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Gestüt Trakehnen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Trakehnen war ein Gestüt in Ostpreußen und dessen Hauptvorwerk, das nordwestlich an das Dorf Trakehnen angrenzte. Das Gestüt war Namensgeber der Pferderasse Trakehner.

Trakehnen war das Hauptgestüt des Königreichs Preußen und auch des Landes Preußen. Es war das berühmteste und bedeutendste Gestüt des Deutschen Reiches. Durch die Pferderasse der Trakehner wirkt seine züchterische Bedeutung bis heute fort.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte, Lage und Beschreibung

Trakehnen wurde 1731 von König Friedrich Wilhelm I. in Preußen als Königliches Privatgestüt, "Königliches Stutamt", gegründet. Die Gründungsurkunde datiert vom 11. Juli 1731. Es lag im Pissa-Gelände zwischen Stallupönen und Gumbinnen, nahe der Rominter Heide. Es entstand in sechsjähriger Arbeit von 600 Soldaten aus Memel. Durch Rodung und Trockenlegung wurde dem Flussgebiet der Pissa und der Rodupp das Gelände abgetrotzt.

Bei seiner Eröffnung im Mai 1732 wurde es mit 1.100 Pferden, davon 513 Mutterstuten belegt. Am Anfang umfasste das „Königlich Stutamt Trakehnen“ die Vorwerke Trakehnen, Jonasthal, Bajohrgallen, Gurdszen, Kalpakin, Guddin, Birkenwalde und Janszlauken mit einer Gesamtgröße von 10.000 Morgen.

1739 schenkte es der König seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich. Bei dessen Tod 1786 ging es dann in Staatsbesitz Preußens über und wurde Hauptgestüt. Ab da wurde es dann von Landstallmeistern geleitet.

Ende 1944 wurde das Hauptgestüt Trakehnen vor der herannahenden Roten Armee evakuiert (ab 17. Oktober 1944). Der letzte Original-Trakehner war der Beschäler Keith, der 1944 in Trakehnen geboren war, und im November 1976 in Gilten (Niedersachsen) kurz vor seinem 35. Geburtstag starb.

Das Hauptgestüt Trakehnen umfasste am Ende, das heißt in den 1930er und 1940er Jahren, etwa 6.033 ha, davon 3.845 ha Ackerland, 2.427 ha Wiesen und Weiden, 175 ha Wald, 73 ha Gartenland und 351 ha Anlagen und Wege. Es war gegliedert in 15 Vorwerke und das Hauptvorwerk Trakehnen.

Das Hauptvorwerk Trakehnen umfasste das Landstallmeisterhaus, Mittelteil mit Turm und Pferd als Wetterfahne (von 1790; im Volksmund „Schloss Trakehnen“), Wohnung des Landstallmeisters und seiner Familie; dem Hotel „Elch“, das Museum im 1. Stock des Hauptbeschälerstalls, Archiv, Krankenhaus, Post, Apotheke usw.

Der Bahnhof Trakehnen lag 6 km nordwestlich des Hauptvorwerkes an der Strecke der Ostbahn Königsberg nach Eydtkuhnen (Grenze zu Russland).

Auf einem Sockel vor dem Landstallmeisterhaus stand bis 1914 (beim Einfall der zaristischen Armee nach Moskau verschleppt; "Russeneinfall") die bronzene Statue Morgenstrahl (Bildhauer Reinhold Kuebarth), von da an ein Wolf (Statue aus dem Feldgestüt Ribarty), und ab 1932 dann wieder ein Pferd, der bronzene Tempelhüter (Bildhauer Reinhold Kuebarth).

Die Hauptbeschäler und die Hengstprüfstelle waren im Hauptvorwerk untergebracht, die Stutenherden und jungen Jahrgänge von Stuten und Hengsten waren auf die Vorwerke aufgeteilt. Die Hauptbeschäler waren in Paddocks (Stall) untergebracht, und jeder hatte seine eigene Weide direkt daran angrenzend.

Die Verwaltung aller Vorwerke wurde von acht Inspektoren geleitet, die dem Oberamtmann als Leiter der Landwirtschaft unterstellt waren. Die Leitung des Gesamtbetriebs unterlag dem Landstallmeister. Der Vertreter des Landstallmeisters war der sogenannte Erste Assistent. Für das Hauptgestüt waren zwei eigene Tierärzte zuständig.

Dem Hauptgestüt Trakehnen waren die Landgestüte in Rastenburg, Marienwerder, Braunsberg und Georgenburg zugestellt.

Das Hauptgestüt Trakehnen konnte unter fachkundiger Führung besichtigt werden, und man konnte hier auch seine Ferien verbringen. In Trakehnen wurden Pferdeauktionen, Jagden (u.a. „Trakehner Jagdknopf", ab 1906) und Rennen (u.a. „v.d. Goltz - Querfeldein, Großes Trakehner Jagdrennen") veranstaltet. Das ab 1911 abgehaltene über 6.200 m (festgelegt ab 1931) führende „v.d. Goltz - Querfeldein - Rennen" (benannt nach dem Preußischen Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz) war das wichtigste und schwerste Rennen im Hauptgestüt Trakehnen. Es war zu seiner Zeit eines der wichtigsten, europaweit das zweitschwerste Rennen und eines der drei schwersten Querfeldein-Rennen weltweit.

Ab 1912 nahmen Pferde aus Trakehnen an den Olympischen Spielen teil und gewannen viele Medaillen, z. B. bei den Olympiade 1936 in Berlin gewannen sie vier von sechs Goldmedaillen im Reiten.

Dem Hauptgestüt Trakehnen waren im Ostpreußischen Stutbuch zugestellt das Hauptgestüt Graditz, das Hauptgestüt Neustadt a.D., das Hauptregister, das "Vorregister I.", das "Vorregister II." und das Ostpreußische Stutbuch für schwere Arbeitspferde ("Ostpreußisch Stutbuchbrände").

Zu Ehren des weltberühmten und hochgeachteten Hauptgestüts Trakehnen und dessen edlen Pferden, den Trakehnern, komponierte der Lehrer Fritz Alshuth eigens den "Trakehner–Marsch".

Brandzeichen des Hauptgestüts Trakehnen (ab 1782) war eine breite, rechte siebenzackige Elchschaufel, auf dem rechten Hinterschenkel des Pferdes.

[Bearbeiten] Bedienstete des Hauptgestüt Trakehnen

-Betriebliche Gliederung (1930/40er Jahre)-

Planmäßige Beamte: 111

1 Landstallmeister

2 Gestütveterinärräte, 1 Gestütoberrentmeister,

1 Kulturbauinspektor, 1 Gestütobersekretär,

4 Oberstut- bzw. Obersattelmeister,

3 Stut- bzw. Sattelmeister, 11 Gestütoberwärter, 87 Gestütwärter

Angestellte: 37

1 Wirtschaftsdirigent, 8 Wirtschaftsinspektoren,

1 Magazinverwalter,

11 Kassen- und Büroangestellte, 3 Bürolehrlinge,

10 Handwerksmeister,

1 Forstaufseher, 2 Hofmeister

Lohnempfänger: 949

59 Reitburschen, 890 Kämmerer,

Dienstleute und anderes Wirtschaftspersonal

Gestütbedienstete insgesamt: 1097


Von 1731/32 an war das Hauptgestüt Trakehnen direkt dem König von Preußen unterstellt, die Oberaufsicht hatten persönliche Diener des Königs inne. Ab 1848 war es dann dem preußischen Ministerium für Landwirtschaft unterstellt.

[Bearbeiten] Die Vorwerke des Hauptgestütes Trakehnen

- Wirtschaftliche und örtliche Gliederung (1930/40er Jahre)-

Nach den einzelnen Fellfarben getrennt, standen die Pferdeherden (Mutterherden) auf die einzelnen Vorwerke verteilt, in zwei Vorwerken waren nur Landwirtschaft mit Rinderherden.

  • Hauptvorwerk Trakehnen, nordwestlich gleich im Anschluss an das Dorf Trakehnen gelegen. Im Hauptvorwerk war der Sitz der Landstallmeisterei. Das Dorf Trakehnen gehörte nicht zum Hauptgestüt Trakehnen.
  • Vorwerk Gurdszen
  • Vorwerk Kalpakin
  • Vorwerk Bajohrgallen
  • Vorwerk Jonasthal
  • Vorwerk Mattischkehmen
  • Vorwerk Danzkehmen. Hier war die Schleuse (1840), mit dem Fluss-Freibad, für den Pissa-Fluss. Hier hat der Wiesenbaumeister, der auch die Aufsicht für Schleuse hatte, seinen Sitz.
  • Vorwerk Neu-Budupönen
  • Vorwerk Jodszlauken
  • Vorwerk Taukenischken
  • Vorwerk Birkenwalde
  • Vorwerk Guddin
  • Vorwerk Burgsdorfshof

ab 1922 kamen zum Hauptgestüt noch

  • Vorwerk Alt-Budupönen
  • Vorwerk Alt-Kattenau
  • Vorwerk Neu-Kattenau. Die Entfernung vom Hauptvorwerk Trakehnen nach Neu-Kattenau betrug ca. 15 km.


[Bearbeiten] Berühmte Pferde des Hauptgestütes Trakehnen

Die Nachkommen bei den Trakehnern wurden und werden nach dem ersten Buchstaben des Namens der Mutter und nicht, wie sonst üblich, nach dem des Vaters benannt (z. B. Tempelhüter - Teichrose).


Hauptbeschäler

gebürtige Trakehner:

  • Tempelhüter
  • Pythagoras
  • Morgenstrahl
  • Flügel
  • Jagdheld
  • Thronhüter
  • Paßvon
  • Parsival
  • Pirat
  • Polarsturm
  • Thunderclap
  • Vorwärts

nach Trakehnen gekommen

  • Dampfroß
  • Perfectionist
  • Harun al Raschid
  • Nana Sahib
  • Optimus
  • Sahama
  • Fetysz

Beschäler

Mutterstuten

  • Teresina
  • Cartisane
  • Teichrose
  • Pechmarie
  • Kätzerin
  • Kronhüterin
  • Kassette

[Bearbeiten] Landstallmeister

(Leiter des Hauptgestüts Trakehnen)

  • 1786 bis 1789 Carl von Brauchitsch (* 1755,† 1839)
  • 1789 bis 1814 Friedrich Karl von Below (* 1750,† 1814)
  • 1814 bis 1843 Wilhelm von Burgsdorf (* 1775,† 1849)
  • 1843 bis 1844 von Mühlheim (* ?,† ?)
  • 1844 bis 1847 Max (* ?,† ?)
  • 1847 bis 1864 Friedrich Ernst August von Schwichow(* 1798,†1868)
  • 1864 bis 1888 von Dassel (* ?,† ?)
  • 1888 bis 1895 von Frankenberg (* ?,† ?)
  • 1895 bis 1912 Burchard von Oettinger (* 1850,† 1923)
  • 1912 bis 1922 Kurt Graf Sponeck (* 1873,† 1955)
  • 1922 bis 1931 Siegfried Graf Lehndorff (* 1869,† 1956)
  • 1931 bis 1944 Dr. Ernst Ehlert (* 1875,† 1957)

[Bearbeiten] Literatur und andere Medien

  • Trakehnen, Führer durch das Hauptgestüt Trakehnen. Dr. Grote, Stallupönen: Verlag H. Klutke1934 (Nachdruck durch den Trakehner Förderverein, Ritterhude und den Trakehner Verband, Neumünster)
  • Das Heiligtum der Pferde, Rudolf G. Binding,- Documenta Hippologica -, Georg Olms Verlag, Nachdruck der Ausgabe von 1956, Hildesheim, 1997
  • Ein Leben mit Pferden, Siegfried Graf Lehndorff ,- Documenta Hippologica -, Nachdruck der Ausgabe von 1956, Georg Olms Verlag, Hildesheim (Lebenserinnerungen des Landstallmeisters)
  • Menschen, Pferde weites Land, Hans Graf Lehndorff (Kindheits- und Jugenderinnerung u.a. vor allem in Trakehnen, Sohn des Landstallmeister Graf S. Lehndorff)
  • Patricia Clough: In langer Reihe über das Haff - Die Flucht der Trakehner aus Ostpreußen. München: Deutsche Verlags-Anstalt 2004
  • Das Paradies der Pferde, Wilhelm Prager, Ufa, 1936. (Film über das Hauptgestüt Trakehnen)

[Bearbeiten] Weblinks

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