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Peterskirche (Frankfurt)

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Südseite der Peterskirche (Stephanstraße)
Südseite der Peterskirche (Stephanstraße)

Die Peterskirche ist eine evangelische Kirche in der Innenstadt von Frankfurt am Main. Der Bau im Stil der Neurenaissance entstand 1891 bis 1894 nach Plänen von Heinrich Grisebach auf dem Gelände des historischen Peterskirchhofs, wo bis 1828 die meisten Toten der Stadt beerdigt wurden. Er ersetzte einen kleinen gotischen Vorgängerbau, der von 1381 bis 1891 bestand.

Die Peterskirche ist eine der acht Dotationskirchen, die seit 1802 Eigentum der Stadt Frankfurt sind und zu deren fortwährendem Unterhalt die Stadt verpflichtet ist. Seit 2004 befindet sich die Peterskirche im Umbau zur ersten Jugendkulturkirche in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Mittelalter

1333 gestattete Kaiser Ludwig der Bayer der Stadt die sogenannte Stadterweiterung, mit der die Fläche der mittelalterlichen Altstadt verdreifacht wurde. Zum Schutz der entstehenden Neustadt wurde im 14. Jahrhundert eine Mauer errichtet. Die Stadterweiterung war so großzügig bemessen, dass die Neustadt bis ins 19. Jahrhundert vergleichsweise dünn besiedelt war. Im Nordosten der Neustadt beim Friedberger Tor entstand schon relativ bald ein Wohngebiet um die Alte Gasse und die Schäfergasse.

An der Kreuzung dieser Gassen stiftete der Frankfurter Bürger Peter Apotheker in seinem Testament 1381 eine kleine Kapelle, die 1393 erstmals erwähnte Peterskapelle. Bereits 1417 wurde die Kapelle durch die Patrizier Johann Ockstadt und Jakob Hombrecht großzügig umgebaut und erweitert.Die Pfarrechte lagen zu dieser Zeit ausschließlich beim kaiserlichen Stift St. Bartholomäus. Dies bedeutete, dass die Einwohner der Neustadt und in Sachsenhausen nur eine unzulängliche seelsorgerliche Betreuung hatten, da die Tore der Staufenmauer zwischen Altstadt und Neustadt und die Mainbrücke nachts geschlossen blieben. Seit 1432 betrieb der Rat deshalb die Erhebung der Dreikönigskapelle und der Peterskapelle zu Pfarrkirchen. Nach langen Interventionen beim Mainzer Erzbischof und beim Heiligen Stuhl in Rom wurde 1453 durch den päpstlichen Legaten, Kardinal Nikolaus von Kues, die Erhebung der beiden Kapellen zu Filialkirchen von St. Bartholomäus gestattet. Mit Ausnahme der Taufe durften nun alle Sakramente gespendet werden. Erster Kaplan der Peterskirche war Magister Johannes Lupi, dessen Grabmal von 1468 - eine bemalte Tafel aus Mainsandstein heute im Historischen Museum verwahrt wird.

Peterskirche und Peterskirchhof auf dem Merian-Plan von 1628
Peterskirche und Peterskirchhof auf dem Merian-Plan von 1628

[Bearbeiten] Reformationszeit und Neuzeit

Seit 1522 waren in Frankfurt reformierte Prediger tätig. 1525 stellte der Rat die beiden Prediger Dionysius Melander und Johann Bernhard genannt Algesheimer an. Die beiden gerieten rasch in einen Konflikt mit dem altgläubigen Stadtpfarrer Dr. Peter Meyer und dem Pfarrer der Peterskirche, Johann Rau. Als die Neustädter am 21. März 1531 um einen neuen Pfarrer nachsuchten, untersagte der Rat die katholische Messe in der Peterskirche. Im Folgejahr wurde Matthias Limberger aus Cronberg der erste evangelische Pfarrer der Peterskirche. Sie blieb auch nach dem Augsburger Interim von 1548 evangelisch, als die Stadt die Bartholomäuskirche an das Mainzer Erzstift zurückgeben musste. 1536 wurde der Patrizier Hamman von Holzhausen, der eine führende Rolle bei der Einführung der Reformation in Frankfurt gespielt hatte, in der Kirche bestattet.

Die Peterskirche blieb die einzige Kirche in der Neustadt. 1771 wurde die kleine gotische Hallenkirche nochmals renoviert und erhielt einen Dachreiter. Nachdem die Stadt 1866 preußisch geworden war, wuchs die Bevölkerung so stark an, dass die Kirche zu klein wurde. Die Frankfurter Kirchen fielen seit 1830 unter die sogenannte Dotation, d.h. die Stadt war für ihren Unterhalt verantwortlich. Sie plante daher einen großzügigen Neubau, der bis zu 1200 Gläubige aufnehmen konnte. Die alte Kirche wurde 1891 abgetragen und 1891 bis 1894 der Neubau an der Bleichstraße errichtet, etwas nordwestlich der alten Kirche auf dem Gelände des Peterskirchhofs.

[Bearbeiten] 20. Jahrhundert

Am 22. März 1944 wurde die Kirche bei einem verheerenden Bombenangriff vollkommen zerstört. Als letzte der Innenstadtkirchen wurde die Peterskirche erst 1961 bis 1965 von den Architekten Theo Kellner und Dr. Wilhelm Massing wiederaufgebaut. Die Einweihung erfolgte am 6. Juni 1965.

[Bearbeiten] Der Peterskirchhof

Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen auf dem Peterskirchhof
Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen auf dem Peterskirchhof
Peterskirchhof Südwand
Peterskirchhof Südwand

1508 erreichte der Rat gegen den Widerstand des Stiftskapitels von St. Bartholomäus die Aufhebung des alten Domkirchhofs. In der Neustadt westlich der Peterskapelle wurde ein neuer Friedhof eingerichtet, der Peterskirchhof. 1519 verbot der Rat den Totengräbern der Stadt, diesseits des Mains außerhalb des Peterskirchhofs Gräber auszuheben. 1530 wurden auch Beerdigungen in den Kirchen verboten.

Mit der Einführung der Reformation wurden alle protestantischen Toten der Altstadt und der Neustadt auf dem Peterskirchhof bestattet. Für die weniger als 100 verbliebenen Katholiken (im wesentlichen die Angehörigen der drei Stiftskirchen und der Klöster) reichte der alte Domfriedhof und die Begräbnisstätten in den Kirchen, während die Juden einen eigenen Friedhof an der Judengasse, dem Frankfurter Ghetto hatten.

Der Peterskirchhof musste in der Folgezeit mehrfach erweitert werden. Während der schweren Pestjahre 1634 bis 1636 reichte der Platz für Begräbnisse nicht mehr aus. 1634 starben 3512 Menschen, 1635 3421 und 1636 sogar 6943 in Frankfurt. Die Stadtbevölkerung lag seit dem Mittelalter nie höher als 10000 bis 13000 Menschen, so dass die hohe Sterblichkeit nur durch die Menschen aus dem Umland zu erklären ist, die sich vor den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges in die Stadt geflüchtet hatten. Das Pestilenzhaus, ein Quarantäne-Spital für die Pestkranken, lag östlich der Peterskirche auf dem Klapperfeld, das seinen Namen von den Rasseln trägt, mit denen die Pestkranken seit dem Mittelalter andere Menschen vor einer Annäherung warnen mussten.

1746 wurde der Friedhof nochmals erweitert. Er reichte nun bis an die Stadtmauer heran. Trotz der Erweiterungen reichte der Platz immer noch nicht aus, so dass viele Gräber mehrfach benutzt wurden. Ab 1811 verschärfte sich die Situation, weil nunmehr auch die Katholiken der Stadt, deren Zahl seit dem 18. Jahrhundert durch italienische Zuwanderer wieder angestiegen war, auf dem Peterskirchhof beigesetzt werden mussten. Die Klagen über die unzulänglichen hygienischen Verhältnisse häuften sich. Am 30. Juni 1828 wurde die Bürgerstochter Elisabeth Mauer als letzte Tote auf dem alten Friedhof beigesetzt. Seit dem 1. Juli wurde der neue, von Stadtgärtner Sebastian Rinz geplante Hauptfriedhof vor den Toren der Stadt genutzt.

Der aufgelassene Peterskirchhof sollte eigentlich eine Ruhefrist von 100 Jahren erhalten. Nach der Annexion durch Preußen wurde das Gelände jedoch zunehmend durch Neubauten beschnitten, u.a. die Straßendurchbrüche der Stephanstraße und der Bleichstraße und durch die neue Peterskirche sowie die Liebfrauenschule. Weitere Zerstörungen hinterließ der Zweite Weltkrieg, u.a. wurde auch die bedeutende, 1511 von Hans Backoffen geschaffene spätgotische Kreuzigungsgruppe beschädigt. Zuletzt wurde 1974 für den Bau der Diamantenbörse der südliche Teil des Friedhofes überbaut. Insgesamt gingen rund zwei Drittel der ursprünglichen Fläche verloren. Die verbliebene Fläche war seit den 1970er Jahren stark verwahrlost und Treffpunkt einer Drogenszene.

Im Goethejahr 1999 begann ein Restaurierungsprojekt. Mit Unterstützung von Sponsoren sollen die verbliebenen Grabmäler gesichert und der Friedhof nach und nach in ein Freiluftmuseum umgestaltet werden.

[Bearbeiten] Prominente Gräber

Peterskirchhof, Grab der Mutter Goethes
Peterskirchhof, Grab der Mutter Goethes

Unter den Toten, die ihre letzte Ruhestätte auf dem Peterskirchhof gefunden hatten, sind zu nennen

[Bearbeiten] Architektur

[Bearbeiten] Außen

Die Peterskirche ist eine Hallenkirche im Stil der Neurenaissance. Ihr 68m hohe Turm war zum Zeitpunkt seiner Erbauung das höchste Gebäude in der Neustadt. Die Kirche steht auf einer Anhöhe etwas nordwestlich der alten Peterskirche. Unmittelbar nördlich der heutigen Kirche lag vom 14. bis ins frühe 19. Jahrhundert die Frankfurter Stadtmauer, deren Verlauf etwa der heutigen Bleichstraße folgt. Ein paar Meter tiefer als die Peterskirche liegt der alte Peterskirchhof.

[Bearbeiten] Innen

Der Innenraum der Kirche wurde beim Wiederaufbau betont schlicht gehalten. Hauptsächlicher Schmuck sind die Glasfenster von Charles Crodel, der zuvor bereits die Fenster mehrer anderer Frankfurter Kirchen gestaltet hatte.

[Bearbeiten] Glocken

Die drei Glocken der alten Peterskirche wurden vermutlich 1894 für die neue Kirche eingeschmolzen. Der Neubau erhielt ein Geläute aus vier Glocken, die von der Gießerei Rincker in Sinn gegossen wurden. Die Glocken waren von geringem musikalischen Wert und wurden 1917 bis auf eine eingeschmolzen. 1924 erhielt die Kirche ein neues Geläut, das jedoch schon 1942 erneut beschlagnahmt wurde. Beim Wiederaufbau erhielt die Kirche 1964 ihr heutiges Geläut aus vier Glocken, die ebenfalls von der Firma Rincker stammen. Die Glocken sind auf das Frankfurter Stadtgeläute abgestimmt und tragen die Namen:

  • Frohe Botschaft, cis′ (1.907 kg)
  • Freude, e′ (1.374 kg)
  • Friede, fis′ (1.009 kg)
  • Freiheit, gis′ (723 kg)

[Bearbeiten] Umgestaltung zur Jugendkulturkirche

Die Peterskirche war bis 2002 Kirche der evangelisch-lutherischen Petersgemeinde. Nach einer Fusion mit der benachbarten Epiphaniasgemeinde im Holzhausenviertel verlegte die Gemeinde ihre Gottesdienste in die günstiger gelegene und für die Gemeindearbeit besser geeignete Epiphaniaskirche.

Im Juni 2004 begann der Umbau der Peterskirche zu einer Jugend- und Veranstaltungskirche unter dem Namen jugend-kultur-kirche sankt peter. Das Konzept sieht vor, die Peterskirche zu einem Veranstaltungszentrum umzugestalten, in dem Kulturveranstaltungen, Seelsorge, Gottesdienste, Workshops und Gastronomie gleichberechtigt ihren Platz finden sollen. Im früheren Kirchenschiff entsteht ein Veranstaltungsraum mit bis zu 1000 Plätzen, daneben werden Seminarräume, Nebenräume und eine Cafeteria eingerichtet.

Die geplanten Baukosten betrugen ursprünglich rund 4,6 Millionen, die von den Trägern paritätisch finanziert werden sollten: Von der Stadt Frankfurt als Eigentümerin der Dotationskirche, vom Evangelischen Regionalverband und von der Evangelischen Landeskirche, während die Betriebskosten nur von den beiden kirchenlichen Trägern aufzubringen sind, die zu diesem Zweck eine gemeinnützige GmbH gegründet haben.

Wegen statischer Schwächen, die auf die beim Wiederaufbau in den sechziger Jahren verwendeten Baumaterialien zurückgehen, musste ein mehrere Monate dauernder Baustop verhängt werden. Erst im Mai 2005 konnten die Arbeiten wieder beginnen. Da der Baustop und die zusätzlich erforderlichen Sicherungsmaßnahmen die Baukosten auf über fünf Millionen Euro erhöhten, kommt es auch zu Verzögerungen bei der Fertigstellung. Die Einweihung der Kirche ist derzeit für das Jahr 2007 vorgesehen, zwei Jahre später als ursprünglich geplant.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Friedrich Bothe, Geschichte der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt 1977. Verlag Wolfgang Weidlich, ISBN 3-8035-8920-7
  • Konrad Bund (Hrg.), Frankfurter Glockenbuch. Frankfurt 1986. Verlag Waldemar Kramer, ISBN 3-7829-0211-0 (mit formal falscher ISBN ausgeliefert und katalogisiert, Suche über KVK möglich)
  • Frankfurter Historische Kommission (Hrg.), Frankfurt am Main - Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. Sigmaringen 1991. Jan Thorbecke Verlag, ISBN 3-7995-4158-6
  • Michael Matthäus: Hamman von Holzhausen (1467-1536) – Ein Frankfurter Patrizier im Zeitalter der Reformation. Frankfurt am Main 2002, Verlag Waldemar Kramer. ISBN 3-7829-0528-8
  • Joachim Proescholdt, Dein Himmel ist wie ein Teppich. Glasmalereien von Charles Crodel in Frankfurt am Main. - Frankfurt 1988. Verlag Waldemar Kramer, S. 47-49, Abb. S. 122, S. 126, S. 150 . - ISBN 3-7829-0362-5
  • Wolf-Christian Setzepfandt: Architekturführer Frankfurt am Main. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin August 2002, S. 9, ISBN 3496012366.
  • Björn Wissenbach, Der Peterskirchhof : ein historisches Kleinod in der Frankfurter City. Frankfurt am Main 2004. Historisch-Archäologische Gesellschaft e.V., 2004

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Peterskirche – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 50° 07' 00,6" N, 08° 41' 01,6" O

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