Franz Neumann (Politiker)
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Franz Neumann (* 14. August 1904 in Berlin; † 9. Oktober 1974 in Berlin) war Vorsitzender der Berliner SPD und Bundestagsabgeordneter.
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[Bearbeiten] Leben und Beruf
Neumann wuchs als eines von vier Kindern einer Arbeiterfamilie im Berliner Bezirk Friedrichshain in ärmlichen Verhältnissen auf. Als 14-jähriger Schlosserlehrling trat er 1918 der Arbeiterjugend bei, wurde 1919 junger Gewerkschafter und schon nach einem Jahr Vorsitzender der Metallarbeiterjugend Berlins. Gemäß den Prinzipien der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) setzte auch er auf die emanzipatorische Kraft von Bildung und Wissen, weshalb er an der thüringischen Heimvolkshochschule Tinz Kurse der deutschen Hochschule für Politik in Berlin belegte, z. B. "Arbeitsrecht".
Anfang der 1930er Jahre, in der Zeit der sich verschärfenden Krise, baute und leitete er am Prenzlauer Berg "Werkstätten für arbeitslose Jugendliche" bis die Nazis ihn aus dem Amt jagten. Am 20. Juli 1932 führte der geplante Widerstand gegen die Entmachtung preußischer Demokraten trotzdem zur autoritären Papen-Regierung. Zu dieser Zeit wohnte er bereits in Berlin-Reinickendorf (Siedlung "Freie Scholle").
Im Januar 1934 schwer von der Gestapo misshandelt, machte man ihm vor dem Berliner Kammergericht Mitte Juli jenes Jahres den Prozess wegen des "hochverräterischen Unternehmens, es unternommen zu haben, den organisatorischen Zusammenhalt der SPD aufrechtzuerhalten."
In der schriftlichen Begründung des Urteils (eineinhalb Jahre Gefängnis) hieß es, Neumann habe unter anderem seine Genossen in der "Freien Scholle" über Zustände und Personen im Konzentrationslager Oranienburg aufgeklärt. Der Gefängniszeit folgte die übliche Polizeiaufsicht.
[Bearbeiten] Partei
1920 trat er der SPD bei, für deren Grundsätze er sich bald stark engagieren sollte. Durch den 9. November 1918, der Geburtsstunde der ersten deutschen Republik, hat er erfahren müssen, wie schwach die Sozialdemokraten in dieser Republik waren. Trotz der Überwachung gelang es ihm die verborgenen Kontakte zu Gleichgesinnten fortzusetzen.
Im ersten Nachkriegsjahr begann in Berlin ein Kampf um Bürgerfreiheiten und Menschenrechte. Die Umstände fügten es 1945/46, dass viele Menschen den Versprechungen der kommunistischen Kader von Walter Ulbricht erlagen. Otto Grotewohl z.B. glaubte an den Zusammenschluss der Linken, dass die Einheit der Arbeiter in einer großen demokratischen Einheitspartei zukunftsfähig sein könnte. Franz Neumann widersetzte sich diesem Vorhaben und wehrte sich dagegen, sich die leninistische und stalinistische Ideologie aufzwingen zu lassen. In der erfolgreichen Abwehr dieses Versuches wurde Franz Neumann Sprecher und Volkstribun der Berliner und dabei weit über die Reihen seiner eigenen Parteifreunde hinaus. Gemeinsam mit der überwältigenden Mehrheit von 33.000 organisierten Sozialdemokraten in den Westsektoren Berlins und unterstützt von unzähligen Sozialdemokraten im Ostteil der Stadt, die an der Urabstimmung Ende März 1946 nicht mehr teilnehmen durften, sagte Franz Neumann damals "Nein" zum Weg in eine neue Tyrannei und "Ja" zum Wagnis der Freiheit in einem parlamentarisch-demokratisch verfassten Gemeinwesen. In den 1950er Jahren war sein Verhältnis zu den Regierenden Bürgermeistern Ernst Reuter und Otto Suhr nicht immer frei von Spannungen. Als Franz Neumann nach dem Tode Suhrs der Wahl Willy Brandts in das Amt des Regiereden Bürgermeisters widersprach, verlor er Zustimmung in den Reihen der Berliner SPD und in der Öffentlichkeit.
Zwölf Jahre lang war Franz Neumann Vorsitzender der Berliner SPD (1946 – 1958).
[Bearbeiten] Abgeordneter
Im März 1933 standen Kommunalwahlen an, wobei Neumann zunächst den siebenten Platz auf der sozialdemokratischen Liste für die Wahl des Reinickendorfer Bezirksparlamentes innehatte, doch durch die "braune Woge" resignierten seine Mitstreiter und er wurde Spitzenkandidat seiner Partei in Reinickendorf. An der Ausübung des Mandats haben ihn die neuen Machthaber gehindert.
1946 wurde Neumann zum Mitglied der Stadtverordnetenversammlung (später Abgeordnetenhaus) gewählt. Er übte dieses Mandat bis zum 3. März 1960 aus.
Neumann gehörten dem Deutschen Bundestag von 1949 bis 1969 an. Am 5. Dezember 1952 wurde er wegen ungebührlichen Verhaltens von Bundestagspräsident Hermann Ehlers für den Rest der Sitzung aus dem Saal gewiesen. 1966 stimmte Neumann gegen die Wahl Kurt Georg Kiesingers zum Kanzler der Großen Koalition, wie er zuvor gegen die Wiederwahl des Bundespräsidenten Heinrich Lübke votiert hatte.
[Bearbeiten] Ehrungen
1971 wurde Neumann Ehrenbürger Berlins. Die Technische Universität ernannte den ehemaligen Metallarbeiter zu ihrem Ehrensenator (und gab ab 1975 dem nach ihm benannten Archiv ein Domizil). Von 1946 an war er 28 Jahre lang Mitvorsitzender der Berliner Arbeiterwohlfahrt – bis zu seinem Tod im Jahr 1974.
Personendaten | |
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NAME | Neumann, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD) |
GEBURTSDATUM | 1904 |
STERBEDATUM | 9. Oktober 1974 |