Evangelisation
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Evangelisation bedeutet (ähnlich wie Mission) die Verbreitung des Evangeliums unter Nicht- und Andersgläubigen. Das Tätigkeitswort zu Evangelisation heißt evangelisieren; das Adjektiv heißt evangelistisch. Jesus gab persönlich den Auftrag zu evangelisieren (vergleiche zum Beispiel Matthäus 28.19)
Besonders im evangelikalen Christentum wird es als selbstverständlich angesehen, dass jeder Gläubige in seinem persönlichen Umfeld evangelisiert, indem er sich als Christ zu erkennen gibt, durch vorbildlichen Lebenswandel auffällt und von seinem Glauben "Zeugnis ablegt". Von Missionswerken, Kirchen und Gemeinschaften speziell angestellte Prediger, die ihre Berufung in der Mission sehen, werden Evangelisten genannt.
Mit dem Begriff Evangelisation werden besonders Veranstaltungen bezeichnet, die speziell darauf ausgerichtet sind, Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen. Typisches Kernstück jeder Evangelisationsveranstaltung ist eine Predigt, die in einem Aufruf zur Bekehrung mündet. Für Menschen, die dem Aufruf folgen möchten, stehen anschließend Seelsorger und Gesprächspartner aus den Gemeinden bereit.
Evangelisationen finden gelegentlich in Kirchen und Gemeinderäumen statt, häufiger werden aber bewusst "neutrale", nichtkirchliche Veranstaltungsorte gewählt, etwa Stadthallen, Sportstadien und Großraumzelte (Zeltevangelisation). Ein Sonderfall sind Fernsehevangelisationen, bei denen ein zentral produziertes Programm via Satellit in Gemeindehäuser und Jugendzentren übertragen wird. Dazu zählen etwa die Veranstaltungsreihen ProChrist und JesusHouse.
In kleinem und kleinsten Rahmen geschieht Evangelisation durch die Verteilung kostenloser Traktate und Bibeln, das Anbieten christlicher Literatur an Büchertischen oder in Bücherstuben, die Einrichtung christlicher Teestuben. Auch moderne Medien, etwa der Jesus-Film, die Programme des Evangeliumsrundfunks und von Bibel TV sowie künstlerische Mittel, etwa Pantomime, Theaterspiel, Musik und Konzerte, können christlichen Kreisen zur Evangelisation dienen.
Glaubensgrundkurse wie der Alpha-Kurs oder Farbwechsel laufen über einen Zeitraum von mehreren Wochen. In ihnen werden die grundlegenden Themen des christlichen Glaubens diskutiert.
Es werden auch "Evangelisationswochen" veranstaltet, in denen täglich missioniert wird. Evangelisation grenzt sich von Mission dadurch ab, dass sie im direkten Umfeld der Evangelisierenden stattfindet. Also die Kirchengemeinde veranstaltet eine Evangelisation im eigenen Ort. Der evangelisierende Christ redet in seinem direkten sozialen Umfeld (Freunde, Familie, Arbeitsplatz) über seinen Glauben usw. Mission dagegen bezeichnet eher ein gezieltes Verlassen des eigenen Umfeldes und oft auch des eigenen Kulturkreises um dort das Evangelium zu verbreiten.
Aus der Sicht vieler evangelikaler Christen ist es lieblos ihren Freunden und Bekannten gegenüber, nicht evangelistisch tätig zu sein, denn ihrem Glauben nach kommen gläubige Christen in den Himmel, wo sie ewig zusammen mit Gott leben werden, wohingegen nicht wiedergeborene (bekehrte) Menschen auf ewig von Gott getrennt sein werden (Hölle). Da viele Christen zudem große Erfüllung in ihrem Glauben und der Gemeinschaft mit Gott und anderen Christen finden, erscheint es ihnen das Natürlichste und Naheliegende, diesen Glauben mit anderen zu teilen und zu versuchen, auch andere dafür zu begeistern.
[Bearbeiten] Kritik
Viele Menschen sind der Evangelisation gegenüber abgeneigt, da sie es als "Aufzwingen eines bestimmten Glaubens" empfinden. Dies wird teilweise dadurch verstärkt, dass besonders evangelikale Christen, welche von vielen als radikal und bibeltreu (als Abgrenzung gegenüber liberalen Christen) empfunden werden, die Evangelisation für besonders wichtig halten.
Aber auch innerhalb der Evangelikalen Bewegung, die sehr heterogen ist, bemängeln manche die evangelistische Ausrichtung mancher Gemeinden. Ihre Kritik richtet sich aber eher dagegen, dass biblische Inhalte zum Zwecke der besseren Verständlichkeit verkürzt wiedergegeben werden, die Lehre in den entsprechenden Gemeinden sehr am Wohlbefinden des Menschen ausgerichtet ist und andere, weniger in die Zeit passende, Themen ausgeklammert werden und dagegen, dass eine "billige Gnade", ein "billiges Evangelium", ein Christsein ohne Nachfolge gepredigt wird.
Nicht verkannt werden darf auch, dass nicht in jeder Umgebung eines Evangelikalen die Evangelisation überhaupt statthaft ist: In vielen muslimisch geprägten Ländern herrscht keine Religionsfreiheit; evangelisierende Christen sind in Gefahr, staatlicherseits verfolgt zu werden.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Erweckungsbewegung
- Billy Graham
- Herbert Sczepan
- Charles Haddon Spurgeon
- Manfred Bönig
- Peter Strauch
- Reinhard Bonnke
- John Stott
- Theo Lehmann
- Jörg Swoboda
- Wilhelm Busch
- Neue evangelistische Übertragung
- Bibeltelefon
- ProChrist
- Evangelische Allianz
- Ruf zum Glauben
- Andreas Hübner
- Evangelisationszentrum Maihingen (KEM)
[Bearbeiten] Literatur
- Walter J. Hollenweger: Evangelisation. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), S. 636-641 (Überblick im theologischen Referenzwerk)