Cordon sanitaire
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Cordon sanitaire war ursprünglich die Bezeichnung für das Isolationsgebiet bei der Bekämpfung von Seuchen.
Nach dem Ersten Weltkrieg diente der Begriff als Bezeichnung für die französische Politik der Schaffung eines Sicherheitsgürtels aus unabhängigen Staaten zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich. Später wurde er auch auf andere politische Pufferzonen zur Isolierung gegnerischer Staaten angewandt.
Im Falle der Nachkriegsordnung nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Gürtel aus Staaten von der Nordsee bis zum Mittelmeer zur Absicherung gegen die Sowjetunion installiert. Diese Länder standen unter großem Einfluss von Großbritannien und Frankreich. Die Staaten innerhalb dieses "Cordon sanitaire" erwiesen sich aber als schwache Einzelstaaten, die ihren starken Nachbarländern in jeder Hinsicht unterlegen waren. Daher waren das Deutsche Reich und die UdSSR nicht gewillt, ihre bisherigen Einflusssphären aufzugeben, die ihnen durch die einzelnen Friedensverträge genommen waren. Einige Staaten des Cordon Sanitaire verschärften den Konflikt noch durch ihre Expansionswünsche.
Weiterhin wurde das Selbstbestimmungsrecht der Völker, das als Maß für die Neuordnung Europas nach ethnisch-nationalen Gesichtspunkten bestimmt worden war, nicht durchgehalten: Es entstanden neue, problematische Vielvölkerstaaten (Tschechoslowakei und Jugoslawien) deren Probleme zum Teil bis heute nachwirken, und Österreich wurde der Anschluss an das Deutsche Reich verwehrt, obwohl er damals in beiden Ländern eine breite Mehrheit gefunden hätte.
In Thomas Manns "Der Tod in Venedig" wird auf den Cordon sanitaire angespielt, als Schutz vor der Cholera. Ursprünglich besaß der Begriff Cordon die Nebenbedeutung einer Schutzfunktion vor der Einschleppung von Krankheiten.