Gottfried von Straßburg
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Gottfried von Straßburg († um 1215) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter des Mittelalters, lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts, war Zeitgenosse von Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biografie
Ob er bürgerlichen Standes gewesen oder nicht, lässt sich nicht entscheiden. Durch gelehrte Bildung seine dichtenden Zeitgenossen fast alle überragend, verfasste er um 1210 den Versroman „Tristan“, eine Bearbeitung des „Tristan und Isolde“-Stoffes. Er starb vor der Vollendung zwischen 1210 und 1220.
[Bearbeiten] Quellen der Tristansage
Der Stoff seines Epos gehört dem bretonischen Sagenkreis an und war bereits im 12. Jahrhundert in weniger kunstvoller Weise von Eilhard von Oberge bearbeitet worden, wie denn die romanische oder irische Tristansage früh auch schon im Französischen und Englischen, dann im Spanischen, Dänischen, Norwegischen, Slawischen (Böhmischen) und selbst im Mittelgriechischen dichterische Bearbeitung erfuhr. Gottfried hat als Quelle für sein Epos ein Werk des Anglonormannen Thomas von Britannien benutzt, das uns aber nur in Bruchstücken erhalten ist, die an einem kleinen Stück einen unmittelbaren Vergleich ermöglichen. Einigermaßen ersetzt wird diese Quelle durch das Vorhandensein einer nordischen Prosaübersetzung: „Tristrams Saga ok Isondar“. Der Vergleich zeigt, dass die meisten Züge der Handlung schon der Vorlage angehören.
[Bearbeiten] Inhaltsangabe Tristan
Der Gang der Erzählung in Gottfrieds Tristan ist im wesentlichen folgender:
- Tristan, der Sohn Riwalons von Parmenien und Blanchefleurs, der Schwester Markes von Cornwall, wird nach dem frühen Tod seiner Eltern von dem treuen Marschall seines Vaters, Rual li Foitenant, erzogen und kommt nach mannigfachen Abenteuern zu seinem Onkel, König Marke von Cornwall.
- Nachdem Tristan seinem Onkel gegen Morold, einen Gesandten aus Irland, der Tributforderungen überbrachte, eingeholfen, Morold im Zweikampf besiegt und getötet hat, muss er nach Irland reisen, da er sich von Morolds vergiftetem Schwert eine tödliche Verwundung zugezogen hat. Nur die Königin Isold von Irland verfügt über die Kenntnisse und Fähigkeiten, diese Wunde zu heilen. Mit einer List verbirgt Tristan seine Identität, indem er sich als Spielmann Tantris ausgibt, da er Rache befürchten muss, und wird schließlich geheilt. Er wird auf die schöne Königstochter Isold Blondhaar aufmerksam, der er Unterricht erteilt.
- Nach Tristans Rückkunft in Cornwall sendet Marke ihn aus, um bei König Gurmun und Königin Isold von Irland für ihn um Isold Blondhaars Hand anzuhalten, deren Schönheit ihm von Tristan berichtet worden war. Tristan erlegt in Irland zunächst einen Drachen, auf dessen Tötung der König seine Tochter als Preis ausgesetzt hatte. Tristan wird als Spielmann Tantris wiedererkannt. Seine wahre Identität als Besieger Morolds wird aber offengelegt. Dennoch verständigen sich der König, seine Frau und seine Tochter darauf, Tristan am Leben zu lassen und ihm Isold für König Marke mitzugeben. Beide reisen zu Schiff ab. Brangaene, eine der Jungfrauen in Isoldes Gefolge, erhält von der Königin heimlich einen Minnetrank, den sie Isolde und ihrem Gemahl bei der Hochzeit zu trinken geben soll, damit beide mit unwandelbarer Treue aneinander gekettet würden.
- Es ereignet sich aber, dass Tristan und Isold durch ein Missgeschick auf der Überfahrt den Zaubertrank, ohne von der Wirkung desselben zu wissen, trinken; gleich werden ihre Herzen von unwiderstehlicher Liebe zu einander ergriffen. Isold wird Markes Gemahlin, den nun das in allen Künsten der Liebesklugheit meisterhaft gewandte Paar fort und fort betrügt.
- Nach einer langen Reihe solcher Abenteuer endlich von Marke entdeckt, zieht Tristan in die Normandie und knüpft hier mit einer anderen Isold („Isold Weißhand“), durch die Namensähnlichkeit verwirrt, eine neue Liebschaft an, ohne sich jedoch befriedigt zu fühlen und ohne die frühere Isold vergessen zu können.
- Mit der Schilderung dieses Zwiespalts in Tristans Seele bricht Gottfrieds Erzählung ab.
[Bearbeiten] Würdigung
Gottfrieds „Tristan“ wird zu den schönsten epischen Gedichten des deutschen Mittelalters gezählt. An Klarheit und Durchsichtigkeit der Darstellung, an zauberischem Reiz leichten Gedankenflusses, an plastischer Geschlossenheit und konsequenter Durchführung der Gestalten, an melodischem Wohllaut der Sprache und des Reims sucht Gottfrieds Dichtung in der ganzen höfischen Epik, sowie im Volksheldengesang der besten Zeit mittelhochdeutscher Poesie ihresgleichen.
Gottfried bildet in seiner weltmännischen Lebensanschauung den größten Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Wolfram von Eschenbach, mit dem er vermutlich eine literarische Polemik führte.
Wer eine so wunderbar genaue Kenntnis des menschlichen, zumal des weiblichen Herzens bekundet, wer den „sehnenden Zwang“ der Minne so unvergleichlich innig, so in zartester Milde wie in brennendster Glut zu schildern weiß wie Gottfried, dem kann man nicht ohne schwere Ungerechtigkeit die seelischen Eigenschaften, welche dem Dichter am wesentlichsten sind, absprechen.
In der Manessischen Liederhandschrift finden sich unter Gottfrieds Namen auch einige lyrische Gedichte.
An der Fortsetzung des „Tristan“ haben sich bald nach Abfassung des Gedichts zwei Poeten versucht: plump und trocken Ulrich von Türheim; mehr dem Stil Gottfrieds sich nähernd, gewandt und anmutig Heinrich von Freiberg, die beide aber eine andere Quelle als Gottfried benutzten.
[Bearbeiten] Weblinks
- Werke von Gottfried von Straßburg als Online-Texte im Projekt Gutenberg-DE (mit Einführung)
- Literatur von und über Gottfried im Gesamtkatalog GBV
- ub.fu-berlin.de Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- Gottfried von Straßburg im Codex Manesse
- Aufsatz von Walter Haug PDF
ein Minnelied Gottfrieds von Straßburg (Zuschreibung an Gottfried jedoch zweifelhaft):
- Diu zît ist wunneclich (MFKS 129 = KLD 16.[III]) [1]
Personendaten | |
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NAME | Gottfried von Straßburg |
KURZBESCHREIBUNG | mittelhochdeutscher Dichter |
GEBURTSDATUM | 1165 oder 1180 |
STERBEDATUM | ca. 1215 |