George Gordon Byron
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George Gordon Noel Byron, 6. Baron Byron of Rochdale (* 22. Januar 1788 in London; † 19. April 1824 in Messolongi, Griechenland), genannt Lord Byron, war ein englischer Dichter, Enkel von John Byron, einem Südseeforscher und britischen Admiral. Lord Byron war der Vater von Ada Lovelace.
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[Bearbeiten] Leben
Byron verlebte seine frühe Kindheit in Aberdeen, aufgezogen von seiner emotional instabilen Mutter, Catherine Gordon Byron, einer schottischen Adligen, die von seinem Vater nach kurzer Ehe verlassen worden war. Beeinflusst wurde er auch stark vom calvinistischen Glauben seines Kindermädchens, May Grey. Mit zehn Jahren erbte er unerwartet den Adelstitel und das dazugehörige, weitgehend heruntergewirtschaftete Anwesen Newstead Abbey. 1808 nahm Byron seinen damit verbundenen Sitz im House of Lords ein. 1809 unternahm er eine große Reise in den Mittelmeerraum: über Lissabon fuhr er nach Spanien und besuchte Malta, Albanien, Griechenland und die Küste Kleinasiens. Nach seiner Rückkehr wurde Byron 1812 durch die Publikation der ersten beiden Cantos von Childe Harold quasi über Nacht bekannt. Nachdem er sich in seiner englischen Heimat wiederholt der Kritik und den Anfeindungen der dortigen Gesellschaft ausgesetzt sah, besonders durch die skandalumwobene Trennung von Lady Byron (geborene Annabella Milbanke), verließ er England am 23. April 1816 auf Dauer und ließ sich unter anderem in Venedig nieder. 1817 verkaufte er den Familienstammsitz Newstead Abbey.
![Lord Byron auf dem Totenbett, Ölgemälde von Joseph-Denis Odevaere, ca. 1826](../../../upload/shared/thumb/d/d9/L_Byron.jpg/180px-L_Byron.jpg)
Aufgrund seiner politischen Aktivitäten, inspiriert durch die Liebesbeziehung zu der verheirateten Gräfin Teresa Giuccioli, die der italienischen Separatistenorganisation der Carbonari angehörte, geriet er in Konflikt mit den italienischen Fürstenhäusern und wurde zusammen mit Giuccioli nach Pisa verbannt, wo beide bis 1823 lebten. Dort entstand auch der Pisan Circle. Anfang 1823 nahm Byron als Philhellene das ihm angebotene Kommando über die freien griechischen Streitkräfte an, starb jedoch wenig später in Griechenland in Mesolongi an den Folgen einer Unterkühlung und den schwächenden Wirkungen des medizinischen Aderlasses. Wegen seines Engagements für die griechische Unabhängigkeitsbewegung ist er dort bis heute wohlbekannt und hoch angesehen.
Byrons Werke, die der englischen Spätromantik (sog. Schwarze Romantik oder Negative Romantik) zuzuordnen sind, sind geprägt von Ablehnung gegenüber althergebrachten Strukturen; seine Helden sind, vielleicht als Projektion oder Inszenierung seiner selbst, intelligent, mutig und leidenschaftlich, jedoch gleichermaßen rastlos, verletzlich und einsam, so dass ihnen letztlich Zufriedenheit und Glück versagt bleiben.
Neben einer künstlerisch inspirienden Freundschaft zu Shelley stand Byron unter anderem in Korrespondenz zu Goethe, dem er sein Werk Manfred als Antwort auf dessen Faust I widmete. Nach Byrons frühem Tod setzte Goethe diesem ein postumes Denkmal mit der Figur des Euphorion im Faust II. Byron übte auf den jungen Edgar Allan Poe großen Einfluss aus; Poe porträtierte ihn in seiner ersten Erzählung Die Verabredung.
Von Byron beeinflusst zeigte sich unter anderem der Maler William Turner.
Siehe auch: Byron Bay, Shelley
[Bearbeiten] Anekdoten
Von Byron stammt der Ausspruch: „Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt.“ Im März 1812 erschien „Ritter Harolds Pilgerfahrt“, mit dem sein literarischer und gesellschaftlicher Ruhm begann. Er wurde dem Prinzregenten vorgestellt und hatte Aussicht, Poeta laureatus zu werden. Die Aussicht auf diese Ehre versetzte ihn bei seiner freiheitlichen Denkart in Schrecken, und er äußerte zu Lord Holland: „Bedenken Sie! Das Geld, den Wein und - die Schande!“ Seine Gegner sahen darin eine Lästerung des Vaterlandes, das sie ihm von nun an zur Hölle machten, so dass er es für immer verließ.
Byron hatte ein lahmes Bein und litt darunter bei seiner Eitelkeit unsäglich. Die leiseste Anspielung konnte ihn in Zorn versetzen. Einst fragte ihn die Herzogin von Devonshire, die etwas schielte: „Wie geht's, Mylord?“. „Wie Sie sehen,“ zischte der empfindsame Dichter.
Aus: Büring, Wilhelm (Hrsg.): Das goldene Buch der Anekdoten. Kleine Charakterbilder aus dem Leben berühmter Männer und Frauen aller Zeiten. Leipzig: Hesse & Becker o.J.
[Bearbeiten] Werke
- 1806 Fugitive Pieces
- 1807 Poems on Various Occasions, Hours of Idleness
- 1809 English Bards and Scotch Reviewers
- 1812 Childe Harold, Cantos 1–2
- 1813 The Giaour; The Bride of Abydos
- 1814 The Corsair; Lara; Ode to Napoleon Buonaparte
- 1815 Hebrew Melodies
- 1816 The Siege of Corinth; Parisina; Childe Harold, Canto 3; The Prisoner of Chillon
- 1817 Manfred
- 1818 Beppo; Childe Harold, Canto 4
- 1819 Mazeppa, Don Juan, Cantos 1–2
- 1821 Marino Faliero, Don Juan, Cantos 3–5; Cain; The Two Foscari; Sardanapalus
- 1822 Vision of Judgement
- 1823 Don Juan, Cantos 6–14
- 1824 Don Juan, Cantos 15–16
[Bearbeiten] Literatur
- Kasimir Edschmid: Lord Byron, Kurt Desch 1955. (Roman)
- Benita Eisler: Byron - Der Held im Kostüm, Blessing, 1999. ISBN 3-896-67082-4
- André Maurois: Don Juan oder das Leben Lord Byrons : eine Biographie, Piper, 1990. ISBN 3-492-11210-2
- Tom Holland: Der Vampir, Econ, 1996. ISBN 3-612-27200-4 (keine Biographie, sondern ein Roman in dem reale Lebensdaten mit wilder Fiktion gemischt werden)
- Reinhard Kaiser: Der kalte Sommer des Dr. Polidori, Frankfurter Verlagsanstalt 1991. ISBN 3-6271-0200-2 (Roman)
- Tanja Kinkel: Wahnsinn, der das Herz zerfrisst, Goldmann 1990. ISBN 3-442-09729-0 (Mischung von Biographie und Fiktion)
- Tim Powers: Die kalte Braut, Heyne 1991. ISBN 3-453-05031-2 (mit dem Philip K. Dick Memorial Award ausgezeichneter Fantasy-Roman unter Verwendung realer Lebensdaten)
[Bearbeiten] Filme
- „Vom sündigen Poeten“, GB 1949
- „Gothic“, GB 1986
- „Roger Cormans Frankenstein“, USA 1990
- „Highlander - Es lebe der Bohème“ Folge 105 der Fernsehserie Highlander USA 1997
- „Haunted summer“ (Variante in deutscher Sprache: „Schwarzer Sommer“), USA 1988
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: George Gordon Byron – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Literatur von und über George Gordon Byron im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Leben und Werk Byrons (engl.)
- Poetische Werke (english)
Personendaten | |
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NAME | Byron, George Gordon Noel |
ALTERNATIVNAMEN | Lord Byron, 6. Baron Byron of Rochdale |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Dichter, Enkel von John Byron, einem Südseeforscher, Vater von Ada Lovelace |
GEBURTSDATUM | 22. Januar 1788 |
GEBURTSORT | London |
STERBEDATUM | 19. April 1824 |
STERBEORT | Messolongi, Griechenland |