Dominikanerkloster Frankfurt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Dominikanerkloster in Frankfurt am Main ist der Sitz des Evangelischen Regionalverbandes, eines Zusammenschlusses der Frankfurter evangelischen Gemeinden und Dekanate. Das 1233 gegründete Kloster kam samt seinen reichen Besitztümern 1803 in städtischen Besitz. Im Zweiten Weltkrieg 1944 völlig zerstört, wurde es 1955 bis 1957 durch den Architekten Gustav Scheinpflug auf altem Grundriss und in alten Proportionen im Stil der Nachkriegszeit wiederaufgebaut. Von der ursprünglich gotischen Anlage ist nur der 1470 im spätgotischen Stil errichtete Chor der Heiliggeistkirche erhalten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
1233 errichtete der Orden der Dominikaner, auch Predigermönche genannt, eine erste Niederlassung in Frankfurt. Sie kamen auf Fürsprache des Kaisers und des Papstes, um die sittlichen Zustände der Stadt zu verbessern und der Teufelsanbetung, der Entweihung des Altarsakramentes und der Unzucht zu wehren. Auf dem Gelände unmittelbar an der mittelalterlichen Staufenmauer entstand 1238 bis 1259 die dreischiffige Hallenkirche an der Dominikanergasse und die nördlich davon gelegenen Konventsgebäude.
Das Kloster gewann rasch an Bedeutung für die städtische Politik. So wurden beispielsweise die Könige Adolf von Nassau, Heinrich VII. von Luxemburg und Günther von Schwarzburg im Dominikanerkloster gewählt.
Um 1322 war der Mystiker Meister Eckhart für kurze Zeit Prior des Dominikanerklosters. Um 1470 bis 1472 wurde der Chor der Klosterkirche durch Jörg Österreicher im spätgotischen Stil umgebaut. Durch Stiftungen reicher Patrizier, darunter des Tuchhändlers Jakob Heller, erhielt die Kirche Altarbilder von Hans Holbein d.Ä., Albrecht Dürer und Mathias Grünewald.
Östlich des Klosters zog sich entlang der Staufenmauer die Judengasse, in der seit 1462 alle Frankfurter Juden wohnen mussten (Stättigkeit).
Anfang des 16. Jahrhunderts erlebte das Kloster eine Blütezeit, die jedoch mit der Einführung der Reformation in Frankfurt 1533 zu Ende geht. 1537 strengte der Ordensprovinzial einen Prozess vor dem Reichskammergericht gegen die Stadt an, weil dieser plante, die von Frankfurter Bürgern gestifteten Besitztümer durch städtische Klosterpfleger inventarisieren und beaufsichtigen zu lassen. Der Rat zog daraufhin seine Pläne zurück, um nicht in offenen Konflikt mit dem Kaiser zu geraten. Das Dominikanerkloster blieb als katholische Enklave in der fast rein lutherisch gewordenen Stadt bis zur Säkularisation 1803 bestehen.
Im 19. Jahrhundert diente das Kloster verschiedenen Zwecken, u.a. als Magazin für die bei der Säkularisation in städtischen Besitz gelangten Sammlungen. Dass die Sammlungen nicht zerstreut wurden, ist dem damaligen Großherzog Carl von Dalberg zu verdanken, der 82 bedeutende Gemälde ankaufte. Die meisten dieser Stücke befinden sich heute im Städel oder im Historischen Museum.
Vor dem zweiten Weltkrieg war das Kloster Sitz des Museums für Vor- und Frühgeschichte, des heutigen Archäologischen Museums mit Sitz im ehemaligen Karmeliterkloster.
Im Jahr 1953 wurden durch Vertrag zwischen der Stadt und dem evangelischen Gemeindeverband die Paulskirche und die im zweiten Weltkrieg zerstörte und nicht wiederaufgebaute Weißfrauenkirche gegen das Dominikanerkloster und die Dominikanerkirche getauscht. Mit dem Wiederaufbau des Klosters wurde der Architekt Gustav Scheinpflug beauftragt. Am zweiten Advent 1961 wurde die wiederaufgebaute Kirche wieder eingeweiht. Sie trägt den traditionsreichen Namen Heiliggeistkirche (bereits bis 1840 hatte es in Frankfurt eine evangelische Heiliggeistkirche gegeben, die aus der Kapelle des Heiliggeist-Hospitals hervorgegangen war).
Das Kloster ist heute Sitz des evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, in dem sich die Frankfurter Gemeinden und Dekanate zusammengeschlossen haben, um gemeinsame Aufgaben aus den Bereichen Verwaltung, Bildung, Diakonie, Seelsorge und Beratung, Jugendarbeit sowie Migrations- und Flüchtlingshilfe effizienter zu gestalten.
[Bearbeiten] Kunst und Kultur
Im Dominikanerkloster und in der Heiliggeistkirche finden zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt, z.B. Ausstellungen und kirchenmusikalische Konzerte. Seit 1975 spielt das Volkstheater Frankfurt jedes Jahr im Sommer auf einer Freilichtbühne im Innenhof des Klosters.
Die Heiliggeistkirche erhielt 1958 ein kleines Geläute aus drei Glocken, die von der Gießerei Rincker in Sinn gegossen wurden und prägnante Inschriften haben:
1. Heiliggeistglocke, a′, 391 kg, Durchmesser 88,3 cm
- Herre Gott, Heiliger Geist
2. Zeugenglocke, h′, 267 kg, Durchmesser 78,7 cm
- Ihr sollt meine Zeugen sein
3. Betglocke, cis′′, 183 kg, Durchmesser 69,7 cm
- Betet ohne Unterlass
Die Glocken sind auf das Frankfurter Stadtgeläute abgestimmt und bilden einen Diskant zum Geläute des Doms.
[Bearbeiten] Literatur
- Friedrich Bothe, Geschichte der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt 1977. Verlag Wolfgang Weidlich, ISBN 3-8035-8920-7
- Konrad Bund (Hrsg.), Frankfurter Glockenbuch. Frankfurt 1986. Verlag Waldemar Kramer, ISBN 3-7829-0211-0 (mit formal falscher ISBN ausgeliefert und katalogisiert, Suche über KVK möglich)
- Wolf-Christian Setzepfandt: Architekturführer Frankfurt am Main. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin August 2002, S. 4, ISBN 3496012366.
- Frankfurter Historische Kommission (Hrsg.), Frankfurt am Main - Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. Sigmaringen 1991. Jan Thorbecke Verlag, ISBN 3-7995-4158-6
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Dominikanerkloster – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 50° 06' 42" N, 08° 41' 16" O
Kaiserdom St. Bartholomäus | Alte Nikolaikirche | Saalhofkapelle | Leonhardskirche | Karmeliterkloster | Paulskirche | Dominikanerkloster | Liebfrauenkirche | Katharinenkirche | Peterskirche | Dreikönigskirche | Deutschordenskirche
Ehemalige Kirchen: Deutsch-reformierte Kirche | Französisch-reformierte Kirche | Weißfrauenkirche