Geozentrisches Weltbild
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Im geozentrischen Weltbild steht die kugelförmige Erde (griechisch γεοκεντρικό, geokentrikó, „erdzentriert“; von Γη, altgriechische Aussprache Gē, „Erde“) im Zentrum des Universums. Alle weiteren Himmelskörper (Mond, Sonne, Planeten) umkreisen die Erde in verschiedenen von innen nach außen konzentrisch angeordneten Sphären (durchsichtigen Hohlkugeln). Die äußerste Sphäre wird von den Fixsternen besetzt. Das geozentrische Weltbild darf nicht mit dem Konzept der flachen Erde verwechselt werden.
Das geozentrische Weltbild wurde im klassischen Altertum in Griechenland eingeführt und setzte sich gegenüber frühen Meinungen, nicht die Erde, sondern die Sonne stehe im Mittelpunkt des Kosmos (Heliozentrisches Weltbild), durch. Bis zum Ende des Mittelalters war es in Europa allgemein verbreitet; daneben wurde es auch im alten China gelehrt. Ob es bereits vor den Griechen in Mesopotamien gelehrt wurde, ist nicht sicher. Neben anderen altgriechischen Gelehrten wie Hipparchos von Nikaia oder Aristoteles war Ptolemäus der wichtigste und ein einflussreicher Verfechter des geozentrischen Weltbilds. Oft wird daher auch vom Ptolemäischen Weltbild gesprochen.
Das geozentrische Weltbild basiert auf der insbesondere in der Antike formulierten Ansicht, dass die Erde (und implizit die Menschen) im Zentrum des Universums sei, und dass alle Bewegungen auf Kreisbahnen abliefen (und somit perfekt seien). Die wichtigste Begründung für die Annahme des geozentrischen Weltbildes war die Beobachtung der Schwerkraft, die sich damit erklären ließ, dass alles Schwere seinem natürlichen Ort, dem Mittelpunkt der Welt, zustrebe. Von der Sonne und den Planeten nahm man dagegen an, sie bestünden aus einem überirdischen "fünften Element" (lateinisch Quintessenz), dessen natürliche Bewegung die Kreisbahn sei.
Eine Herausforderung an das geozentrische Weltbild war die plötzliche scheinbar rückwärtige Bewegung der äußeren Planeten (etwa Jupiter) gegen den Sternhintergrund. Dieses auch als "retrograde Bewegung" bezeichnete Phänomen wird hier innerhalb der so genannten Epizykeltheorie durch Epizykel[1] modelliert; danach bewegen sich die äußeren Planeten in einer Kreisbahn um einen (gedachten) Punkt, der wiederum die Erde umkreist. Ptolemäus konstruierte zur noch genaueren Planetenbahnvorhersage ein erweitertes System, in dem die Planetenbahnen auf Epizykel[1] in Epizykel verliefen; Berechnungen innerhalb dieses Modells waren sehr kompliziert. (Im heliozentrischen Weltbild sind Epizykel[1] überflüssig.)
Die christlichen Kirchen (nicht nur die römisch-katholische Kirche) übernahmen und verteidigten dieses Weltbild entschieden.
Erst durch die Arbeiten von Nikolaus Kopernikus (De Revolutionibus Orbium Coelestium, 1543), Tycho Brahe und Johannes Kepler erwies sich das geozentrische Weltbild als überholt und wurde durch das letztendlich einfachere und leichter (mathematisch) benutzbare heliozentrische Weltbild ersetzt, das sich mit Isaac Newtons Gravitationstheorie hervorragend erklären ließ. Die Unterscheidung zwischen irdischer und himmlischer Materie konnte somit fallengelassen werden.
Nach der Entdeckung des Aufbaus und der Rotation der Milchstraße konnte auch die Sonne nicht mehr als Mittelpunkt des Universums gelten. Der modernen Kosmologie und der Einsteinschen Relativitätstheorie zufolge lässt sich mit naturwissenschaftlichen Methoden ein absolutes Zentrum des Universums gar nicht ermitteln.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Christian Pinter: Harmonie der Sphären. Artikel in der Wiener Zeitung vom 9. April 2005 (zuletzt abgerufen am 15. August 2006).
[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen
- ↑ a b c Der Begriff Epyizykel (griech. epíkyklos, »Neben- oder Aufkreis«), beschreibt den kleine Kreis, auf dem sich die Planeten bewegen.