Glockenfriedhof
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der „Glockenfriedhof“ wurde während der Zeit des Nationalsozialismus in Hamburg-Veddel eingerichtet.
Es handelte sich um ein großes Gelände in der Nähe des Hamburger Hafens, das zur Zwischenlagerung von Kirchenglocken aus dem gesamten Deutschen Reich diente.
Kirchenglocken waren wegen ihrer Bronze kriegswichtiges Material und wurden während des Ersten und Zweiten Weltkrieges im gesamten Reich eingezogen, um eingeschmolzen zu werden, um u. a. in der Rüstungsindustrie Verwendung zu finden.
Zwischen 1939 und 1945 wurden zahlreiche, z. T. auch berühmte Glocken eingeschmolzen und gingen damit für immer verloren. Insgesamt wurden etwa 90.000 Glocken nach Hamburg geschafft, von denen etwa 75.000 eingeschmolzen wurden. Nach Schätzungen sollen sich am Ende des Zweiten Weltkriegs zwischen 10.000 und 16.000 Glocken auf dem Glockenfriedhof befunden haben.
Nach aufwändigen, teilweise Jahre dauernden, Identifizierungsmaßnahmen wurden die meisten Glocken wieder an ihre Heimatgemeinden zurückgegeben.
Glocken aus Kirchen in den für Deutschland verlorenen Ostgebieten wurden Anfang der 50er Jahre an Kirchen in Westdeutschland verteilt. So befinden sich in westdeutschen Kirchen etwa 120 Glocken aus dem ehemaligen Ostpreußen.
[Bearbeiten] Gerettete Glocken
- Vollständiges Geläut des Braunschweiger Domes aus dem 16. Jahrhundert
- Vollständiges Geläut des Frankfurter Domes von 1877, eines der wertvollsten Geläute des 19. Jahrhunderts in Deutschland und zentraler Bestandteil des Frankfurter Stadtgeläutes
- Die zwei eingezogenen Glocken der Frankfurter Paulskirche
- Eine Glocke der Pfarrkirche St. Augustinus in Dettelbach von 1725
- Die St.-Johannes-Glocke der Wallfahrtskirche "Maria-von-der-Tann" in Rütschenhausen von 1520
- Eine Marienglocke aus Hallgarten/Rheingau, welche allerdings neu gegossen wurde.
[Bearbeiten] Zerstörte Glocken
- Eine Glocke der Gedächtniskirche der Protestation in Speyer
- Eine Glocke aus Hallgarten/Rheingau, welche neu gegossen wurde.