Escher Wyss AG
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Die Firma Escher Wyss AG, ursprünglich Escher, Wyss & Cie. war eine schweizerische Industrieunternehmung mit Schwerpunkt Maschinen- und Turbinenbau bis sie 1969 von der Sulzer AG übernommen wurde. Der Hauptsitz der Firma war in Zürich.
Die Firma Escher, Wyss & Cie. wurde 1805 von Hans Caspar Escher und Salomon von Wyss in Zürich als zweite mechanische Spinnerei der Schweiz gegründet. Der Sitz der Firma befand sich bei der Neumühle, wo Teile des ehemaligen Paradiesbollwerks in die Fabrikanlagen einbezogen wurden. Bis 1892 entstand in dem Areal eine ausgedehnte Fabrikanlage mit eigenem Kraftwerk beim heutigen Neumühle-Quai. Auf dem ehemaligen Firmenareal stehen heute die kantonalen Verwaltungsgebäude Walche und Kaspar-Escher-Haus. Um die Wartung und Herstellung der Spinnmaschinen und der zum Betrieb nötigen Wasserkraftanlagen entstand eine eigene Maschinenbautätigkeit, die in den Bereichen Textilmaschinen, Wasserräder und -turbinen, Pumpen, Transmissionsanlagen und später auch im Schiffbau und in der Herstellung von Dampfmaschinen, Dampfschiffen und Dampflokomotiven tätig war. Die Firma betrieb auch eine eigene Giesserei an der unteren Stampfenbachstrasse. 1860 wurde die Spinnerei geschlossen und die Firma konzentrierte sich auf den Maschinenbau.
Bis zur Jahrhundertwende machte sich Escher Wyss international einen Namen durch ihre Innovationen in den Bereichen Dampf- und Wasserkraft. Weltweit führend war Escher Wyss insbesondere im Bereich Hydraulik. Auf vielen historischen Dampfmaschinen und in alten Kraftwerken kann man heute noch die Plaketten mit dem Aufdruck des Firmennamens Escher, Wyss & Cie. finden.
1894 zog die Firma in Zürich von der Neumühle in die untere Hard um und errichtete dort auf 17 Hektaren Brachland eine ausgedehnte Fabrikanlage, die zum Kern für das sich später entwickelnde Zürcher Industriequartier wurde. Die Kreuzung Sihl-Quai, Hard-Strasse, Limmat-Strasse wurde nach der Firma in Escher Wyss-Platz umbenannt. Die Firma gab auch dem Quartier, in dem sie lag ihren Namen (siehe Escher Wyss (Stadt Zürich)). Neben Zürich hatte Escher Wyss weitere Niederlassungen, u.a. in Ravensburg, Leedorf, Lindau und Schio.
Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte sich die Firma auf den Weltmarkt und war eine der grössten Exporteure von Industrieprodukten der Schweiz. 1935 benannte sie sich in das moderner klingende Escher Wyss AG um. Das Stammhaus des Konzerns blieb in Zürich, wo zeitweise über 2000 Arbeiter beschäftigt waren. Ende der sechziger Jahre geriet Escher Wyss trotz technologischer Marktführerschaft in eine Absatzkrise, da billigere Konkurrenten auf den Markt kamen, der weltweite Wasserkraftwerkboom sich dem Ende zuneigte und die von Escher Wyss gefertigten Maschinen sich als viel zu langlebig herausstellten. Tatsächlich funktionieren noch heute zahlreiche Escher Wyss-Wasserkraftanlagen aus den dreissiger Jahren tadellos.
1969 wurde die Escher Wyss AG vom Winterthurer Industriekonzern Sulzer übernommen und 1983 in Sulzer-Escher Wyss AG umbenannt. Der Schwerpunkt der Produktion lag nun im Bereich Hydraulik und thermische Turbomaschinen. 1999 verkaufte Sulzer die Firmensparte Wasserkraft (Sulzer Hydro) an die österreichische Firma VA Technologie AG (VA Tech) und 2001 den Bereich Turbokompressoren an die deutsche MAN. Der Wasserkraftbereich der VA Technologie AG musste bei deren Kauf durch Siemens 2005 wegen einer Auflage der EU-Kartellbehörde 2006 an die Firma Andritz verkauft werden, wird jedoch vorläufig noch als VA Tech Hydro GmbH weiterbetrieben. Innerhalb der VA Tech Hydro GmbH besteht die VA Tech Escher Wyss, die in der Schiffs- und Schiffsschrauben-Herstellung tätig ist.
Das ehemalige Konzernareal in der unteren Hard in Zürich wurde von Sulzer seit dem Beginn der neunziger Jahre schrittweise veräussert, um Kapital für sein Kerngeschäft zu lösen. Damals entbrannte ein heftiger Streit zwischen Immobilienfirmen und der Chefin des städtischen Hochbauamtes, Ursula Koch, die auf dem Areal eine industrielle Produktion erhalten wollte. Bis heute konnte immerhin auf sechs Hektaren eine industrielle Nutzung erhalten werden, hauptsächlich der Escher Wyss-Nachfolgerfirmen MAN Turbo AG und VA Tech Hydro AG.
Das Escher Wyss-Areal stellte die weitläufigste Stadtentwicklungszone von Zürich West dar. Zahlreiche Gebäude wurden dort seit 1990 neu errichtet wie der Technopark (1993), das Mobimo-Hochhaus (Bluewin-Tower), die Hotels Novotel, Ibis und Etap, die Büro-, Gewerbe- und Wohnüberbauungen «Westpark» und «Puls 5». Einige Industriegebäude wurden umgenutzt, etwa die Kesselschmiede, in der heute das Schauspielhaus unter dem Label «Schiffbau» (Anspielung auf die ehemalige Schiffherstellung in dem Gebäude) eine Filiale betreibt, die Giessereihalle, die in die Überbauung «Puls 5» integriert ist oder das Verwaltungshochhaus, das 2001 zum «Bluewin-Tower» umgebaut wurde (auch bekannt als «Mobimo-Hochhaus»). Weiter wurden drei neue Strassen angelegt, die Giesserei-, Schiffbau- und Technoparkstrasse. Der Turbinenplatz im Herzen des ehemaligen Industrieareals wurde zum grössten Platz der Stadt Zürich.
Weite Teile des ehemaligen Escher Wyss-Areals gingen 2002 in den Besitz der Firma Allreal über. Die verbliebenen Anlagen stehen teilweise unter Denkmalschutz, wie das ehemalige Verwaltungsgebäude des Architekten Robert Landolt (1954), der Kamin der Industriehalle, die «Schiffbau»-Halle.
Siehe auch: Zürich West, Geschichte der Stadt Zürich