Gläserner Mensch
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Die Bezeichnung Gläserner Mensch wurde zuerst für die in den 1920er Jahren vom Deutschen Hygiene-Museum entwickelten anatomischen Menschenmodelle aus durchsichtigem Kunststoff benutzt. Seit einigen Jahren wird sie vor allem als Metapher des Datenschutzes verwendet, die für die als negativ empfundene angeblich vollständige „Durchleuchtung“ der Menschen und ihres Verhaltens durch einen überwachenden Staat steht.
Die Verwender dieses Begriffes verweisen auf die zunehmende Überwachung der Menschen, neue technische Überwachungsmethoden sowie das steigende Interesse des Staates an Informationen über seine Bürger. Sie befürchten einen vollständigen Verlust der Privatsphäre und eine daraus resultierende Anpassung der Menschen an das vom Staat als normgerecht vorgegebene Verhalten.
Der Begriff wird in verschiedenen abgewandelten Formen verwendet: Am gebräuchlichsten ist die Bezeichnung Gläserner Bürger. Im Zusammenhang mit der staatlichen Kontenabfrage, die durch das Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit ermöglicht wurde, wird vom Gläsernen Steuerzahler oder Gläsernen Bankkunden gesprochen.
In einem dazu konträren Zusammenhang wird auch vom Gläsernen Abgeordneten gesprochen, durch den politische Vorgänge für die Wähler transparenter werden könnten. Hier geht es aber nicht darum dass der Bürger für den Staat, sondern dass der Staat für den Bürger transparent wird.
Mittlerweile wird das Bild vom Gläsernen Menschen auch auf die zunehmende „Durchleuchtung“ der Menschen durch nicht-staatliche Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen angewandt: Im Gesundheitswesen ist vom Gläsernen Patienten die Rede, Gewerkschaften befürchten den Gläsernen Mitarbeiter und Verbraucherschützer warnen vor dem Gläsernen Kunden. (Siehe auch: Verbraucherdatenschutz)
Eine weitere Bedeutung stammt aus dem Bereich der Bioethik, in der man unter dem Gläsernen Mensch die Analyse seiner DNA versteht, die Aufschluss über unerwartet viele körperliche Eigenschaften eines Menschen gibt.