Delta v
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Delta v (Δv) ist die Änderung (Delta oder Δ) der Geschwindigkeit (Vektor ) und wird in Strecke pro Zeit (m/s) angegeben. Sie ergibt sich aus der Subtraktion zweier Geschwindigkeiten,
- ,
wobei die Geschwindigkeit vor einem Ereignis und die Geschwindigkeit nach dem Ereignis ist. Da Δv aus der Differenz der Geschwindigkeitsvektoren berechnet wird, werden auch Änderungen der Richtung berücksichtigt, bei denen der Betrag der Geschwindigkeit gleich bleibt.
[Bearbeiten] Raumfahrtdynamik
In der Raumfahrt ist Delta v, oft ausgeschrieben statt mit Formelzeichen, ein Maß für die Fähigkeit eines Raumfahrzeugs, Manöver auszuführen. Im einfachsten Fall, ohne Gravitationseinwirkung, ist Delta v das Integral der Beträge aller Geschwindigkeitsänderungen längs der gewünschten Trajektorie. Dieses Integral ist der Masse des Manöver ausführenden Raumfahrzeuges gegenüber invariant, ebenso wie gegenüber technischen Details dessen Antriebs. Die Invarianz der Größe hat offensichtliche Vorteile, so dass für Raumfahrzeuge statt Masse, Schub und Treibstoffvorrat das gesamte Delta v (Δvmax) angegeben wird, zu dem das Raumfahrzeug mit den vorhandenen Treibstoffresourcen fähig ist. Ist der Wert des verbleibenden Δvmax = 0, ist der gesamte Treibstoff verbraucht und keine Kursänderung mehr möglich.
Im Gravitationsfeld, z. B. beim Start oder bei einem Swing-by, entspricht das vom Fahrzeug aufzubringende Delta v keiner Geschwindigkeitsänderung direkt, kann aber als Größe dennoch berechnet werden. Es hängt in der Atmosphäre und in einer Nicht-Freifall-Situation allerdings zusätzlich von den aerodynamischen Eigenschaften des Fahrzeuges und der Zeit, die das Fahrzeug benötigt, um in einen stabilen Orbit, d. h. eine Freifall-Situation zu gelangen, ab. Für einen Start in einen Low Earth Orbit sind etwa nötig, um die Geschwindigkeit von der Rotationsgeschwindigkeit an der Erdoberfläche auf die Orbitalgeschwindigkeit zu erhöhen. Dieser Anteil ist der Konstruktion des Raumfahrzeugs gegenüber invariant. Dazu kommen typischerweise aufgrund des Luftwiderstandes und der Überwindung der Erdgravitation.
Das Δvmax des voll betankten Apollo-Raumschiffs betrug beispielsweise 2804 m/s, das des Landemoduls 4690 m/s. Typische Delta v für orbitale und interplanetare Manöver sind:
Manöver | Bahnhöhe [km] | Typisches Delta-v pro Jahr [m/s] |
Maximales Delta-v pro Jahr [m/s] |
---|---|---|---|
Positionsstabilisierung | 50 – 55 | ||
Höhenstabilisierung (Luftwiderstand) | 400 − 500 | < 25 | < 100 |
Höhenstabilisierung (Luftwiderstand) | 500 – 600 | < 5 | < 25 |
Höhenstabilisierung (Luftwiderstand) | > 600 | < 7,5 | |
Lagekontrolle | 2 – 6 | ||
Rotationskontrolle | 5 – 10 | ||
Trennung von der Startstufe | 5 – 10 | ||
Entlastung der Lagestabilistationskreisel | 2 – 6 |
Manöver | Benötigtes Delta-v |
|
---|---|---|
Von | Nach | [m/s] |
Erdoberfläche | Low Earth Orbit | 9300 - 10.000 |
Low Earth Orbit | Geostationärer Transferorbit | 2500 |
Geostationärer Transferorbit | Geostationärer Orbit | 1500 |
Perigäum des Geostationären Transferorbits | Fluchtbahn | 700 |
Fluchtbahn | Niedriger Mondorbit | 700 |
Fluchtbahn | Mars-Transferorbit | 600 |
Low Earth Orbit | Marsoberfläche | 4800 |
Low Earth Orbit | Fluchtbahn aus dem Sonnensystem | 8700 |
Niedriger Mondorbit | Mondoberfläche | 1600 |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Delta-v und die Antriebsleistung einer Rakete (englisch)
- Delta-v Rechner für einfache Raketen (englisch)