Gaden
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Der Ausdruck Gaden (Gadem, Gedem) bezeichnet in der Geschichte ein einräumiges Haus oder eine Kammer.
In manchen Gegenden wurde statt des Begriffs Gaden das Wort Kemenate benutzt, das eigentlich das Frauengemach einer Burg bezeichnet.
Im Althochdeutschen bedeutet gadam oder gadum: „Raum“, „Gemach“, „Scheune“. Der lateinische Begriff aedes (klassisches Latein) meint dasselbe: eine aus einem Raum bestehende Wohnung, ein Gemach, ein Zimmer, eine Zelle. Eine althochdeutsche Glosse (siehe Deutsches Rechtswörterbuch) übersetzt aedum mit den Begriffen: cadum, cadhum, kadum. Das sind offensichtlich latinisierte Formen von Gaden. Die beiden Worte haben offensichtlich keinen gemeinsamen Ursprung. Die Herkunft des Wortes Gaden ist unklar. Das meint auch Kluge im Etymologischen Wörterbuch.
In Deutschland begegnen uns die Gaden im Zusammenhang mit befestigten Kirchen (auch: Kirchenburg, Wehrkirche); besonders in Süddeutschland. An die Außenmauern der Kirchenburg waren an der Innenseite (außen fensterlose) Lagerräume angefügt, in denen man in ruhigen Zeiten im Notfall, in unruhigen Zeiten ständig die Erntevorräte sicher aufbewahrte. Innerhalb der Mauern befand sich gewöhnlich auch der Friedhof, über den dann auch die Zufahrten zu den Gaden führten. Im 17. Jahrhundert erwähnt ein Chronist Gaden als „wohlverwahrte Keller, Gewölbe und Kammern, welche die Einwohner des Orts erblich besitzen und bey Kriegsläufften ihre besten Waaren darinn aufheben weil man ehedessen vor geweihten Orten mehr Scheu getragen und sie mit Rauben und Plündern verschonet hat“.
Die Befestigung von Kirchen bedurfte der bischöflichen Genehmigung, die Errichtung der Lagerräume (Gaden) um die Kirche herum war wohl auch die geschickte Umgehung der kirchlichen Vorschrift.
In verschiedenen Landschaften sind zahlreiche Gaden bis heute erhalten, sie sind oft erblich und werden teilweise noch genutzt, teilweise als Sehenswürdigkeit erhalten. Der Begriff ist heute nicht mehr verbreitet, er ist jedoch teilweise noch in Orts- oder Eigennamen erhalten geblieben. In den Orten, in denen Gaden bis heute erhalten blieben, blieb auch der Begriff in der Umgangssprache erhalten. Er wird allerdings je nach Landschaft unterschiedlich ausgesprochen und entsprechend unterschiedlich geschrieben. Der Duden hat sich auf die Schreibweise Gaden festgelegt.
Siehe auch:
- Mit dem Ortsnamen Berchtesgaden, der schon existierte, bevor dort eine Kirche oder ein kirchenähnliches Gebäude errichtet wurde, hat der Begriff Gaden aber nichts zu tun. Hier leitet sich -gaden ethymologisch von Garten ab (zu ahd. gard/t, „Schutz“), und meint ein umzäuntes Anwesen.