Frechheit
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Unter einer Frechheit wird im allgemeinen Sprachgebrauch eine Respektlosigkeit verstanden. Dazu zählt vor allem anmaßendes und unverschämtes Benehmen. Es ist hauptsächlich ein Vorwurf gegen Kinder ("Frechdachs"), hat aber in älterer Literatursprache auch den Beigeschmack von Widersetzlichkeit (mit frechem Mut).
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[Bearbeiten] Wortgebrauch
Der heutige Sinn von Frechheit hat sich erst im Neuhochdeutschen ausgebildet. Zuvor bedeutete im Althochdeutschen freh so viel wie ungezähmt, begierig und erfuhr im Mittelhochdeutschen dann die Wandlung in vrech als tapfer, kühn, lebhaft, keck, dreist..
Seltener wird das Adjektiv frech auch als Kompliment für auffällige Äußerlichkeiten benutzt (Beispiel: "Sie haben eine freche Frisur").
Vor allem in empörten Äußerungen in Internetforen und Leserbriefen ist immer wieder der Ausdruck bodenlose Frechheit zu hören, wenn es um das Verhalten von Behörden und Ämtern den Bürgern gegenüber, sowie um die vermeintlichen Verfehlungen von Politikern und der Erlassung neuer Verordnungen und Steuergesetze geht. Auch die Tarifpolitik von Fernsprech-Unternehmen und die Preise von Dienstleistungen werden gleichfalls derart bezeichnet. Am Ende wird dann manchmal resignierend bedauert, dass wie immer wohl die Frechheit siegen würde.
Auch in Landtags- und Bundestagsreden kommt der Begriff immer wieder zur Sprache. Zitate dazu:
- am 10. Juli 2002 sagt der bayrische Justizminister Dr. Manfred Weiß: "Die Forderung der Opposition ist eine bodenlose Frechheit"
- in einer Pressemitteilung vom 14. Juli 2004 lässt die SPD verkünden: Teufels Kritik am Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes ist eine bodenlose Frechheit.
- die österreichische SPÖ - Gemeinderätin Elke Edlinger gibt empört zu verstehen: "Es ist eine bodenlose Frechheit, dass hiermit Frauen die Schuld gegeben wird, wenn sie vergewaltigt werden ...
[Bearbeiten] Redewendungen zum Thema Frechheit
- Frechheit siegt gibt ein resignierendes Aufgeben wieder
- Frech wie Oskar
- frech wie Rotz/Dreck/Schifferscheiße = derbe Verstärkung
- ...ein freches Mundwerk haben... = beleidigende, unverschämte Reden führen
[Bearbeiten] Frechdachs
Frechdachs ist ein veraltender Ausruf (eine Interjektion), der sich als ein Vorwurf oder leichte Beschimpfung insbesondere an Kinder und Jugendliche richtet, die sich "zu viel herausnehmen". Doch kann er auch scherzhaft-billigend verwandt werden (vgl. Racker) und findet sich heute (um 2006), in einer Zeit, in der im deutschen Sprachraum immer weniger Menschen mit "frechen" Kindern zusammenleben, als eher liebevoll gemeinte Bezeichnung für Haustiere.
Der Ausdruck geht auf die Gewohnheit des Dachses zurück, wenn er Kinder hat, seinen Bau auch gegen größere Raubtiere zu verteidigen. "Frech" hier in der alten Bedeutung "mutig".
Vor dem Internatsgymnasium Pädagogium in Bad Sachsa steht der Frechdachs, das einzige Schülerdenkmal Deutschlands.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Franziska Wanner-Müller: Interview - Wie ist man zeitgenössisch frech? - Michel Meyer, Philosophieprofessor, In: NZZ Folio 05/98
Wiktionary: Frechheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |