Eugen Schuhmacher
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Eugen Schuhmacher (voller Name Eugen Josef Robert Schuhmacher) (* 4. August 1906 in Stuttgart; † 8. Januar 1973 in München) war ein Zoologe und Tierfilmpionier. Neben Heinz Sielmann und Bernhard Grzimek zählt er zu den besten und erfolgreichsten Tierfilmern Deutschlands. Bereits 1952 machte er das Kinopublikum mit seinem Film Natur in Gefahr auf die Zerstörung der Tierwelt durch den Menschen aufmerksam. Mit seinem Film Die letzten Paradiese schuf er ein einmaliges Meisterwerk des Natur- und Tierfilms.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Werdegang
Schuhmachers filmisches Schaffen begann mit Kurz- und Lehrfilmen, die er seit den 1930er Jahren in Südamerika aber auch über die heimische Tierwelt drehte. In den darauffolgenden 40 Jahren schuf er sehr erfolgreiche Kinodokumentationen, die unter anderem bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes und Venedig sowie mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurden.
Ab 1958 wurden 37 Folgen der TV-Reihe „Auf den Spuren seltener Tiere“ gedreht, die von 1964 bis 1972 sehr erfolgreich in den 3. Fernsehprogrammen der ARD lief.
Am 8. Januar 1973 starb Eugen Schuhmacher mit 66 Jahren an Krebs. Den Erfolg seines letzten Filmes Europas Paradiese erlebte er nicht mehr mit. Für diesen Film war er zwei Jahre unterwegs und filmte u. a. Meeresvögel auf der Hallig Norderoog, den Spanischen Kaiseradler im Nationalpark Coto de Doñana in Spanien, Wisente im Białowieża-Nationalpark zwischen Polen und Weißrussland und die letzte asiatische Population des Waldrapps in Birecik (Türkei).
2001 zeigte das 16. internationale Dokumentarfilmfestival München in der Reihe Das Tier im Blick eine Werkschau seiner Filme.
[Bearbeiten] Pionierarbeit für den Weltnaturschutz
Im Frühjahr 1959 begannen die Dreharbeiten zu Die letzten Paradiese. Dieser Film gehört zu einem der längsten, teuersten und ambitioniersten Projekte aller Zeiten im Bereich Tierfilm. 7 Jahre waren Schuhmacher und sein Kameramann Helmut Barth in 60 Ländern (u. a. USA, Neuseeland, Japan, Indien, Indonesien, Madagaskar, Neuguinea, Kanada, Spanien, Südafrika, Australien) unterwegs, um die am stärksten gefährdeten Tierarten der Welt zu filmen. Herausgekommen ist ein alarmierender Report zur Rettung der Tierwelt und der Naturparadiese, der vor allem durch einmalige Filmaufnahmen besticht. Nach einer kurzen Trickfilmeinleitung über historische Ausrottungen, wie Dodo, Riesenalk und Quagga ging es in alle Kontinente und berühmte Nationalparks, wo unter anderem Aufnahmen vom Komodowaran, vom Mandschurenkranich, vom Kakapo, vom Indischen Löwen und von der Brückenechse entstanden. Tierarten wie z. B. der Urfrosch Leiopelma hamiltoni oder das Javanashorn wurden überhaupt zum ersten mal gefilmt. Einige Tierarten, wie z. B. der Schreikranich waren jedoch damals so selten, dass Schuhmacher auf Archivmaterial von anderen Tierfilmern zurückgreifen musste. Die Produktionskosten beliefen sich auf über eine Million DM. Am 28. Februar 1967 kam der Film endlich in die deutschen Kinos und wurde sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik begeistert aufgenommen. Das gleichnamige Buch war ebenfalls ein Welterfolg und wurde in mehrere Sprachen übersetzt, u. a. in:
- USA: The Last Paradises: On the track of Rare animals, Doubleday & Co, Inc. New York
- England: The Last of the Wild: On the track of Rare animals (mit Gwynne Vevers; Winwood Reade), Collins, London, 1968
- Italien: Gli Ultimi Paradisi, GARZANTI, MI, 1966
- Slowenien (damals: Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien): Nedotaknjene divjine: Po sledeh redkih zivali (mit Prevedla Nada Vukelic´), Ljubljana: Drzavna Zaloba Slovenije, 1969
- Finnland: Viimeiset paratiisit: Harvinaisten eläinten jäljillä (mit Heikki Väänänen), Porvoossa: W. Söderström, 1968
- Niederlande: De laatste paradijzen - Speurtocht naar zeldzame dieren (mit M. E. A. Thijssen-van den Bosch), Wageningen Zomer & Keuning, 1967
- Ungarn: Az utolsó éden
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Filme
[Bearbeiten] Kurz- und Lehrfilme
- 1933: Zu den Gran-Chaco-Indianern
- 1933: Land und Tiere im Gran Chaco
- 1935: Technik schafft Vogelparadies
- 1937: Unter Säblern und Seeschwalben
- 1940: Nur ein Tümpel. Kamerajagd im unberührten Naturschutzgebiet
- 1941: Der Weiberschreck
- 1941: Untermieter
- 1942: Salmo, die Forelle
- 1942: Gefiederte Baumeister
- 1942: Nesthocker-Nestflüchter
- 1943: Vorsicht Kreuzottern
- 1943: Netz aus Seide
- 1943: Kleine Wintergäste
- 1944: Im Reich der Wichtelmännchen
- 1944: Antilopen der Berge
- 1945: Schnurf, die Igelin
- 1949: Kleine Nachtgespenster
- 1950: Gefiederte Gäste am Rand der Stadt
- 1951: Graue Zeugen aus dem Mittelalter
- 1951: Der gelbe Dom
- 1952: Heimlichkeiten im Moor
- 1953: Vogelleben im Pazifik
- 1953: Weiße Schätze im tropischen Land
- 1955: Im Land der Hunzas
- 1956: Der Wappenvogel
- 1956: Aus dem Bilderbuch der Natur
- 1957: Schatzkammer der Natur
- 1959: Die Kreuzspinne
- 1960: Steinzeitmenschen in Neuguinea
- 1964: Der Vogel mit dem Leierschwanz
[Bearbeiten] Langfilme
- 1939: Tiergarten Südamerika (alternativ: Tierparadies Südamerika) (sein erster Kinofilm)
- 1940: Indianer (nur Kamera, Regie: Ernst R. Müller und Gerd Philipp)
- 1952: Natur in Gefahr
- 1953: Unterwegs nach Feuerland
- 1953: Auf den Spuren der Inkas
- 1953: Kapuziner-Mission in Chile
- 1955: Im Schatten des Karakorum
- 1958: Kanada - Land der schwarzen Bären
- 1960: Geisterland der Südsee
- 1960: Mission im Papua-Land
- 1966: Alaska, Wildnis am Rand der Welt
- 1967: Die letzten Paradiese
- 1970: Europas Paradiese
[Bearbeiten] Fernsehen
- 1958 Auf den Spuren seltener Tiere (37 Folgen)
[Bearbeiten] Bücher
- 1936: Unter Säbelschnäblern und Seeschwalben - Beobachtungen und Natururkunden aus der Vogelwelt der deutschen Nordseeküste, Hugo Bermühler Verlag
- 1937: Das Federwild des deutschen Jägers - Ein Lehrbuch zur Vorbereitung für Jägerprüfungen. Ein Handbuch für die Praxis, Verlag von J. Neumann
- 1940: Nur ein Tümpel. Kamerajagd im unberührten Naturschutzgebiet. Fotofreund-Schriftenreihe Band 5. Elsner Vlgsgesellschaft. Berlin. Wien. Leipzig. (mit Anton Kutter)
- 1951: Schnurf, die Igelin und andere ergötzliche Tiergeschichten, F.Bruckmann
- 1951: Meine Filmtiere, F. Bruckmann
- 1958: Der Berg lebt - Bergtiere in den Alpen, Anden, Rocky Mountains und im Himalaya-Karakorum, F. Bruckmann
- 1958: Hundert Tage in den Rocky Mountains (mit Paul und Veronika Eipper), R.Piper & Co Verlag, München
- 1966: Die letzten Paradiese - Auf den Spuren seltener Tiere, Bertelsmann GmbH Gütersloh
- 1970: Ich filmte 1000 Tiere - Erlebnisse auf allen Kontinenten, Ullstein Verlag Berlin - Frankfurt/M - Wien, ISBN 3-550-06563-9
- 1970: Auf den Spuren vieler Tiere. Geschichten, die ich immer wieder lese. Kindler, München
- 1970: Alaska: Vast Land on the Edge of the Arctic (mit Heinrich Gohl), Kümmerly & Frey Geographical Publishers, Bern, Schweiz
- 1972: Europas Paradiese - Letzte Chance eines gefährdeten Kontinents, Bertelsmann GmbH Gütersloh, ISBN 3-570-04536-6
- 1973: Begegnungen und Erlebnisse mit dem großen Tierfreund, Hohenloher Druck- und Verlagshaus
- 1973: Bedrohte Tierwelt - 7 Jahre Filmarbeit auf allen Kontinenten, Penny Verlag, Neu-Isenburg
[Bearbeiten] Auszeichnungen Auswahl
- 1949: Kleine Nachtgespenster Bundesfilmpreis Festspiele Berlin 1950 Wanderpreis Festspiele Berlin
- 1950: Gefiederte Gäste am Rand der Stadt 2. Preis Festspiele Cannes 1951
- 1951: Graue Zeugen aus dem Mittelalter 1. Preis Festspiele Venedig 1952
- 1951: Der gelbe Dom 1. Preis Festspiele Cannes 1952
- 1955: Im Schatten des Karakorum Bundesfilmpreis Filmband in Gold, 1955
- 1958: Kanada - Land der Schwarzen Bären, Silber Alpenrose Festspiele Trient, 1958
- 1960: Geisterland der Südsee, Goldener Neptun Festspiele Trient, 1960
- 1966: Alaska, Wildnis am Rand der Welt, Großer Preis, Festspiele Trient, 1960
- 1967: Die letzten Paradiese, Goldener Neptun, Festspiele Trient, 1967
[Bearbeiten] Trivia
Seine erste Kamera erwarb Schuhmacher 1931; es war eine „Bell and Howell-Handkamera“, Modell Eyemo.
1932 heiratete er Maria Eder. 1934 wurde die Tochter Annemarie geboren, die später Cutterin seiner Filme wurde.
- 1955: Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks (über 100 Sendungen)
[Bearbeiten] Weblinks
- 16. internationales Dokumentarfilmfestival München 2001
- Literatur von und über Eugen Schuhmacher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eugen Schuhmacher in der Internet Movie Database
Personendaten | |
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NAME | Schuhmacher, Eugen Josef Robert |
KURZBESCHREIBUNG | Zoologe und Tierfilmpionier |
GEBURTSDATUM | 4. Oktober 1906 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 8. Januar 1973 |
STERBEORT | München |