Fiat G.91
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Die Fiat G.91 ist ein von der Firma Fiat hergestelltes strahlgetriebenes italienisches Kampfflugzeug, das ursprünglich die North American F-86 Sabre innerhalb der NATO ersetzen sollte.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Maschine, die wie eine leicht verkleinerte F-86 aussah - vielleicht ein Ausdruck der Tatsache, dass Fiat die F-86 in Lizenz baute -, ging als Sieger einer Ausschreibung der NATO für ein leichtes Jagd- und taktisches Unterstützungsflugzeug im Dezember 1953 hervor.
Der Erstflug fand am 9. August 1956 statt, alle weiteren Tests, die 1957 in Frankreich durchgeführt wurden, bestand das Flugzeug problemlos. Sie stellte dort vor allem auch unter Beweis, dass sie in der Lage war, von Graspisten abzuheben und zu landen, eine besondere Forderung des Lastenheftes im Rahmen der Ausschreibung.
Obwohl die G.91 das Vergleichsfliegen 1958 gegen die Konkurrenzmuster für sich entscheiden konnte, wurde sie nie zum Standardflugzeug innerhalb der NATO, sondern lediglich von Italien und der Bundesluftwaffe in größeren Stückzahlen beschafft. In der Bundesrepublik wurden etliche G.91 auf Grund eines 1959 geschlossenen Lizenzfertigungsabkommens mit Fiat bei der Flugzeug Union Süd gefertigt; damit war die G.91 das erste strahlgetriebene Flugzeug, das in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gefertigt worden ist.
Zunächst wurde die G.91 als Erdkampfflugzeug mit der genauen Bezeichnung G.91R gebaut, erste Auslieferungen erfolgten Anfang 1958.
Das Flugzeug hatte bei den Piloten einen guten Ruf und galt als leicht zu beherrschen. In Anlehnung an die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida wurde die G.91 von ihren Besatzungen liebevoll "Gina" genannt.
Da man die Vielseitigkeit dieses Modells recht hoch einschätzte, wurde es in verschiedenen Versionen auch als leichter Bomber zur Luftnahunterstützung eingesetzt.
[Bearbeiten] Varianten
[Bearbeiten] G.91R
[Bearbeiten] G.91R/1
Schon recht früh erkannte man die Fähigkeit der G.91 zum Umbau als Fotoaufklärer. So entstand bereits 1957 die Variante G.91R/1 (R steht für das englische Wort Reconaissance=Aufklärung, Erkundung), eine Standard-G.91 mit leicht verkürzter Nase und ausgestattet mit 3 Stück 70-mm-Kameras für Front- und Schrägaufnahmen (in großer Höhe auch für Senkrechtaufnahmen geeignet).
10 dieser Maschinen wurden von den Luftstreitkräften der USA Anfang der 1960er-Jahre getestet.
Eine als G.91R/1A bezeichnete Ausführung war eine mit zusätzlichen Navigationsgeräten und zusätzlichen Waffenträgern an den Tragflächen ausgestattete G.91R/1.
Als G.91R/1B war eine G.91R/1 mit verstärkter Zelle sowie einem geänderten Fahrwerk (stärkere Radbremsen und schlauchlosen Reifen) bezeichnet.
[Bearbeiten] G.91R/3
Die bundesdeutsche Luftwaffe forderte nach Tests der G.91 leichte Veränderungen hinsichtlich der Bewaffnung (die MG wurden durch zwei 30-mm-Kanonen ersetzt) und der Navigationsgeräte. Von den insgesamt 344 gefertigten G.91R/3 wurden 270 Stück im Rahmen des Lizenzabkommens mit Fiat in der Bundesrepublik hergestellt. Der Jungfernflug der ersten G.91R/3 erfolgte am 20. Juli 1965, die Produktion endete im Mai 1966.
[Bearbeiten] G.91R/4
Bei der R/4 handelte es sich um eine R/3 mit der waffentechnischen Ausstattung der R/1. 50 dieser Maschinen wurden ursprünglich von den USA erworben, kamen jedoch letztlich zur deutschen Bundesluftwaffe. 40 Maschinen erhielt die portugiesische Luftwaffe.
[Bearbeiten] G.91T
Die G.91T war eine zweisitzige Version des Grundmusters, entwickelt als Überschall-Ausbildungsflugzeug, jedoch auch zur Verwendung als zweisitziges Kampfflugzeug. Begonnen wurde mit der Entwicklung dieser Variante im Jahre 1958, der Erstflug war am 31. Mai 1960. Als G.91T/1 erhielt die italienische Luftwaffe 76 dieser Flugzeuge. Leicht modifizierte und als G.91T/3 bezeichnete Maschinen gingen 66 Maschinen an die bundesdeutsche Luftwaffe, davon waren 22 Exemplare bei Dornier gefertigte Lizenzbauten.
Geplant war auch eine als T/4 bezeichnete Variante, eine T/1, die mit der Elektronik der Lockheed F-104 (Starfighter) ausgestattet werden sollte. Zum Bau der T/4 ist es jedoch nicht gekommen.
[Bearbeiten] G.91Y
Im Jahre 1965 wurde bei Fiat mit der Entwicklung einer zweistrahligen Version der G.91 begonnen, basierend auf der Variante G.91T und ausgerüstet mit zwei General-Electric-Turbinen. Mit dieser Konfiguration wurde eine Leistungssteigerung von ca. 60 % erreicht. Die erste Maschine der 20 Flugzeuge umfassenden Vorserie - geordert von der italienischen Luftwaffe - flog im Juli 1968.
Weitere geplante Varianten, die aber nicht über das Entwicklungsstadium hinaus kamen, waren die G.91Y/T, ein zweistrahliger Zweisitzer für Ausbildungszwecke, und die G.91Y/S, eine Version auf Grund einer Ausschreibung der schweizerischen Luftwaffe.
Mit der Fusion von Fiat mit anderen italienischen Flugzeugherstellern zu Aeritalia SpA im Jahre 1969 änderte sich die Bezeichnung der Maschinen in Aeritalia G.91.
[Bearbeiten] Technische Daten
Kenngröße | G.91R.3 | G.91T | G.91Y |
---|---|---|---|
Konzeption | Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug | Strahltrainingsflugzeug | Jagdbomben- und Aufklärungsflugzeug |
Erstflug | 9. August 1956 (Prototyp) | 31. Mai 1960 | 27. Dezember 1966 |
Spannweite | 8,56 m | 8,56 m | 9,01 m |
Länge | 10,30 m | 11,67 m | 11,67 m |
Höhe | 4,00 m | 4,45 m | 4,43 m |
Flügelfläche | 16,42 m² | 16,42 m² | 18,13 m² |
Leergewicht | 3100 kg | 3865 kg | 3682 kg |
Startgewicht | 5440 kg | 5500 kg | 7800 kg |
Antrieb | eine Strahlturbine Bristol Siddeley Orpheus 803 Turbojet (Lizenz FIAT, 22,2 kN) | eine Strahlturbine Bristol Siddeley Orpheus 803 Turbojet (Lizenz FIAT, 22,2 kN) | zwei Strahlturbinen General Electric J85-GE-13A (12,1 kN mit Nachbrenner 18,1 kN) |
Höchstgeschwindigkeit | 1075 km/h in Bodennähe | 1030 km/h in 1524 m Höhe | Mach 0,93 in Bodennähe |
Reisegeschwindigkeit | 850 km/h | 850 km/h | Mach 0,75 |
Dienstgipfelhöhe | 12 000 m | 12 200 m | 12 500 m |
Überführungsreichweite | 1850 km | ? | 3500 km |
Bewaffnung | zwei 30-mm-Kanonen DEFA mit je 125 Schuss vier Aussenstationen unter den Flügeln zwei Aussenstationen unter dem Rumpf |
zwei 12,7-mm-MG Colt Browning zwei Aussenstationen unter den Flügeln |
zwei 30-mm-Kanonen DEFA vier Aussenstationen unter den Flügeln |
Besatzung | 1 | 2 | 1 |
Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen