Fritz Sauckel
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
Ernst Friedrich Christoph Sauckel (* 27. Oktober 1894 in Haßfurt; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz unter Adolf Hitler von 1942 bis 1945.
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[Bearbeiten] Leben
Sauckel kam 1894 in Haßfurt am Main als einziger Sohn eines Postbeamten und einer Näherin zur Welt. Mit 15 Jahren verließ er das Gymnasium ohne Abschluss und ging dann als Matrose zur Marine. Als solcher erlebte er den ersten Weltkrieg in einem französischen Internierungslager, wo er begann, sich politisch und insbesondere antisemitisch zu orientieren. Ähnlich wie Adolf Hitler lebte auch Sauckel zunächst sehr ärmlich als Hilfsarbeiter. Er teilte den Glauben vieler, dass, genau wie es die NS-Ideologie besagt, die Juden an seiner Lage schuld seien und an die Bekämpfung des ´Weltjudentums´. 1923 wurde er Mitglied der NSDAP, 1925 Gaugeschäftsführer Thüringens und 1927, nach dem von ihm organisierten Sturz des bisherigen Amtsinhabers Artur Dinter, Gauleiter Thüringens.
Mit den Wahlerfolgen der NSDAP 1929 zog Sauckel in den thüringischen Landtag ein und wurde Fraktionsvorsitzender. Nach dem Wahlsieg 1932 stellte die NSDAP die Regierung und der VI. Thüringer Landtag wählte Sauckel am 26. August 1932 zum Vorsitzenden des Staatsministeriums und zum Staatsminister des Inneren. Am 5. Mai 1933 wurde er Reichsstatthalter von Thüringen, am 12. November 1933 Mitglied des Reichstages und wurde im gleichen Jahr zum Ehrenführer einer SA-Standarte und SS-Obergruppenführer ehrenhalber ernannt.
Am 27. Mai 1936 gründete er die Wilhelm-Gustloff-Stiftung in Weimar und wurde durch Adolf Hitler zum Stiftungsführer dieses Rüstungskonzernes ernannt. Am 1. September 1939 wurde er Reichsverteidigungskommissar für den Wehrkreis IX in Kassel. Am 21. März 1942 wurde Sauckel Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBA). Als solcher war er für die Deportation und Organisation von etwa fünf Millionen ausländischer Arbeitskräfte nach Deutschland verantwortlich, die für die deutsche Industrie und Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten mussten.
Zur finanziellen Entschädigung der Opfer wurde am 2. August 2000 durch den Bundestag die Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" errichtet.
Verheiratet war er mit seiner Jugendliebe Elisabeth Wetzel, mit der er zehn Kinder hatte.
[Bearbeiten] Sauckel und der Nürnberger Prozess
Fritz Sauckel war der einzige Arbeiter auf der Anklagebank der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Im Prozess fiel Sauckel u. a. durch sein mangelhaftes Deutsch auf. Sein Satzbau war sehr verschachtelt und dadurch unverständlich, sodass er oft sowohl von den Dolmetschern als auch von den vorsitzenden Richtern aufgefordert wurde, verständlicher zu sprechen. Sauckels Verteidigung versuchten darüber hinaus nachzuweisen, dass die zwangsweise Überführung von mehr als fünf Millionen Fremdarbeitern in das Reich unter häufig entsetzlichen Bedingungen weder illegal noch unmenschlich gewesen sei. Es wurde behauptet, Sauckel habe keine absolute Vollmacht bei der Abwicklung dieses Programmes gehabt, er sei von Natur aus keineswegs grausam und habe „nur seine Pflicht getan“.
In der Vorberatung plädierten die Vertreter der Sowjetunion auf schuldig in allen vier Anklagepunkten. Bei zwei Gegenstimmen wurde er für schuldlos nach Punkt I und II befunden, einstimmig hingegen für schuldig nach III und IV (Verschleppung von Millionen Menschen) und auch so zum Tode durch den Strang verurteilt. Als Sauckel das Todesurteil vernahm, sagte er dazu nur, er selbst sei nie ein grausamer Mensch gewesen. Erst danach brach er in Tränen aus. Bis zu seiner Hinrichtung am 16. Oktober 1946 glaubte Sauckel, dass es sich bei seinem Todesurteil um einen Übersetzungsfehler handeln müsse.
Er konnte nicht fassen, dass der Mitangeklagte Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer, auf dessen Anforderung Sauckel immer neue Schübe von Zwangsarbeitern geliefert hatte, mit lediglich einer Gefängnisstrafe davonkam.
Heute ist Sauckel Objekt des Personenkults von Altnazis, die sein Andenken "in Ehren" halten.
[Bearbeiten] Zitate
„Ich sterbe unschuldig, mein Urteil ist falsch. Gott beschütze Deutschland und mache es wieder groß. Es lebe Deutschland. Gott beschütze meine Familie.“ Letzte Worte vor Vollstreckung des Todesurteils.
[Bearbeiten] Dokument
Der Erlass Hitlers vom 21. März 1942 über die Ernennung eines Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (in: Reichsgesetzblatt I/1942, S. 179). Der Erlass leitete die massenhafte und generell die teilweise bereits vorher praktizierte Zwangsdeportation von Millionen europäischer Arbeitskräfte zum Einsatz in der deutschen Rüstungswirtschaft ein:
- "Die Sicherstellung der für die gesamte Kriegswirtschaft, besonders für die Rüstung erforderlichen Arbeitskräfte bedingt eine einheitlich ausgerichtete, den Erfordernissen der Kriegswirtschaft entsprechende Steuerung des Einsatzes sämtlicher verfügbaren Arbeitskräfte einschließlich der angeworbenen Ausländer und der Kriegsgefangenen sowie die Mobilisierung aller noch unausgenutzten Arbeitskräfte im Großdeutschen Reich einschließlich des Protektorats sowie im Generalgouvernement und in den besetzten Gebieten. Diese Aufgabe wird Reichsstatthalter und Gauleiter Fritz Sauckel als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz im Rahmen des Vierjahresplanes durchführen. In dieser Eigenschaft untersteht er dem Beauftragten für den Vierjahresplan unmittelbar. Dem Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz stehen zur Durchführung seiner Aufgaben die zuständigen Abteilungen III (Lohn) und V (Arbeitseinsatz) des Reichsarbeitsministeriums und dessen nachgeordnete Dienststellen zur Verfügung."
[Bearbeiten] Literatur
- Steffen Raßloff: Fritz Sauckel. Hitler "Muster-Gauleiter" (Thüringen. Blätter zur Landeskunde 36). Erfurt 2004. (Landeszentrale für politische Bildung Thüringen)
- Steffen Raßloff: Fritz Sauckel. Hitlers "Muster-Gauleiter" und "Sklavenhalter" (Schriften der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Bd. 29). Erfurt 2007. ISBN 978-3-937967-18-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Biographie und Literaturhinweise
- Literatur von und über Fritz Sauckel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie bei Shoa
- Lebenslauf
Arnold Rudolf Paulssen | August Frölich | Richard Leutheußer | Arnold Rudolf Paulssen | Erwin Baum | Fritz Sauckel | Willy Marschler | Hermann Brill | Rudolf Paul | Werner Eggerath | Josef Duchač | Bernhard Vogel | Dieter Althaus
Göring | Heß | Bormann (Verbleib damals unbekannt) | v. Ribbentrop | Ley (Suizid vor Prozessbeginn) | v. Papen | Keitel | Jodl | Raeder | Dönitz | Kaltenbrunner | Speer | Sauckel | Schacht | Funk | Krupp v. Bohlen und Halbach (Prozessunfähig) | Frank | Seyß-Inquart | Rosenberg | v. Neurath | Frick | Streicher | Fritzsche | v. Schirach
Personendaten | |
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NAME | Sauckel, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | nationalsozialistischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 27. Oktober 1894 |
GEBURTSORT | Haßfurt |
STERBEDATUM | 16. Oktober 1946 |
STERBEORT | Nürnberg |