Friedrich August von Holstein
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Friedrich August von Holstein (* 24. April 1837 in Schwedt; † 8. Mai 1909 in Berlin, genannt Fritz von Holstein) war ein deutscher Diplomat.
Er galt für Jahrzehnte als einer der einflussreichsten Außenpolitiker des Deutschen Reiches, der insgeheim Bismarcks Bündnispolitik hintertrieb und auf eine Weltmachtstellung Deutschlands nach dessen Sturz hinarbeitete. Nach Bismarcks Sturz 1890 wurde er wichtigster außenpolitischer Berater Caprivis. Infolge der Ersten Marokkokrise und dem Kongress von Algeciras 1906 wurde sein Scheitern offenbar und zwang ihn am 14. April zum Rücktritt.
Als Grund für Holsteins Abwendung von und Gegnerschaft zu Bismarck in den 1880er Jahren wird angenommen, dass Bismarck belastendes Material über eine Affäre Holsteins während seiner Zeit bei der preußischen Gesandtschaft in Washington D. C. (1866/1867) besessen habe, dass er den damit ausgeübten Druck allerdings durch die allmähliche Schwächung seiner Position nicht dauerhaft aufrecht erhalten konnte. Die Angelegenheit, um die es dabei ging, bezog sich auf Alice Mason Hooper die 1866 den US-Senator und berühmten Außenpolitiker Charles Sumner geheiratet hatte, sich nach einem Jahr aber von ihrem Gatten trennte, weil sie diesen verdächtigte, für die Abberufung Holsteins aus Washington verantwortlich zu sein.
Die Angriffe Maximilian Hardens gegen den Liebenberger Kreis um den Fürsten Philipp zu Eulenburg basierten möglicherweise auf Informationen Holsteins (→ Harden-Eulenburg-Affäre), vielleicht auch auf einer Indiskretion Bismarcks selbst. Später prangerte Harden öffentlich Fritz von Holstein als den Hauptverantwortlichen für die Misserfolge der deutschen Außenpolitik nach der Entlassung Bismarcks an.
Holsteins Adresse war jahrzehntelang Berlin S. W. 47, Großbeerenstraße No. 40. Von der spartanisch eingerichteten Wohnung aus, wenige Meter vom Fuße des Kreuzberger Wasserfalls im Viktoriapark entfernt, hielt er als Graue Eminenz die Fäden der Außenpolitik in den Händen.
Nach ihm ist sein Leibgericht, das Schnitzel Holstein benannt. Der Koch des Restaurant Borchardt wurde vom ihm genau instruiert, wie er es zubereitet haben wollte. Sein weiteres Leibgericht waren Austern.
Beerdigt ist er auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Literatur
- Literatur von Helmuth Rogge, Holstein-Spezialist, im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joachim von Kürenberg: Fritz von Holstein, die Graue Eminenz. Deutsche Verlags-AG, Berlin 1934.
- George W. F. Hallgarten: Fritz von Holsteins Geheimnis. Neues Licht auf die Lebensgeschichte der „Grauen Eminenz“. In: Historische Zeitschrift. Bd. 177, 1954, S. 75-83, ISSN 0018-2613.
- Norman Rich: Eine Bemerkung über Friedrich von Holsteins Aufenthalt in Amerika. In: Historische Zeitschrift. Bd. 186, 1958, S. 80-86, ISSN 0018-2613 (Entgegnung auf Hallgartens Theorie, Holstein habe ein Verhältnis mit Sumners Gattin gehabt).
- Norman Rich: Friedrich von Holstein. Politics and diplomacy in the era of Bismarck and Wilhelm II. Cambridge University Press, Cambridge/London 1965.
- Günter Richter: Friedrich von Holstein. Politiker im Schatten der Macht. Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1969.
Personendaten | |
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NAME | Friedrich August von Holstein |
ALTERNATIVNAMEN | Fritz von Holstein |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplomat des Kaiserreiches |
GEBURTSDATUM | 24. April 1837 |
GEBURTSORT | Schwedt |
STERBEDATUM | 8. Mai 1909 |
STERBEORT | Berlin |