Da'wa
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Siehe auch Islamische Dawa-Partei. |
Da'wa (arabisch: دعوة, DMG daʿwa, „Einladung, Ruf, Aufruf“) bezeichnet die Aufforderung nach dem Koran an jeden Muslim, die Botschaft Mohammeds weiterzuerzählen und so den Islam über die gesamte Welt zu verbreiten. So ist der Islam in Indonesien, in Ost-Afrika und südlicher der Sahara durch die Da'wa islamischer Kaufleute verbreitet worden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte der islamischen Da'wa
Historisch gesehen hat die Mission in islamischen Ländern nicht den gleichen Stellenwert wie in christlichen Ländern. Während im Zuge der europäischen Kolonisierung zahlreiche christliche Missionare im Schlepptau der Bajonette fremde Völker mehr oder weniger unter Zwang christianisierten, setzte die Expansionspolitik islamischer Länder (z.B. das Osmanische Reich) in vielen Fällen auf eine gewisse Integration von Minderheitenreligionen und ihren Führungen in den Staatsapparat. Von Nichtmuslimen - insbesondere Juden und Christen - unter islamischer Herrschaft wurde gewöhnlich keine Konversion verlangt, solange sie sich mit einem Status als Bürger mit eingeschränkten Rechten (z.B. eine spezielle Steuern, Verbot der Ehe mit Musliminnen, Kleider- und Wohnvorschriften, Beschränkungen beim Erreichen offizieller Positionen) zufrieden gaben. Dies galt jedoch meist nicht für indigene Religionen in Afrika und Asien. Diese galten und gelten wegen ihrer Schriftlosigkeit, fehlendem Monotheismus usw. nicht als Religionen sondern als "Ungläubige" und durften getötet werden.
Die Ausbreitung des Islams erfolgt und erfolgte oft subtil und indirekt. Individuelle Druckmittel sind z.B. die muslimische Gemeinde (Umma) oder tägliche Konfrontationen mit 'Einladungen'. Angewandte Mittel sind hierbei von staatlicher Seite aus die Benachteilung von nicht dem Islam zugehörigen Minderheiten, besonders stark bei solchen, die keine monotheistische Schriftreligion vorzuweisen haben (z.B. in Indonesien, Saudi-Arabien, Sudan).
Von religiöser Seite wird die Bekehrung zum Islam im Zuge von Kriegszügen abgestritten, da diese vorgeblich nicht mit ihrem Eigenkonzept des Islam -im Widerspruch zur Sunna und den darin überlieferten Bekehrungstätigkeiten Mohammeds- übereinstimmen. Auch war es meist nicht das Ziel der Kriegsführenden, die Mission voranzutreiben, sondern die Herrschaft des Islam zu erweitern. Nach Eroberungen allerdings war es leicht, Druck auszuüben bzw. Vorteile anzubieten, damit Einheimische sich dem Islam anschliessen sollten.
Eine der christlichen Missionstätigkeit vergleichbare Missionstätigkeit von Muslimen ist noch schwach ausgebildet und neueren Datums, wird jedoch auch unter Zuhilfenahme von für Europäern ungewohnten Methoden Taqiya durchgeführt. Die zunehmende Anzahl von Muslimen, die in der nichtislamischen Diaspora leben, hat dazu geführt, dass sich einige Bewegungen herausgebildet haben, die eine Art innerer Mission unter den Muslimen Europas betreiben, um sie stärker an ihre Religion zu binden und Defizite auszugleichen, die sich durch die Diasporasituation ergeben.
In vielen Ländern mit muslimischer Bevölkerung gibt es besonders in moderner Zeit Missionsbewegungen unter Muslimen mit dem Ziel, einen angeblich reinen Islam zu verbreiten. Dabei werden Synkretismen und Einflüsse lokaler Traditionen bekämpft, die Menschen sollen sich ausschließlich an die Vorschriften des Koran halten. Solchen Bewegungen führen z.B. dazu, dass Frauen traditionelle Aufgabenfelder und Rechte einbüßen oder alte Ernährungsgewohnheiten angegriffen werden.
[Bearbeiten] Islamische Mission in Deutschland / Europa
Eine politisch gefärbte Missionstätigkeit geht von Saudi-Arabien aus, wo eine durch Petro-Dollars gut ausgestattete Geistlichkeit bestrebt ist, die wahabitische Form des Islam in der Welt zu verbreiten. Dies zielt zunächst auf die islamische Welt und ist verstärkt in Afghanistan und Tschetschenien zu beobachten, aber auch während des Bosnienkrieges wurden sie aktiv und versuchen die bosnische Bevölkerung für den wahabitischen Islam zu begeistern. In Deutschland versucht man deutsche Muslime mit Stipendien und gesponserten Hajj (Pilgerfahrten) für sich zu gewinnen. Dies hat auch einen gewissen Erfolg, da Saudi-Arabien als das Ursprungsland des Islam gilt und unter deutschen Muslimen der Eindruck verbreitet ist, dass der Islam Saudi-Arabiens "ursprünglicher" ist als anderswo. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist, dass andere islamische Gruppen, die meist national orientiert und organisiert sind, oft keinen Platz für deutsche Muslime bieten.
Die Missionstätigkeit der Ahmadiyya dagegen reicht bis in die Zeit zwischen den Weltkriegen zurück.
Eine Reform und Neuorientierung Europäischer Muslims bezüglich ihres Konzeptes von Da'wa in Europa wird heute von einigen modernen Islamischen Gelehrten gefordert. Tariq Ramadan forderte zum Beispiel, daß moderne europäische Da'wa Europäern gegenüber erklären soll, daß nicht Konversion von nicht-Muslimen ihr Ziel ist, sondern sie lediglich darauf zielen, den "Islam zu bezeugen". In demselben Artikel spricht er jedoch auch von dem Ziel der "Islamisierung Europas", weshalb die Aussage, Konversion von nicht-Muslimen sei nicht das Ziel von Da'wa, zweifelhaft erscheint.
[Bearbeiten] Arbeitsmigration muslimischer Bevölkerungsgruppen
Die Sesshaftwerdung von sogenannten türkischen Gastarbeitern führte dazu, dass provisorische Hinterhofmoscheen aufgegeben wurden, um auch architektonisch erkennbare Moscheen in Deutschland neu zu bauen. Dieser verspätete Effekt der Arbeitsmigration der 1960er und 70er Jahre wird in der deutschen Bevölkerung oft subjektiv als islamische Missionstätigkeit, Unterwanderung und Islamisierung verstanden. Das Ergebnis davon sind zahlreiche Moscheebaukonflikte.