Corps Brunsviga Göttingen
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Das Corps Brunsviga Göttingen ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Georg-August-Universität Göttingen.
Die Corpsmitglieder werden "Göttinger Braunschweiger" genannt oder – unter Anspielung auf die Mützenfarbe - "Schwarze Braunschweiger".
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[Bearbeiten] Couleur
Brunsviga hat die Farben "schwarz-weiß-hellblau" mit silberner Perkussion. Dazu wird eine kleine schwarze Mütze ("Hinterhauptcouleur") getragen.
Wie bei allen Göttinger Corps tragen auch die Füchse bei Brunsviga kein Fuchsenband. Die Fuchsenmütze weist zusätzlich am oberen Rand eine weiße Litze auf.
Der Wahlspruch lautet "Fortiter adversis opponite pectora rebus!" (Zitat von Horaz: "Haltet dem Unglück stets eine starke Brust entgegen!").
[Bearbeiten] Geschichte
Das Corps wurde unter dem Namen "Brunsvigia" am 11. August 1813 von Studenten aus dem Herzogtum Braunschweig und dem Bistum Halberstadt gegründet. Bisher waren die Studenten aus dem Herzogtum Braunschweig und dem Bistum Halberstadt mit den Hessen zusammen Mitglied einer "Hassonia" gewesen. Als aber im Jahre 1810 die frühere Landesuniversität des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, die Universität Helmstedt, geschlossen wurde, kamen mehr braunschweigische und halberstädtische Studenten nach Göttingen, der traditionellen hannoverschen Landesuniversität. So stieg der Bedarf nach einem speziell braunschweigischen landsmannschaftlichen Zusammenschluss.
Die erste überlieferte Constitution des Corps datiert vom 18. Februar 1814 [1].
Die Farben waren anfangs "schwarz-blau-rot"[2], wobei das schwarz-blau aus den Uniformfarben der "Schwarzen Schar" des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels ("Schwarzer Herzog") abgeleitet wurde, das Rot stammte aus den Farben des Bistums Halberstadt (rot-weiß). Weitere Farbänderungen folgten, seit dem 10. September 1826 trägt Brunsviga "schwarz-weiß-hellblau".
Die braunschweigischen Studenten drückten durch die Farbwahl ihre Begeisterung für ihren Herzog aus, der in den Befreiungskriegen die Eigenständigkeit des Herzogtums Braunschweig gesichert hatte. Zur Legendenbildung trug bei, dass der Herzog in einer der letzten Schlachten wenige Tage vor der Schlacht bei Waterloo sein Leben verlor.
Brunsviga ist seit der Gründung des Verbandes im Jahre 1848 Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).
In den 1860er Jahren bildete Brunsviga zusammen mit seinem Kartellcorps Corps Thuringia Jena ("Jenenser Thüringer") den Kern des "schwarzen Kreises", des ältesten Kreises innerhalb des KSCV. Der Name "schwarzer Kreis" wurde von der Mützenfarbe der Braunschweiger und Thüringer abgeleitet. Weitere Kreisgründungen mit anderen Farbbezeichnungen folgten.
Brunsviga ist seit 1846 durch ein "Kartell" mit Thuringia verbunden. Dieses ist das älteste ungebrochene Kartell im KSCV und damit vermutlich auch das älteste ununterbrochen bestehende Verhältnis von Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum überhaupt. Brunsviga und Thuringia bilden mit dem Corps Hassia-Gießen zu Mainz und dem Corps Suevia München das "Eisenacher Kartell", das als Kern des "Schwarzen Kreises" im KSCV gilt.
Brunsviga Göttingen hat im Jahre 1956 mit dem Corps Saxonia Hannoversch-Münden (Siehe auch: Studentische Forstverbindung) fusioniert, dessen Mitglieder aufgenommen und sich verpflichtet, die Traditionen der Saxonia weiterzuführen. Mit dem Corps Franconia Hamburg wurde im Jahre 1979 ein ähnlicher Vertrag abgeschlossen. Sowohl Saxonia Hannoversch-Münden als auch Franconia Hamburg sind ursprünglich von Studenten an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin gegründet worden und sind nach dem Ersten Weltkrieg und nach der Auflösung der Akademie gemeinsam in Hamburg ansässig gewesen.
[Bearbeiten] Bekannte Corpsmitglieder
- Wilhelm von Bode, Kunsthistoriker, Mitbegründer des modernen Museumswesens (Bodemuseum in Berlin)
- Alexander Conze, deutscher Archäologe, Ausgrabungen in Pergamon und Samothrake (Pergamonmuseum, Pergamonaltar), Direktor der Berliner Skulpturensammlung, Generalsekretär des Deutschen Archäologischen Instituts
- Hermann Graf von Görtz-Wrisberg, Braunschweigischer Staatsminister, Vorsitzender des Regentschaftsrats des Herzogtums Braunschweig
- Rudolf Henneberg, deutscher Kunstmaler
- Heinrich Homann, von 1972 bis 1989 Vorsitzender der NDPD, in den Jahren 1960 bis 1989 stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates der DDR, Mitglied beim Corps Thuringia Jena und beim Corps Brunsviga Göttingen.
- Rudolf Huch, deutscher Schriftsteller, Bruder von Ricarda Huch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ abgedruckt bei Rainer Assmann: Constitutionen der Corps und ihrer Vorläufer 1810-1820 in Sonderheft Einst und Jetzt 1983, S.31-41
- ↑ Einl. zur Constitution von 1815 abgedruckt bei Rainer Assmann: Constitutionen der Corps III in Sonderheft Einst und Jetzt 1988, S.45-61
Siehe auch: Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Studentenverbindung, Liste Kösener Corps
[Bearbeiten] Literatur
- Carl Reinbeck, Geschichte des Corps Brunsviga in Göttingen 1813-1924, Braunschweig:Oeding 1928
- Georg Bacmeister, Die Geschichte des Corps Brunsviga. Teil II: 1924-1993, Celle 2002