Gauforum
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gauforen sollten die Zentren der Macht im Dritten Reich symbolisieren. Gigantisch konzipiert verdeutlichten sie die Zentralisierung des Führerstaates. Das Forum kombinierte Verwaltungsgebäude und Aufmarschplatz im Karree. Hier residierten die Gauleitung die Gliederungen der NSDAP und sonstige Verwaltungseinrichtungen. Gauforen entstanden ab 1937 in einem groß angelegten Bauprogramm in allen Gauhauptstädten, um die Bedeutung der Partei und der "Bewegung" durch ein Partei- und Verwaltungszentrum zu manifestieren. Dabei sollte beabsichtig werden, den geschlossenen Komplex, bestehend aus Halle des Volkes, Gauhaus, Glockenturm und Platz, als neues Zentrum dem historischen Stadtkern gegenüberzustellen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Gauforen
- Weimar, Architekt Hermann Giesler
- Dresden, Architekt Wilhelm Kreis
- Augsburg
- Frankfurt (Oder)
[Bearbeiten] Gauforum Weimar
Das Gauforum in Weimar wurde als einziges von den geplanten Foren gebaut und ist im wesentlichen erhalten geblieben. Die Anlage erstreckt sich auf einer Fläche von ca. 40.000 Quadratmetern. Von den geplanten fünf Komplexen, konnten drei fertiggestellt werden. Heute werden diese zum Großteil vom Thüringer Landesverwaltungsamt genutzt. Ein Vierter, der erst nach dem Kriege beendete Hallenbau, beherbergt seit Ende 2005 ein größeres Einkaufszentrum, das Weimar-Atrium, eine Zweigstelle der städtischen Touristinformation, sowie einen Busparkplatz und ein 3D-Kino.
[Bearbeiten] Zeittafel
[Bearbeiten] 1869
Als Großherzogliches Museum wird das heute als Museum für zeitgenössische Kunst genutzte Gebäude im Jahr 1869 eröffnet. Der Neorenaissancebau steht nördlich am Asbachgrund. Der lieblich gestaltete, nach Osten hin abfallende Park stellt einen wichtigen Bestandteil des Grüngürtels durch Weimar dar. Er soll später der ebenen Aufmarschfläche des Gauforums weichen.
[Bearbeiten] Juni 1936
Adolf Hitler entscheidet den Wettbewerb zugunsten von Hermann Giesler und lässt persönliche Ideen einfließen. Dabei ordnet er dem "Gebäude des Reichsstatthalters und Gauleiters" einen Glockenturm und einen axial betonten Mittelrisalit zu. Folgende Bauten umfasst nun das Areal: Im Osten die 20 000 Stehplätze umfassende "Halle der Volksgemeinschaft", im Süden das "Gebäude des Reichsstatthalters und der Gauleitung" mit Glockenturm, im Westen die "Gebäude der Deutschen Arbeitsfront", im Norden das "Gebäude der Gliederungen der NSDAP" mit Anbindung an das Museum. Es folgt die Aufschüttung des Asbachgrunds und der Abriss von Gebäuden der Jakobsvorstadt: 139 Häuser mit 462 Wohnungen für etwa 1650 Personen.
[Bearbeiten] Mai 1937
Rudolf Heß legt im Beisein des Gauleiters Fritz Sauckel den Grundstein für die "Halle der Volksgemeinschaft" und nimmt die Umbenennung des Platzes in "Platz Adolf Hitlers" vor. An der inszenierten Massenveranstaltung nehmen 40 000 Menschen aus ganz Deutschland teil.
[Bearbeiten] Oktober 1937
Das "Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte" vom 4. Oktober 1937 bildet eine Grundlage für Neugestaltungspläne. Mehr als vierzig Städte sind von den Wünschen Hitlers betroffen.
[Bearbeiten] Oktober 1939
Die Grundsteinlegung für den Glockenturm erfolgt.
[Bearbeiten] Anfang 1940er
Die Bauarbeiten werden in Folge des Krieges Anfang der 1940er Jahre schrittweise eingestellt. Große Teile der Anlage können fertiggestellt werden.
[Bearbeiten] Mai 1945
Unter Oberbürgermeister Dr. Fritz Behr erhält der "Platz Adolf Hitlers" in Absprache mit dem amerikanischen Stadtkommandanten Major Williams M. Brown den Namen Karl-Marx-Platz.
[Bearbeiten] März 1946
Die Sowjetischen Militär-Administration in Thüringen (SMATh) bezieht mit ihrem Stab das Nordhaus, später auch das Süd- und Turmhaus. Größere Fertigstellungs- und Umbauarbeiten im Inneren, sowie Ideen zur Umgestaltung des Platzes wurden diskutiert: Ein Parkplatz für 300 Pkw solle geschaffen und eine Springbrunnenanlage in Verbindung mit einer Grünfläche errichtet werden.
[Bearbeiten] DDR-Zeit
Während der DDR-Zeit waren im Gauforum verschiedene Bildungseinrichtungen untergebracht. Dazu gehörten:
- Fachschule für Staatswissenschaften „Edwin Hoernle“, zur Ausbildung von systemtreuen Verwaltungspersonal (Bürgermeister)
- Fachschule für Landwirtschaft „Walter Ulbricht“
- Hochschule für Architektur und Bauwesen, Hochschulbibliothek und Sektion IV, Rechentechnik und Datenverarbeitung
- Wohnheim der Fachschule für Staatswissenschaften
- Studentenwohnheim der Hochschule für Architektur und Bauwesen
[Bearbeiten] Ende 1990er
Im Kulturstadtjahr 1999 werden einige Geschosse der "Halle" ebenso wie einzelne Räume des "Turmhauses" zu Ausstellungszwecken genutzt. Die Geschichte des Gesamtensembles wird dargestellt.
[Bearbeiten] November 2005
Das Gauforum wird renoviert. Der östliche Komplex wird teilweise umgebaut. In der "Halle" entsteht ein Einkaufszentrum, das Weimar-Atrium. Unter dem ehemaligen Parkplatz für die Angestellten des Landesverwaltungsamtes befindet sich eine Tiefgarage. Der Platz ist begrünt.
[Bearbeiten] Gauforum Dresden
Bereits 1934/35 findet ein Ideenwettbewerb statt, bei dem 277 Arbeiten eingereicht werden. Der erste Preis geht an den Stuttgarter Architekten A. M. Schmidt. Der Dresdner Stadtbaurat Paul Wolf schlägt das im städtischen Besitz befindliche Gelände um die Ilgenkampfbahn und das Arnholdbad vor. Einen maßgeblichen Anteil an der späteren Detailplanung hatte Prof. Wilhelm Kreis, der Erbauer des Dresdner Deutschen Hygiene-Museums (1927-30).
Der Wettbewerb blieb zunächst nur ein Projekt. Die Umsetzung verzögerte sich aus diversen Gründen und letztendlich wurde 1936 Wilhelm Kreis von Hitler persönlich mit dem Bau des Gauforums beauftragt. Wilhelm Kreis, der auch am Wettbewerb, jedoch ohne Erfolg, teilgenommen hatte, stützte sich nun auf die bereits vorhandenen Ideen und Pläne: Um den "Adolf-Hitler-Platz" herum sollte neben dem Deutschen Hygienemuseum nordöstlich ein "Gauhaus" (210 x 190 Meter), südwestlich eine "Sachsenhalle" (140 x 220 Meter), östlich zwei Ehrentempel und des weiteren Kolonaden, sowie ein 70 Meter hoher "Wartturm" entstehen. Der 75 000 m² große Aufmarschplatz sollte Platz für 200 000 Menschen bieten. Eine neugebaute, sehr repräsentative Straße als Weiterführung der Herkulesallee sollte diesen neuen politischen Stadtkern mit dem freigestellten Rathaus verbinden.
Über die Grundsteinlegung für das "Gauhaus" hinaus wurden wegen wirtschaftlichen Engpässen im Kriege keine weiteren Bauarbeiten am Forum umgesetzt.
[Bearbeiten] Gauforum Bayreuth
Geplant wurde ein weitläufiges Forum mit einem Gebäude für die Bauleitung, einer Gauhalle für 10.000 Personen, einem Stadttheater und einem Gausportfeld. Am Rande des Forums sollte ein großer Park und ein See angelegt werden. Außerdem wünschte sich Hitler den Umbau des Festspielhauses am Grünen Hügel zu einer riesigen Anlage.
[Bearbeiten] Literatur
- Christiane Wolf: Gauforen - Zentren der Macht. ISBN 3345006944
- Holm Kirsten: Weimar im Banne des Führers. Die Besuche Adolf Hitlers 1925 - 1940. Köln 2001. ISBN 3412031011
- Norbert Korrek, Justus H. Ulbricht, Christiane Wolf: Das Gauforum in Weimar. Ein Erbe des 3. Reiches. ISBN 3-86068-146-X
- Justus H. Ulbricht: Klassikerstadt und Nationalsozialismus. Kultur und Politik in Weimar 1933 bis 1945. Weimar, 2002 ISBN 3-931743-55-1
[Bearbeiten] Weblinks
- NS-Architektur allgemein
- Forum zur Gestaltung des Adolf-Hitler-Platzes in Weimar
- [1] (Dissertation von Karina Loos zu den NS-Bauten in Weimar)