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Gemeine Wegwarte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gemeine Wegwarte
Blüten der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus)
Blüten der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus)
Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütengewächse (Asteraceae)
Unterfamilie: Cichorioideae
Gattung: Wegwarten (Cichorium)
Art: Gemeine Wegwarte
Wissenschaftlicher Name
Cichorium intybus
L.

Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie, Sonnenwedel, Hansl am Weg, Sonnenbraut, Wegeleuchte oder Verwünschte Jungfer genannt, ist eine Art aus der Gattung der Wegwarten in der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beschreibung

Die Gemeine Wegwarte ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 150 Zentimetern erreicht. Sie bildet einen sparrigen, verästelten Stängel. Die grundständigen Laubblätter sind fiederförmig.

Es werden körbchenförmige Blütenstände gebildet. Von Juli bis Oktober trägt sie blassblaue sitzende Zungenblüten. Hülle doppelt, die äußere fünfblättrig und abstehend, die innere achtblättrig. Die Schließfrüchtchen sind gekrönt mit einem Kranz kleiner, aufrechter Schuppen.

Für den Betrachter der Wegwarte fällt vor allem auf, dass die Blüten nur während hellem Sonnenschein geöffnet sind - ganze Straßen können ihren Charakter durch das Schließen und Öffnen der Blüte der Wegwarte verändern. Die Blüten folgen zudem dem Lauf der Sonne.

[Bearbeiten] Unterarten

Es existieren drei Unterarten:

[Bearbeiten] Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Gemeinen Wegwarte ist neben ganz Europa Westasien und Nordwestafrika. Sie liebt warme, trockene und vollsonnige Standorte und ist oft an Weg- und Straßenrändern, auf Ödland und an Bahndämmen zu finden.

Die gemeine Wegwarte wächst oft, wie hier, an trockenen sonnigen Feldwegen.
Die gemeine Wegwarte wächst oft, wie hier, an trockenen sonnigen Feldwegen.

[Bearbeiten] Verwendung

[Bearbeiten] Gemeine Wegwarte

Diese Pflanzenart wird seit spätestens dem Mittelalter zur Arzneimittelherstellung genutzt. Sie ist möglicherweise unter dem Namen solsequium eine der Pflanzen aus der Landgüterverordnung Karls des Großen (der Name ist nicht eindeutig und wurde auch für Ringelblume, Löwenzahn und Johanniskraut verwandt).

Paracelsus empfiehlt sie bereits als schweißtreibend, Kneipp bei Magen- Darm- und Lebererkrankungen. In der Pflanzenheilkunde wird sie zur Stimulierung und zur Heilung von Milz (sie ist eines der wenigen Phytotherapeutika für die Milz), Leber und Galle eingesetzt, wird aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten und Ekzemen angewendet. Laut Storl/Pfyl sind Präparate aus der Wegwarte auch in der Lage durch Kationenbindung Schwermetalle wie Kadmium, Blei und Quecksilber, aber auch Pestizide zu binden.

Aus Kampanien und Kalabrien stammt die traditionelle Verwendung der Wildform als Salat oder Gemüse. Sie wird hier cicoria selvatica („Wildzichorie“) oder cicoria verde („Grüne Zichorie“) genannt.

[Bearbeiten] Kaffeezichorie

Die Wurzelzichorie wird seit dem Ende des 17. Jahrhunderts zur Herstellung von Zichorienkaffee verwandt. Dazu werden ihre Wurzeln geröstet und gemahlen und dienen so als Kaffee-Ersatz. Große Verbreitung fand er während der Kontinentalsperre zur Zeit Napoléon Bonapartes.

Auf die Verwendung der Zichorie als Ersatz für Kaffee kam Frau von Heine, die an einem Gallenleiden litt und deswegen nach vielen anderen Versuchen Zichoriensud als Medizin bekam, durch die anregende Wirkung kam sie auf die Idee die Zichorie genau wie Kaffee zu bearbeiten, also zu rösten, und stellte daraufhin die Geschmacksähnlichkeit mit Kaffee fest.

[Bearbeiten] Chicorée / Salatzichorie / Radicchio

Wie der Name bereits sagt, findet die Salatzichorie als Lebensmittel in der Küche Verwendung, ist als solches allerdings eine "Erfindung" erst des 19. Jahrhunderts. Nach einer Überlieferung zog der Chefgartenbauer am Botanischen Garten in Brüssel, Bresier, 1846 die ersten Chicoréesprossen. Die Wurzeln ließ er zwar noch im Freiland wachsen, zum Sprossen verhüllte er sie jedoch lichtdicht, so dass sie möglichst wenig Bitterstoffe entwickelten. Nach einer anderen Version soll diese Art des Treibens auf eine zufällige Beobachtung zurückgehen: Als belgische Bauern 1870 ihre Zichorienwurzeln infolge ungewöhnlich hoher Ernte im Gewächshaus einschlugen, entdeckten sie während des Winters die kräftigen Knospen.

Für den Salat werden nur die Sprösslinge genutzt. Die rübenartigen Wurzeln werden daher im November eingegraben und abgedeckt, während des Winters treiben dann aus den Achseln der vorher eingekürzten Blätter und aus den Terminalknospen 15 bis 20 cm lange und bis 5 cm dicke spindelförmige feste Knospen aus. Durch den Lichtschutz sind sie bleich und zart. Sie werden als Salat oder Gemüse zubereitet.

[Bearbeiten] Mythen und Sagen

Vor allem aus dem ausgehenden Mittelalter sind viele Mythen bekannt, die der Wegwarte unglaubliche Zauberkräfte, vor allem im Liebeszauber, zuschreiben. Sie soll den Träger der (nach einem bestimmten Ritus ausgegrabenen) Pflanze im Kampf unbesiegbar und allgemein unverwundbar machen. Andere Mythen lauten dahingehend, dass eine Wegwarte unter dem Kopfkissen der Jungfrau im Traum den zukünftigen Ehemann erscheinen lässt. Wird die Pflanze am Peterstag mit einem Hirschgeweih ausgegraben, dann kann man einem anderen Aberglauben zufolge jede Person betören, die man damit berührt (Marzell 1963, Seite 30).

Eine Quelle (Stichmann-Marny, 1994) führt eine alte Sage an, nach der die Blüten der Wegwarte die blauen Augen eines verwandelten Burgfräuleins seien, das am Wege vergeblich auf die Rückkehr ihres Geliebten vom Kreuzzug in das Heilige Land wartet. Man mag hierin Motive des Romans Heinrich von Ofterdingen des romantischen Dichters Novalis wiedererkennen. Fraglich ist jedoch, ob in der Wegwarte etwa eine reale Entsprechung des Symbols der Romantik, der „blauen Blume“, gesehen werden kann, das diesem Roman des Novalis' entstammt.

In der Fruchtbringenden Gesellschaft wird Siegmund Wiprecht von Zerbst die Gemeine Wegwarte zugeordnet.

[Bearbeiten] Literatur

  • Marzell, Heinrich: Zauberpflanzen Hexentränke. Brauchtum und Aberglaube, Reihe Kosmos Bibliothek, Band 241, Stuttgart 1963.
  • Wolf-Dieter Storl & Paul Pfyl: Bekannte und vergessene Gemüse - Heilkunde, Ethnobotanik, Rezepte, 2002, ISBN 385502-8087

[Bearbeiten] Fotos


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