieren zu können.
- Alltägliche Tätigkeiten wie z.B. Essen werden nicht vereinzelt, sondern überwiegend mit der Computernutzung kombiniert (Essen vor dem Computer)
- Das Verlangen z.B. bei Freizeitveranstaltungen diese früher zu verlassen, um noch Zeit am Computer zu verbringen.
- Kurzfristiges Absagen von gesellschaftlichen Terminen häufig mit der Begründung Ruhe zu benötigen und Nutzung dieser "gewonnenen" Zeit vor dem Computer.
- Nicht oder nur schwer abschalten können - weder physikalisch (den Rechner) noch mental.
- "Jäger und Sammler-Prinzip" - Es wird Hard- oder Software gekauft oder besorgt, die eigentlich nicht wirklich benötigt wird - oftmals nur der "Vollständigkeit halber" oder um es zu besitzen.
- zeitliche Desorientierung, Verlust der Fähigkeit die verbrachte Zeit vor dem Computer abzuschätzen oder sie zu steuern
- Verlust sozialer Kontakte, Zurückgezogenheit
- bedingt durch den Computer verschobener Tag/Nachtzyklus
Personenkreise
Bei kaum einer Sucht ist die Dunkelziffer so hoch wie bei der Computersucht - nur wenige Fälle kommen in Behandlung. Dies mag eine Ursache dafür sein das dieses Problem in der Gesellschaft und in der Medizin noch relativ wenig Beachtung findet. Wie bei allen Suchten gibt es zwar keinen "typisch Süchtigen", jedoch kristallisieren sich Personenkreise mit erhöhtem Suchtpotential heraus.
Vor Ausprägung ihrer Sucht konnten viele Betroffene eher als Einzelgänger eingestuft werden bzw. soziale Kontakte hatten schon im Vorfeld einen geringeren Stellenwert als in der Vergleichsgruppe. Ein nicht unerheblicher Teil weist eine überdurchschnittliche Intelligenz und eine sehr gute Allgemeinbildung auf.
Der Anteil von weiblichen Süchtigen ist nur im Bereich der Internetsucht erwähnenswert, ansonsten ist es derzeit ein Problem welches vor allem Männer betrifft. Die Gefahr einer Suchtausprägung ist zwischen 14 und 20 Jahren am größten.
Folgen
Eine Computersucht kann häufig einem Rückzug in die virtuelle Welt zur Folge haben, vor allem bei Problemen im Alltag und sozialen Schwierigkeiten kann die Computerwelt zu einer "Ersatzwelt" werden, die man sich zurechtrücken kann und in der man auch manchmal den Helden spielen kann. In extremen Fällen erleiden die Betroffenen einen Realitätsverlust.
Dies kann allerdings in einem Teufelskreis enden, da immer weniger soziale Kontakte gepflegt werden und das so entstehende Gefühl der Einsamkeit durch immer häufigere Beschäftigung mit dem Computer unterdrückt wird. Es folgt zuerst eine soziale, dann zunehmend auch eine körperliche Verwahrlosung. Verlust des Arbeitsplatzes kann eine weitere Folge sein, was von vielen oftmals als "Erlösung" betrachtet wird, da von nun an mehr Zeit mit dem "Hobby" verbracht werden kann.
Durch den andauernden Bewegungsmangel kann es zu Muskelverspannungen (besonders HWS-Syndrom) und Rückenschmerzen kommen. Teilweise ernähren sich die Betroffenen auch falsch oder unzureichend (z. B. zuwenig Obst und Gemüse), so dass es zu Fehlernährung bzw. Über- oder Unterernährung kommt.
Therapieansätze
Wie in vielen Suchtsituationen muss die Hilfe auf die richtige Art- und Weise von Außen kommen. Es hat sich gezeigt, dass ein plötzlicher vollständiger Entzug nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt und man daher eher den Weg der Entwöhnung wählen sollte. Viele klassische Methoden funktionieren bei der Computersucht nicht - im Gegenteil - sie sind häufig sogar kontraproduktiv.
Es gilt den Betroffenen zu Aktivitäten zu bewegen, die ihm zuerst zeitlich begrenzt eine interessante Alternative bieten. Die zeitliche Begrenzung ist insbesondere zu Beginn wichtig um dem Süchtigen nicht das Gefühl zu geben ihm mit Gewalt von dem Computer wegbewegen zu wollen. Für den Betroffenen ist es des Weiteren wichtig dass sein Umfeld sein Interessensgebiet akzeptiert bzw. respektiert. Aussagen wie "hockst du schon wieder vor der Kiste" sind in diesem Zusammenhang kontraproduktiv, da sie eine gewisse Verachtung vor den Tätigkeiten des Süchtigen zum Ausdruck bringen und das Zurückziehen eher verstärken. Auch künstlich aufgesetzte Fragen (z.B. über den Computer) um den Betroffenen in ein Gespräch zu verwickeln werden von dem Süchtigen sehr schnell als "plumper Versuch" abgeblockt.
Die erste Priorität ist daher Zugang zum Betroffenen zu erlangen und dies geschieht nicht selten über das Suchtmittel, den Computer selbst. Der Süchtige erlebt den Computer als Gerät, das ihm etwas gibt was es sonst nicht zu bekommen glaubt. Zwar werden oder wurden viele soziale Kontakte abgebaut, dennoch besteht sehr wohl zum Teil ein sehr ausgeprägte Bedürfnis nach solchen. Auch zu bedenken gilt, dass sich viele Süchtige von ihrer Umgebung eher unterfordert sehen und daher ihre Herausforderung z.B. in Computerspielen sehen.
Dem Süchtigen muss klar werden, dass seine Sucht nicht endgültig ist und eine Rückkehr ins normale Leben möglich ist.
Gesundheitliche Folgen
Neben der sozialen Isolierung kommt es durch das ständige Sitzen oft zu körperlichen Folgen wie z.B.: Haltungsschäden, Rückbildung der Muskulatur, etc., auch die Augen nehmen durch den ständigen Blick auf den Monitor Schaden. Bei der Verwendung von Kopfhörern sind Ohrenschäden (durch laute Geräusche; z.B.: Schüsse) nicht auszuschließen. Eine Computersucht kann zu Übergewicht (Bewegungsmangel), aber auch zu Untergewicht führen. Letzteres wird bewirkt durch das Auslassen von Mahlzeiten, da während des Spielens oft alles herum vergessen wird. Weiters kann es zu Müdigkeit, Schlafstörungen, physischen Verkrampfungen und Kopfschmerzen (durch niedrige Bildwiederholfreqenz) kommen. In seltenen Fällen stehen auch epileptische Anfälle im Zusammenhang mit einer Computersucht. Zu verdeutlichen ist hierbei, dass es nicht zu den oben angeführten Beschwerden kommen muss.
Forschung
Seit November 2005 gibt es wichtige medizinische Erkenntnisse zur "Computerspielsucht". Nach einer Studie der Interdisziplinären Suchtforschungsgruppe der Berliner Charité kann exzessives Spielen zu einer Sucht führen. Das ergab eine hirnphysiologische Untersuchung von fünfzehn "normalen" und fünfzehn "exzessiven" Computerspielern. Dabei analysierten die Wissenschaftler per EEG (Elektroenzephalographie) die Hirnaktivität der Probanden. Als exzessiver Spieler wurde man eingestuft, wenn man mindestens drei international anerkannte Kriterien für Abhängigkeit erfüllte (unstillbares Verlangen, Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, Vernachlässigung anderer Interessen, Kontrollverlust, anhaltend exzessives Spielen trotz schädlicher Folgen). Beiden Gruppen (normalen und exzessiven Spielern) zeigten die Forscher Fotos von neutralen Gegenständen, Bier- oder Schnapsflaschen sowie Standbilder aus Computerspielen. Kam eine Szene aus einem Computerspiel ins Bild, fielen die EEG-Werte (Elektroenzephalogramm-Werte) bei exzessiven Spielern sehr viel stärker aus als beim Anblick neutraler Reize oder der Alkoholmotive. Diese EEG-Muster, so fassen die Wissenschaftler ihre Studie zusammen, sind mit den Reaktionen von Alkoholsüchtigen (auf Alkoholbilder) oder Cannabisabhängigen (auf Cannabisbilder) vergleichbar. [1]