Gersweiler

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Gersweiler ist ein Stadtteil von Saarbrücken im Saarland.

Inhaltsverzeichnis

1 Geografie
- 1.1 Nachbarorte
- 1.2 Ortsteile
2 Geschichte
3 Sehenswert
4 Weblinks

[Bearbeiten] Geografie

Gersweiler liegt oberhalb der durch die Saar geschaffenen breiten Tal-Aue und weiten Terrassenflächen des Flusses. Der nördliche Talrand wird von einer langen Kette von Höhenvorsprüngen besäumt. Um Gersweiler ziehen sich die Höhen des St. Arnualer Stiftswaldes.

[Bearbeiten] Nachbarorte

Folgende Orte und Saarbrücker Stadtteile grenzen an Gersweiler, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt: Altenkessel, Burbach (beide jenseits der Saar), Alt-Saarbrücken (bis über den Fuß des Schanzenberges, denn Gersweiler beginnt erst kurz vor dem Gersweiler Bahnhof), Schoeneck (Département Moselle, Frankreich), Klarenthal und Völklingen-Fenne.

[Bearbeiten] Ortsteile

Gersweiler besteht heute aus den ehemaligen Ortsteilen Gersweiler, Ottenhausen, Neu-Aschbach und Stangenmühle. Bis 1962 gehörten zur Bürgermeisterei Gersweiler die heutigen Nachbarstadtteile Klarenthal und Krughütte.

[Bearbeiten] Geschichte

Auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils lassen sich vor- und römerzeitliche Siedlungs- und Straßenreste finden. Gesichert ist jedoch erst die erste urkundliche Erwähnung des im späten 16. Jahrhundert untergegangenen Ortsteils Aschbach. Grabungen an den Überresten der ehemaligen Kirche von Aschbach haben eine Entstehung dieser Kapelle im Frühmittelalter nachgewiesen; die gotische Tür und die zugehörigen Fenster sind offenbar nachträglich in das viel ältere Gebäude eingesetzt worden. Eine erste Erwähnung findet dieser Ort allerdings erst auf einer Urkunde aus dem Jahr 1252. Wenig später, 1312, werden auch schon die beiden anderen alten Ortsteile, Gersweiler und Ottenhausen erstmals urkundlich erwähnt. Alle Orte gehörten offenbar zum Stift Sankt Arnual, das die Kapelle in Aschbach mit einem Messner oder Vikar versorgte.

1569 wird das Stift St. Arnual aufgehoben und 1575 wird in der gesamten Grafschaft Saarbrücken die Reformation nach lutherischem Bekenntnis eingeführt. Also wurde auch spätestens ab diesem Zeitpunkt in Gersweiler evangelisch gepredigt.

Um die Jahrhundertwende zum 17. Jahrhundert beschweren sich die Bewohner von Gersweiler und Ottenhausen über den langen und beschwerlichen Fußweg zur Aschbacher Kirche - zu diesem Zeitpunkt war also der Ortsteil Aschbach schon nicht mehr besiedelt. 1617 wird deswegen auf einem Hügel zwischen den beiden verbliebenen Ortsteilen eine neue Kirche gebaut (1785 abgerissen, auf dem Gelände steht heute das alevitische Kulturzentrum; während die alte Kirche in einen gräflichen Wirtschaftshof umgewandelt wird. Während des Dreißigjährigen Krieges wird dann die Aschbachkirche wegen ihrer abgelegenen Lage als Pestlazarett benutzt.

Der Krieg trifft die ganze Grafschaft Saarbrücken und damit auch Gersweiler furchtbar: Am Ende des Krieges sind in Gersweiler nur noch drei Menschen am Leben. Die Witwe von Graf Gustav Adolf, Gräfin Eleonore Klare, lädt deshalb zur Besiedlung ihrer Gebiete Immigranten aus ganz Europa ein. So kommen im Laufe vieler Jahrzehnte neben französischen Hugenotten, vertriebenen protestantischen Österreichern auch katholische Niederländer ins Land, das sich nur langsam von der ungeheuren Verwüstung erholt. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts kann unter den Fürsten Wilhelm Heinrich und Ludwig wieder von einer Blüte des Landes berichtet werden.

1784 wird die alte evangelische Kirche von 1617 durch einen prachtvollen barocken Neubau aus der Werkstatt des Saarbrücker Generalbaudirektors Friedrich Joachim Stengel ersetzt; wahrscheinlich ist sie ein Werk des Stengel-Schülers Johann Jakob Lautemann. Da 1844 der Kirchengemeinde auch das ehemalige Stifts-Forsthaus (ebenfalls ein Stengel-Bau) als Pfarrrhaus überlassen wird, besitzt die evangelische Kirchengemeinde nun sogar zwei barocke Kleinode. Leider wurde die Kirche in den 1930er Jahren durch völlig unsachgemäße Umbauten (gegen den lautstarken, aber wirkungslosen Protest des damaligen Denkmalbeauftragten) ihrer damals komplett erhaltenen barocken Innenausstattung beraubt und außerdem in ihrer Konzeption grundlegend verändert. Sehenswert in der Kirche heute die Glasfenster des ungarischen Künstlers György Lehoczky.

Im 19. Jahrhundert partizipiert die Gemeinde am ungeheuren Wirtschaftsaufschwung, der im letzten Viertel des Jahrhunderts durch die Kohle- und Stahlindustrie ausgelöst wird. Die Einwohnerzahl steigt innerhalb von 25 Jahren um das Vierfache, zahlreiche neue repräsentative Bauten entstehen, darunter auch erstmals wieder eine katholische Kirche.

Von besonderer Bedeutung in wirtschaftshistorischer und kunsthandwerklicher Sicht ist die Gersweiler Steingutfabrik, die von 1846-1901 sowohl einfaches weißes Gebrauchsgeschirr (Speise- und Waschservices) als auch eine breite Palette an hochwertigen Tafelgeschirren mit bedruckten und handbemalten Motiven sowie eine Reihe von Schmuckgegenständen (Vasen, Schalen, Figuren) herstellte.

Die selbständige Gemeinde Gersweiler wurde 1974 im Zuge der allgemeinen saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform Stadtteil der Landeshauptstadt Saarbrücken.